Dyskalkulie Lehrertipps
44 Tipps für die Praxis
Basiswissen
Das Wichtigste: geben Sie Kindern mit einer Dyskalkulie keine sichtbare Sonderrolle. Stattdessen: nehmen Sie Fleiß und jeden Fortschritt bewusst wahr. Vermeiden sie auch schnell wechselnde Lernhilfen. Stattdessen: geben Sie den Kindern viel Zeit zum Lernen einer festen Methode. Hier stehen zunächst rund 20 Warnsignale die auf eine Dyskalkulie hinweisen können. Dann folgen einige Praxis-Tipps, die man vielleicht auch im Unterricht umsetzen kann.
Einleitung
In einer Schulklasse von 30 Kindern sind statistisch etwa 1 bis 3 Kindern mit einer Dyskalkulie. Mit gezielter Hilfe werden die Symptome nach spätestens zwei Jahren nicht mehr erkennbar sein. Sie wachsen sich aber niemals von alleine aus. Hier stehen Tipps für Lehrer, die sich auch ohne großen Aufwand im Unterricht umsetzen lassen.
Erfahrung seit 2005
Grundlage dieses Artikels hier sind 5 Jahre Lehrerfahrung an einer Privatschule mit hohem Anteil an diagnostizierten Kindern sowie - seit 2010 - der Unterricht in der Mathe-AC Lernwerkstatt in Aachen. Zuerst beschreiben wir, woran man als Lehrer eine Dyskalkulie bei Kindern im Schulunterricht erkennen kann. Dann folgen einige praktische Vorschläge für den täglichen Unterricht, die sich in kleinen Schritten auch ohne großen Aufwand umsetzen lassen.
1. Was ist Dyskalkulie?
- Nicht erklärbare Schwierigkeiten mit den Grundschul-Rechenarten.
- In anderen Fächern bestehen wenige oder keine Auffälligkeiten.
- Aber: eine Dyskalkulie geht oft mit einer Legasthenie einher.
- Mehr zur Definition steht unter Dyskalkulie ↗
2. Was ist Dyskalkulie nicht?
- Mangelhaftes Kopfrechnen an sich.
- Verstärkt beobachten wir, dass 700:4 für viele Schüler unlösbar ist.
- Das betrifft auch Oberstufenschüler mit Mathe-LK und guten Noten.
- Der Grund ist ganz schlicht die Nutzung des Taschenrechners.
- Erklärt man die Rechenweise, verstehen die Schüler die Rechnung oft sofort.
- Solchen Kindern und Jugendlichen haben keine Dyskalkulie.
- Wir sprechen stattdessen von einer Pseudodyskalkulie ↗
3. Wie erkennt man eine Dyskalkulie?
- In der ersten Schulklasse sind die Symptome nur schwer erkennbar.
- Ab der zweiten, spätestens ab der 3. Klasse sind sie eindeutig:
- Vor allem: das Kind löst sich nicht vom zählenden Rechnen.
- Lesen Sie mehr dazu unter Dyskalkulie erkennen ↗
4. Warnsignal Langsamkeit
- Das Auffälligste ist der Zeitbedarf für einfache Rechnungen.
- Wenn andere Kinder auswendig wissen dass 9+8 gleich 17 ist, ...
- dann brauchen Kinder mit einer Dyskalkulie noch gut eine Minute dafür.
- Der Grund: die Kinder rechnen noch zählend.
- Für die Erkennung einer Dyskalkulie gilt:
- Nicht das Ergebnis ist wichtig, sondern der Weg (zählend).
- Siehe auch Zählen ↗
5. Warnsignal Vergessen
- Eltern und Lehrer berichten oft völlig verzweifelt, ...
- dass auch nach zig Stunden üben nichts hängen bleibt.
- Das ist ein typisches Anzeichen für eine Dyskalkulie.
6. Warnsignal "eins daneben"
- Typisch sind Rechenfehler um eins zu viel oder zu wenig.
- Typisch wäre, dass 9+8 zu 16 oder 18 wird.
- Die Kinder rechnen zählend und machen dabei Fehler.
- Bei 9+8 zählen sie z. B. die 9 als ersten Schritt mit.
- Sie zählen dann nur bis zur 16 hoch.
7. Warnsignal Rückwärtszählen
- Jüngere Kinder haben auffällige Probleme von 20 rückwärts zu zählen.
- Das kann bis zur dritten oder vierten Klasse andauern.
- Wenn die richtige Antwort nicht sofort kommt: genau hinsehen
- Einfühltipp: versuchen Sie, das Alphabet rückwärts zu sprechen.
