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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Logik

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Basiswissen


Logik ist die Lehre des richtigen Denkens: Wenn ein Stern als ein Himmelskörper definiert, der notwendigerweise selbst leuchtet, dann ist logisch korrekt gefolgert ein erloschener Stern kein Stern mehr. Die Logik kann nur ĂŒberprĂŒfen, ob bestimmte DenkschlĂŒsse korrekt sind. Die Logik kann keine empirischen Wahrheiten feststellen.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
If A=4 AND B>3 THEN Print "Korrekt": Computer setzen logische Anweisungen in Programmen um, hier ein Bild aus der Pionierzeit der Computer aus dem Jahr 1987. © Jan Peter Kasper ☛


Logik im Alltag


  • In der Alltagssprache meint das soviel wie: was jeder weiß.
  • Es ist damit Ausdruck einer gewissen Alltagsvernunft.
  • Was logisch ist und nicht unterliegt so dem Wandel der Einstellungen.
  • Beispiel: Ein schwerer Hammer fĂ€llt schneller zum Boden als eine Feder.
  • Es erscheint logisch, dass HĂ€mmer schneller fallen als Federn.
  • Diese Alltagslogik ist aber außerhalb des Alltags oft falsch:
  • TatsĂ€chlich fallen sie auf dem Mond gleich schnell.

Logik in der Philosophie


  • In der Philosophie meint Logik: korrektes schlussfolgern.
  • Man hat immer eine oder mehrere Aussagen am Anfang.
  • Die Logik sagt dann, welche korrekten SchlĂŒsse man daraus ziehen kann.
  • Beispiel A: Man hat zwei Aussagen mit denen man beginnt:
  • 1. Aussage: Alle Vögel können fliegen.
  • 2. Aussage: Ein Adler ist ein Vogel.
  • Schluss: Ein Adler kann fliegen.
  • Wichtig ist hier: es ist egal, ob die ersten Aussagen stimmen.
  • In der Logik kann man so tun als ob sie richtig wĂ€ren.
  • Es interessiert nur die Frage: was wĂ€re, wenn sie richtig sind?
  • Beispiel B: Man hat wieder zwei Aussagen:
  • 1. Aussage: Alle Vögel können fliegen.
  • 2. Aussage: Ein Pinguin ist ein Vogel.
  • Schluss: Ein Pinguin kann fliegen.
  • Logisch gesehen ist der Schluss korrekt.
  • TatsĂ€chlich aber können Pinguine nicht fliegen.
  • Man sagt: Der Schluss ist formal logisch korrekt aber inhaltlich falsch.
  • Mit solchen Dingen beschĂ€ftigt sich die Logik in der Philosophie.

Logik in der Mathematik


  • Die mathematische Logik ist aus der Logik der Philosophie entstanden.
  • Auch in der Mathematik geht es vor allem um die Regeln des Denkens.

Principia Mathematica


  • Ist die Mathematik völlig logisch?
  • Kann man sich die Mathematik aus wenigen Grundlogiken erdenken?
  • Diese Frage untersuchen um 1900 zwei berĂŒhmte Mathematiker.
  • Ihr Ergebis: Die Mathematik hat kein logisches Fundament.
  • Man muss in der Mathematik willkĂŒrliche Annahmen machen.
  • Diese Annahmen kann man nicht weiter logisch begrĂŒnden.

Logik in der Theologie


Als Thomismus bezeichnet man das theoretische GebĂ€ude des Katholizismus. Im Jahr 1879 veröffentlichte der Papst die Schrift "Aeterni patris". Darin wurde die Lehre des Thomas von Aquin als maßgebend bezeichnet. Bei WidersprĂŒchen von Glaube und Logik habe der Glaube den Vorrang. Mehr dazu unter Aeterni patris ↗

Die Logik als gesellschaftliches Leitmotiv?


