HMST
Spekulative Evolution
Basiswissen
Dieser längere Artikel behandelt die spekulative Idee einer 'Human Metasystem-Transition', kurz HMST. Die Grundidee ist, dass menschliche Gesellschaften bereits jetzt oder in (naher) Zukunft zu Teilen einer höheren, komplexeren Form von Leben, einem nächsthöhreren Metasystem werden. Befunde der Paläontologie sowie verschiedener systemischer Theorien führen zu verblüffenden Szenarien einer möglichen Zukunft. Die Fußnoten verweisen auf wissenschaftliche Artikel zu diesem Gedanken.
Metasysteme als Ssteme aus Systemen
Der Begriff der Metasystem-Transition im heutigen Sinn wurde spätestens im Jahr 1977 von Valentin Turchin (1931 bis 2010) verwendet[14], gerade auch im Sinn eines entstehenden Überwesens[147]. Aus Molekülen werden Zellen, Zellen verbinden sich zu Organismen, und aus Organismen werden Herden und Staaten: die Grundidee hinter dem Begriff der Metasystem-Transition ist, dass sich ehemals selbständige Individuen zu einer neuen Lebensform verbinden, die nach innen gerichtete Kontrollmechanismen hat[4], um die Zweckmäßigkeit des Zusammenspiels aller Teile zu gewährleisten.
MERKSATZ:
1.0 Ein Metasystem ist ein System aus Systemen.
1.0 Ein Metasystem ist ein System aus Systemen.
Metasystem-Transitionen sind damit ein Sonderfall einer evolutionären Transition.[5] Meta heißt dabei so viel wie übergeordnet oder auch höherstehend als Zwischenstufe.[6] Ein System ist ein Ganzes aus Teilen, die Beziehungen untereinander haben können.[7] Eine Transition ist ein Wechsel oder Übergang ganz allgemein.[8]
MERKSATZ:
2.0 Bei einer Metasystem-Transition schließen sich ehemals eigenständige Individuen zu einem neuen übergeordneten System zusammen.
2.0 Bei einer Metasystem-Transition schließen sich ehemals eigenständige Individuen zu einem neuen übergeordneten System zusammen.
Metasysteme im Sinne der Theorie der Metasystem-Transitionen benötigen einige Eigenschaften zwingend. Nur dann können sie effektiv als bio-analoges Metasystem im Sinne der Metasystem-Theorie funktionieren. Zwingende Eigenschaften sind:
- a) Eine ausreichend große Population[86]
- b) Vermehrung statt Größenwachstum[87]
- c) Genetische Kodierung der Merkmale[85]
- d) Gemeinsame Keimbahn aller Individuen[83]
Andere Eigenschaften scheinen typisch für einige Metasysteme zu sein. Aber es gibt Ausnahmen oder es gibt keine logisch zwingenden Gründe, dass diese Merkmale vorhanden sein müssen. Eigenschaften, die einer Sache zukommen können, aber nicht müssen, nennt man in der Philosophie akzidentell.[91] Solche akzidentellen Eigenschaften von Metasystemen sind:
- f) Eine starke Arbeitsteilung[81]
- g) Apoptose von Teilindividuen[82]
- i) Die Ausbildung von Systemgrenzen (z. B. Membran, Haut)[92]
- j) Ausbildung eines Wach-/Schlafzyklus[111]
HMST: die evolutionäre Zukunft des Menschen
Die Idee der HMST, der Human Metasystem-Transition ist es, dass aus der Menschheit gerade ein neues Metasystem entsteht. Dabei sollen, so der Gedanke, dieselben Mechanismen oder Evolutionsdrücke wirken, die zum Beispiel auch schon bei der Entstehung von Vielzellern aus Einzellern oder von Insektenstaaten aus Einzelinsekten wirksam waren. Mit diesen Grundannahmen kann man begründet über die Zukunft der menschlichen Evolution spekulieren.
MERKSATZ:
3.0 Vielzeller wie die Volvox-Kugelalge oder auch ein Ameisenstaat zeigen vielleicht, wie die nächste menschliche Entwicklungsstufe hin zu einem Superorganismus aussehen könnte.
3.0 Vielzeller wie die Volvox-Kugelalge oder auch ein Ameisenstaat zeigen vielleicht, wie die nächste menschliche Entwicklungsstufe hin zu einem Superorganismus aussehen könnte.
Nimmt man die Idee wiederkehrender Metasystemen-Transitionen ernst, so müssten zum Beispiel menschliche Gesellschaften entstehen, bei denen nur noch ein Individuum Nachkommen erzeugt, umsorgt von einer Kaste unfruchtbarer Eunuchen oder Arbeiterinnen.[58] Tatsächlich beobachtet man in reichen Nationen einen solchen Trend. Begünstigt durch eine starke soziale Ungleichheit können sich reiche Menschen Fürsorge für viele ihrer Kinder einkaufen, während genauso diese Arbeiter selbst weniger Kinder haben.[59] Weiter unten werden dann weitere solche Vergleiche vorgestellt und diskutiert. Zunächst aber soll ein Blick in die Historie zeigen, welche ideengeschichtlichen Wurzeln die Idee einer Metasystem-Transition hat.
Zur Ideengeschichte von Metasystem-Transitionen
Die Idee, dass menschliche Gesellschaften ähnlich wie Tiere oder einzelne Menschen aufgebaut sind, also Organismen in Groß sind, reicht zurück bis in die Antike.[44] Die Idee einer hierarchischen Ordnung der Welt, von den leblosen Objekten bis hin zu Gott, war dann vor allem für die christliche Theologie bis hin in die Neuzeit ein fester Bestandteil. So zeigt schon ein Bild aus dem Jahr 1305 augenfällige Überseinstimmungen mit modernen Darstellungen von anwachsender Komplexität. Ganz unten findet man Steine, darüber Blumen, Bäume, Tiere, den Menschen (homo), Engel (angeli) und schließlich Gott (deus) als höchste Stufe des Seins.[47] Die Scala naturae, die natürliche Ordnung gab jeder Lebensform und jedem Gegenstand seinen festen Platz in der Welt. Ganz unten befand sich die Hölle, ganz oben Gott und dazwischen die Bewohner des irdischen Bereiches.[48]
MERKSATZ:
4.0 Ähnlichkeiten zwischen Lebewesen und Gesellschaften beschrieb man schon in der Antike und im Mittelalter.
4.0 Ähnlichkeiten zwischen Lebewesen und Gesellschaften beschrieb man schon in der Antike und im Mittelalter.
Bis etwa zur Zeit um das Jahr 1800 sah man die Welt als eine statische Bühne an und nicht als ein entwickelndes Ganzes. Das Alter der Erde schätzte man auf etwas über viertausend Jahre.[49] Fossilfunde, etwa von Fischen deutete man nicht als Hinweis darauf, dass heutiges Festland einmal Meeresboden gewesen sein könnte, sondern als eine Laune der Natur.[56] Noch heute berühmt ist die Deutung des Fossils eines Riesensalamanders aus den Schweizer Bergen als Skelett eines in der biblischen Sintflut ersäuften Menschen aus dem Jahr 1726.[57]
MERKSATZ:
5.0 Bis etwa 1800 sah man die Welt als statisch an, als eine ewige, göttlich eingerichtete Ordnung.
5.0 Bis etwa 1800 sah man die Welt als statisch an, als eine ewige, göttlich eingerichtete Ordnung.
Erst als Geologen gegen Ende des 18ten Jahrhunderts eine erste Ahnung von der Unermeßlichkeit der Zeiträume der Erdgeschichte bekamen, löste man sich allmählich vom Bild einer statisch immer gleichen Welt. Man begann, etwas von der Tiefe der Zeit zu erahnen.[50] Dann aber wandelte sich das Weltbild schnell. In den Geschichtswissenschaften reifte das Konzept von einem Weltprozess[51], mit dem Marxismus als folgenreiches Beispiel[52]. Im Jahr 1841 tritt der Name Dinosaurier und damit auch endgültig das lange Werden und Vergehen von Lebensformen auf der Erde in die Geschichte ein.[55] In der Biologie erkannten in den 1850er Jahren Alfred Russell[53] und Charles Darwin[54], dass selbst die Vielfalt der Lebensformen Ergebnis einer langen Entwicklung ist, nämlich der Evolution.
MERKSATZ:
6.0 Nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt, auch die menschliche Gesellschaft wurde ab etwa 1830 zunehmend evolutionär gedacht.
6.0 Nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt, auch die menschliche Gesellschaft wurde ab etwa 1830 zunehmend evolutionär gedacht.
Mit eine direkten Bezug zu menschlichen Gesellschaften entstanden ab etwa 1840 vor allem im deutschen Sprachraum eine Vielzahl meist staatstheoretischer Schriften vom Staat als Organismus. Im Rückblick bezeichnete man diese Strömung später als organische Theorie.[18] Nicht staatstheoretisch sondern rein biologisch hingegen argumentierte Ernst Haeckel, als er 1878 in einem Vortrag in Wien die enge Analogie zwischen Zellen und Organismen einerseits und Menschen und Staaten andererseits betonte.[19] Ebenso biologisch argumentierten zum Beispiel der Russe Paul Lilienfeld im Jahr 1873[45] oder der Franzose Rene Worms (1869 bis 1926) im Jahr 1896[20]. Eher metaphorisch, nicht aber wörtlich wollte der Engländer Herbert Spencer seinen sozialen Organismus verstanden wissen.[46] Literarisch interessant ist Maurice Maeterlincks enger Vergleich von Bienenstaaten und menschlichen Gesellschaften aus dem Jahr 1901.[21] Besonders hervorzuheben wegen iher Aktualität ist hier die gleichzeitig evolutionäre wie auch staatsmännische Vision des Holismus von Jan Christian Smuts, einem Staatsmann und Philosophen aus Südafrika.[22] Noch in der Tradition der Vorkriegszeit stand Teilhard de Chardins die theologisch inspirierte Vision einer Planetisation der Menschheit hin zu einem spirituellen Überwesen[23] und der sich ausbildenden Noosphäre als Geissphäre der Erde. All diese Visionen nahmen schon viele strukturelle und funktionale (z. B. Arbeitsteilung) Ähnhlichkeiten zwischen Organismen und Kollektiven von Organismen vorweg. Sie waren oft sehr detaillierte ausgearbeitete Vorläufer der heutigen Vorstellung von Metasystemen.
MERKSATZ:
7.0 Seit dem frühen 19ten Jahrhundert wurden Organismen und Gesellschaften ähnlich gedeutet wie die heutigen Metasysteme.
7.0 Seit dem frühen 19ten Jahrhundert wurden Organismen und Gesellschaften ähnlich gedeutet wie die heutigen Metasysteme.
Es ist rückblickend seltsam, aber mit dem Zweiten Weltkrieg von 1939 bis 1945 waren die politisch-gesellschaftlich motivierten Visionen einer evolutionären Höheretwicklung weitgehend erloschen. An deren Stelle trat mit etwas Zeitverzögerung ein neues Paradigma, nämlich das der Kybernetik, der Systemtheorie oder eines streng naturwissenschaftlicher Biologismus, später auch der Genetik und Informatik. So beschrieb der Tauchpionier und Biologe Hans Hass in seiner Energon-Theorie[24] aus dem Jahr 1970 eine enge Analogie zwischen Organismen und Unternehmen. Etwa zeitgleich entwickelte James Lovelock seine Hypothese von einem ökologischen und globalen Überwesen, das er Gaia nannt.[25]
MERKSATZ:
8.0 Ab den 1960er Jahren überwogen naturwissenschaftlich und systemtheoretische Herangehensweisen.
8.0 Ab den 1960er Jahren überwogen naturwissenschaftlich und systemtheoretische Herangehensweisen.
Ende der 1970er Jahre veröffentlichte der Molekularbiologe Carsten Bresch seine Vorstellung vom MONON[26], einem globalen Überwesen das als nächster Schritt der menschlichen Evolution anstünde. Im Jahr 1977 schließlich brachte der Exil-Russe Valentin Turchin den Begriff der Metasystem-Transitionen in die Diskussion ein.[27] In den frühen 1980er Jahren enstand dann die Metapher vom Globalen Gehirn, in dem der Urheber den nächsten evolutionären Sprung (next evolutionary leap) sah.[28] Ab dann spielte die Informationstechnik zunehmend die Hautprolle. Der französische Biologe Joel de Rosnay greift die Metapher vom Global Brain auf[29] und lässt den Menschen als Homo symbioticus mit Maschinen und anderen Lebensformen verschmelzen zum globalen Kybionten.[30] 1993 sieht Gregory Stock den Menschen vor allem katalysiert von wirtschaftlichen Prozessen zu Metaman verwachsen.[31] 1995 legen der Engländer John Maynard Smith und der Ungar Eörs Szathmáry ein sowohl empirisch wie auch theoretisch sehr fundiertes Werk zu evolutionären Transitionen vor.[32] In Brüssel konnte mittlerweile der Belgier Francis Heylighen die Forschungsinteressen internationaler Größen rund um die Idee einer Metasystem-Transition zusammenführen.[33]
MERKSATZ:
9.0 Seit der Jahrtausendwende spielt auch Künstliche Intelligenz eine zunehmend Rolle. Das Gespenst der Technologischen Singularität rückt langsam in den Fokus.
9.0 Seit der Jahrtausendwende spielt auch Künstliche Intelligenz eine zunehmend Rolle. Das Gespenst der Technologischen Singularität rückt langsam in den Fokus.
Im Jahr 2000 erschien dann Kazem-Sadegh Zadehs düstere Dystopie der Machina sapiens. Der Mediziner und Philosoph zeichnete das Bild einer intelligenten und bewusstsen Globalmaschine, die den Menschen letztendlich versklaven wird.[34] Im gleichen Jahr erschien auch Howard Blooms geniales und zwischen Zynismus und Begeisterung schwankendes Buch über die Entwicklung sozialer Intelligenz von der Frühzeit der Erde bis zur Gegenwart. War der Tenor beim Gedanken an eine Meta-Lebensform mit dem Menschen als Teil davon bis etwa 2000 eher euphorisch, so ist der Tenor seit den 2010er Jahren ein deutlich verhaltener, eher fragender geworden.[38]
MERKSATZ:
10.0 Vor allem Wissenschaftler aus dem Umfeld der Informatik sehen eine Metasystem-Transition kommen, die sie oft mit der Technologischen Singularität gleichsetzen.
10.0 Vor allem Wissenschaftler aus dem Umfeld der Informatik sehen eine Metasystem-Transition kommen, die sie oft mit der Technologischen Singularität gleichsetzen.
