Ursache
Definition
Basiswissen
Immer dann, wenn irgendwo ein elektrischer Strom fließt gibt es auch ein Magnetfeld[11]. Als Ursache bezeichnet man die Sache, wegen der etwas anderes geschieht[4]. Die Idee, dass es eine enge Verbindung zwischen Ursachen und Wirkungen gibt, ist dem menschlichen Denken tief eingeprägt[6]. Was das für die (Natur)wissenschaften bedeutet betrachtet der Artikel zum sogenannten Kausalitätsprinzip ↗
Fußnoten
- [1] Erwin Schrödinger: Was ist ein Naturgesetz? Beiträge zum naturwissenschaftlichen Weltbild. Scientia nova, 5. Auflage, Oldenbourg, München 1997, ISBN 978-3-486-56293-4. Dort wird die Idee einer Ursache ausführlich betrachtet ab Seite 9.
- [2] Causa als "Grund, Ursache". In: Duden-Lexikon in drei Bänden. Erster Band: A bis G. Dudenverlag. Mannheim. 1962. Seite 348.
- [3] 1801, Ursache als Entschluldigung: "Die Ursache, plur. die -n. 1. * Eine Entschuldigung, in welcher Bedeutung es in Lipsii Alemannischen Glossen schon Ursago lautet, im Schwed. Vrsake, wo auch das Zeitwort ursäkta, entschuldigen bedeutet. In ähnlicher Bedeutung ist daselbst ursaker, unschuldig. In beyden Bedeutungen stehet ur für aus, un und ent, eine Beraubung zu bezeichnen, so daß Ursache in dieser Bedeutung eine buchstäbliche Übersetzung von Excusacio zu seyn scheinet, und mit Ausrede gleich bedeutend ist." Man kann hier vielleicht als Beispiel ergänzen: wenn jemand den Vorwurf hört er sei unhöflich, so kann dieser sich mit einer Ursache zu entschuldigen versuchen, etwa dass er zuvor schlecht geschlafen habe. In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 966-967. Online: http://www.zeno.org/nid/20000494054
- [4] 1801, Ursache als Grund für Erkenntnis: "Dasjenige, warum etwas ist oder geschiehet. In dem weitesten Umfange dieses Begriffes ohne nähere Bestimmung des darin befindlichen Mannigfaltigen; wo es oft mit Grund als gleich bedeutend gebraucht wird, obgleich dieses eigentlich dasjenige bezeichnet, woraus wir erkennen, warum etwas ist oder geschiehet. Ursache wird hier auf mancherley Art verbunden, welche sich besser und kürzer an Beyspielen als durch Regeln zeigen lässet. Du hast keine Ursache zu weinen, dich zu beklagen. Viele Ursachen haben, jemanden nicht zu trauen. Ursache zu etwas haben, geben. Du hast hohe (sehr gegründete, triftige) Ursache, Gott zu bitten. Ich sehe keine Ursache zu diesem Verfahren. Du hast mir Ursache dazu gegeben." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 966-967. Online: http://www.zeno.org/nid/20000494054
- [5] 1801, Ursache als Wirkursache: "In einigen engern Fällen. (a) Dasjenige, wodurch etwas anders hervor gebracht wird, ein Ding, welches durch seine Wirkung etwas Mögliches wirklich macht, vollständiger, die wirkende Ursache, Causa efficiens; mit der zweyten Endung des Hauptwortes. Die Luft ist die Ursache des Wachsthums der Früchte, die Sonne der Wärme. Die Unmäßigkeit war die Ursache seines Todes." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 966-967. Online: http://www.zeno.org/nid/20000494054
- [6] 1864, Ursache nur ein Gesetz des Denkens?" Ursache, die nach den Gesetzen des Denkens nothwendig voraussetzende Bedingung, von welcher die Entstehung eines Dinges od. das Geschehen eines Ereignisses abhängt. Die Frage, ob der Satz: jede Veränderung hat eine Ursache, nur eine allgemein-subjective Bedeutung für unser Denken, od. eine objective Bedeutung für die Beziehung der Dinge untereinander hat, ebenso, wie im letzteren Falle die Wirksamkeit der Ursachen zu denken ist, gehört in das Gebiet der Metaphysik, während der gemeine Verstand keinen Anstoß an ihr nimmt, dabei aber häufig die regelmäßige u. beharrliche Aufeinanderfolge der Ereignisse mit ihrem ursachlichen Zusammenhang verwechselt (vgl. Causalität)." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 294. Siehe mehr zu philosophischen Deutungen von Ursache im Artikel zur Kausalität ↗