Ist die perfekte Gesellschaft nach durch und durch logisch organisierten Regeln aufgebaut? Das was man am Mensch als Böse bezeichnet, etwa Boshaftigkeit, Neid, Missgunst, Raubgier, Borniertheit oder unvernĂŒnftige EmotionalitĂ€t wird oft im Gegensatz gesehen zur Logik, RationalitĂ€t, Vernunft: "lass uns die Sache einmal logisch und vernĂŒnftig betrachten" ist als Appell gleichsam auch der Anspruch, dass eine bestmögliche Lösung geben mĂŒsste, die letztendlich allen gerecht wird. Literatisch ausgearbeitete Utopien wie Thomas Morus' Utopia, Campanellas Sonnenstaat, Merciers Jahr 2044 oder H. G. Wells Modern Utopia zeichnen allesamt Staatswesen, in denen Logik und Vernunft die obersten Leitgedanken des Zusammenlebens sind. Doch liest man diese Werke, so macht sich - zumindest bei mir - ein GefĂŒhl kalter Seelenlosigkeit breit. Man spĂŒrt, dass in solchen "Staatsapparaten" alles gut geregelt ist. Aber wo der Wunsch nach Gerechtigkeit und Vernunft letztendlich nur eine Abfolge logischer Schlussfolgerungen ist, ist gleichzeitig kein Raum mehr fĂŒr Nachsicht, GĂŒte, Wagemut. Das Seelenleben gleicht einem vom GefĂŒhlsleben abgetrennten IQ-Apparat, einem Computer.

Gullivers Reisen


George Orwell hat das exemplarisch am Beispiel der Satire Gullivers Reisen (1726) von Jonathan Swift herausgearbeitet. Swift stellt den idealisiert vernĂŒnftigen und sanftmĂŒtigen Houyhnhnms die degeneriert bösartigen und habsĂŒchtigen humanoiden Yahoos gegenĂŒber. Doch Orwell sieht in den durchrationalisierten Houyhnhnms gleichzeitig eine KĂ€lte des GefĂŒls und Affekts, die er nicht missen möchte. Vor die Wahl gestellt wĂŒrde er die bösen Yahoos den kalt-rationalen Houyhnhnms vorziehen.[1]

Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus


ax Weber's „Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus“ [](1904/1905) ist eine weiteres Beispiel dafĂŒr, wie strenge Logik als Weg hin zu einer Entseelung gesehen wird.. Weber argumentiert, dass die Rationalisierung und BĂŒrokratisierung der modernen Gesellschaft, die aus der protestantischen Arbeitsmoral hervorging, zu einer „Entzauberung der Welt“ fĂŒhrte. Diese Rationalisierung, die auf strengen logischen Prinzipien und Effizienz basiert, kann laut Weber ein „stahlhartes GehĂ€use“[3] schaffen, das menschliche WĂ€rme und persönliche Beziehungen zugunsten von NĂŒtzlichkeit und Regelhaftigkeit verdrĂ€ngt. ZunĂ€chst noch im Bezug auf den Kapitalismus schrieb Weber: "Nur wie ‚ein dĂŒnner Mantel, den man jeder Zeit abwerfen könnte‘, sollte nach Baxters Ansicht die Sorge um die Ă€ußeren GĂŒter um die Schultern seiner Heiligen liegen. Aber aus dem Mantel ließ das VerhĂ€ngnis ein stahlhartes GehĂ€use werden." Siehe auch Kapitalismus ↗

Die Dialektik der AufklÀrung


Ein anderes bedeutendes Werk, das die Umkehr der Logik in eine Art Tyrannei beschreibt ist „Dialektik der AufklĂ€rung“ (1944) von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno.[5][6] Darin wird untersucht, wie die AufklĂ€rung und ihr Fokus auf Vernunft und Logik zu einer totalitĂ€ren RationalitĂ€t fĂŒhren können, die Freiheit und IndividualitĂ€t bedroht. Die Autoren zeigen, dass extreme RationalitĂ€t in einer durchregulierten Gesellschaft oft in Barbarei umschlagen kann. Horkheime und Adorno verfassten das Werk unter dem Eindruck des deutschen Terrorregimes zur Zeit des Nationalsozialismus, aber die Anklage bezieht sich auf die gesamte AufklĂ€rung als Epoche.

Fußnoten


  • [1] George Orwell: Politics vs. Literature: An Examination of Gulliver's Travels. In: Polemic No 5 in September 1946. Siehe auch George Orwell ↗
  • [2] Max Weber
  • [3] BrĂŒhlmeier, D. Das „stahlharte GehĂ€use“: Zwei Beobachtungen zu Max Webers berĂŒhmter Metapher. Berlin J Soziol 34, 129–144 (2024). Online: https://doi.org/10.1007/s11609-024-00518-3
  • [6] Max Horkheimer, Theodor W. Adorno: Dialektik der AufklĂ€rung. Philosophische Fragmente. In: Max Horkheimer: Gesammelte Schriften. Band 5. Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 6. Entstanden sind die Schriften im Jahr 1944.