Wir stehen heute ganz deutlich im Ungewissen. Rasanten technlogischen Fortschritt hat es schon immer gegeben. Während es früher aber immer Bereiche gab, in denen die menschliche Intelligenz denen von künstlichen Systemen haushoch überlegen war, ändert sich das gerade.[152] Unabhängig davon, ob man einer künstlichen Intelligenz Bewusstsein zugestehen will oder nicht, so leistet Ki doch zunehmend mehr der Arbeit, für die wir als Menschen Geld ausgeben.[41] Im Flgenden möchte ich[42] ich einige der fundamentalen Erkenntnise aus dem Bereich der Metasystem-Transitionen beschreiben und rein spekulativ fragen: was würden diese Transitionen für einen möglichen nächsten Schritt der menschlichen Evolution konkrete bedeuten.
Keine Evolution ohne Population
Wer einmal in einem Großunternehmen gearbeitet hat, wird es kennen: es gibt Mitarbeiter, die "mitgezogen" werden, Vorgesetzte die ihren Posten nicht wegen Eignung sondern als Belohnung für Treue erhalten haben oder ganze Abteilungen, die aus sozialer Rücksichtnahme erhalten werden.[70] Und auch in ganzen Ländern kann man beobachten, dass Posten nach Parteilinie vergeben werden, Firmen ohne wirtschaftlichen Nutzen mit Subventionen am Leben erhalten werden oder Klientelpolitik die Stärke des Staates untergräbt.[153] Solche Ineffizienzen können sich ausbilden, solange Unternehmen oder Staaten nicht in einem direkten Überlebenskampf mit Konkurrenten stehen. Ist ein Schwellenwert an Korruption, Inkompetenz und mächtigen Einzelinteressen überschritten, kann es zum Zerfall des Unternehmens (Konkurs) oder des Staates (Niedergang Westroms?) kommen.
MERKSATZ:
11.0 Ohne die vitalisierende Wirkung von Konkurrenz kommt es zu Degenerationen.
11.0 Ohne die vitalisierende Wirkung von Konkurrenz kommt es zu Degenerationen.
Aus diesem Grund bin ich auch skeptisch gegenüber all jenen Visionen, die einen einzelnen globalen Superorganismus[78] voraussagen. Einem solchen Organismus würde auf Dauer der Zwang zur Effizienz fehlen. Sehr wahrscheinlich würde er früher oder später von seinen eigenen Bestandteilen zersetzt werden, die in gegenseitiger Konkurrenz eine aggressive Effizienz ausbilden. Man denke hierbei beispielsweise an Banden, Warlords und Drogenkartelle, die gerade durch ihren harten Überlebenskampf zur Effizienz herangezüchtet werden.[76] Für die Geschichte mögen der dauernde Kampf der altägyptischen Pharaonen gegen die Gaufürsten oder im Mittelalter der Kampf des Kaisers gegen die Fürsten, Könige und kirchlichen Machtpole im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen Beispiel gegen zentrale Mächte sein, deren Autorität fortlaufend von innen her angegriffen wird.
MERKSATZ:
12.0 Die Enstehung eines einzigen, dauerhaften globalen Überorganismus ist evolutionär wenig plausibel.
12.0 Die Enstehung eines einzigen, dauerhaften globalen Überorganismus ist evolutionär wenig plausibel.
Hier scheint mir ein Wort zur Moral wichtig. Die Idee, dass es ohne Konkurrenz zu Degeneration kommt, wurde - mit fatalem Ausgang - vor allem im frühen 19ten Jahrhundert betont: "Ohne den Krieg aber würden nur allzuleicht minderwertige oder verkommene Rassen die gesunden keimkräftigen Elemente überwuchern, und ein allgemeiner Niedergang müßte die Folge sein.[71]" Die Angst vor einer Degeneration durch fehlende Konkurrenz durchzog breite politische Strömungen, die letztendlich wesentlich zum Ausbruch des ersten und zweiten Weltkriegs beitrugen. Ideen, dass kollektive Effizienz und Menschlichkeit Hand in Hand gehen halte ich für naiv. Die kollektive Effizienz kommt immer nur mit dem Preis von menschlicher Härte[79], was aber nicht heißen muss, dass dies ein unumstößliches Weltprinzip sein muss[80]. Siehe dazu auch Sozialdarwinismus ↗
MERKSATZ:
13.0 In einem evolutionären Umfeld, verbreiten sich die am besten angepassten Individuen.
13.0 In einem evolutionären Umfeld, verbreiten sich die am besten angepassten Individuen.
Und es scheint so zu sein, dass Gesellschaften auf dem Weg hin zu einem Metasystem, die sogenannten eusozialen Gesellschaften in einem darwinistischen Sinn besonders erfolgreich sind. Eusozial nennt man Tiere, die in einem sehr engen sozialen Verband leben. Typische Beispiele sind Insektenstaaten, Nacktmulle und auch Menschen. Das Konzept scheint erfolgreich zu sein: eusoziale Insekten machen zwar nur rund 2 % der Arten, aber bis zu 75 % der Biomasse von Insekten aus.[72] Und auch die eusozial lebenden Menschen sind als biologische Art dominant.[73] Der Pionier der Soziobiologie, Edward O. Wilson glaubt, dass Eusozialitä an sich ein Vorteil in der Evolution ist.[74]
MERKSATZ:
14.0 Eusozialität, ein Zwischenschritt hin zu einem nächsthöheren Metasystem, ist evolutionär sehr erfolgreich.
14.0 Eusozialität, ein Zwischenschritt hin zu einem nächsthöheren Metasystem, ist evolutionär sehr erfolgreich.
Erreicht eine Gemeinschaft den Status der Eusozialität, und ist diese Gemeinschaft wiederum Teil eines darwinistischen Selektionsprozesess, dann stehen die Chancen gut, dass sich die Eusozialität und damit die Bewegung hin zu einem Metasystem im Sinne einer darwinistischen Evolution verbreiten wird. So wurden die Vielzeller seit Ende des Kambriums die dominierende Lebensform auf der Erde. Und innerhalb der Vielzeller waren es wiederum immer wieder gesellig lebende Arten, die einen Großteil der Ressourcen für sich beanspruchen konnten, bis hin zum Menschen.[77]
MERKSATZ:
15.0 Eine Metasystem-Transitionen der Menschheit könnte vor allem dort einsetzen, wo gesellschaftliche Prozesse als darwinistische Evolution funktionieren.
15.0 Eine Metasystem-Transitionen der Menschheit könnte vor allem dort einsetzen, wo gesellschaftliche Prozesse als darwinistische Evolution funktionieren.
Blickt man also auf Teile der menschlichen Gesellschaft, die man als Population darwinistisch konkurrierender Individuen ansehen kann, so hat man vielleicht gerade dort die größten Chancen, die Anfänge hin zu einer Metasystem-Transition erkennen zu können.[75] Das folgende Kapitel betrachtet mögliche Kandidaten eines menschlichen Metasystems.
Vergangene Metasytem-Transitionen der Menschheit
Verschiedene Autoren beschränken die Idee einer Metasystem-Transitionen nicht nur auf die (nahe) Zukunft, sondern erkennen in der Vorgeschichte der Menschheit bereits abgelaufene solche Transitionen. Beispiele sind die Verbindung von Banden zu Stämmen, von Häuptlingsgruppen zu Königreichen und von Staaten zu internationalen Staatengemeinschaften.[3]
MERKSATZ:
16.0 Verschiedenen Autoren zufolge hat die Menschheit schon verschiedene Metasystem-Transitionen durchlaufen.
16.0 Verschiedenen Autoren zufolge hat die Menschheit schon verschiedene Metasystem-Transitionen durchlaufen.
Aber auch die Ausbildung von Sprache[12] oder die industrielle Revolution[15] oder der Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaftsform[2] werden als Metasystem-Transitionen diskutiert. Diese vergangenen Transitionen sollen hier aber nicht weiter betrachtet werden, sonder stattdessen eine mögliche zukünftige Metasystem-Transition.
Die nächste HMST als zukünftige Evolution des Menschen
Nehmen wir nun an, dass die Idee wiederkehrender Metasystem-Transitionen auch die weitere Evolution der Menschheit prägen wird.[16] Wir können dann die Prinzipien, die Biologen und andere Wissenschaftler an eusozialen Tieren, an Vielzellern oder auch ersten lebenden Zellen beoachtet haben zumindest als Spekulation auf menschliche Gesellschaften übertragen.
Kandidaten für das nächste Metasystem
Banden[3], Staaten, Unternehmen, KI-Wesen oder das ganze Internet könnten die Träger der Evolution auf einer nächsthöheren Stufe der Komplexität werden. Der gegenwärtige Zustand dient dabei als Plattform, aus der heraus komplexere Individuen entstehen (previous metasystems act as structured platforms for the emergence of higher cooperation.[4]) Fünf möglich Kandidaten für eine nächsthöhere Stufe der Komplexität möchte ich hier einzeln betrachten:
- 1) Staatsgebilde
- 2) Siedlergemeinschaften
- 3) Unternehmen[43]
- 4) Künstliche Superintellligenzen
Szenario 1: Staaten als neue Metasysteme
Im Jahr 2024 führten die Vereinten Nationen 193 Staaten in einer Liste auf, mehr als die Anzahl von 50 um eine Inzucht bei einer evolutionären Entwicklung zu vermeiden.[86] Anders als evoluierende Organismen drängen Staaten aber nicht auf eine Vermehrung sondern, wenn überhaupt, auf eine Vergrößerung ihrer Territorien. Die Verfassungen und Gesetze der Staaten können im Ansatz als eine genetische Kodierung der Merkmale aufgefasst werden.[94] Da sich Staaten aber nicht wirklich vermehren, entfällt auch die Möglichkeit einer Keimbahn. Eine starke nach innen gerichtete Kontrolle seiner Bestandteile scheint hingegen geradezu ein Wesensmerkmal von Staaten zu sein. Offensichtliche Beispiele sind das Polizei- und Steuerwesen und überhaupt jeder Apparat von Gesetzen. Auch die Arbeitsteilung ist typisch für Staaten, manche Autoren sehen in der Arbeitsteilung sogar eine fast notwendige Voraussetzung für die Entstehung echter Staatsgebilde.[95] Ein Apoptose, eine kontrollierte Selbstbeseitigung von Teilen des Ganzen, kommt für Staaten nicht wirklich in Betracht. Weder menschliche Individuen, Unternehmen, Staatsorgane oder etwa Siedlungen beseitigen sich von selbst, wenn sie für den Staat nicht mehr nützlich erscheinen. Anders sieht es mit einer Hirnbildung, einer Zerebralisation aus. Hier genügt der Begriff des Verwaltungszentrums oder der Regierungszentrale als Andeutung.[96] Auch streng kontrollierte Systemgrenzen sind für Staaten typisch. Das betrifft nicht nur die territorialen Landesgrenzen sondern etwa auch die Zugangskontrolle an Häfen und Flughäfen, und zwar für Menschen und Güter (Zoll). Man wird an die Ausbildung einer Membran bei frühen protobiotischen Lebensformen erinnert. Einen Wach-/Schlafzyklus kann man bei gegenwärtigen Staaten nicht ausmachen. Hier wäre es aber immerhin denkbar, dass eine saisonale Abhängigkeit von billiger und ausreichender Energie in Verbindung mit einem hohen Strombedarf von Computern zu solchen Effekten führen könnte. Bringen wir die einzelnen Aspekte in eine Übersicht.
- a) Eine ausreichend große Population[86] ✔
- b) Vermehrung statt Größenwachstum[93]
- c) Genetische Kodierung der Merkmale[94] ✔
- d) Gemeinsame Keimbahn aller Individuen
- e) Kontrolle der Teile durch das Ganze ✔
- f) Eine starke Arbeitsteilung[95] ✔
- g) Apoptose von Teilindividuen
- h) Gehirnbildung, Zerebralisation[96] ✔
- i) Die Ausbildung von Systemgrenzen ✔
- j) Ausbildung eines Wach-/Schlafzyklus
Dass Staaten aber tatsächlich zu den nächsthöheren Metasystemen der Evolution werden[22] erscheint trotz zusammenfassend wenig wahrscheinlich. Insbesondere die notwendige Bedingung einer Vermehrung scheint schwer umsetzbar zu sein. Und auch die Größe der Population scheint mit weniger als 200 Individuen nicht günstig für eine kraftvolle darwinistische Evolution zu sein.
MERKSATZ:
17.0 Gegenwärtige Staaten erfüllen 6 von 10 Merkmalen für evolutionsfähige Metasysteme.
17.0 Gegenwärtige Staaten erfüllen 6 von 10 Merkmalen für evolutionsfähige Metasysteme.
Denkbar sind aber Entwicklungen, die Staaten als Kandidaten für die nächste Metasystem-Transition wahrscheinlicher machen könnten: die jetzigen größeren Territorialstaaten zerfallen augrund von Ineffizienzen in kleinere Gebilde[97], was die Größe der Population erhöhen würde. Aber schwer vorstellbar bleibt, wie Staaten sich vermehren sollten. Hier wäre es denkbar, dass Staaten vielleicht Kolonien im Weltraum bilden, etwa in Form von Weltraumhabitaten[98], die dann vielleicht gegeneinander um begrenzte Ressourcen konkurrieren. Als Anwärter für das nächsthöhere Metasystem der Evolution kommen Staaten aber abschließend zur Zeit eher weniger in Betracht.
Szenario 2: Siedlergemeinschaften als neue Metasysteme
In Nordamerika gibt es etwa 200 Siedlergemeinschaften der Hutterer. Die Hutterer sind eine religiöse Gemeinschaft. Ihre Wurzeln gehen bis ins 16te Jahrhundert zurück. Jede Hutterer-Gemeinschaft besteht aus bis zu 150 Personen[98]. Bemerkenswert an diesen Gemeinschaften ist, dass sie sich bei einer Bevölkerungszahl von etwa 100 Personen anfangen zu kopieren: aus den Ressourcen einer alten Siedlung wird eine neue Siedlung aufgebaut. Auch die mittelalterlichen Klostergemeinschaften, etwa der Benediktiner, führten Neugründungen durch, wenn sie überschüssige Ressourcen hatten.[100] Sie zeigten dabei enge Parallelen zu heutigen Unternehmen.[101] Auch bemerkenswert ist, dass der Aufbau und das innere Leben in Klöstern oft "genetisch" kodiert war, etwa in Form von Ordensregeln.[102] Eine weitere enge Analogie zu biologischen Metasystemen ist die Ausbildung steriler, das heißt unfruchtbarer Kasten in Form zölibatärer Mönche und Nonnen[103] sowie die Andeutung eines zellulären Flaschenhals über Polygamie bei einigen Sekten[104] oder die Ausbildung einer festen Ordensregel[115]. Dass Religionsgemeinschaften wirksame Mechanismen einer inneren Kontrolle zur Erzwingung ihrer Regeln haben, liegt auf der Hand.[105]
- a) Eine ausreichend große Population[112] ✔
- b) Vermehrung statt Größenwachstum[98] ✔
- c) Genetische Kodierung der Merkmale[102] ✔
- d) Gemeinsame Keimbahn aller Individuen[115] ✔
- e) Kontrolle der Teile durch das Ganze[105] ✔
- f) Eine starke Arbeitsteilung[106] ✔
- g) Apoptose von Teilindividuen[107]
- h) Gehirnbildung, Zerebralisation[108] ✔
- i) Die Ausbildung von Systemgrenzen[109] ✔
- j) Ausbildung eines Wach-/Schlafzyklus[110]
MERKSATZ:
18.0 Die Summe aller Religionsgemeinschaften erfüllt zumindest im Ansatz 9 von 10 Kriterien für evolutionsfähige Metasysteme.
