Kapitalismus
Definition
Kapitalismus
Als Kapitialismus bezeichnet man ein theoretisches Gedankengebäude sowie eine geschichtliche Epoche. Die nicht einheitlichen Definitionen von Kapitalismus haben als gemeinsamen Kern den privaten oder unternehmerischen Besitz der Produktionsmittel. Das ist hier kurz vorgestellt.
===== Privater Besitz von Produktsmittel als notwendiges Kriterium
Bergwerke zur Gewinnung von Eisen oder Kohle, Schienenanlagen und Züge, Landwirtschaftsflächen und Schiffe: das alles sind Produktionsmittel. Diese Produktionsmittel könnten einerseits der Gemeinschaft, etwa einem Dorf (Allemende) oder dem Staat gehören. Oder aber die Produktionsmittel gehören privaten Personen oder Gruppen von privaten Personen, den Kapitalisten. Wo die wesentlichen Produktionsmittel Privatleuten gehören kann man von einem Kapitalismus sprechen.
Kapitalismus und Marktwirtschaft
In dem meisten Auffassungen von Kapitalismus wird als notwendige Eigenschaft auch eine Martkwirtschaft genannt. Von einer Marktwirtschaft, im Gegensatz etwa zu einer Planwirtschaft, spricht man, wenn die Anbieter und die potentiellen Käufer Preis, Menge und Zeitpunkt eines Kaufes von Gütern oder Dienstleistungen frei verhandeln können. Kapitalismus und Martkwirtschaft werden oft als zwangsläufig zusammenhängend gedacht, sind es aber nicht. So gab es etwa im Zweiten Weltkrieg insbesondere in Deutschland und England das Phänomen, dass den Kapitalisten von großen Unternehmen vom Staat her sehr enge Vorgaben gemacht wurden, welche Güter sie zu welchen Preise produzieren sollten (z. B. Waffen). Damit waren marktwirtschaftliche Prinzipien außer Kraft gesetzt, die Privateigentümer blieben aber weiterhin im Besitz ihrer Produktionsmittel. Umgekehrt ist es auch denkbar, dass der Staat die wichtigsten Produktionsmittel eines Landes besitzt (Staatsbetriebe), diese Betriebe aber in einem freien Markt gegen andere (Staats)Betriebe konkurrieren müssen. Troztdem also Kapitalismus und Marktwirtschaft nicht zwingend gemeinsam auftreten müssen, wird als Kapitalismus meist die Verbindung dieser zwei Phänomene bezeichnet. Siehe auch Marktwirtschaft ↗
Fußnoten
- [1] Adam Smith: An Inquiry into the Nature and Causes of the Wealth of Nations. Deutsch: Der Wohlstand der Nationen. 1776. Siehe auch Adam Smith ↗
- [2] Wilhelm von Humboldt: Ideen zu einem Versuch, die Grenzen der Wirksamkeit des Staats zu bestimmen. Geschrieben 1792, publiziert postum 1851.
- [3] Karl Marx: Das Kapital. 1867.
- [4] Werner Sombart: Der moderne Kapitalismus. 1902.
- [5] Max Weber: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus. 1904.
- [6] Howard Bloom: The Genius of the Beast: A Radical Re-vision of Capitalism. Prometheus Books. 2010. ISBN 978-1-59102-754-6. Siehe auch Howard Bloom ↗
- [7] Joseph Schumpeter: Capitalism, Socialism, and Democracy. 1942. (deutsch: Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie. übersetzt von Susanne Preiswerk. Bern 1946; 3. Auflage. 1972. ISBN 3-7720-0917-4. Siehe auch Joseph Schumpeter ↗
- [8] Der Psychologie Stefan Ruf hält es für einen "Irrtum von Marx", dass die "Arbeiterbewegung" Interesse an einer Abschaffung des Kapitalismus habe. Über 200 Jahre hingeg, von etwa 1800 bis 2000, kam es immer wieder zu "Krisen", "Streiks" und "Aufständen". Aber immer sei es der Arbeiterbewegung nur um eine "fairere Teilhabe" gegangen, nie um einen "Umsturz der kapitalistischen industriellen Produktionsweise". So seien auch im 21ten Jahrhundert die "Arbeiterschaft" und die "Gewerkschaften" weder "antiindustriell" noch "antikapitalistisch" sondern oft "knallhart von den Interessen des Konzern geleitet", etwa der der "Autoindustrie". In: Stefan Ruf: Klimapsychologie. Atmosphärisches Bewusstsein als Weg aus der Krise. Info3 Verlag. 2019. ISBN: 978-3-95779-109-2. Dort das Kapitel "Das Arrangement der Proletarier und der Irrtum von Marx" ab Seite 109. Die hier zitierten Begriffe stehen auf Seite 111.