Kumulative Kausalität
Jura
© 2016
- 2025
Basiswissen
Zwei Bauern blockieren aus Protest gegen eine drohende Kürzung von Subventionen unabhängig voneinander je ein Straße. Da dies die beiden einzigen Zufahrtsstraßen zu einem Krankenhaus in der betreffenden Stadt sind, kann ein Notartztwagen mit einer Herfzinfarktpatienten das Krankenhaus nicht rechtzeitig erreichen. Jeder Bauer für sich alleine hätte mit seiner Blockade den Tod der Patientin nicht verursacht[3]. Aber die gemeinsame, aufaddierte, das heißt kumulative Wirkung beider Blockaden versursachte den Tod der Patienten[1].
Kumulativ
Zwei Personen A und B haben unabhängig von einander den Plan gefasst, eine Person C mit eine Schlafmittel zu betäuben, um C dann auszurauben. A und B geben jeweils ohne voneinander zu wissen eine entsprechende Menge eines Betäubungsmittels in den Kaffe von C. Die Gesamtmenge aber wirkt tödlich und C stirbt.[2]
DEFINITION:
"Kumulativ kausal sind zwei (oder mehr) unabhängig erbrachte Handlungen, wenn erst durch ihr Zusammenwirken der Erfolg herbeigeführt wird."[2]
"Kumulativ kausal sind zwei (oder mehr) unabhängig erbrachte Handlungen, wenn erst durch ihr Zusammenwirken der Erfolg herbeigeführt wird."[2]
In diesem Beispiel tritt der Erfolg, also der Tod von C, erst dann ein, wenn die zwei Handlungen von A und B gemeinsam stattfanden. Keiner der Täter A und B hätte den Tod von C alleine bewirkt. Die Ursachen müssen gemeinsam, das heißt kumulativ wirken.
Alternativ
A und B planen nun unabhängig voneinander, C zu töten. Jeder von den beiden verabreicht C eine tödliche Dosis Gift, worauf C auch erfolgreich stirbt.
DEFINITION:
"Von alternativer Kausalität spricht man, wenn zwei (oder mehr) Bedingungen völlig unabhängig voneinander den Erfolg herbeiführen"[2]
"Von alternativer Kausalität spricht man, wenn zwei (oder mehr) Bedingungen völlig unabhängig voneinander den Erfolg herbeiführen"[2]
Bei der alternativen Kausalität genügt es also, wenn eine Ursache für sich alleine den Erfolg bewirkt. Man kann wahlweise, das heißt alternativ, die eine oder die andere Ursache für sich alleine betrachten und beide reichen für den Erfolg aus.
Abgrenzung zur Multikausalität
In der Naturwissenschaften spricht man von einer sogenannten Multikausalität. Der Begriff steht für die Idee, dass ein Phänomen mehrere Ursachen haben kann. Dabei lässt der Begriff aber offen, ob die mehreren Ursachen erst gemeinsam das Phänomen ergeben oder jede Ursache für sich alleine. Multikausalität ist damit begrifflich offener oder weiter gefasst als kumulative Kausalität. Siehe mehr unter Multikausalität ↗
Fußnoten
- [1] "Kumulative Kausalität liegt vor, wenn zwei Handlungen zwar unabhängig voneinander gesetzt werden, aber nur gemeinsam zum Erfolg führen." In: Lecturio Jura Magazin. Kausalität: Der Artikel "Definition, Äquivalenztheorie und Problemfälle" Abgerufen am 5. März 2024. Online: https://www.lecturio.de/mkt/jura-magazin/kausalitat-definition-aquivalenztheorie-und-problemfalle
- [2] Satzger, Helmut. "Kausalität und Gremienentscheidungen" JURA – Juristische Ausbildung, vol. 36, no. 2, 2014, pp. 186-195. https://doi.org/10.1515/jura-2014-0028
- [3] Hätte jede Blockade für sich alleine den Tod schon verursachen können, so wären die zwei Ursachen alternativ zueinander gewesen. Siehe dazu unter Alternative Kausalität ↗