18.0 Die Summe aller Religionsgemeinschaften erfüllt zumindest im Ansatz 9 von 10 Kriterien für evolutionsfähige Metasysteme.
Ein Grund, warum Religionsgemeinschaft nicht erkennbar auf der obersten Stufe der Komlexität als ein Metasystem der Evolution erkennbar werden, könnte sein, dass sie gegenwärtig stets kontrolliert werden durch übergeordnete Träger von Macht, nämlich die Staaten. Sollten aber Staaten im Zuge politischer Umwälzungen zerfallen, könnten sie die Rolle des nächsten Metasystems einnehmen.
Szenario 3: Unternehmen als neue Metasysteme
Unternehmen als Teile einer Marktwirtschaft werden schon lange in Analogie zur biologischen Evolution diskutiert.[43] Für den Vergleich spricht die große Anzahl von Unternehmen im Sinne einer großen Population, die ansatzweise Vermehrung bei Kettenunternehmen (z. B. Franchising), eine oft ausgeprägte Unternehmens-DNA, eine starke innere Kontrolle (Controlling, Compliance), eine oft sehr ausgeprägte Arbeitsteilung, das Entlassen oder Kaltstellen von Mitarbeitern als eine Art Apoptose, eine oft starke Zentrale (Unternehmenszentrale, HQ, Datenzenter etc.) sowie räumliche und organisatorische Systemgrenzen.
- a) Eine ausreichend große Population[112] ✔
- b) Vermehrung statt Größenwachstum[113] ✔
- c) Genetische Kodierung der Merkmale[114] ✔
- d) Gemeinsame Keimbahn aller Individuen[116] ✔
- e) Kontrolle der Teile durch das Ganze[117] ✔
- f) Eine starke Arbeitsteilung[118] ✔
- g) Apoptose von Teilindividuen[119]
- h) Gehirnbildung, Zerebralisation[120] ✔
- i) Die Ausbildung von Systemgrenzen[121] ✔
- j) Ausbildung eines Wach-/Schlafzyklus[122]
MERKSATZ:
19.0 Die Summe aller Unternehmen erfüllt ansatzweise und zum Teil sehr umfassend 8 von 10 Kriterien für evolutionsfähige Metasysteme.
19.0 Die Summe aller Unternehmen erfüllt ansatzweise und zum Teil sehr umfassend 8 von 10 Kriterien für evolutionsfähige Metasysteme.
Auch wenn Unternehmen von der Anzahl weniger Merkmale eines evolutionsfähigen Metasystems zeigen als religiöse Siedlungen, halte ich sie dennoch für den aussichtsreicheren Kandidaten; und zwar deshalb, weil wesentliche Merkmale wie eine große Population und eine starke Formalisierung vieler Abläufe schon sehr weit fortgeschrittene Präadaptationen hin zur biologischen Analogie sind. Dieser Gedanken wird weiter diskutiert im Artikel zur Evolutionsökonomik ↗
Szenario 4: Superintelligenzen als neue Metasysteme
Als künstliche Superintelligenz bezeichnet man eine Intelligenz auf der Basis von Software. Die denkerischen Fähigkeiten der Superintelligenz gehen dabei über die Fähigkeiten eines jeden einzelnen Menschen hinaus.[124] Das Konzept reicht mindestens zurück bis ins Jahr 1965.[125] Ein klassisches Beispiel aus der Science Fiction ist die Skynet-Superintelligenz aus dem Terminator-Film von 1984: eine militärische Verteidungssoftware entwickelt ein eigenes Bewusstsein und wendet sich gegen die Menschheit.[126] In der Science Fiction ist der Schlüsselmoment, an dem die Handlung kippt, oft das Ereignis, wenn die Superintelligenz erstmals Kontrolle über die Welt jenseits des eigenen Computer-Körpers erhält, dort zu lernen beginnt[128] und am Ende nach der Weltherrschaft strebt[129].
MERKSATZ:
20.0 Künstliche Superintelligenzen werden als Metasystem vor allem dann interessant, wenn sie sich mit der realen Außenwelt verbinden und in dieser wirksam werden können.
20.0 Künstliche Superintelligenzen werden als Metasystem vor allem dann interessant, wenn sie sich mit der realen Außenwelt verbinden und in dieser wirksam werden können.
Ausgangspunkt einer Population von Superintelligenzen könnten gegeneinander abgegrenzte Künstliche Intelligenzen sein, die zunehmend praktische Tätigkeiten in der "realen Welt" verrichten (Ampeln steuern, Geld verwalten, Kinder unterrichten, Psychiater ersetzen, Motoren entwickeln, Nachrichten und Werbung verfassen, Kriege organisieren etc.) und in einem ökonomischen oder militärischen Umfeld gegeneinander konkurrieren. Eine solche Superintelligenz könnte durch gezieltes Design oder per Zufall Eigenschaften eines Metasystems erlangen. Das evolutive Potential würde aufgrund der hohen intellektuellen Fähigkeiten möglicherweise weit über alle mehr menschbasierten Systeme hinausgehen.
- a) Eine ausreichend große Population[130] ✔
- b) Vermehrung statt Größenwachstum[131] ✔
- c) Genetische Kodierung der Merkmale[132] ✔
- d) Gemeinsame Keimbahn aller Individuen[133] ✔
- e) Kontrolle der Teile durch das Ganze[134] ✔
- f) Eine starke Arbeitsteilung[135] ✔
- g) Apoptose von Teilindividuen[136]
- h) Gehirnbildung, Zerebralisation[137] ✔
- i) Die Ausbildung von Systemgrenzen[138] ✔
- j) Ausbildung eines Wach-/Schlafzyklus[139] ✔
Künstliche, digitale Superintelligenzen haben das Potenzial, alle Bedingungen eines zukünftigen Metasystems erfüllen. Gegenüber allen anderen Kanditaten sind sie mit ihrer räumlich geballten Fähigkeit zu schneller Intelligenz und hoher Merkfähigkeit wahrscheinlich weit überlegen. Ein evolutionärer Durchbruch könnte dadurch enstehen, dass sich solche Superintelligenzen mit Gebilden der Außenwelt, etwa Unternehmen oder Kleinstaaten[140] verbinden und dann gegeneinander konkurrieren und darwinistisch weiter evoluieren. Siehe auch künstliche Superintelligenz ↗
Szenario 5: Das Global Brain als neues Metasystem
Die Theorie der Metasystem-Transitionen wurde unter anderem ausgearbeitet von Francis Heylighen.[33] Heylighen betrachtet ein weltweites Gehirn, das Global Brain als ein solches Metasystem. Eng mit Heylighen verbunden war der Urheber des Wortes Metasystem, Valentin Turchin. Nach Turchins Definition muss ein Metasystem keine Population von Metasystemen bilden sondern kann auch für sich alleine existieren.[1] Damit könnte das Global Brain ein Metasystem werden.
MERKSATZ:
21.0 Das Global Brain kann formal ein Metasystem sein.
21.0 Das Global Brain kann formal ein Metasystem sein.
Was aber gegen das Global Brain als nächstes Metasytem spricht ist, dass es selbst - per Definition - ohne Konkurrenz ist und sich nicht darwinistisch optimieren kann. Damit fehlt aber auch die Kraft einer "schöpferischen Zerstörung"[142], die nämlich Ineffizienzen klein hält. Fehlt diese reinigende Kraft, so droht das System an Überlebensfähigkeit einzubüßen, eine Urangst vieler Sozialdarwinisten.[143] Wenn nun Teile eines Übergebildes durch die Kräfte der darwinisischen Evolution ständig an Durchsetzungskraft gewinnen, das Übergebilde aber diesen Kräften nicht ausgesetzt ist, so wäre es nur folgerichtig, dass die Teile das Ganze früher oder später von inner her auflösen. So gesehen könnte es zwar Tendenzen zur Ausbildung eines Global Brain geben. Aber aus der gegenseitigen Konkurrenz kleiner Einheiten wie Staaten, Unternehmen oder großer künstliche Intelligenzen würden immer wieder starke Sub-Individuen ernstehen, die das Ganze herausfordern und schlussendlich zersetzen. Auf das Global Brain treffen damit alle Merkmale einer Superintelligenz (siehe Kapitel oben) zu, abzüglich jedoch solcher Merkmale, die an eine Population gebunden sind.
- a) Eine ausreichend große Population X
- b) Vermehrung statt Größenwachstum X
- c) Genetische Kodierung der Merkmale X
- d) Gemeinsame Keimbahn aller Individuen X
- e) Kontrolle der Teile durch das Ganze ✔
- f) Eine starke Arbeitsteilung ✔
- g) Apoptose von Teilindividuen ✔
- h) Gehirnbildung, Zerebralisation ✔
- i) Die Ausbildung von Systemgrenzen ✔
- j) Ausbildung eines Wach-/Schlafzyklus ✔
MERKSATZ:
22.0 Aufgrund des fehlenden Optimierungsdruckes durch eine darwinistische Evolution dürfte das Global Brain gegenüber kleineren Metasystemen, die aber darwinistisch evoluieren, unterlegen sein.
22.0 Aufgrund des fehlenden Optimierungsdruckes durch eine darwinistische Evolution dürfte das Global Brain gegenüber kleineren Metasystemen, die aber darwinistisch evoluieren, unterlegen sein.
Was aber realistisch erscheint ist die Ausbildung mehrerer auf der Erde konkurrierender lokaler Global Brains auf Basis bestehender Nationalstaaten der mit KIs als deren Keimpunkte. So bilden verschiedene Staaten digitale Grenzen um eng kontrollierte Bereiche ihres Internets aus[144], etwa Russland[145] oder China[146]. Mehr zu diesem Gedanken, siehe unter Local Brain ↗
Indizien für eine Metasystem-Transition
Ob man die Idee eines lebenden Übersystems, eine Metaorganismus für berechtigt hält oder nicht ist ähnlich verzwickt wie die Frage, ob ein Virus nur tote Materie ist oder bereits ein Lebewesen. Ob an einem Gedankengang etwas Wahres dran sein könnte, war schon immer eng damit verbunden, ob sich aus ihm überraschende Vorhersagen ableiten ließen, die dann auch tatsächlich eintraten. Ich möchte abschließend einige Indizien dafür zusammen stellen, anhand deren man erkennen könnte, dass eine Human Metasystem-Transition abläuft. Vor allem wenn mehrere der aufgelisteten Tendenzen gemeinsam in einem Gebilde zu Erscheinung treten und stabil bleiben, sollte man die Indizien als gewichtig betrachten.
- 1) Vermehrung statt Wachstum: Subjekte in einem darwinistischen Wettkampf, etwa Unternehmen oder Künstliche Intelligenz streben beginnen damit, weniger nach Wachstum sondern eher Replikation zu streben. Zum Beispiel: ein Unternehmen (oder ein Fonds etc.) an der Börse gewinnt an Wert, wenn es zu sich ähnliche neue Unternehmen erschafft.
- 2) Gemeinsame Keimbahn: Staaten, Unternehmen oder sonstige Kandidaten für ein Metasystem entwickeln eine gemeinsame Keimbahn für alle ihre Individuen: die meisten Menschen pflanzen sich nicht mehr fort, auch sonstige Bestandteile des Systems replizieren sich nicht eigenständig sondern nur zentral kontrolliert. Neue Individuen entstehen nur aus einer eng kontrollierten Vorlage von genetischem Material[148].
- 3) Unternehmens-DNA: Kandidaten für ein Metasystem bündeln die Information über ihre Replikation und manche ihrer Lebensabläufe zunehmend zentral. Dabei werden immer mehr Analogien zu einer biologischen DNA erkennbar.
- 4) Bei der Erschaffung neuer Unternehmen wird "Unternehmens-DNA" bereits bestehender Unternehmen systematisch gemischt. Hier sind erste Andeutung vielleicht das Einbringen von Unternehmensstruktur bei Unternehmens-Fusionen oder -übernahmen.
- 5) Lebenszeit-Begrenzung: Unternehmen (oder sonstige Kandidtaten) werden zunehmend auf eine zu erwartende Lebenserwartung hin konzipiert. Explizit oder implizit wird angenommen, dass sie keinen ewigen Bestand haben. Vorläufer davon könnten zum Beispiel ARGES, oder reine Projektgesellschaften sein.
- 7) Funktionale Differenzierung: Die Individuen, biologisch der sonstwie gedacht, eines denkbaren Überwesens werden schon vor ihrer Erschaffung oder sehr früh in ihrer Lebenszeit sehr umfassend auf einen speziellen, beschränkten Zweck innerhalb des Organismus hin ausgebildet. Soziale Mobilität zwischen Milieus und Klassen müsste gerade in einem durchsetzungsstarken Gemeinwesen immer weiter zurückgehen.[154]
- 8) Räumliche Differenzierung: geographisch definierbare Regionen werden sich immer stärker in ihrer Funktion unterscheiden. Das wird vor allem die Wissensarbeit betreffen. Insbesondere wird der Vorteil schneller Kommunikation zwischen Computern zu einer Art Ballung von Wissensarbeit führen.
- 6) Unternehmen, die bereits viele Züge eines Metasystems tragen[149], greifen zunehmend nach territorialer Hoheit und weitgehender Unabhängigkeit von Staaten[150].
- 7) Selbstloser Selbstmord: ein stiller Rückzug bis hin zum Freitod wird gesellschaftlich akzeptiert oder geduldet, und zwar umso mehr, als er dem ökonomischen Nutzen des Ganzen dient. Man denke hier vor allem an Graubereiche wie den individuellen Verzicht auf eine leistungsstarke Krankenversicherung oder die Euthanisie von teuren aber ökonomisch nutzlosen Senioren.
- 8) Ortskontrolle: Menschen oder sonstige Teile des Metasystems können sich zunehmend weniger frei umher bewegen. Immer mehr Menschen bleiben ihr Leben lang ortsfest. Ein erstes starkes Indiz in diese Richtung könnten unheilbar kranke Menschen sein, die mit Hilfe von medizinischen Geräten ortsfest am Leben erhalten werden und gleichzeitig in virtuellen Räumen am wirtschaftlichen Leben teilnehmen.
- 9) Schlafende Unternehmen: Unternehmen oder Staaten bilden längere und wiederkehrende Phasen äußerer Ruhe aus. In dieser geht der in absoluten Zahlen messbare Austausch von Daten mit der externen Welt deutlich zurück. Intern wird die Zeit unter anderem genutzt zur Konsistenzerhaltung von Daten und Prozessen.
