Gruppenkohäsion
Soziologie
Definition
Als Gruppenkohäsion bezeichnet man den Zusammenhalt einer Gruppe[1]. Sie findet sich bei Stammesgesellschaften[2], genauso wie auch bei großen Gesellschaften stark anonymisierter Einzelmenschen[3]. Die Gruppenkohäsion führt oft zu einer abgestimmten Wahrnehmung und Handlung[4]. Begrenzte Ressourcen, zum Beispiel auch Aufmerksamkeit werden so gebündelt und dadurch oft überhaupt erst effektiv eingesetzt[5]. Ein möglicher nützlicher Effekt von Gruppenkohäsion ist die kollektive Konzentration ↗
Fußnoten
- [1] "Gruppenkohäsion bezeichnet den Zusammenhalt einer Gruppe bzw. die Bindung der Gruppenmitglieder an die Gruppe." In: Lehrbuch Psychologie. Springer Verlag. Aberufen am 24. Februar 2024. Online: https://lehrbuch-psychologie.springer.com/glossar/gruppenkohäsion
- [2] Ein Mechanismus der Gruppenbindung in Stämmen sind altersbezogene Rollen wie etwa die von kleinen Kindern, initiierten Jugendlichen, jungen Kriegern, älteren Kriegern, ältere Menschen in beratender oder richtender Rolle etc. Weitere verbindende Mechanismen sind Feste mit Geschenken, "Männerhäuser" und Familienbande. In: Tribal Systems of Social Integration. LibreTexts. Social Sciences. Abgerufen am 24. Februar 2024. Online: https://socialsci.libretexts.org/Courses/HACC_Central_Pennsylvania's_Community_College/ANTH_205%3A_Cultures_of_the_World_-_Perspectives_on_Culture_(Scheib)/08%3A_Political_Organization/8.03%3A_Tribal_Integration_Law_and_Warfare
- [3] Dass Religionen auch große anonyme Gruppen zusammenhalten können, geht hervor aus: Alexander O'Hara: Social Cohesion, Identity Religion in Europe. 400–1200. Herausgegeben von: Walter Pohl, Institut für Mittelalterforschung, ÖAW, Wien. Online: https://www.academia.edu/26751035/Social_Cohesion_Identity_and_Religion_in_Europe_400_1200
- [4] Der polnische Mediziner Ludwik Fleck (1896 bis 1961) bezeichnete Gruppen mit einem gemeinsamen Denkstil, vor allem in einem akademischen Umfeld als Denkkollektiv ↗
- [5] Den Nutzen einer Gruppenkohäsion stellt unter anderem der Autor Howard Bloom (geboren 1943) heraus. So wurden Gemeinschaftsleistungen wie der Bau von Stonehenge nur durch entsprechende Mechanismen mögliche. Siehe dazu den Artikel Konformitätsverstärker ↗
- [6] Heiko Biehl: Kampfmoral und Kohäsion als Forschungsgegenstand, militärische Praxis und Organisationsideologie. In: Maja Apelt (Hrsg.): Forschungsthema Militär. Wiesbaden. 2010.
- [7] Dass neben Äußerlichkeiten wie Dialekt oder Schmuck vor allem auch Vorstellungen im Widerspruch zur beobachtbaren Wirklichkeit Gruppen zusammenhalten können belegt die weite Verbreitung von offensichtlich kontrafaktischen Glaubenssätzen vieler Religionen: "What would have been needed in hunter-gather bands to cause individuals to put the groups’ needs above that of one’s self are symbolic, culturally-acquired, in-group markers. Such markers would have included in-group distinguishing language (or dialect within a language), dress, hairstyle, adornments, jewelry, cultural rituals, and community held partially counter-factual and partially counter-intuitive beliefs, which is where religion comes into the picture. All religions contain such beliefs as well as religion-specific and therefore in-group specific linguistic and behavioral rituals" In: Jay R. Feierman: Religion’s Possible Role in Facilitating Eusocial Human Societies. A Behavioral Biology (Ethological) Perspective. In: Studia Humana. Band 5 (2016): Heft 4 (Dezember 2016).
- [8] Dialekte schmieden Gruppen zusammen: Bestelmeyer, P. E. G., Belin, P., Ladd D. R. A Neural Marker for Social Bias towards In-Group
- [9] Der Drang zur Ausbildung homogener Gruppen könnte starke evolutionäre Wurzeln haben: "Group formation is a quite ubiquitous phenomenon across different animal species […] In our model we hypothesize that homogeneity constitutes a fundamental ingredient in these dynamics […] the heterogeneity of a group can in principle constitute an advantage, or a disadvantage, depending on the context of reference". Mit Hilfe der "Evolutionary Game Theory (EGT)" und der Vektorrechnung wird theoretisch untersucht, wie der individuelle Nutzen (payoff) sich verändert, wenn Individuen in Gruppen oder für sich einzeln handel. Ein Ergebnis der Betrachtung ist, dass eine scharfe Grenze und keinen fließenden Übergang zwischen Gruppenbildung und Individualismus gibt (transition in the phase). In: Javarone MA, Marinazzo D. Evolutionary dynamics of group formation. PLoS One. 2017 Nov 14;12(11):e0187960. doi: 10.1371/journal.pone.0187960. PMID: 29136020; PMCID: PMC5685569. Siehe auch Artbildung ↗
- [10] Es wird ein Prozess beschrieben, bei dem Überfluss (redundancy) dazu führt, dass funktionale Einheiten dupliziert werden. Dabei werden die Duplikate einem verminderten Druck reinigender selektiver Kräfte ausgesetzt (relaxes purifying selection). Das wiederum ermöglicht die Ausbildung degenerativer Veränderungen (degenerative changes to accumulate in one or more of the duplicates). Zufällige Kombinationen verschiedener degenerierter Einheiten können zu erhöhter Fitness dieser Kombinationen degenerIERTer Teil führen. Das wiederum führt zu Transititionen hin zu höheren Ebenen der Synergie (transition to a synergistic higher order). Gleichzeitig verhindert die Degeneration ein Aufbrechen der neuen Kombination, da jedes Teil für sich alleine keine sinnvolle Funktion mehr hat. Der Autor sieht solche Prozesse auf vielen Ebenen, von der Genetik hin zu sozialen Organisationen (at many levels, from genetics to social organization). In: Deacon TW. A degenerative process underlying hierarchic transitions in evolution. Biosystems. 2022 Dec;222:104770. doi: 10.1016/j.biosystems.2022.104770. Epub 2022 Sep 6. PMID: 36075549.