8. Warnsignal Minusrechnen
- Aufgaben wie 21-3 bereiten enorme Probleme.
- Für Oberstufenschüler kann auch 1003-17 so gut wie unlösbar sein.
- Alphabet-Einfühlaufgabe für Erwachsene:
- Welcher Buchstabe steht 14 Stellen vor dem r?
- Lösen Sie die Aufgabe im Kopf.
- Siehe auch Minusrechnen ↗
9. Warnisgnal Fingerrechnen
- Kinder mit Dyskalkulie lösen sich (kaum) vom zählenden Rechnen.
- Dies ist auch ein Grund für die Langsamkeit.
- Sie rechnen oft versteckt mit den Fingern.
- Aber: verbieten Sie das Fingerrechnen nicht!
- Die Kinder haben erst einmal keine andere Wahl.
- Zeigen Sie Alternativen auf und zeigen Sie deren Sinn (schneller).
- Siehe auch Fingerrechnen ↗
10. Warnsignal schriftlich subtrahieren
- Ältere Schüler lösen Plus- und Minusaufgaben oft gut im Kopf.
- Beispiel: 848 minus 525 klappt im Kopf oft blitzschnell und gut.
- Man hat dann den Eindruck, dass die Kinder die Sache verstanden haben.
- Haben sie aber nicht: 1003 minus 5 klappt oft so gut wie gar nicht.
- Die Kinder stellen sich die Zahlen wie beim schriftlichen Rechnen vor.
- Sie addieren und subtrahieren also schriftlich im Kopf.
- Dabei gehen sie ziffernweise ohne Zahlvorstellung vor.
- Treten keine Überträge auf, klappt das oft gut.
- Mit Überträgen wird es schnell unmöglich.
11. Warnsignal Zahlendreher
- Oft werden Ziffern vertauscht.
- Aus der 35 wird dann eine 53.
- Lassen Sie die Kinder Aufgaben laut rechnen.
- Geben Sie ihnen nach der Antwort kurz Zeit.
- Sie sollen sich das Ergebnis ins "innere Ohr" sprechen.
- Viele "hören" dann den Fehler selbst und korrigieren sich.
- Gehen Sie niemals schnell mit dem Fehlerhinweis dazwischen.
- Siehe auch Zahlendreher ↗
12. Warnsignal Plusminus-Vertauscher
- Hartnäckig sein kann der Fehler das + und - Zeichen zu vertauschen.
- Dies ist eine reine Konzentrationsfrage, ist aber ein typischer Fehler.
- Geben Sie den Kindern vor allem viele gemischte Aufgaben.
- Geben Sie dem Fehler einen Namen (Plusminusvertauscher).
- Lassen Sie die Kinder die Aufgabenstellung erst laut sprechen.
- Das Rechenzeichen soll dabei übertrieben betont werden.
- Trainieren Sie das über Wochen und Monate.
- Siehe auch Plusminus-Vertauscher ↗
13. Warnsignal Zehnerübertritt
- Rechnungen mit Zehner- oder Hunderterübertritt bereiten große Probleme.
- 24+3 kann durchaus 9 ergeben, es werden einfach die Ziffern addiert.
- Dies ist eines der schwierigsten Probleme überhaupt.
- Erwägen Sie hier außerschulische Hilfe.
- Siehe auch Zehnerübertritt ↗
14. Warnsignal Übertragungsfehler
- Viele Fehler passieren beim Abschreiben von Zahlen und Buchstaben.
- Im Buch steht 35-50, abgeschrieben wird 50-35.
- Auch hier hilft: das Geschrieben laut aufsagen ...
- oder mindestens ins "innere Ohr" sprechen.
- Ist typisch auch für Legasthenie ↗
15. Warnsignal Zahlenunverständnis
- Bis in höhere Klassen, können manche Kinder nicht sagen ...
- ob die 199 näher an der 50 oder näher an der 1000 liegt.
- Beste Hilfe: Visualisierung an der Zahlengeraden.
- Aber zeichnen nicht Sie die Zahlengerade.
- Bringen Sie den Kindern bei, wie sie sie selbst zeichnen.
- Sie werden dort vielleicht verblüffende Probleme beobachten.
- Ziel ist: die Zahlengerade soll als inneres Bild im Kopf entstehen.
- Siehe auch anschaulich rechnen ↗
16. Warnsignal Lineal
- Strecken mit einem Maßstab oder Lineal zu messen kann schwierig sein.
- Die Kinder wissen dann oft nicht, wo man anfängt zu zählen.