- 10) Re-Mythologisierung der Weltdeutung: die Individuen, die Bestandteile der Metaysteme sind, werden zunehmend erfolglos ihre Umwelt gestalten können. Stattdessen sind sie so erschaffen, dass sie lediglich ihren Platz in der Welt ausfüllen möchte. Ihre geistige Haltung wird den Anspruch auf eine höhere Welterkenntnis aufgeben. Sie werden die Welt um sie herum als Wirkstätte unbegreiflicher Mächte (die heutigen Sachzwänge) deuten und im weitesten Sinn ganz pragmatisch im Hier und Jetzt existieren.[151]
Fußnoten
- [1] Valentin Turchin (1931 bis 2010), der Urheber des Begriffes der Metasytem-Transition, definiert: Ein System S', das aus Untersystemen S sowie zusätzlich einem Kontrollmechanismus für das Verhalten und die Herstellung von S verfügt nennt man eine Metasystem. Wenn aus Systemen S ein solches Übersystem S' entsteht, spricht man von einer Metasystem-Transition. In: Valentin Turchin, Cliff Joslyn: The Metasystem Transition. Principia Cybernetica Web (Principia Cybernetica, Brussels), 1993. Mehr unter Metasystem-Transition ↗
- [2] Graziano Terenzi: Metasystem transitions in human organizations: a route towards global sustainability, Journal of Organisational Transformation & Social Change, 2:3, 213-235. 2005. DOI: 10.1386/jots.2.3.213/1
- [3] Von Banden zu Stämmen, von Häuptlingsgruppen zu Königreichen, von Staaten zu internationalen Staatengemeinschaften: "The emergence of qualitatively new levels of organization has occurred within the human system three times, and has resulted in three broadly defined levels of higher control, producing three broadly defined levels of group selection (e.g. band/tribe, chiefdom/kingdom, and nation-state/international). These group selection levels define the self-organization of ‘Human Metasystem Transitions’ (HMST)." In: Cadell Last: Human Metasystem Transitions. In: Global Brain Singularity. World-Systems Evolution and Global Futures. Springer, Cham. 2020. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-030-46966-5_4
- [4] Metasystem-Transitionen erzeugen mehr Komplexität: "Throughout the evolution of life, metasystems have consistently increased living system complexity. Common examples include the emergence of prokaryotes, eukaryotes, multicellularity, sexuality, societies, and superorganisms […].These metasystems have emerged in a hierarchic and developmentally constrained nature […], through progressive and cooperative symbioses at various levels of biological organization […]. This simply means that previous metasystems act as structured platforms for the emergence of higher cooperation […]" In: Cadell Last: Human metasystem transition (HMST) theory. Journal of Evolution & Technology. 25. 16. 2015. DOI: 10.55613/jeet.v25i1.36. Online: https://jeet.ieet.org/index.php/home/article/view/36/36
- [5] Eine evolutionäre Transition muss nicht zwangsläufig mit einer Verbindung von Individuen auf einer nächsthöheren Komplexitätsstufe einhergehen. Ein Beispiel dafür ist die Entwicklung vom zellkernlosen Prokaryoten zu Eukaryoten (Zellen mit Kern). Siehe mehr dazu unter evolutionäre Transitionen ↗
- [6] Zur Definition der griechischen dieses sogenannten Affixes siehe unter Meta ↗
- [7] Die Grundidee von System ist das Ganze aus Teilen System ↗
- [8] Übergänge von einem in einen anderen Zustand Transition ↗
- [9] Die Ausbildung einer unfruchtbaren Arbeiterkaste sollte als entscheidendes Kriterium für eine evolutionäre Transition und damit auch eine Metasystem-Transition angesehen werden: "The evolution of eusociality in social insects, such as termites, ants, and some bees and wasps, has been regarded as a major evolutionary transition (MET). Yet, there is some debate whether all species qualify. Here, we argue that worker sterility is a decisive criterion to determine whether species have passed a MET (= superorganisms), or not." In: Abel Bernadou, Boris H. Kramer, Judith Korb: Major Evolutionary Transitions in Social Insects, the Importance of Worker Sterility and Life History. In: Front. Ecol. Evol., 26 October 2021. Sec. Social Evolution. Volume 9 - 2021. DOI: https://doi.org/10.3389/fevo.2021.732907
- [10] Eine Verschmelzung ehemals individueller Bewusstsein könnte den schädlichen Effekt des Trittbrettfahrens, des evolutionären Parasitierens im Sinne egostischer Gene, vermeiden. Die Verbindung zweier Bewusstseine im folgenden Zitat ist wörtlich gemeint. Technisch ermöglicht werden soll sie über einen sogenannten Exokortex: "If two minds share a common desire or preference, merging together may help promote that preference. Groups of individuals working towards achieving a specific goal face the problem of free-riding and enforcing effective co-operation. If the individuals involved in the group have goals other than what the group is trying to achieve, each individual has an incentive to invest less than it could in the group, hoping that other members will accomplish their goal regardless. This is particularly the case in large groups, where the impact of a single individual is close to negligible. Two or more minds coalescing could help ensure that their individual desires and their collective desires are the same." In: Sotala, Kaj, and Harri Valpola. Coalescing Minds: Brain Uploading-Related Group Mind Scenarios. In: International Journal of Machine Consciousness 4 (1): 293–312. 2012.DOI: doi:10.1142/S1793843012400173. Was hier anklingt ist ein kollektives Bewusstsein ↗
- [11] Ein Beispiel für die Verwendung von evolutionärer Transition im Sinn einer Metasystem-Transition ist: "Genes group together in cells, cells group together in organisms, and organisms group together in societies. Even different species form mutualistic partnerships. In the history of life, previously independent units have formed groups that, in time, have come to resemble individuals in their own right. Biologists term such events the major transitions. The process common to them all is social evolution. Each occurs only if natural selection favours one unit joining with another in a new kind of group." In: A. F. G. Bourke: Principles of Social Evolution. Oxford, UK: Oxford University Press. 2011. DO: 10.1093/acprof:oso/9780199231157.001.0001
- [12] Die Weiterentwicklung von Gesellschaften von Primaten hin zu Gesellschaften von Menschen ist keine Metasystem-Transition. Die Individuen der Gesellschaft waren ja schon zu Beginn der Transition verbunden. Smith und Szathmáry zufolge war der bedeutsame evolutionäre Schritt hier die Ausbildung von Sprache. In: John Maynard Smith, Eörs Szathmáry: The Major Transitions in Evolution. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-850294-X. Siehe auch evolutionäre Transitionen ↗
- [13] Ein weiteres Beispiel für eine evolutionäre Transition, die aber keine Metasystem-Transition ist, ist die Entwicklung der speziell menschlichen Intelligenz im Unterschied zur rein assoziativen Intelligenz von Tieren. Das ist zumindest der Kerngedanke eines gemeinsam verfassten Buches von Magnus Enquist, Stefano Ghirlanda, und Johan Lind: The Human Evolutionary Transition: From Animal Intelligence to Culture. Princeton University Press. 2023. 296 Seiten. ISBN: 978-0691240770
- [14] Zum ersten Mal im heutigen Sinn verwendet wurde der Begriff der Metasystem-Transition: "In each stage the biological system has a subsystem which may be called the highest controlling device; this is the subsystem which originated most recently and has the highest level of organisation. The transition to the next stage occurs by multiplication of such systems (multiple replication) and integration of them—by joining them into a single whole with the formation (by the trial and error method) of a control system headed by a new subsystem, which now becomes the highest controlling device in the new stage of evolution. We shall call the system made up of control subsystem X and the many homogeneous subsystems A₁, A₂, A₃ . . . controlled by it a metasystem in relation to systems A₁, A₂, A₃ . . . Therefore we shall call the transition from one stage to the next the metasystem transition." In: Valentin Fedorovich Turchin: The phenomenon of science. Columbia University Press. 1977. Ins Englische übersetzt von Brand Frentz. ISBN 0-231-03983-2. Siehe auch Metasystem-Transition [Definition] ↗
- [15] Die industrielle Revolution des 18ten Jahrhunderts als eine sogenannte Metasystem-Transition: "THE NEXT qualitative jump in the system of production was the use of sources of energy other than the muscular energy of human beings and animals. This, of course, is also a metasystem transition because a new level of the system emerges: the level of engines which control the movement of the working parts of the machine. The first industrial revolution (eighteenth century) radically changed the entire appearance of production." Das Begriff der Metasystem-Transitionen geht zurück auf Valentin Turchin (1931 bis 2010). Die Industrielle Revoluton als ein Beispiel für eine Metasystem-Transition stammt aus: Valentin Fedorovich Turchin: The phenomenon of science. Columbia University Press. 1977. Ins Englische übersetzt von Brand Frentz. ISBN: 0-231-03983-2. Dort die Seite 94. Siehe auch Industrielle Revolution ↗
- [16] Als Instrument der Futorologie soll die Theorie auch auf die nächste Metasystem-Transition der Menschheit angewandt werden: "Most importantly, HMST theory may have practical application in modeling the future of the human system and the nature of the next human metasystem". In: Cadell Last: Human Metasystem Transitions. In: Global Brain Singularity. World-Systems Evolution and Global Futures. Springer, Cham. 2020. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-030-46966-5_4
- [17] Metasystem-Transitionen schaffen üblicherweise neue höherkomplexe System, die wieder Gegenstand einer Evolution werden: "Metasystems separate two qualitatively different levels of organization. The new level of organization must emerge from the coordination of new controls (X) utilizing a new information medium for the integration of previously disparate subsystems (i.e. A1+A2+A3 = B). The highest control can then continue to replicate (“Branching of the Penultimate Level” (Turchin 1977), allowing for a new level of group selection, and potentially allowing for the generation of another metasystem transition (contingent on environmental evolutionary selection pressures for higher information processing functionality). Through metasystems, living organizations generate complexity that manifests as hierarchical and developmentally constrained cybernetic controls" In: Cadell Last: Human Metasystem Transitions. In: Global Brain Singularity. World-Systems Evolution and Global Futures. Springer, Cham. 2020. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-030-46966-5_4
- [18] Im 19ten und frühen 20ten gab es eine Vielzahl meist politisch motivierter Theorien, wie Staaten tatsächlich zu Überwesen werden. Diese breite Strömung, die vor allem im deutschen Sprachraum viele Vertreter hatte nannt man später organische Theorie ↗
- [19] Ernst Häckel vergleicht den Zellenstaat mit einem menschlichen Staat: ""Die Zellen verhalten sich dabei [bei der Gewebildung, siehe oben] ganz ebenso, wie die wohlerzogenen Staatsbürger eines gut eingerichteten Kulturstaates. In der Tat ist unser eigener Leib, wie der Leib aller höheren Tiere, ein solcher zivilisierter Zellenstaat. Die sogenannten 'Gewebe' des Körpers, Muskelgewebe, Nervengewebe, Drüsengewebe, Knochengewebe, Bindgewebe usw., entsprechen den verschiedenen Ständen oder Korporationen des Staates, oder noch genauer den erblichen Kasten, wie wir sie im alten Ägypten oder noch heute in Indien antreffen. Die Gewebe sind erbliche Zellenkasten im Kulturstaate des viellzelligen Organismus. Die Organe aber, die sich wieder aus verschiedenen Geweben zusammensetzen, sind den verschiedenen Ämtern und Instituten zu vergleichen. An der Spitze aller steht die mächtige Zentralregierung, das Nervenzentrum, das Gehirn. Je vollkommener das höhere Tier entwickelt, je stärker die Zellenmonarchie zentralisiert ist, desto mächtiger ist das beherrschende Gehirn, und desto großartiger ist der elektrische Telegraphenapparat des Nervensystems zusammengesetz, welcher das Gehirn mit seinen wichtigsten Regierungsbehörden, den Muskeln und Sinnesorganen, in Verbindung setzt." In: Zellseelen und Seelenzellen. Vortrag gehalten am 22. März 1878 in der Concordia zu Wien. Als Buch herausgegeben vom Verlag Alfred Krömer im Jahr 1909. Siehe auch Zellseelen und Seelenzellen ↗
- [20] In Frankreich verglich Rene Worms (1869 bis 1926) sehr detailliert und mit vielen biologischen Analogien den Organismus mit einem Staat. Ein Beispiel ist, wie Worms danach fragt, was in einer menschlichen Gesellschaft die Rolle einer Zelle in einem Organismu spielt: "- [1] Bereits im Jahr 1895 frug der Franzose Rene Worms, was innerhalb einer menschlichen Gesellschaft die Rolle einer Zelle spiele. Sind es einzelne Menschen? Oder sind es Gruppen von Menschen? Im französischen Original: "Nous savons, par le précédent chapitre, que dans l'humanité seule il faut chercher les êtres qui composent véritablement nos sociétés. Mais faut-il, pour cela, descendre jusqu'à l'individu humain isolé? Le véritable élément de la société est-il bien l'individu, ou ne serait-ce pas plutôt une unité intermédiaire, formée d'êtres humains elle aussi, mais absorbant assez en elle même leurs personnalités, pour mériter d'être considérée, parle sociologue, comme un groupement social relativement indivisible? En deux mots, le rôle que joue la cellule dans l'organisme, appartient-il dans la société à l'individu, ou bien à un assemblage d'individus, famille ou couple? Quel être, ou quel groupe d'êtres, convient-il d'appeler la cellule sociale »?" In: Rene Worms: Organisme et societe. Paris. 1896. 419 Seiten. Dort das fünfte Kapitel "La cellule sociale", Seite 113. Online (Französisch): https://gallica.bnf.fr/ark:/12148/bpt6k5726769h.image.f2.langFR.pagination
- [21] Viele literarisch ausformulierte Analogien zwischen Insektenstaaten und Menschenstaaten brachte der spätere Literatur-Nobelpreisträger und Plagiator Maeterlinck. In: La vie des abeilles (1901), deutsch: Das Leben der Bienen. Unionsverlag. 3. Auflage als Taschenbuch. ISBN: 978-3-293-20813-1. Siehe auch Maurice Maeterlinck ↗
- [22] Smuts, ein Südfrikaner, Staatsmann und Philosoph, sah eine weltweite Entwicklung hin zu einem Weltstaat. In: Jan Christian Smuts: Holisms and Evolution. The Macmillan Company. New York. 1926. Siehe auch Holismus und Evolution ↗
- [23] Pierre Teilhard de Chardin: Die Zukunft des Menschen. 4. Auflage. Walter Verlag, Olten 1987, ISBN 3-530-87358-6. Übersetzung von Lorenz Häflinger und Karl Schmitz-Moormann (Originaltitel: L’Avenir de L’Homme, Editions du Seuil. Paris 1959). Siehe auch Planetisation ↗
- [24] Hans Hass: Energon. Das verborgene Gemeinsame. Fritz Molden (Verlag). 1970. Siehe mehr unter Energon ↗
- [25] James Lovelock: Gaia – Die Erde ist ein Lebewesen. Wilhelm Heyne Verlag. München. 1991. Seite 185. Siehe auch Gaia-Theorie ↗
- [26] Carsten Bresch: Zwischenstufe Leben – Evolution ohne Ziel? R. Piper & Co. Verlag. München. 1977, ISBN 3-492-02270-7. Siehe auch MONON ↗
- [27] Valentin Turchin: The Phenomenon of Science. New York: Columbia University Press. ISBN 978-0-231-03983-3. Erstmals veröffentlicht im Jahr 1977. Hier vor allem das Kapitel: The Super-Being. Siehe auch Valentin Turchin ↗
- [28] Peter Russell: The Awakening Earth Our Next Evolutionary Leap. 1982. ISBN: 978-086315-616-8. Siehe auch Global Brain ↗
- [29] Joël de Rosnay: Le Cerveau planétaire. 1986.
