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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Mem

Evolution

Basiswissen


Melodien, Gedanken, Schlagworte, Kleidermoden oder die Art Töpfe und Bögen zu bauen: dem Evolutionsbiologen Richard Dawkins zufolge können Produkte der menschlichen Kultur sich wie Gene in einem Genpool verbreiten. Die Memen springen dabei zunächst durch reine Imitation von Gehirn zu Gehirn. Die Gehirne sind Dawkins zufolge dann Vehikel zur Verbreitung des Mems. Das Mem von einem Gott, so Dawkins, sei durch Mutation mehrfach unabhängig entstanden. Meme sind ein Beispiel für Analogien zwischen einer biologischen und einer darwinistisch gedeuteten kulturellen Evolution, das Mem ist dabei eine neue Art von Replikator[3][4], es gibt jedoch wesentliche Unterschiede zum Gen[5][16]. Als Überbegriff wurde das Zeichen im Sinne der Semiotik vorgeschlagen[7][8].

Meme nach Susan Blackmore


Eine theoretische Ausarbeit der Memtheorie findet sich bei Susan Blackmore[3][17]. Meme im Sinne von Blackmore sind Anleitungen für menschliches Verhalten. Die Meme konkurrieren um die begrenzte Kapazität menschliche Aufmerksamkeit. Sie verbreiten sich durch Nachahmung, wobei eine Selektion durch Kopierfehler aber auch etwa durch Ausschmücken von Geschichten entstehen können. Ein wesentlicher Aspekt von Blackmores Memtheorie ist, dass die Meme weitgehend unabhängig den Genen ihrer Vehikel, der Menschen seien. Anders als die Soziobiologie, müsse die Memtheorie Blackmores dann auch nicht jeden Erfolg von Memen mit einem einhergehenden Erfolg von Genen belegen.[18] Problematisch sieht Blackmore die Unterscheidung von einem Geno- und einem Phänotyp von Memen. Wenn sich etwa eine Werbemelodie erfolgreich verbreite, so sei es schwer bis sinnlos dafür die Entsprechung von Erbinformation anzugeben[19].

Meme nach Peter Kappelhoff


Der Soziologe Peter Kappelhoff (geboren 1944) untersuchte in verschiedenen Schriften, inwiefern sich darwinistische Begriffe auch auf kulturelle und wirtschaftliche Prozesse anwenden lassen.[13][14] Ein Mem definierte er als eine "verhaltenssteuernde Information" charakterisierte es als "Replikand" mit eigener "kultureller Fitness".[13] Die Selektion von Memen ist in einer Gesellschaft eines von drei Modi der Selektion: die "Individualselektion" (einzelne Menschen), die "Gruppenselektion" und die "Memselektion", die "ohne Parallele in der biologischen Evolution" sei.[15] Meme sind dabei "Viren des Geistes", mit einer eigenen "Verbreitungslogik" aber "ohne einen Beitrag zur Fitness des Trägers". [13, Folie 16] Es gebe aber eine "Steigerung der memetische Fitness durch Memvariation und -selektion". Kappelhoff zeigt das exemplarisch an der Verbreitung des sogenannten Judas-Briefes eines "Kettenbriefes", der sich immer wieder "explosionsartig" verbreite. Die Memselektion führe letztendlich zu einem eigenen "Memplex", der "nicht adaptiv" und "egoistisch" sei und sein "eigenes Reproduktionsinteresse optimiert"[13, Folie 18] Siehe auch kulturelle Evolution ↗


Meme nach Boyd und Richerson


Robert Boyd und Peter Richerson sahen eine zu starke Unabhängigkeit der Meme gegenüber der biologischen Gene skeptisch[20] und entwickelten als Korrektur ihre "Dual Inheritance Theory". Eine wichtige Einheit der Evolution seien Regeln, die als Begriff aber sehr weit gefasst werden müssten. Regeln können niedergeschrieben sein, aber auch Grundlagen für Bewertungen sein, die etwa durch Nachahmung von einzelnen Individuen erlernt werden.

Fußnoten