- Sie zählen oft händisch alle Zentimeterschritte einzeln ab.
- Tipp: viel mit Lineal oder Zollstock arbeiten, über Monate.
- Siehe auch Lineal ablesen ↗
17. Warnsignal Zeigeruhr
- Das Erlernen der Zeigeruhr bereitet oft erhebliche Schwierigkeiten.
- Das kann bis weit in die Mittelstufe hineinreichen.
- Hier auf Hilfe von außen setzen.
- Siehe auch Die Zeigeruhr ↗
18. Warnsignal Präpositionen
- Viele kleine Worte mit Orts- und Zeitbezug sind völlig unverstanden.
- Es kann für Drittklässler unmöglich sein, eine Zebrafigur korrekt ...
- "zwischen" eine Elefanten- und eine Löwenfigur zu stellen.
- Worte wie zwischen, neben, aufeinander, hindurch, vor,
- nach, entgegen, nachfolgend und so weiter viele mehr ...
- können bis in die Oberstufe Probleme bereiten.
- Beispiel Klasse 12: Peter hat das Dreifache Gehalt von Anna.
- Wer kriegt dann mehr Geld: Peter oder Anna? (oft schwierig)
- Tipp: Besprechen Sie Aufgabenstellungen ausführlich.
- Lassen Sie sich zeigen, was "zwischen", "über" etc. bedeuten.
- Problem-Wörter sind alle Lagewörter ↗
19. Warnsignal Legasthenie
- Legasthenie und Dyskalkulie sind statistisch korreliert.
- Psychologen sprechen von einer Komorbidität.
- Legasthenie meint nicht nur Rechtschreibprobleme.
- Legasthenie meint oft auch sehr große Leseprobleme!
- Lesen dauert oft gut dreimal so lang wie bei andere Kinder.
- Bei Textaufgaben kommen die Kinder oft gar nicht bis zur Mathematik.
- Mehr dazu auf Legasthenie und Mathematik ↗
20 Wie kann man sicher sein, ob Dyskalkulie vorliegt?
- Offiziell anerkannt sind nur Testungen von Diplom-Psychologen.
- Helfen kann zum Beispiel der schulpsychologische Dienst.
- Siehe auch Dyskalkulie erkennen ↗
Praxis-Tipps für den Schulunterricht
Nun kommen Tipps für den Unterricht. Auch "normale" Kinder können davon profitieren. Das Wichtigste: orientieren Sie sich nicht vorrangig an den schnellen und guten Schülern. Nehmen Sie aktiv auch die stillen und zurückgezogenen Kinder dran. Loben Sie Fleiß und Bemühen und weniger das richtige Ergebnis.
21. Tipp: keine Sonderrolle
Alle Kinder mit einer Dyskalkulie können auf Dauer deutlich Verbesserungen ihrer Rechenleistungen erzielen oder geeignete Kompensationen dafür entwickeln. Setzten Sie die Kinder nie einer für andere Klassenkameraden sichtbaren Sonderrolle aus: kein Wegsetzen in andere Räume. Wenn Sie schwere Aufgaben weglassen möchten oder Rechenhilfen anbieten wollen, dann sollte das für Mitschüler völlig selbstverständlich erscheinen und nicht vor der Klasse thematisiert werden. Nichts fürchten viele Kinder mehr, als für andere sichtbar nicht so gut mitzukommen.
22. Tipp: vor Mobbing schützen
Einige Kinder - vor allem aus der Grundschule - berichten, von Mitschülern gehänselt und gemobbt zu werden. Dies ist einer der häufig genannten Gründe, wenn Schulängste massiv werden. Gehen Sie als Lehrer sehr aktiv dagegen vor. Nicht das gemobbte Kind ist das Problem, sondern die Mobber. Ein generell erfolgreiches Vorgehen gibt es nicht. Aus eigener Erfahrung lässt sich sagen, dass Mobber gerne die Bühne genießen und eine Jüngerschaft um sich haben. Es sind oft selbst intelligente aber nicht immer leistunggstarke Kinder. Nehmen Sie den Mobbern die Bühne. Zeigen Sie ihnen auf, wo sie selbst etwas nicht können, bieten sie ihnen aber gleichzeitig Unterstützung an. Mobber suchen oft ein alpha-Tierchen, das sie akzeptieren können. Versuchen Sie, selbst diese alpha-Tierchen zu werden. Ziel ist es, dass die Mobber vor allem von Kindern mit Dyskalkulie (oder anderen Zielobjekten) ablassen und selbst in die Rolle kommen, sich gegenüber ihnen als Lehrer bewähren zu müssen - und zu wollen.