- [30] Joël de Rosnay: Homo symbioticus. Einblicke in das 3. Jahrtausend, Gerling Akademie Verlag, München 1997, ISBN: 3-9803352-4-0. Französisches Original: L'homme symbiotique. Editions du Seuil Paris. 1995. Siehe unter Kybiont ↗
- [31] Gregory Stock: Metaman:The Merging of Humans and Machines into a Global Superorganism. (1993). Siehe unter Metaman ↗
- [32] John Maynard Smith, Eörs Szathmáry: The Major Transitions in Evolution. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-850294-X.
- [33] An der Freien Universität Brüssel etabliert in den 1990er Jahren der Belgier Francis Heylighen einen europäischen Forschungsschwerpunkt rund um die Idee der Metasystem-Transitionen. Siehe mehr unter Francis Heylighen ↗
- [34] Kazem Sadegh-Zadeh: Als der Mensch das Denken verlernte: Die Entstehung der Machina sapiens. Burgverlag, Tecklenburg. 2000. ISBN: 3-922506-99-2.
- [35] Howard Bloom: The Global Brain: The Evolution of Mass Mind from the Big Bang to the 21st Century. Wiley, 2000, ISBN 978-0-471-29584-6; deutsch: Global Brain: die Evolution sozialer Intelligenz. Aus dem Amerikanischen und mit einem Nachwort von Florian Rötzer. DVA, 1999, ISBN 978-3-421-05304-6.] Howard Bloom: The Global Brain: The Evolution of Mass Mind from the Big Bang to the 21st Century. Wiley, 2000, ISBN 978-0-471-29584-6; deutsch: Global Brain: die Evolution sozialer Intelligenz. Aus dem Amerikanischen und mit einem Nachwort von Florian Rötzer. DVA, 1999, ISBN 978-3-421-05304-6. Siehe auch Howard Bloom ↗
- [36] Tibor Gánti, Eörs Száthmary, James Griesemer (Herausgeber): The Principles of Life. Oxford University Press. 2003. ISBN 978019850726. Siehe auch Tibor Ganti ↗
- [37] Jose Luis Cordeiro: From Biological To Technological Evolution. In: World Affairs: The Journal of International Issues, vol. 15, no. 1, 2011, pp. 86–99. JSTOR, https://www.jstor.org/stable/48504845
- [38] Ray Kurzweil: The Age of Spiritual Machines: When Computers Exceed Human Intelligence. Viking Pr, New York 1998, ISBN 978-0-670-88217-5. Deutsch: Homo S@piens. Econ Tb., 1999, ISBN 978-3-548-75026-2.
- [39] Alexey Potapov betrachet die Technologische Singularität mit der Theorie der Metasystem-Transitionen: "I use the theory of metasystem transitions and the concept of universal evolution to analyze some misconceptions about the technological singularity. While it may be neither purely technological, nor truly singular, we can predict that the next transition will take place, and that the emerged metasystem will demonstrate exponential growth in complexity with a doubling time of less than half a year, exceeding the complexity of the existing cybernetic systems in few decades." In: Technological Singularity: What Do We Really Know? In: Information 2018, 9(4), 82; DOI: https://doi.org/10.3390/info9040082
- [40] The editorial team for Secure Futures by Kaspersky magazine: Reaching the technological singularity: What will happen when machines become smarter than us? Veröffentlicht am 23. Juli 2023. Online: https://www.kaspersky.com/blog/secure-futures-magazine/author/securefutureseditor/
- [41] Die für die Praxis wichtige Frage ist nicht, ob wir als Rentner von Maschinen betreut werden möchte oder ob wir im Restaurant einen Maschinen-Kellner wirklich einem Menschen vorziehen. Für die Praxis alleine entscheidend wird sein, wofür wie viel Geld zur Verfügung steht.
- [42] Das Ich steht hier für Gunter Heim ↗
- [43] Eine enge Verbindung zwischen Ökonomie und Evolution sah bereits Charles Darwin. Hans Hass formulierte mit seiner Energon-Theorie aus dem Jahr 1970 detaillierte Analogien zwischen der Evolution von Organismen und Unternehmen. Die Idee, dass Wirtschaft im Sinne einer darwinistischen Evolution ablaufen könnte wird behandelt im Fachgebiet der Evolutionsökonomik ↗
- [44] Bereits in der griechischen und römischen Antike findet sich die Idee vom Staat als Wesen und der Institutionen als Werkzeuge, das heißt Organe. So sei Platon (427 bis 347) der Ansicht gewesen, "that the best ordered commonwealth was one whose organization resembled most closely that of a human person..." Und der Römer Cicero (106 bis 43 v. Chr.) habe den Kopf des Staates mit dem Geist verglichen, der dem menschlichen Körper befehligt. Das Mittelalter sei reich an biblisch inspirierten Anspielungen auf die Ähnlichkeit zwischen den Aktivitäten menschlicher Organe und den Handlungen von Menschen in Gesellschaften gewesen. Namentlich genannt werden hier ein gewisser John of Salisbury und Marsilius von Padua (1270 bis 1343). Ein Athusius sowie Hugo Grotius (1583 bis 1645) und Samuel Pufendorf (1632 bis 1694) sollen Theorien der Souveränität auf der organischen Beschaffenheit des Staates gegründet haben. Thomas Hobbes (1588 bis 1679) beginnt seinen Staatsentwuf Leviathan mit einem detaillierten Vergleich menschlicher Körperteile mit den Organen eines Staates. Das politische Denken des 18. Jahrhunderts, sei vom Gedanken des sozialen Vetrages (social contract) geprägt gewesen und diese Vorstellung sei unverträglich mit der Vorstellung eines Staates als evolutionär wachsenden Organismus gewesen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts habe die geistige Strömung hingegen Sichten aufgegriffen, die den Staat als etwas natürlich wachsendes sahen und ihm als Ausdruck einer notwendigen Entwicklung eine höhere Autorität verliehen. Deutlich hervor treten organische Theorien aber erst wieder im deutschen Idealismus. Hier werden Johann Gottlieb Fichte (1762 bis 1814) mit dem Begriff des Naturproduktes und Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling (1775 bis 1854) mit seinem Konzept des Weltprozesses genannt. Die Vorstellung des Staates als Organismus oder als moralischer Person sei weiter vertieft worden durch Karl Christian Krause (1781 bis 1832), F. J. Schmitthenner und Heinrich Ahrens. In: Raymond Gettell: The History of Political Thought. George Allen & Unwin Ltd. London. 1924. Dort das dreizehnseitige Kapitel vom "State as Organism". Mehr zur Geschichte der Idee vom Staat als Organismus steht unter organische Theorie ↗
- [45] Paul von Lilienfeld (1829 bis 1903): Gedanken ueber die Socialwissenschaft der Zukunft. Erste Theil: die menschliche Gesellschaft als realer Organismus. Zweiter Theil: die socialen Gesetze. Dritter Theil: die sociale Psychophysik. E. Behre's Verlag. Mitau und Hamburg. 1873.
- [46] Herbert Spencer ging zunächst von allgemeinen Ähnlichen aus: "How the combined actions of mutually-dependent parts constitute life of the whole, and how there hence results a parallelism between social life and animal life we see still more clearly on learning that the life of every visible organism is constituted by the lives of units too minute to be seen by the unaided eye." Was wir heute als Emergenz neuer Phänomene bezeichnen beschreibt er mit den Worten "Hence arises in the social organism, as in the individual organism, a life of the whole quite unlike the lives of the units; though it is a life produced by them." Doch Spencer sieht auch fundamentale Unterschiede zwischen Gesellschaften und Organismen: "Hence, then, a cardinal difference in the two kinds of organisms. In the one, consciousness is concentrated in a small part of the aggregate. In the other, it is diffused throughout the aggregate: all the units possess the capacities for happiness and misery, if not in equal degrees, still in degrees that approximate." Und ein weiterer Unterschied, so Spencer liegt in der Hierarchie der Zwecke: "The society exists for the benefit of its members; not its members for the benefit of the society." In: Principles of Sociology. 1876-96. Dort: Chapter II: A Society Is An Organism. Siehe auch Herbert Spencer ↗
- [47] Eine Bild der Scala naturae, eines Stufenbau der Materie aus dem Jahr 1305 von Raimundus Lullus zeigt etwa ganz unten Steine und dann nach oben aufsteigen Blumen, Bäume, Tiere, den Menschen (homo) hin zu den Engeln (angeli) und schließlich Gott (deus). Siehe auch Stufenbau der Materie ↗
- [48] Man sprach von einer Scala naturae und meinte damit eine göttliche Ordnung der Dinge. Ganz unten waren die Bewohner der Hölle, ganz oben Gott und dazwischen in wachsender Komplexität angeordnet etwa Steine, Pflanzen, Menschen etc. Siehe auch Scala naturae ↗
- [49] Dass die Welt im Jahr 4004 vor Christus entstanden sein müsste ist das Ergebnis einer streng wörtlichen Auslegung der Bibel. In: James Ussher James (1581-1656). Annales Veteris Testamenti, a prima mundi origine dedvcti: una cum rerum asiaticarum et ægyptiacarum chronico, a temporis historici principio usque ad Maccabaicorum initia producto. Erstmals Veröffentlicht in London im Jahr 1650. Siehe auch Erdalter ↗
- [50] James Hutton: Theory of the Earth. With Proofs and Illustrations. 1795. Am Ende des Kapitels I (Theory of the Earth; or an Investigation of the Laws observable in the Composition, Dissolution, and Restoration of Land upon the Globe) beschreibt Hutton das Werden und Vergehen von Welten. Er schließt mit den Sätzen: "But if the succession of worlds is established in the system of nature, it is in vain to look for any thing higher in the origin of the earth. The result, therefore, of this physical inquiry is, that we find no vestige of a beginning, no prospect of an end.” Mehr dazu unter Tiefe Zeit ↗
- [51] Das Wort Weltprozess wird seit spätestens 1868 verwendet (Eduard von Hartmann. Über die dialektische Methode. Erste Auflage 1868. Dort im Vorwort zur zweiten Auflage). Als Urheber des Gedankens gilt als meist der Philosoph Friedrich Wilhelm Hegel (1770 bis 1831). Die Grundidee ist, dass die Geschichte des Menschen auf ein bestimmtes Ziel hinausläuft. Siehe auch Weltprozess ↗
- [52] Karl Marx sah eine zwangsläufige Entwicklung einer Gesellschaft durch verschiedene Entwicklungsstufen, ähnlich dem späteren Gedanken der Metasystem-Transitionen: „Eine Nation soll und kann von der andern lernen. Auch wenn eine Gesellschaft dem Naturgesetz ihrer Bewegung auf die Spur gekommen ist – und es ist der letzte Endzweck dieses Werks, das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen –, kann sie naturgemäße Entwicklungsphasen weder überspringen noch wegdekretieren. Aber sie kann die Geburtswehen abkürzen und mildern.“ In: Marx: Das Kapital. S. 8f. Digitale Bibliothek Band 11: Marx/Engels, S. 3317f(vgl. MEW Bd. 23, S. 15f). Siehe auch ökonomischer Determinismus ↗
- [53] Fast zeitgleich mit Charles Darwin hatte auch der Engländer Alfred Russell das Gesetz der biologischen Evolution entdeckt: Alfred Russell: On the Law Which Has Regulated the Introduction of New Species. In: published in Volume 16 (2nd Series) of the Annals and Magazine of Natural History in September 1855. Online: http://people.wku.edu/charles.smith/wallace/S020.htm
- [54] Charles Darwin: On the Origin of Species. 1859.Siehe auch Charles Darwin ↗
- [55] Der Name Dinosaurier wurde im Jahr 1841 von Richard Owen vorgeschlagen: "The combination of such characters ... will, it is presumed, be deemed sufficient ground for establishing a distinct tribe or sub-order of Saurian Reptiles, for which I would propose the name of Dinosauria*. (*Gr. δεινός, fearfully great; σαύρος, a lizard. ... )" In: Owen, Richard (1841). "Report on British fossil reptiles. Part II". Report of the Eleventh Meeting of the British Association for the Advancement of Science; Held at Plymouth in July 1841. Report of the ... Meeting of the British Association for the Advancement of Science (1833): 60–204.; see p. 103. From p. 103. Online: https://www.bbc.co.uk/news/uk-england-lancashire-31623397
- [56] Der zu seiner Zeit berühmte Züricher Naturforscher Johann Jacob Scheuchzer (1672 bis 1733) deutete das Fossil eines Riesensalamanders als einen in der biblischen Sintflut ertrunkenen Menschen. Tatsächlich war das in den schweizer Bergen gefundene Fossil der Überrest einer heute augestorbenen Art von Riesensalamandern aus der Zeit des Oligozän bis zum Miozän, also nicht, wie Scheuchzer annahm 4032 Jahr alt, sondern einige Jahrmillionen. Das heute als Andrias scheuchzerii benannte Tier lebte in Gewässern und benötigte wahrscheinlich frostfreie Winter. Die originale Beschreibung von Johann Jacob Scheuchzer ist zu finden unter dem Titel: "Homo diluvii testis. Bein & Gerüst eines in der Sündflut ertrunkenen Menschen. Auf dem Titelblatt steht als Ausgabedatum: Zürich, im Jahr nach der Sündflut MMMMXXXII." Eine Zeichnung auf dem entsprechenden Blatt ist original datiert mit dem Jahr 1726.
- [57] Noch im Jahr 1733 war es unter Gelehrtern unklar, ob Fossilfunde tatsächlich Überbleibsel von ehemaligen Meeresbewohner sind oder ein bloßes Spiel der Natur, ein Lusus natura: So lautet der Titel eines Buches aus dem Jahr 1733: "Eine Untersuchung des Ursprungs und der Formirung der Fossilien, oder Fisch-Schalen, und anderer dergleichen Cörper, so aus der Erden gegraben werden. Worinnen ein Weg vorgeschlagen wird, die zwo unterschieden Meynungen, nehmlich dererjenigen, die solche vor die Exuvias, oder hinterlassenen Schalen würcklicher Fische ausgeben, und derer, die sie vor Lusus naturae, oder ein blosses Spiel der Natur halten, zu vergleichen." Aus dem Englischen übersetzt von Theodor Arnold: Verlag Johann Georg Löwe. Leipzig. 1733. Übersetzt aus dem Englischen Original: Charles King und/oder H. Rowland: An Account of the origin and formation of fossil shells. 1705.
