Urgrund
Philosophie
Basiswissen
Als Urgrund, im Griechischen oft das Apeiron[4], bezeichnet man in der Philosophie, vor allem in der Metaphysik, ein letztes Prinzip, „ein Absolutes, Unbedingtes und Ursprüngliches, hinter das nicht mehr zurückgegangen werden kann“[1]. Man spricht auch von einer Letztbegründung. In der Sprache von Religion und Mythologie begnetet der nicht näher bestimmbare Urgrund auch in Form von Schicksalsmächten wie den Moiren oder Nornen. Noch abstrakter sind Vorstellung von einer Art Urstoff[3], einem Weltprinzip[4]. Bemerkenswert ist, wie Denker aus verschiedensten Zeiten und Kulturen zu einer Idee eines eigenschaftslosen Urgrundes kamen, etwa als chinesisches Tao[6], indisches Brahman[7] oder mittelalterlichem Seelengrund[9]. Die neuzeitliche Wissenschaft hingegen sucht den Urgrund in einer Naturgesetzlichkeit, nach deren tieferen Zweck dann aber oft nicht mehr gefragt wird. Zur physikalischen Deutung von Urgrund siehe den Artikel zur Weltformel ↗
Fußnoten
- [1] Tobias Trappe: Ungrund; Urgrund. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie online. Abgerufen am 29. Januar 2023. DOI 10.24894/HWPh.4434
- [2] Urgrund in einem Lexikon aus dem Jahr 1801: "Der Urgrund, des -es, plur. die -gründe, S. Urgeist." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 961. Online: http://www.zeno.org/nid/20000493813
- [3] Urgrund in der Antike in einem Lexikon aus dem Jahr 1854: "Hatte Thales den Urgrund der Dinge in dem sinnlichen Stoffe des Wassers gefunden, so war es ein Fortschritt der Spekulation, wenn Anaximander in der abstrakten Vorstellung des Stoffes überhaupt, in der räumlich unbegränzten, aber belebt und bewegt gedachten Materie diesen Urgrund anschaute." Das Zitat stammt zum Artikel über den antiken Philosophen, "Anaximander", ein Schüler von Thales. In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 176. Online: http://www.zeno.org/nid/2000319793X
- [4] Das Apeiron als Urgrund, in einem Lexikon aus dem Jahr 1904: "Apeiron (apeiron): das Unbegrenzte. So nennt ANAXIMANDER das Princip, den Urgrund aller Dinge (archên kai stoicheion to apeiron, Diog. L. II, 1; tôn ontôn archên einai to apeiron, Stob. Ecl. I, 10, 292). Das Apeiron ist eigenschaftlich unbestimmt; in den aus ihm entstandenen Dingen beharrt es unveränderlich (ametableton), unzerstörbar (anôlethron), unsterblich (athanaton; Aristot., Phys. III 4, 203b 13). Es umfaßt und beherrscht alles (periechein panta kai panta kybernan, l.c. 203b 11)." Das Zitat stammt aus einem Artikel zum Stichwort "Apeiron". In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 55. Online: http://www.zeno.org/nid/20001780476
- [5] Causa finalis als Urgrund, in einem Lexikon aus dem Jahr 1910: "Endursache, finis; causa finalis (Spät.). – als Urgrund, principium (z.B. movendi, motus)." In: Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig 71910 (Nachdruck Darmstadt 1999), Sp. 740. Online: http://www.zeno.org/nid/20001963503
- [6] Das fernöstliche Tao als Urgrund, in einem Lexikon aus dem Jahr 1912: "Nach Lao Tse ist der Urgrund der Dinge das »Tao« (Weg, Vernunft), zugleich Weg und Ziel des Handelns. Anfangs war es allein, die Welt ist aus ihm emaniert, wobei es selbst unwandelbar und unvergänglich bleibt, immateriell, eigentlich nicht-seiend, unerkennbar. Außer dem Tao ist alles nichtig, die Sinnenwelt als solche ist wertlos, die ewige Ruhe im Tao ist das höchste Ziel. SCHRIFTEN: Taòte-king; deutsch von V. v. Strauß, 1870; von C. W. Noack, 1888." In: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 384. Online: http://www.zeno.org/nid/20001826549
- [7] Brahman in einem Lexikon aus dem Jahr 1904: "Bráhman: das schöpferische, erhaltende Princip, das Absolute, das Weltwesen (Veden) (vgl. DEUSSEN, Allg. Gesch. d. Philos. I 1, S. 242, 261)." In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 159. Online: http://www.zeno.org/nid/20001783157
- [8] 1801: "Der Urgrund, des -es, plur. die -gründe, S. Urgeist." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 4. Leipzig 1801, S. 961. Online: http://www.zeno.org/nid/20000493813
- 1910, Urgrund als Endursache: "Endursache, finis; causa finalis (Spät.). – als Urgrund, principium (z.B. movendi, motus)." Der Artikel "Urgrund". In: Karl Ernst Georges: Kleines deutsch-lateinisches Handwörterbuch. Hannover und Leipzig 1910 (Nachdruck Darmstadt 1999), Sp. 740. Siehe auch Endursache ↗