23. Tipp: Keine Alternativen
- Wählen Sie ein konkretes Verfahren für eine Rechnung aus.
- Bieten Sie am Anfang keine alternativen Rechenwege an.
- Solange trainieren bis ein Rechenweg automatisiert ist.
- Erst dann alternative Rechenwege vorstellen.
24. Tipp: Keine Materialvielfalt
- Bieten Sie nur eine Anschauungshilfe an.
- Wechseln Sie das Anschauungsmaterial nicht.
- Beispiel: wenn Addition am Zahlenstrahl, dann nur am Zahlenstrahl.
- Nicht alternativ mit Plättchen, Knete, Stäben oder sonstetwas.
- Kinder mit einer Dyskalkulie lernen nicht vorrangig über Vielfalt!
- Aber: zeigen Sie am Anfang mehrere Materialien.
- Lassen Sie das Kind eines auswählen und dann "beihalten".
- Siehe auch Rechenmaterial ↗
25. Tipp: Einspluseins
- Fordern Sie ein, dass das Einspluseins automatisiert wird.
- Aufgaben wie 8+3 müssen auswendig gekonnt werden.
- Binden Sie die Eltern mit ein.
- Das Erlernen kann Monate dauern.
- Siehe auch Einspluseins ↗
26. Tipp: Einmaleins
- Auch das kleine Einmaleins muss auswendig gekonnt werden.
- Auswendig heißt: das Ergebnis muss sofort ohne Überlegung kommen.
- Begleitend kann man Rechenwege dazu aufzeigen.
- Aber vorrangig ist hier das Auswendiglernen.
- Auch hier: Eltern einbinden
- Siehe auch Einmaleins ↗
27. Tipp: Kleinstschrittige Erklärungen
- Der Arbeitsspeicher von Kindern ist oft klein:
- Geben Sie dem Kind pro Satz nur eine kleine Idee.
- Warten Sie seine Rückmeldung ab, ob es verstanden wurde.
- Lassen Sie beim Reden lange Pausen zwischen ihren Sätzen.
- Suchen Sie den Blickkontakt zu den Kindern.
- Man sieht dann oft, ob etwas verstanden wurde.
28. Tipp: Wasserdichte Anleitungen
- Geben Sie dem Kind kleinstschrittige Rechenanleitungen schriftlich.
- Fordern Sie von dem Kind ein, diese Anleitung einzuhalten.
- Erlauben Sie dem Kind keine abweichenden Rechenverfahren.
- Alternativen werden erst erlaubt, wenn der zu lernende ...
- Rechenweg völlig automatisiert und gut klappt.
29. Tipp: Worte statt Rechenzeichen
- Fragen Sie nicht: Was ist 13 minus 5.
- Fragen Sie besser: Was bleibt übrig, wenn man von 13 fünf wegnimmt?
- Fragen Sie nicht: Was ist 12 geteilt durch 3.
- Fragen Sie besser: Wie oft steckt die 3 in der 12.
- Mehr unter Rechnen und Sprache ↗
30. Tipp: Kein "Konstruktivismus"
- Zur Zeit setzen Schulbücher darauf, dass Kinder Zusammenhänge selbst erkennen.
- Kinder mit Dyskalkulie sind davon meist völlig überfordert.
- Geben Sie Ihnen klare Lösungswege zum Lernen vor.
- Leitgedanke: erst können, dann denken.
- Siehe auch Konstruktivismus ↗
31. Tipp: Verbalisieren
- Halten Sie Erkenntnisse zum Rechnen in klaren Worten fest.
- Lassen Sie die Kinder viel Nachsprechen und Aufschreiben.
- Nicht nur das Muster hinter 43+20=63 unbewusst erkennen lassen.
- Explizit sagen: Rechnet man ganze Zehner dazu, ändert sich ...
- nichts an den Einerstellen.
32. Tipp: Aufgabenstellung nachsprechen lassen
- Lassen Sie Rechenaufgaben von dem Kind in eigenen Worten wiederholen.
- Oft erkennt man so, wie wenig sich manche Kinder merken können.
- Wiederholen Sie die Aufgabenstellung solange, bis die ...
- Kinder sie komplett nachsprechen können.
- Erst dann die Lösung angehen lassen.
33. Tipp: Wortklärungen
- Überprüfen Sie am Anfang von Textaufgaben immer das Wortverständnis.
- Wenn es heißt, ein Hund ging die Straße entlang, lassen Sie die ...
- Situation von dem Kind skizzieren oder mit Fingern zeigen.