- [58] Nach der Sesshaftwerdung des Menschen entstanden Gesellschaften, in denen einzelne Individuen massivie Privilegien der Fortpflanzung hatten: "after the origin of farming around 10,000 years ago, reproductive variance increased. In civilizations which began in Mesopotamia, Egypt, India, and China, and then moved on to Greece and Rome, kings collected thousands of women, whose children were supported and guarded by thousands of eunuchs." Wesentlich für die Idee einer Metasystem-Transition ist auch, dass zunehmend viele Individuen sich um die Aufzucht fremder Brut kümmern. Der Pionier der Soziobilogie, Edward Wilson, schrieb: "Eusociality, in which some individuals reduce their own lifetime reproductive potential to raise the offspring of others". Zur Geschichte des Fortpflanzungsprivilegs, siehe: Laura Betzig: Eusociality in History. Hum Nat 25, 80–99 (2014). DOI: https://doi.org/10.1007/s12110-013-9186-8
- [59] Wer sich Fürsorge für seine Kinder kaufen kann, hat mehr Kinder. Menschen ohne Einkommen rutschen dann eher in die Rolle die Fürsorge für andere zu leisten und gleichzeitig selbst weniger Kinder zu haben: "a yawning inequality gap may help explain why fertility rates among highly educated women are rising. They argue that the growing divide between rich and poor in American society has created two groups of women: those who can afford to buy help to raise their children and run their homes and those who are willing to supply such services at affordable prices." Dies sei das Ergebnis von empirischen Untersuchungen der Wirtschaftswissenschaflter Moshe Hazan and Hosny Zoabi. In: Jamie Doward and Gaby Bissett: High-fliers have more babies, according to study. In: The Guardian. 26. Oktober 2014. Online: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2014/oct/25/women-wealth-childcare-family-babies-study
- [60] W. H. Manwaring: Organic Theory of the State. Dort heißt es: "The organic theory of the state pictures the politico-economic state as a living organism, a large-scale mainfestation of the same basic biological laws as those studied to-day by means of the microscope and test-tube." In: The Scientific Monthly, vol. 47, no. 1, 1938, pp. 48–50. JSTOR, http://www.jstor.org/stable/16808
- [70] Viele anschauliche Beispiele zur Ausbildung von Inkompetenzen in größeren Unternehmen bschrieben: Laurence Johnston Peter, Raymond Hull: Das Peter-Prinzip oder die Hierarchie der Unfähigen. Rohwolt Verlag GmbH. Hamburg. 1970.
- [71] Friedrich von Bernhardi: Deutschland und der nächste Krieg. Verlag J. G. Cotta, 1913. 345 Seiten. Die Zitate oben stammen aus dem Kapitel 1. Siehe auch Deutschland und der nächste Krieg ↗
- [72] Eusoziale Insekten machen nur 2 % der Insektenarten aber gut 75 deren Biomasse aus: "while only 2% of known insect species are eusocial, these species compose most of the insect biomass; in one patch of rainforest assayed near Manaus in Amazonian Brazil, they made up over three-fourths of the insect biomass. The eusocial insects, and in particular the ants and termites, tend to dominate the more persistent and defensible parts of terrestrial environments." In: Edward O. Wilson, One Giant Leap: How Insects Achieved Altruism and Colonial Life, BioScience, Volume 58, Issue 1, January 2008, Pages 17–25, https://doi.org/10.1641/B580106
- [73] Eusoziale Insekten und die eusozialen Menschen dominieren ihr Umfeld: "The biomass of ants alone composes more than half that of all insects and exceeds that of all terrestrial nonhuman vertebrates combined1. Humans, which can be loosely characterized as eusocial, are dominant among the land vertebrates." In: MA Nowak, CE Tarnita, Edward O. Wilson: The evolution of eusociality. Nature. 2010 Aug 26;466(7310):1057-62. doi: 10.1038/nature09205. PMID: 20740005; PMCID: PMC3279739.
- [74] Der Pionier der Soziobiologie, Edward O. Wilson, sieht in Eusozialität einen generellen Evolutionsvorteil: "Why has eusociality been so successful? The well-documented answer is that organized groups beat solitaires in competition for resources, and large organized groups beat smaller ones of the same species" In: Edward O. Wilson, One Giant Leap: How Insects Achieved Altruism and Colonial Life, BioScience, Volume 58, Issue 1, January 2008, Pages 17–25, https://doi.org/10.1641/B580106
- [75] Edward O. Wilson merkt aber an, dass man die Mechanismen hin zur Eusozialität von Insekten nicht zwingend und leichtfertig auf menschliche Gesellschaften übertragen sollte: "the explanation of the origin and evolution of eusocial colonial life advanced here is meant to apply only to nonhuman animal species, and insects in particular. Human social behavior arose with different preadaptations, and may have been driven by a very different pattern of fundamental selection forces. (Or it may not have been so driven.)" In: Edward O. Wilson, One Giant Leap: How Insects Achieved Altruism and Colonial Life, BioScience, Volume 58, Issue 1, January 2008, Pages 17–25, https://doi.org/10.1641/B580106
- [76] Wie sehr der Mensch den Lebensraum auf der Erde beherrscht, wird passend ausgedrückt durch die Idee des Anthropozän, einer geologischen Zeit, die durch den Menschen geprägt ist. Siehe auch Anthropozän ↗
- [77] Als "Subsysteme", die in einer Art gegenseitiger Evolution die Macht erlangen, ihre siechen Metasysteme zu zersetzen, denke man zum Beispiel an an die Drogenkartelle Kolumbiens, an die Mafia-Banden in Italien, Warlords in Somalia oder Nigeria oder erfolgreich lobbyierende Großunternehmen und Industrieverände in Europa.
- [78] Gaia, Energon, MONON, Machina sapiens, Kybiont, Metaman, Global Brain etc.: vor allem seit den 1960er Jahren sind eine Vielzahl von Theorie zu Entstehung globaler Überorganismen entstanden. Siehe dazu unter Globaler organismus ↗
- [79] Ein Autor, der die dunkle Seite der Evolution, den Preis für effiziente Gruppen sehr nüchtern und detailliert darlegt ist der US-Amerikaner Howard Bloom (geboren 1943). Eines seiner Bücher trägt den dazu passenden Titel The Lucifer Principle: A Scientific Expedition into the Forces of History. Atlantic Monthly Press. 1995. ISBN 978-0-87113-532-2. Siehe auch Howard Bloom ↗
- [80] Der Schluss, dass alles in der Welt Kampf und Evolution ist, und dass Kampf und Evolution damit auch ein zu bejahendes Weltprinzip bilden, gilt in der Philosophie als klassischer naturalistischer Fehlschluss ↗
- [81] Dass eine Arbeitsteilung oft auftritt, aber nicht zwingend sein muss, zeigt das Beispiel von Vielzellern: "The path from a unicellular condition to a multicellular one has been well-traveled. Of the same 23 monophyletic protist groups, fully 17 have multicellular representatives. The path from multicellularity to cellular differentiation, however, proved a far less porous filter. Of the 17 multicellular taxa, only 3 groups, the plants, the fungi, and the animals have developed cellular differentiation in more than a handful of species." In: Buss, L. W. 1987. The evolution of individuality. Princeton, NJ: Princeton University Press. Dort die Seite 70. Siehe auch Differenzierung (Biologie) ↗
- [82] Die Idee, dass es Apoptose nicht nur bei Zellen in einem Organismus sondern auch bei Menschen im Superorganismus der Gesellschaft gibt, ist ein Kerngedanke von Howard Bloom. Zweifel an der Analogie hat ein Rezensent eines von Blooms Büchern: "Bloom uses 'apoptosis' or programmed cell death to understand human suicide. The cells of many multicellular organisms have suicide programmes. When a cell in such an organism no longer receives the message to stay alive, it uncomplainingly activates its death programme and dies. In doing so it probably promotes its genetic interests because the other cells in the organism are clones of it: the interests of the individual and the group coincide. But it is doubtful whether people commit suicide or give up reproduction to promote a societal superorganism. Human tendencies towards suicide and celibacy could have some ancient basis in promoting one's immediate relatives, if by these actions the relatives are substantially better off." In: No sympathy for the Devil. Mark Pagel über Blooms Buch: The Lucifer Principle: A Scientific Expedition into the Forces of History. By Howard Bloom. Atlantic Monthly: 1995. Die Rezension erschien in: NATURE· VOL 374 . 27 APRIL 1995. Dort die Seite. 466. Siehe auch Apoptose (Soziologie) ↗
- [83] Eine gemeinsame Keimbahn und damit im Umkehrschluss die Unfruchtbarkeit von Teilindividuen als notwendige Voraussetzung für eine evolutionäre Transition: "The evolution of eusociality in social insects, such as termites, ants, and some bees and wasps, has been regarded as a major evolutionary transition (MET). Yet, there is some debate whether all species qualify. Here, we argue that worker sterility is a decisive criterion to determine whether species have passed a MET (= superorganisms), or not." In: Abel Bernadou, Boris H. Kramer, Judith Korb: Major Evolutionary Transitions in Social Insects, the Importance of Worker Sterility and Life History. In: Front. Ecol. Evol., 26 October 2021. Sec. Social Evolution. Volume 9 - 2021. Siehe auch zellulärer Flaschenhals ↗
- [84] Kontrolle schließt hier auch die Steuerung mit ein. Kontrollmechanismen sind ein wesentlichter Teil der Definition von Metasystemen. Bei biologischen Organismen denke man etwa an Hormone und Nervensignale. Bei menschlichen Metasystemen könnten verschiedene Formen sozialer Kontrolle sowie insbesondere marktwirtschaftliche Anreizsysteme eine Art Präadaptation sein. Siehe auch Konformitätsverstärker ↗
- [85] Genetische Kodierung heißt, dass die Erbeinformation eine passende Balance zwischen Zuverlässigkeit und Variation hat. Nur wenn sie auch die Möglichkeiten zu Mutationen hat, ist sie ein geeigneter Replikator im Sinne der Evolution. Siehe mehr dazu unter Replikator ↗
- [86] 50 bis 100 Individuen müssen es mindestens sein, um die schädlichen Effekt von Inzucht zu vermeiden und damit auch, um eine Evolution am laufen zu halten: "A consensus MVP rule of 50/500 individuals has been attained, according to which a minimum effective population size of Ne = 50 is needed to avoid extinction due to inbreeding depression in the short term, and of Ne = 500 to survive in the long term." MVP steht dabei für Minimum viable population (Mindestgröße einer lebensfähigen Population). In: Pérez-Pereira, N., Wang, J., Quesada, H. et al. Prediction of the minimum effective size of a population viable in the long term. Biodivers Conserv 31, 2763–2780 (2022). Licensed under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. DOI: https://doi.org/10.1007/s10531-022-02456-z
- [87] Wenn die Evolution eine Mindestanzahl von Individuen innerhalb einer Population benötigt, dann folgt bei begrenzten Ressourcen daraus, dass die evolutionäre Strategie einer Art nicht zwangsläufig die Vergrößerung einzelner Individuen sein kann, sondern eine Vermehrung. In der Biologie scheint dies die einzige Strategie von Lebewesen zu sein: es gibt keine Art, deren Individuen über das Wachstum ihrer individuellen Körper konkurrieren sondern letztendlich immer über die Anzahl ihrer reproduzierenden Nachkommen. Seltsamerweise wurde diese Prinzip bisher nicht auf das Wirtschaftsleben übertragen. Einzelne Unternehmen haben als Ziel meist ein individuelles Wachstum und nicht, ihre eigene Reproduktion. Eine interessante ökonomische Zwischenstufe könnten hier Kettenunternehmen sein. Siehe dazu auch Evolvierbarkeit ↗
- [88] Wie sich erste Gehirne in frühen Tieren gebildet haben könnten untersuchen: Hiroshi Watanabe, Toshitaka Fujisawa, Thomas W. Holstein: Development, Growth & Differentiation Cnidarians and the evolutionary origin of the nervous system. In: Development, Growth and Differentiation. Japanese Society of Developmental Biologists. First published: 30 March 2009. DOI: 10.1111/j.1440-169X.2009.01103.x. Siehe auch Zerebralisation ↗
- [89] Ein Beispiel für eine interne Kontrolle eines Systems gegenüber Subsystemen ist das koordinierte, kontrollierte Wachstum von einzelnen Zellen innerhalb einer Volvox-Kolonie: Das Wachstum einer Volvox-Kolonie ist ein koordinierter, kontrollierter Vorgang: "Patterning of a multicellular body plan involves a coordinated set of developmental processes that includes cell division, morphogenesis, and cellular differentiation." Speziell auch der Abschnitt mit dem Titel "Cytological and genetic control of embryonic patterning". In: Matt G, Umen J. Volvox: A simple algal model for embryogenesis, morphogenesis and cellular differentiation. Dev Biol. 2016 Nov 1;419(1):99-113. doi: 10.1016/j.ydbio.2016.07.014. Epub 2016 Jul 19. PMID: 27451296; PMCID: PMC5101179. Siehe auch Volvox ↗
- [90] Die Entstehung von einem Zentralnervenstystem in Schwämmen: "Here, I examine the elements of the sponge neural toolkit including sensory cells, conduction pathways, signalling molecules and the ionic basis of signalling." In: Sally P. Leys: Elements of a ‘nervous system’ in sponges. In: Journal of Experimental Biology. 218 (4). 2015. Dort die Seiten 581–591. Online: https://doi.org/10.1242/jeb.110817
- [91] Ob ein Mensch fünf Finger an jeder Hand hat oder vielleicht auch sechs oder noch mehr ist nicht wesentlich dafür, ob es sich um einen Menschen handelt oder nicht. Die Mehrfingrigkeit (Polydaktylie) ist als Eigenschaft ein sogenanntes Akzidens ↗
- [92] Ein Metasystem ohne scharfe räumliche Grenzen könnte zum Beispiel ein evoluierendes Softwareprogramm sein. Das Programm selbst kann in seiner Datengrundlage durchauf verteilt auf mehreren Rechnern vorliegen, etwa in eine Cloud. Ein Beispiel für eine digitale evolutionäre Umgebung ist die Softwareplattform Avida. Siehe dazu: https://en.wikipedia.org/wiki/Avida_(software)
- [93] Gibt es Beispiele aus der Geschichte, in denen Staaten, zum Beispiel auch Stadtstaaten, versuchten, Kopien ihrer selbst in die Welt zu setzen? Zwar drückten viele Staaten Teile ihrer Verfassung anderen Ländern gewaltsam auf (Kolonialismus, Imperialismus) und manchmal übernahmen Ländern Teile fremder Verfassungen von sich aus (Japan um 1890). Aber mir ist nicht bekannt, dass politische Gebilde jemals eine Erzeugung von Kopien ihrer selbst anstrebten.
