Hochbegabung
Definition
Basiswissen
Nach einer verbreiteten Definition beginnt Hochbegabung ab einem IQ von 130. Diesen erreichen nur etwa 2,3 Prozent der Bevölkerung. Auf Schulklassen übertragen hieße das aber, dass immerhin im Durchschnitt bei zwei normalen Schulklassen von je 25 Schülern ein hochbegabter Schüler dabei ist.
Ein Fallbeispiel, 5 Jahre alt
Im Jahr 2023 begann ein Junge, gerade erst fünf Jahre alt geworden, wöchentlich einmal für zwei Stunden in unsere Lernwerkstatt in Aachen zu kommen. Das Kind war sehr aufgeschlossen und stellte sofort die Frage, wie denn die Ringe des Saturn entstanden seien. Die etwas ausweichende[1] Antwort, dass diese Ringe aus einem ehemaligen Mond entstanden sein könnten stellten ihn zufrieden. Beim Anblick einer historichen Pendeluhr sagte er sofort, dass die römische Zahl IV dort falsch sei, tatsächlich war sie geschrieben als IIII, was mir (56 Jahre alt) noch nie aufgefallen war[2]. Bei einem physikalischen Versuch[3] erkannte er sofort die Folgen: aus einer rundum geschlossenen Flasche, randvoll mit Spiritus, ragte oben ein langer zur Seite hin etwas neigender Strohhalm heraus. Ich sagte dem Jungen, dass der Spiritus bei Erwärmung mehr Raum bräuchte. Sofort sagte er, dass man dann unter das Ende des Strohhalms einen Behälter stellen müsste, um den dann heraustropfende Spiritus aufzufangen.[4] Spontan frug der Junge dann, warum Zahlen nie aufhören. Ich brachte die Uhrzeiten als Gegenspiel: dort hören die Zahlen nach der Zwölf auf. Er folgte dem Gedanken sofort und zählte richtig: 8, 9, 10, 11, 12, 1, 2, 3.
Fußnoten
- [1] Die Darlegung der wirklichen physikalischen Gründe hätte er wahrscheinlich nicht verstanden Roche-Grenze ↗
- [2] Tatsächlich ist die IIII für IV bei alten Uhren sehr verbreitet Engadiner Holzräderuhr">IV ↗
- [3] Der Versuch ist beschrieben unter Spiritusausdehnungsversuch ↗
- [4] Mathematisch ist das ein zyklisches Zahlensystem ↗
- [5] Teilchbereiche des Kortex, der Großhirnrinde scheinen statistisch eine positive Korrelation zwischen ihrer Dicke in Millimetern und dem gemessenem IQ, insbesondere dem allgemeinen Intelligenzfaktor, auch g-Faktor genannt, zu haben: K. Menary et al.: Associations between cortical thickness and general intelligence in children, adolescents and young adults. Intelligence. 2013 Sep;41(5):597-606. doi: 10.1016/j.intell.2013.07.010. PMID: 24744452; PMCID: PMC3985090.
- [6] Gute Übersicht zum Stand der Modelle: Karin Busch, Ulrike Reinhart: Akademielehrgang Begabungsförderung. Modul 1. Pädagogische Akademie des Bundes in OÖ. 2005. Online: https://web.archive.org/web/20120112093224/http://assi.educanet2.ch/agbegabtenfoerderung/.ws_gen/9/Theoretische_Grundlagen_zum_Begabungsbegriff.pdf
- [7] Im Zusammenhang mit scheinbar langsam denkenden Hochbegabten wird empfohlen, "nicht nur auf die 'testintelligenten' Schüler achten“ solle, sondern „auch auf grüblerische, besonders selbstkritische, manchmal vielleicht sogar zunächst langsam wirkende Denker. Lerntests“" - J. Guthke: Lerntests auch für Hochbegabte? In: Hany, E.A./Nickel, H. (Hrsg.): Begabung und Hochbegabung. Theoretische Konzepte – Empirische Befunde – Praktische Konsequenzen. – Bern: Huber, 1992. Dort die Seite 134.
- [8] Robert J. Sternberg, E. L. Grigorenko: Thinking Styles and the Gifted. Roeper Review, 16, 122-130. 1993. Online: https://doi.org/10.1080/02783199309553555