- Wörter wie "entlang", "gegenüber" oder auch "nach"...
- sind oft völlig unklar.
34. Tipp: Fingerrechnen ist OK
- Stellen Sie das Kind niemals bloß, wenn es mit Fingern rechnet.
- Erlauben Sie es, aber weisen sie darauf hin, dass es mit großen ...
- Zahlen nicht mehr klappen kann.
- Alternativen attraktiv machen.
- Siehe auch Fingerrechnen ↗
35. Tipp: Stoff reduzieren
- Geben Sie dem Kind (unsichtbar für andere) eigene Hausaufgaben.
- Lassen Sie "exotische" Themen wie Mittelwerte durchaus ganz weg ...
- und nutzen sie die Zeit lieber für etwas wie das Einmaleins.
36. Tipp: Aufhören erst bei Automatisierung
- Hören Sie mit Wiederholungen erst auf, wenn der Stoff ohne Überlegen sitzt.
- Hören Sie vorher auf, war alles bisher Gelernte völlig umsonst.
37 Tipp: Sprechendes Rechnen
- Um herauszufinden, wie die Kinder rechnen,
- lassen Sie die Kinder laut sprechend rechnen.
38. Tipp: Erste Antwort muss stimmen
- Damit haben wir bei vielen Kindern sehr gute Erfahrungen gemacht:
- Stellen Sie eine gut lösbare Kopfrechenaufgabe.
- Der Lösungsweg muss dem Kind für diese Übung bekannt sein.
- Bedingung für das Kind ist: die erste Antwort muss stimmen.
- Alternativ darf das Kind auch aufgeben oder eine schlaue Frage stellen.
- Auf keine Fall darf aber laut gedacht werden.
- Das erste gesprochene Wort sollte die richtige Antwort sein.
- Diese Methode hat oft die Konzentration enorm erhöht.
39. Tipp: Stärken erkennen
- Schärfen Sie den Blick für die Stärken des Kindes.
- Erwähnen Sie diese und machen Sie alle Fortschritte spürbar.
- Auffällige Stärken von Kindern mit Dyskalkulie sind zum Beispiel:
- gutes Detailgedächtnis (etwa von konkreten Aufgaben)
- gutes Schätzen von Längen echter Gegenstände,
- detailfreudiges Zeichnen.
40. Tipp: Geduld
- Erwarten Sie nicht, dass die Dinge in Wochen gelernt werden.
- Erwarten Sie nicht, dass es mit Nachhilfe einfach "Klick" macht.
- Erwarten Sie nicht, dass die Kinder dem normalen Schultempo folgen können.
- Gehen Sie auch bei Grundfertigkeiten von Monaten bis Jahren aus.
- Hier einige Beispiele aus der Literatur und aus der eigenen Erfahrung:
- Ab Klasse 9: etwa anderthalb Jahre für die vier Grundrechenarten mit Brüchen
- Ab Klasse 9: etwa zwei Jahre bis das Rechnen mit negativen Zahlen sicher klappte.
- Ab Klasse 5: etwa drei Jahre bis das Einnmaleins automatisiert war
- Ab Klasse 4: etwa vier Monate: bis Präpositionen wie zwischen oder nach klar waren
- Ab Klasse 1: etwa drei Monate bis beim umstellen von 3 Tieren nicht mehr neu gezählt wurde
41. Tipp: Fleiß Loben
- Loben Sie sparsam das Können.
- Loben Sie den Fleiß und die Mühe.
42. Tipp: Keine düsteren Prognosen
- Kinder mit Dyskalkulie leiden oft sehr in der Grundschule.
- Das Leben bleibt für sie schwierig bis in die Mittelstufe.
- Oft aber werden Sie in der Oberstufe in Mathematik sehr gut.
- Dyskalkulie beschränkt sich meistens auf den Grundschulstoff.
- Fordern Sie Fleiß ein und bieten Sie Ruhe und Zuversicht.
43. Tipp: Wortvermeidungen
- Dies ist eine sehr persönliche Einschätzung von uns:
- Vermeiden Sie Wörter wie Dyskalkulie und Therapie.
- Vor allem sollten Kinder diese Worte nicht hören.
- Sie führen zu einer unnötigen Stigmatisierung.
44. Kann man Kontakt mit den Autoren aufnehmen?
- Wir bieten keine Lehrerschulungen an.
- Wir freuen uns aber über jeden Austausch mit Lehrern.
- Wir arbeiten in der Mathe-AC Lernwerkstatt in Aachen.
- Unsere Kontaktdaten stehen auf: www.mathe-ac.de