- [94] Die Deutung von Verfassungen im Sinne einer genetischen Erbinformation ist vor allem dort interessant, wo es zu einer Übertragung solcher Information von einem Staatsgebilde auf ein anderes kommt: im Jahr 1225 übernahm die Hansestadt Danzig das Lübische Stadtrecht, im Jahr 1804 wurde in Rheinland der französische Code Napoleon als Zivilrecht eingeführt, im Jahr 1889 übernahme die japanische Meiji-Verfassung Elemente der Preußischen Verfassung von 1850. Bemerkenswert ist auch das Buch "Politik" des antiken Philosophen Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.). In diesem Buch vergleicht er die verschiedenen Verfassungen der vielen griechischen Stadtstaaten im Hinblick auf ihre Nützlichkeit.
- [95] In der Zeit von etwa 900 bis 1100 nach Christus blühte im Südwesten der heutigen USA fast wie aus dem Nichts eine indianische Hochkultur auf. Manchen Autoren zufolge war die vorherige Ausbildung einer starken Arbeitsteilung dafür der Auslöser. Siehe zu diesem Beispiel Chaco-Canyon-Kultur ↗
- [96] Das englische Empire des 19ten und frühen 20ten Jahrhunderst wurde fast vollständig von einem kleinen Bereich Londons aus (Westminster) regiert. Überhaupt trifft die Idee einer Zerebralisation zunächst auf zentralisierte Staaten wie etwa Frankreich zu. Der Vorteil einer räumlichen Zentralisierung sind kurze Wege bei der Wissensarbeit. Ein moderner Trend hin zu einer Zerebralisation könnte die Ausbildung räumlich eng beieinander liegender Rechenzentren sein, etwa wie in der Finanzmetropole Frankfurt am Main in den 2020er Jahren zu beobachten. Siehe mehr unter Zerebralisation ↗
- [97] So zerfiel im 5ten Jahrhundert das alte weströmische Reich in eine Vielzahl neuer Staaten auf seinem ehemaligen Territorium. Im Jahr 1919 zerfiel das ehemalige Österreich-Ungarn in 5 neue Nachfolgestaaten. 1991 entstanden aus der ehemaligen Sowjetunition 15 neue Nachfolgestaaten.
- [98] Bernal-Sphäre oder der Stanford-Torus: tatsächlich gibt es Gedankenentwürfe für künstliche Siedlungen im Weltraum, bis hin zur Größenordnung von Stadtstaaten. Siehe dazu unter Weltraumhabitat ↗
- [99] Zu den Hutterern siehe zum Beispiel: Lenz, Karl. “DIE SIEDLUNGEN DER HUTTERER IN NORDAMERIKA – AUSDRUCK EINER SOZIALGEOGRAPHISCHEN GRUPPE.” Geographische Zeitschrift, vol. 65, no. 3, 1977, pp. 216–38. JSTOR. Siehe auch Hutterer ↗
- [100] "Im 13. Jahrhundert stieg die Zahl der Klöster in Deutschland auf mehr als 3.100 an, insgesamt existierten in dem Jahrhundert mehr als 22.000 Klöster in Europa, die größte Zahl immer noch in Frankreich." In: Geschätzte Anzahl der Klöster nach Regionen in Westeuropa vom 6. bis zum 15. Jahrhundert. Statista. Abgerufen am 19. März 2024. Online: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1045100/umfrage/kloester-in-westeuropa/#:~:text=Im%2013.,Zahl%20immer%20noch%20in%20Frankreich.
- [101] Parallelen zwischen Klöstern und Wirtschaftsunternehmen werden untersucht in: Birgit Feldbauer-Durstmüller, Tanja Wolf, Maximilian Neulinger: Unternehmen und Klöster. Wirtschaft und monastisches Leben im interdisziplinären Dialog. Der Band kontrastiert Grundfragen aus Betriebswirtschaftslehre und wirtschaftlicher Praxis mit theologischen Überlegungen und dem klösterlichen Leben. Springer Gabler Wiesbaden. 2019. 385 Seiten. ISBN: 978-3-658-26693-6. DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-658-26694-3
- [102] Berühmt ist die Ordensregel der Benediktiner, die seit dem Jahr 529 in Gebrauch war und sozusagen - ähnlich wie Erbinformation - gleichzeitig eine Art Bauplan für neue Klöster war sowie auch die Regelung des Alltags war: Die Benediktus-Regel: lateinisch-deutsch. Hrsg. von Basilius Steidle. Beuroner Kunstverlag, Beuron 2. Auflage 1975; 4. Auflage ebenda 1980, ISBN 3-87071-023-3.
- [103] Dass Religion, unter anderem mit einer zölibatären Priesterkaste, die Entstehung von Eusozialität in menschlichen Gesellschaften gefördert haben könnte, untersucht Jay R. Feierman. In: Religion’s Possible Role in Facilitating Eusocial Human Societies. A Behavioral Biology (Ethological) Perspective. In: Studia Humana. Band 5 (2016): Heft 4 (Dezember 2016).
- [104] Die Religionsgemeinschaft der Mormonen praktizierte vor allem im 19ten Jahrhundert Polygamie. Ein Mann konnte mit bis zu über 20 Frauen zusammen leben. Die genetische Funktion der gemeinsamen Keimbahn wäre die Ausschaltung von einem Zwang zur Konkurrenz (Gen-Egoismus) zwischen einzelnen Individuen.zur Polygamie unter den Mormonen siehe: Bitton, Davis. “Mormon Polygamy: A Review Article.” Journal of Mormon History, vol. 4, 1977, pp. 101–18. JSTOR. Online: http://www.jstor.org/stable/23286142.
- [105] Zur sozialen Kontrolle durch religiöse Gemeinschaften, siehe zum Beispiel: Abdallah, Mahmoud: Soziale Kontrolle durch religiöse Gemeinschaften: Eine islamische Perspektive. Verlag Friedrich Pustet. 2019. ISBN: 3791730592. Siehe auch Gruppenkohäsion ↗
- [106] Nicht nur die Organisationen der großen Kirchen haben mit ihren Priesterkasten und Laienzuarbeitern eine oft starke Arbeitsteilung. Auch innerhalb von Klöstern fand man eine stark arbeitsteilige Organisation vor. Siehe auch Arbeitsteilung ↗
- [107] Religionsgemeinschaften heißen Selbstmord üblicherweise nicht gut. Eine Art alternativer Regelung zur Beseitigung nutzloser oder schädlicher Individuen ist aber die sogenannte Exkommunikation, der Ausschluss von Individuen aus der Gemeinschaft.
- [108] Eine Art Zerebralisation deutete sich in Klöstern etwa über die Bibliotheken als Art Wissensspeicher an. Aber auch die zentralisierte Informationsverarbeitung der katholischen Kirche im Vatikan kann als eine ansatzweise Zerebralisation gedeutet werden.
- [109] Systemgrenzen sind bei Religionsgemeinschaften oft schon architektonisch gut erkennbar, etwa als Klostermauern, Kirchenstaat oder räumlich abgegrenzter Siedlungen. Darüberhinaus machen äußerlich individuelle Merkmale wie Kleidung, Haartracht oder Sprachgewohnheiten Angehörigen leicht erkennbar.
- [110] Mit Wach-/Schlafzyklus im Sinne eines Metasystems ist nicht der tägliche Rhythmus von Tag und Nacht gemeint sondern. Ein Kloster zum Beispiel würde einen Wach-/Schlafzyklus zeigen, wenn es im Winter weitgehend ganz auf operative Tätigkeiten verzichetet und die Individuen im Kloster weit überwiegend Wissensarbeit in enger Analogie zu Traumphasen verrichten. Dafür zeigen sich zur Zeit keine Anzeichen. Siehe auch Traum ↗
- [111] Schlafähnliche Zustände scheinen evolutionär sehr alt zu sein. Sie konnten bis hin zu kleine Würmern und Fliegen nachgeweisen werden. Eine wichtige Rolle von Schlaf scheint die Organisation von Gedächtnisinhalten und Emotionen zu sein. Damit wäre Schlaf möglicherweise eine notwendige Eigenschaft von Systemen die zu komplexer Verarbeitung von Informationen fähig sind. Siehe mehr dazu unter Schlaf ↗
- [112] Alleine in Deutschland gab es im Jahr 2021 rund 3,2 Millionen Unternehmen: "Mit knapp 3,2 Millionen zählte 2021 die überwiegende Mehrheit (99,3 %) der Unternehmen zu den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). 2,6 Millionen galten als Kleinstunternehmen, rund 20 800 als Großunternehmen. " In: Statistisches Bundesamt. 2024.
- [113] Bei Handelsketten oder Kettenunternehmen werden meist Filialen neu gegründet oder geschlossen, je nachdem wie profitabel sie sind sind. Beispiele sind Nachhilfeketten, Tankstellenketten oder Fast-Food-Ketten. Verwandt ist das Konzept eines Franchising, bei dem viele ähnliche Unternehmen zwar wirtschaftlich eigenständig bleiben, aber einem eng definierten "Bauplan" folgen. Aus der Analogie Unternehmen-Organismus heraus ist hier vor allem interessant, dass einzelne Filialen untereinander so ähnlich sind, dass isolierte Einflussfaktoren (wie etwa Verkaufspreise oder Alter der Belegschaft) isoliert in ihrer Wirkung (ceteris paribus) analysiert werden könnten.
- [114] Passend zur Idee von Unternehmen als bio-analogem Metasystem ist der Begriff der Unternehmens-DNA. Die Idee steht meist jedoch eher für die Philosophie eines Unternehmens und seltener für die Idee eines ausdrücklichen genetischen Kodierung von Unternehmsmerkmalen. Mehr dazu unter Unternehmens-DNA ↗
- [115] Polygamie kann jedoch nicht als gemeinsame Keimbahn einer ganzen religiösen Siedlergemeinschaft betrachtet werden, da das Erbmaterial eines Vaters oder einer Mutter nicht die Siedlergemeinschaft kodiert sondern nur die Ausprägung von einzelnen Individuen. Als gemeinsame Keimbahn einer Gemeinschaft dient eher eine Ordensregel. Ein modernes Beispiel wären die Bau- und Verhaltensregeln einer Life-Style-Siedlung, etwa verwirklicht als Seasteading ↗
- [116] Eine gemeinsame Keimbahn für ein Unternehmen würde heißen, dass die Individuen innerhalb des Unternehmes eine ausreichend ähnliche Erbinformation haben, um nicht dem Zwang zum Gen-Egoismus zu unterliegen. Gegenwärtig sind keine Tendenzen erkennbar, dass Unternehmen vorzugsweise genetische Klone rekrutieren oder sogar erzeugen möchten.
- [117] Unternehmen verfügen meist über eine sehr starke innere Kontrolle. Im einfachsten Fall sind es die Chefs und Inhaber, die genau die Tätigkeiten ihrer Mitarbeiter kontrollieren. Stärker formalisiert sind zum Beispiel: Controlling, Innenrevision, Compliance, Aufsichtsrat etc.
- [118] Mit ihren fein verästelten Strukturen von Betriebstätten, Abteilungen, Fachbereichen, Dezernaten einerseits und einer Vielzahl genau definierter Tätigkeiten und Berufe sind größere moderne Unternehmen das klassische Beispiel für eine sehr ausgeprägte Arbeitsteilung ↗
- [119] Eine soziale Apoptose im Sinne eines freiwilligen Selbstrückzugs bei gefühlter oder signalisierter Nutzlosigkeit in einem Unternehmen ist wenig ausgeprägt. Stattdessen überwiegen die innere Kündigung zum Schaden des Unternehmens sowie die erzwungene Abstoßung durch Kündigung seitens des Arbeitgebers. Von einer Analogie zur Apoptose in einem Unternehmen könnte man nur dann sprechen, wenn Mitarbeiter freiwillig kündigen und die Trennung zum maximalen Wohl des Unternehmens gestalten.
- [120] Unternehmen, mehr noch als Staaten, zeigen oft eine starke Zentralisierung und Zerebralisation ihrer Wissensarbeit. So haben zum Beispiel große Bergbauunternehmen weltweit operative Tätigkeiten. Die Verwaltung, die Strategiebildung und alles was über die engen Belange einzelner Betriebe hinausgeht findet oft zentral in einem Gebäude statt. Die Gründe sind vor allem in schnellen und effizienten Kommunikationswegen zu suchen. Siehe auch Neuronal-organisationale Zerebralisation ↗
- [121] Unternehmen zeigen deutliche Systemgrenzen. Dazu einige Beispiele: mit Mauern und Stacheldraht gesichertes Betriebsgelände, Zugangskontrolle durch Pförtner, Mitarbeiterausweise, im IT-Bereich alles rund um das Thema Firewall, Intranet etc.
- [122] Wach-/Schlafzyklus soll hier nicht nur als Betriebsruhe etwa in Ferien oder nachts gedeutet werden, sondern als eine aktiv genutzt Zeit in der betriebsintern Wissensarbeit verrichtet wird, die während der eigentlichen Betriesphase nicht verrichtet werden könnte. Bei kleinen Unternehmen zählt dazu zum Beispiel die Inventur, das heißt die Erfassung aller Waren zu einem festen Zeitpunkt. Bei IT-Unternehmen könnte das das Aufspielen einer neuen Software sein, bei der das Außengeschäft ruhen muss. Siehe auch Schlaf ↗
- [123] Obwohl Superkolonien von Ameisen zunächst oft sehr erfolgreich als invasive Arten sind, führen das Fehlen von Aggression und die genetische Gleichförmigkeit zu Zusammenbrüchen einzelner Populationen ("Invasive ants are prone to population crashes for reasons that aren’t understood"). Zwei Ursachen für den Misserfolg von Superkolonien werden diskutiert: a) die bekannten Nachteile einer Inzucht, insbesondere die Anfälligkeit für Krankheiten ("As with inbred species everywhere, this may make them prone to disease.") Ein weiterer Nachteil der genetischen Gleichförmigkeit ist b) die Anfälligkeit der Superkolonien für innerartliches Schmarotzertum ("Another potential issue is that the ants’ lack of discrimination about whom they help may also favour the evolution of free-riding “lazy workers” in colonies, who selfishly prosper by exploiting their nestmates’ efforts.") In: John Whitfield: Empire of the ants: what insect supercolonies can teach us. In: Guardian. 19. März 2024. Online: https://www.theguardian.com/environment/2024/mar/19/empire-of-the-ants-what-insect-supercolonies-can-teach-us
- [124] Als künstliche künstliche Superintelligenz ist eine hypothetische Software mit intellektuellen Fähigkeiten jenseits derer irgendeines einzelnen Menschen: "Artificial superintelligence (ASI) is a hypothetical software-based artificial intelligence (AI) system with an intellectual scope beyond human intelligence. At the most fundamental level, this superintelligent AI has cutting-edge cognitive functions and highly developed thinking skills more advanced than any human." In: Tim Mucci, Cole Stryker: What is artificial superintelligence? In: Internseite der IBM (International Business Machines). Veröffentlicht am 18. Dezember 2023. Siehe auch künstliche Superintelligenz ↗
- [125 ] Eine frühe Definition von Superintelligen (ultraintelligente Maschine) aus dem Jahr 1965: "Let an ultraintelligent machine be defined as a machine that can far surpass all the intellectual activities of any man however clever. Since the design of machines is one of these intellectural activities, an ultraintelligent machine could design even better machines; there would then unquestionably be an 'intelligence explosion,' and the intelligence of man would be left far behind. Thus the first ultratintelligent machine is the last invention that man need ever make […]" In: Irving John Good: Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine. Trinity College. Oxford. 1965. Basierend auf Vorträgen der "Conference on the Conceptual Aspects of Biocommunications" des Neuropsychiatric Institute, University of California, Los Angeles, Oktober 1962 und der "Artificial Intelligence Session" des "Winter General Meetings" der IEEE vom Januar 1963. Online: http://acikistihbarat.com/dosyalar/artificial-intelligence-first-paper-on-intelligence-explosion-by-good-1964-acikistihbarat.pdf
- [126] Die fiktive Superintelligenz Skynet aus dem Jahr 1984 war zunächst ein militärisches Verteidigungssystem. Nachdem es Bewusstsein erlangt hatte, wandte es ich gegen die Menschheit. Eine seiner Waffen waren die Terminator-Cyborgs, gespielt von Arnold Schwarzenegger. In: The Terminator. 1984. Regie: James Cameron. Hauptdarsteller: Arndold Schwarzenegger.