- [7] 1904: Ursache als Auslöser: "Ursache (aition, aitia, ratio, causa) ist allgemein alles, was wir als Grund (s. d.) eines (physischen oder psychischen) Geschehens denkend setzen, betrachten, anerkennen. Genauer bestimmt ist Ursache ein Geschehen, mit welchem notwendig, untrennbar, unabänderlicherweise ein bestimmtes anderes Geschehen (Wirkung) verknüpft, denkend zu verknüpfen ist, jenes Geschehen, welches als der eigentliche »Auslöser«, »Erzeuger« eines andern (auf Grund methodischer Erfahrung: Beobachtung, Experiment, Induction, Ausschlußverfahren) anzusehen ist, zu welchem wir das zweite Geschehen in die Beziehung realer »Abhängigkeit« (s. d.) setzen müssen, also jenes Geschehen, an welches das Auftreten eines zweiten »gebunden« erscheint, ohne welches dieses Auftreten unterbleibt." Der Artikel geht dann noch ausführlich auf verschiedene Deutungen und philosophische Positionen ein. In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 580-590. Online: http://www.zeno.org/nid/2000180796X
- [8] 1909, Begriff der Ursache sehr zweifelhaft: "Ursache heißt etwas, insofern dadurch das Dasein oder die Entstehung von etwas anderm, der Wirkung, bestimmt gedacht wird. Der Begriff der U., einer der wichtigsten Grundbegriffe (Kategorien) des Denkens, hat im Zusammenhange mit der fortschreitenden Entwickelung der Philosophie und der Realwissenschaften mannigfache Umbildungen erfahren. Ursprünglich ging er wohl hervor aus der anthropomorphistischen Übertragung der Vorstellung des Tätigseins, die unsre eignen willkürlichen Handlungen begleitet, auf die Dinge außer uns. Dieser substanzielle Begriff der U., nach dem U. immer ein (wirkendes) Ding ist, beherrscht jetzt noch den gewöhnlichen Sprachgebrauch und bildet die Grundlage für den Begriff der Kraft als der Fähigkeit eines Dinges, unter bestimmten Umständen durch sein Wirken bestimmte Veränderungen zu veranlassen. Da jedoch im gegebenen Fall zum Zustandekommen einer Wirkung das bloße Vorhandensein eines wirkungsfähigen Agens nicht ausreicht, sondern erforderlich ist, daß es aus dem Zustande der Ruhe in den der Tätigkeit übergehe, also selbst eine Veränderung erfahre, so hat sich allmählich unter dem Einfluß des philosophischen Phänomenalismus (Hume, Kant, Schopenhauer, Mill) und der naturwissenschaftlichen Empirie die Gewohnheit herausgebildet, diese dem Eintritt der Wirkung vorhergehenden Veränderungen als das Wesentliche zu betrachten und mit dem Worte U. zu bezeichnen (aktueller Begriff der U.). Das Wesen des Zusammenhanges zwischen U. und Wirkung, des Kausalnexus den auf dem erstern Standpunkte der Begriff der Tätigkeit, des wirksamen Einflusses verständlich machen soll, wird auf dem zweiten mit Absicht unbestimmt gelassen, da nach den scharfsinnigen Erörterungen Humes und Kants die Möglichkeit desselben durch den bloßen Verstand überhaupt nicht eingesehen werden kann, wir vielmehr lediglich auf die Erfahrung angewiesen sind, die uns zeigt, daß die Erscheinungen von Ursachen abhängen, nicht aber, wie dies geschieht. Neuere Denker (Mach, Avenarius, Ostwald) haben deshalb den Begriffen der Ursache und des Wirkens geradezu jeden Wert abgesprochen und die Aufgabe der Wissenschaft auf die Beschreibung der Vorgänge zurückgeführt. In der Tat erkennen wir die U. einer Erscheinung nur