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Kategorie (Philosophie)

Physikalisch

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Definition


Eine Kategorie ist eine Klasse von Denk- oder Seinsgegenständen.

In der Semantik


In der Semantik bilden alle jene Ausdrücke (z. B. Worte, Sätze) eine Kategorie, die man untereinander so austauschen kann, dass in anderen Ausdrücken, in denen sie als Bestandteile vorkommen, immer wieder nur neu sinnvolle Ausdrücke entstehen.[4]

Nehmen wir als Beispiel den Satz: "Die Tiere liefen mit letzter Kraft und nur getrieben von ihrem Willen zu überleben auf die Wasserstelle zu." Nehmen wir das Wort "Tiere". Durch welche andere Worte könnte man es sinnvoll ersetzen?

Statt Tiere könnte man in dem Satz auch einbauen: Krokodile, Wesen, Geschöpfe, Kreaturen, Wanderer, Schützlinge, Insassen, Überlebenden, Menschen, Einwohner, Gejagten, Täter, Opfer, Versicherungsbeamten und viele weitere mehr. Immer entstünde ein an sich sinnvoller Satz.

Andere Worte ergäben aber eingesetzt in den Satz keinen Sinn mehr: Algen (können nicht laufen), Roboter (haben eher keinen Willen), Gedanken (laufen nicht) und derart mehr.

Die untereinander problemlos austauschbaren Worte bilden dabei die Kategorien. Die Kategorien umfassen damit im Umkehrschluss Begriff oder Ausdrücke, die in ähnlichen Zusammenhängen oder Sinngefügen sinnvoll enthalten sein können.

Kategorien nach Aristoteles


Die Kategorien des Aristoteles sollten die Dinge nach allgemeinsten "Einteilungsprinzipien", den Kateogieren klassifiziert werden können. Aristoteles nannte 10 solche Kategorien[2]:


Aristoteles teilte die Welt des Seins also nach 10 Kategorien ein. Aristoteles sah aber noch eine Übereinstimmung dieser Kategorien im Sein und im Denken. Das sollte später durch Kant geändert werden.

Kategorien nach Johann Heinrich Lambert


Aus zwei oder mehr Begriffen zusammengesetzte neue Begriffe können in sich ungewollt oder geduldet Widersprüche enthalten.

ZITAT:

"Da sich die Möglichkeit der Widersprüche mit der Anzahl von Bestimmungen vermehrt, die in einem Begriffe beisammen sind, so ist unstreitig, daß sie desto geringer wird, je weniger ein Begriff zusammengesetzt ist, und daß sie bey ganz einfachen Begriffen vollends aufhöre. Wir haben bereits schon angemerkt, daß zum Widersprechen wenigstens zwey Merkmale oder Bestimmungen erfordert werden, und folglich in einem ganz einfachen Begriffe kein Widerspruch seyn könne, weil er einfach ist."

Johann Heinrich Lambert, aus dem Elsass, sprach in seinem Organon aus dem Jahr 1764 von "den einfachen oder für sich gedenkbaren
Begriffen".

1. Die Ausdehnung
2. Die Solidität
3. Die Bewegung
4. Die Existenz
5. Die Dauer und Succession
6. Die Einheit
7. Das Bewußtseyn
8. Die Kraft zu bewegen
9. Das Wollen

Lambert bezeichnet diese Grundbegriffe nicht als Kategorien (oder categorien), aber ihre Charakter ist doch der von ganz generellen Prinzipien, nach denen andere Dinge klassifiziert werden können.

Kategorien nach Immanuel Kant


Der Philosoph Immanuel Kant definierte insgesamt 12 Kategorien, die er in vier Gruppen einteilte: zur Quantität: 1) Einheit, Vielheit, Allheit; 2) zur Qualität: Realität, Negation, Limitation; 3) zur Relation: Substanz, Ursache, Gemeinschaft; 4) zur Modalität: Möglichkeit, Dasein, Notwendigkeit. Kant zufolge sind diese Kategorien keine Bestimmungen von realen Dingen also der Wirklichkeit. Die Kategorien als Denkgewohnheit werden also auch nicht aus der Erfahrung der Wirklichkeit abgeleitet sondern sie sind Kant zufolge unmittelbar unser Denken formende Grundprinzipien. Sie sind a priori gegeben, das heißt vorab. Mit dieser Sicht verließ Kant die jahrtausendealte Tradition, dass unser Denken zuverlässig auch Wirklichkeit erfasst oder abbildet.

Kausalität als Denk-Kategorie


Kants Vorstellung einer a priori Prägung unsere Denkens durch die Kategorien soll hier kurz am Beispiel des Konzepts der Wirkursache diskutiert werden. Eine Ursache und die von ihr ausgelöste Wirkung, fasst man oft zusammen zum Prinzip der Kausalität. Nach Kant ist das nun eine zwingende Grundlage unseres Denken, aber nicht zwingend auch eine Grundlage der Realität. Es ist für die meisten Menschen schwer bis unmöglich vorstellbar, dass Dinge ganz ohne Grund passieren. Wenn man ein zubereitetes Glas Tee sieht, muss jemand den Tee gemacht haben. Und wenn ein Atom zerfällt, muss etwas diesen Zerfall angestoßen haben. Kant zufolge sucht unser Denken zwanghaft nach einer Ursache. Bemerkenswerterweise löst sich gerade die moderne Physik von dieser Idee. Zu welchem Zeitpunkt genau ein radioaktives Atom zerfällt oder für welchen von mehren möglichen Zuständen sich ein Quantenobjekt entscheidet ist möglicherweise nicht durch Ursachen ausgelöst (keine verborgenen Variablen) sondern geschieht objektiv zufällig. Siehe dazu auch Kausalitätsprinzip ↗

Subjekt-Objekt-Spaltung als Denk-Kategorie


Der Philosoph und Psychiater Karl Jaspers (1883 bis 1969) bemerkte, dass das menschliche Intellekt nicht anders könne, als die Welt als sich etwas Gegenübergestelltes, etwas Andersartiges wahrzunehmen.[3] Selbst, so Japsers, wenn man sich selbst betrachte, so spalte man sich im Denken in ein wahrnehmendes Ich und ein wahrgenommenes, dann äußers Objekt auf. Dies so, Jaspers sei so stark im Denken eingeprägt, dass das Rätselhafte daran kaum wahrgenommen wird. Siehe dazu auch den Artikel Subjekt-Objekt-Spaltung ↗

Fußnoten


  • [1] Aristoteles: Kategorienschrift, 1a-15b
  • [2] Kategorien. In: Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Seite 278.
  • [3] Die Trennung der Welt in eine erlebendes Intellekt und ein erlebtes Äußeres ist ist als Erkenntnis tief in der Philosophie verwurzelt. Nur beispielhaft seien hier genannt Descartes' Unterscheidung einer res cogitans (denkende Substanz) von einer res extensa (ausgedehnte Substanz), Kants Idee von einem 'Ding an sich', das niemals genau erkannt werden könne die Idee des Physikers Ernst Mach, dass sich das Denken eine Außenwelt vorstelle, die es vielleicht gar nicht gibt. Siehe mehr dazu unter Subjekt-Objekt-Spaltung ↗
  • [4] Kategorien im Sinne der Semantik, der Bedeutungslehre, sind "alle diejenigen Ausdrücke einer Sprache die füreinander in einem sinnvollen Ausdruck einer Sprache eingesetzt werden können, sodaß wieder ein sinnvoller Ausdruck dieser Sprache entsteht." In: Metzler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Dort der Artikel "Kategorie, semantische". Seite 278.