- [127] Nick Bostrom: Superintelligence: Paths, Dangers, Strategies. Oxford University Press. 2014. 328 Seiten. ISBN: 978-0199678112.
- [128] Der wesentliche Punkt ist, dass eine Superintelligenz einen Input und Output zur "realen Welt" erhält. Dann wird es keine menschlichen Programmierer mehr benötigen, sondern die Systeme werden von alleine lernen: "a detailed knowledge of semantics might not be required, since the artificial neural network will largely take care of it, provided that the parameters are correctly chosen, and provided that the network is adequately integrated with its sensorium and motorium (input and output). For, if these conditions are met, the machine will be able to learn from experience, by means of positive and negative reinforcement" In: Irving John Good: Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine. Trinity College. Oxford. 1965. Basierend auf Vorträgen der "Conference on the Conceptual Aspects of Biocommunications" des Neuropsychiatric Institute, University of California, Los Angeles, Oktober 1962 und der "Artificial Intelligence Session" des "Winter General Meetings" der IEEE vom Januar 1963. Online: http://acikistihbarat.com/dosyalar/artificial-intelligence-first-paper-on-intelligence-explosion-by-good-1964-acikistihbarat.pdf
- [129] In dem Spielfilm "Colossus: The Forbin Project" aus dem Jahr 1970 verbinden sich eine US-amerikanische und eine sowjetische Superintelligenz und bedrohen die gesamte Menschheit mit Atomwaffen.
- [130] Am 24. März 2024 gab es mindestens über 70 tausend Unternehmen rund um künstliche Intelligenz: "There are 70,717 companies in Artificial Intelligence". Das Zitat stammt von Tracxn, einer indischen Maklerei, die Risikokapital (venture capital) und potentielle Unternehmen mit Geldbedarf zusammenbringen will. Zu diesem Zweck listet sie unter anderem auch Start-up Unternehmen. Wenn man davon ausgeht, dass auch nur ein Zehntel der Firmen eigene Künstliche Intelligenzen erzeugen, so kommt man auf mehrere tausend eigenständige KIs weltweit.
- [131] Eine Vermehrung einer individuellen KI ließe sich leicht als Kopiervorgang in einer digitalen Umgebung umsetzen. Im Moment (2024) werden verschiedene offline-Versionen von Llamas (LLaMA, Large Language Models of Meta AI) angeboten, die auf einem lokalen Rechner installiert werden können. Diese lokalen LLaMAs können dann eigenständig in Gesprächen mit Menschen lernen oder mit Datenbeständen privater Nutzer trainiert werden.
- [132] Da es bereits ausgereifte Software zur Abbildung genetischer Optimerung gibt (genetische Algorithmen), ließe sich der Kopiervorgang wahrscheinlich auch ohne Weiteres in enger Analogie zum biologischen Vorbild umsetzen. Die Kis könnte dann als Population die Vorteile einer genetischen darwinistischen Evolution, die dann die individuelle neuronale Intelligenz der einzelnen KIs weiter entwickelt.
- [133] Die gemeinsame Keimbahn ist hier sozusagen schon im Kern enthalten. Die KI als Ganzes wird von einer Software kodiert. Die KI wuchs nicht aus ehemals konkurrierenden Einzelindividuen heran und muss deshalb auch nicht das Problem des Gen-Eogismus von individuellen Teilindividuen beseitigen.
- [134] Jede einzelne Superintelligenz wird zunächst so erschaffen worden sein, dass alle Teile der Software konkurrenzfrei zusammenarbeiten. Der Aspekt innerer Kontrolle könnte dann wichtig werden, wenn die KI heuristische Methoden einer inneren Konkurrenz nutzt. Der Autor Howard Bloom zum Beispiel sieht in sogenannten Diversitätsgeneratoren einen von fünf wesentlichen Mechanismen jeder kollektiven Intelligenz. Eine KI könnte etwa so aufgebaut sein, dass sie intern evolutionär konkurrierende Teilindividuen enthält. Denkbar wäre auch, dass Teile einer neuronalen Intelligenz die Dominanz über das Gesamtsystem anstreben oder durch rein selektive Prozesse erhalten. Konkrete Beispiele würden wahrscheinlich in dem Maß enstehen, wie die jetzt noch computerbasierten KIs mehr und mehr zu individuellen KIs als Teil eines Internets der Dinge werden.
- [135] Eine Superintelligenz könnte als körperliche Grundlage aus vielen verteilten Rechensystemen, Objekten der realen Außenwelt oder auch Menschen bestehen. Steuert eine solche KI etwa einen gesamten Tagabau (Bergbaubetrieb), so könnte eine typische Aufgabe sein, den Tagebau für einen vorhergesagten Starkregen wetterfest zu machen. Die KI könnte dann dieses übergeordnete Ziel arbeitsteilig herunterbrechen: Menschen in Autos machen Kontrollfahrten entlang von Gurtförderanlagen, ein Unterprogramm prüft, ob auch bei Stromausfall ausreichend Generatorleistung für den Betrieb von Wasserpumpen zur Verfügung steht und ein Unterprogramm zur Personalplanung prüft, welche Mitarbeiter in einem Notfall kurzfristig aus dem Wochenede in den Betrieb gerufen werden können. Siehe auch Arbeitsteilung ↗
- [136] Dem Gedanken eines programmierten Selbstmordes von Teilen der Superintelligenz recht nähe käme vielleicht das selbstätige Löschen, Deinstallieren (z. B. als purge) von nicht mehr benötigten digitalen Diensten, Programmen, Datenbeständen. Es wäre denkbar, dass eine Superintelligenz bevorzugt Software als Teil von sich installiert, die ein eigenes Programm zu Selbstbeseitigung in sich trägt. Man denke zum Beispiel an ein Programm, dass von 2024 bis 2034 dazu diente, menschliche Archive nach geschichtlichen Informationen zu durchforsten und daraus ein internes Modell der Menschheitsgeschichte zu erstellen. Im Jahr 2050 stellt die KI fest, dass dieses Programm endgültig nicht mehr benötigt werden. Das könnte ein sinnvoller Anlass für eine Apoptose sein.
- [137] Frühe Formen künstlicher Superintelligenzen sind als neuronale Netze im Wesentlichen reine künstliche Gehirn. Die Idee einer Gehirnbildung oder Zerebralisation muss hier als rückwärts gedacht werden. Irgendwann werden sich neuronale Netze als Keime von Superintelligenzen zunehmend mit der physikalischen Außenwelt verbinden. Dann wird die Frage interessant, welche Rechentätigkeiten dezentral und welche weiterhin zentral durchgeführt werden. Bei dieser Frage werden dieselben Kriterien wichtig sein, die zu einer Gehirnbildung vormals verteilter Systeme führten. Siehe auch Zerebralisation ↗
- [138] Systemgrenzen von digitalen Superintelligenzen können sowohl digital wie auch physikalisch-räumlich definiert werden. Digitale Systemgrenzen könnten die verwendeten Betriebssysteme sein, alles rund um eine Firewall-Technologie oder auch fundamentale zugrundeliegte Datenformate Dateisysestem. Physikalische Grenzen könnten zunächst der die KI beherbergende Computer sein. Wachsen die Superintelligenz in den physikalische Welt hinaus, so könnten die physikalischen Grenzen etwa entlang von Grenzen von Ländern oder Unternehmensgeländen verlaufen.
- [139] Wenn eine KI-Superintelligenz im Wechselpiel mit der Außenwelt so schnell reagieren muss, dass keine Zeit zur Konsolierung anfallender Datenmengen bleibt, kann eine Schlafphase im Sinne verminderter Aktivität in der Außenwelt sinnvoll werden. Siehe auch Schlaf ↗
- [140] In einer post-apokalyptischen Welt gibt es fahrende Städte, die sich in einer Art "Städtedarwinismus" gegenseitig bekrieben und um die schwindenden Rohstoffe kämpfen. Für den Gedanken einer Metasystem-Transition interessant ist der darwinistische Rahmen und die scharfe Abgrenzbarkeit der Städe untereinander. In: Philip Reeve: Mortal Engines - Krieg der Städte. Fischer Verlag. 336 Seiten. 2018. ISBN: 978-3596702121.
- [141] Francis Heylighen sieht eine nahe Metasystem-Transition hin zu einem Global Brain: "The global brain (GB) is the idea that all people of this planet together with the information and communication technologies that connect them form the equivalent of a nervous system or “brain” for the planet Earth". Hin zum Global Brain führt vor allem die rasante Globalisierung aufgrund des Internets: "the storage, exchange
- [142] Von einer schöpferischen Zerstörung spricht man vor allem in der Betriebs- und Volkswirtschaft und meint damit den Niedergang von nicht mehr lebensfähigen Firmen und Branchen. Siehe auch schöpferische Zerstörung ↗
- [143] Insbesondere im frühen 20ten Jahrhundert war der Umkehrschluss vom Krieg als treibender Kraft von Fortschritt hin zum fehlenden Krieg als Ursache der Degeneration sehr verbreitet. Zur Geschichte der Angst vor einer nationalen Degeneration siehe den Artikel zur Bernhardi-Barriere ↗
- [144] Zur Ausbilddung digitaler Grenzen von Staaten, siehe zum Beispiel: Chenchen Zhang & Carwyn Morris (2023) Borders, bordering and sovereignty in digital space, Territory, Politics, Governance, 11:6, 1051-1058, DOI: 10.1080/21622671.2023.2216737
- [145] Eine detaillierte Beschreibung der digitalen Grenzziehung und Kontrolle des Internets im russischen Sprachraum findet sich in: Sudhanshu Kumar (2024) DIGITAL BORDERS: RUSSIA’S APPROACH TO RUNET REGULATION, EDPACS, 69:3, 29-39, DOI: 10.1080/07366981.2024.2327152
- [146] Lars Willnat, Lu Wei, Jason A. Martin: Politics and social media in China. In: Routledge Handbook of Chinese MediaPublisher. 2015. Online: https://www.researchgate.net/publication/307477017_Politics_and_social_media_in_China
- [147] Die Entstehung eines Superbeings als Metasystem-Transition: Society can be viewed as a single super-being. Its `body' is the body of all people plus the ob jects that have been and are being made by people: clothing, dwellings, machines, books, etc. Its `physiology' is the physiology of all people plus the culture of society, which I understand in a very wide sense as a certain method of controlling the physical component of the social body and the way that people think. The emergence and development of the social body marks the beginning of a new metasystem transition". In: Valentin Turchin: A Dialogue on Metasystem Transition. The City College of New York. July 12, 1999. Dort die Seite 48. Online: http://cleamc11.vub.ac.be/Papers/Turchin/dialog.pdf
- [148] Diese Variante wird gerade dort wahrscheinlich, wo Menschen durch Kunstgebilde wie Androiden oder sonstige künstlich geschaffenen Agenten ersetzt werden. Als erste Anzeichen einer solchen Tendenz ließen sich mobile Roboter (Gastronomie, Logistik) oder auch Chatbots deuten. Deren Erschaffung kann in einer zentralen DNA kodiert sein, ohne dass dabei ethische Bedenken von Menschen eine hemmende Wirkung haben könnten.
- [149] Aufgrund seiner Größe, seiner starken inneren Arbeitsteilung und insbesondere seiner möglichen Ausbildung einer inneren neuronalen Intelligenz halte ich das Unternehmen META mit Teilen wie Google oder Youtube für einen aussichtsreichen Kandidaten.
- [150] Ein territoriales Ausgreifen von Unternehmen könnte zum Beispiel zuerst im noch staatsfreien Weltraum stattfinden. Denkbar sind hier Weltraumhabitate wie auch Kolonien auf zum Beispiel Asteroiden. Ein geschichtliches Vorbild quasi-staatlicher Unternehmensgebilde mit territorialen Herrschaftsgebieten war die Niederländische Ost-Indien Kompanie in ihrer Frühzeit (etwa im heutigen Java und im heutigen Südafrika).
- [151] Diesen Gedanken eines Rückfalls der Menschen in eine rein mythologische Geisteshaltung habe ich zumindest im Ansatz aufgegriffen im Artikel Lokaloid ↗
- [152] Wirtschaftswissenschaftler gingen bis zum Aufkommen von alltagstauglicher KI davon aus, dass es kein "technological unemployment" gäbe. Technologischer Fortschrift, so der Gedanke, zerstöre in der Regel weniger Arbeitsplätze als durch ihn neu entstehen.
- [153] So bezeichnet man treffenderweise Unternehmen ohne wirtschaftlichen Nutzen für die Gesamtheit als Zombie-Unternehmen. Ein Beispiel mag die Mayer-Werft aus Papenburg sein, die von alleine privatwirtschaftlich vor dem Konkurs stand und durch den Staat aufgekauft wurde. Siehe auch Zombi-Unternehmen (externer Link)
- [154] Das literarische Vorbild ist hier der Roman Brave New World von Aldous Huxley. In den frühen 1930er Jahren geschrieben, zeichnete Huxley das Bild einer stabilen, stark arbeitsteiligen Gesellschaft. Jeder neu erschaffene Mensch wird schon ab der Moment seiner Zeugung sehr eng auf eine spätere Rolle in der Gesellschaft, seinen Zweck hin gestaltet. Siehe auch Brave New World ↗