daran, daß sie der Wirkung mit einer gewissen Regelmäßigkeit vorangeht, bez. daß die letztere in regelmäßiger Weise auf sie folgt, wobei freilich noch zu untersuchen ist, ob die aufeinanderfolgenden Erscheinungen nicht (wie z. B. Tag und Nacht) Wirkungen einer dritten U. (der Umdrehung der Erde) sind. U. und Wirkung verhalten sich also wie Bedingung (s. d.) und Bedingtes, und demgemäß wird verfahren, um auf dem Wege der Induktion (s. d.) unter der Gesamtheit der jeweilig in Betracht kommenden Umstände die U. einer bestimmten Erscheinung zu ermitteln. Man pflegt aber oft noch zwischen der U. und den Bedingungen im engern Sinne zu unterscheiden, indem man z. B. die Infektion mit einem Krankheitsstoff als U., die seiner Entwickelung günstige Beschaffenheit des Körpers als Bedingung der Erkrankung bezeichnet. Sind (z. B. bei einer Explosion) die im voraus gegebenen Umstände (der Zündstoff) die Hauptsache, so heißt die hinzukommende U. (der zündende Funke) die Veranlassung." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 966. Online: http://www.zeno.org/nid/20007631073
- [9] 1907, Ursache formal definiert, aber doch unbegreiflich: "Ursache (causa) heißt diejenige Sache, deren Dasein das Dasein einer anderen, oder derjenige Vorgang, dessen Eintritt den Eintritt eines anderen, der Wirkung, notwendig macht (causa essendi seu fiendi). Beide, Ursache und Wirkung, stehen miteinander in fester Verbindung (Kausalnexus); die Wirkung steht zur Ursache im Verhältnis der Abhängigkeit, die Ursache zur Wirkung im Verhältnis der Herrschaft. Wir schließen, daß B die Ursache für die Veränderung an A sei, sobald wir bemerken, daß aus abc (=A) abd geworden ist, nachdem B zu A hinzugetreten war, und dies in jedem Falle. Der Grund für diese Veränderung, schließen wir, kann nicht in A enthalten sein; denn von selbst wird abc nie zu abd, sondern nur durch B. Nicht daß die eine Wahrnehmung der andern folgt, macht diese zur Ursache jener, sondern, daß, wenn B mit A zusammenkommt, an A das c dem d weicht, macht B zur Ursache des d. So betrachten wir auch nicht die Nacht als Ursache des Tages, sondern die Stellung der Sonne zur Erde. B wird zur Ursache vielmehr erst, sobald es zu A so hinzukommt, daß wir ihm eine Kraft zuschreiben, welche von ihm ausgelöst wird und das d hervorruft. Aber dieses Eingeschlossensein des d, das doch gar nicht an B, sondern an A zur Erscheinung kommt, hat etwas Unbegreifliches." Der Artikel geht mit anschaulichen Beispielen noch ausführlich auf verschiedene Positionen ein. In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 667-670. Online: http://www.zeno.org/nid/20003592863
- [10] 1923, Ursache nur Denkgewohnheit: "Ursache – Es wäre der Gegenstand eines ganzen Buches, und keines kleinen, die Wortgeschichte und die Begriffsgeschichte des Ursachgedankens zu geben, anzufangen von der primitiven Vorstellung, welche schon beim Urmenschen und wahrscheinlich auch beim Tiere die Idee einer Verknüpfung von Ursache und Wirkung entstehen ließ, und die Entwicklung dieses Gedankens fortzuführen bis zu der Zeit, da Hume die Vorstellung einer Ursache skeptisch auf die Gewohnheit der Menschen zurückführte, eine regelmäßige Folge in der Zeit für eine ursächliche Folge zu halten." Der Artikel geht dann kritisch und scharfsinnig weiter auf verschiedene Vorstellungen des Begriffs der Ursache ein. In: Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 2 1923, Band 3, S. 333-338. Online: http://www.zeno.org/nid/20006181724
- [11] Dass ein Strom sich immer mit einem Magnetfeld umgibt bezeichnet man in der Physik als Oerstedsches Gesetz ↗