Pantheismus
Weltgott
Basiswissen
Ideen, dass das Universum Eins ist mit Gott: das Göttliche, eine göttliche Vernunft (Nous) zeigt sich in Struktur und Ablauf des Kosmos: das ist die Grundposition des Pantheismus. Die Grenzen zum Atheismus und Panpsychismus sind dabei unscharf. Der Pantheismus war als Denkmöglichkeit bereits in der griechischen Antike ausformuliert. Dazu steht hier ein Zitat des Philosophien Stobaios.
Beispiel: Thales und Anaximander über des Kosmos als Gott
„Thales, der Philosoph, einer der sieben Weisen, spricht über die Welt etwa folgendes: Die Welt hat einen Verstand, wie auch die Menschen einen Verstand haben. Der Verstand der Welt aber ist (ein) Gott. Anaximander aber sagt, dass es im Unendlichen viele Welten gibt und viele Himmel. Anaximander glaubt, dass die Himmel Götter sind. “[1]
Ähnliche, aber doch andere Positionen
Der verbindende Gedanke ist die Einheit Gottes mit dem Weltall. Dabei gibt es fließende Übergänge mit vielen ähnlichen Positionen. Einige davon sind hier kurz genannt[8].
- Pantheismus führt alles auf eine Substanz zurück und ist damit ein spezieller Monismus ↗
- Das All ist Gott, Gott kann aber daneben noch andere Seinsformen haben Kosmotheismus ↗
- Der Kosmos ist ein Lebewesen, nicht aber unbedingt Gott Kosmopsychismus ↗
- Alles ist psychisch, aber nicht unbedingt göttlich Panpsychismus ↗
- Gott ist identisch mit dem All, echter Pantheismus ↗
- Gott ist verschieden vom All, wirkt aber in ihm Theismus ↗
- Gott ist verschieden vom All, wirkt nicht mehr in ihm Deismus ↗
Fußnoten
- [1] Kantharos. Griechisches Unterrichtswerk. Auflage von 2004. ISBN: 3-12-670100-0. Kapitel 1. Vom Wesen der Welt. Seite 12. Zitiert nach Johannes Stobaios (5. Jh. n. Chr.) 1,1,29.
- [2] 1809: "Der Pantheismus, a. d. Griech. diejenige philosophische Theorie, nach welcher das Weltall für die Gottheit erklärt wird. Der Pantheist, derjenige, dessen Gottheit das Weltall ist." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 3. Amsterdam 1809, S. 356. Online: http://www.zeno.org/nid/20000763810
- [3] 1837: "Pantheismus, der Glaube, daß das Weltall selbst die Gottheit sei." In: Damen Conversations Lexikon, Band 8. [o.O.] 1837, S. 83-84. Online: http://www.zeno.org/nid/20001756540
- [4] 1839: "Pantheismus. Man bezeichnet mit diesem aus der griech: Sprache hergenommenen Ausdrucke diejenige unter verschiedenen Formen bei den Philosophen alter und neuer Zeit vorgekommene Ansicht vom Wesen der Gottheit, vermöge der dieselbe als einerlei mit der Gesammtheit der Dinge oder der Welt überhaupt erklärt und demnach kein von ihr, d.h. der Welt oder dem All, verschiedenes Wesen, kein Geist Gottes, der »über den Wassern schwebte« (1. Mos. 1. 2.) als Grund derselben angenommen wird." In: Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 393. Online: http://www.zeno.org/nid/20000851310
- [5] 1856, nicht christlich: "Pantheismus, griech., Allgöttere diejenige Weltanschauung, welche keine persönlichen, außer- und überweltliche Gott anerkennt, sondern Gott mit dem All der Dinge oder mit der Welt für einerlei erklärt. Im Gebiete de Religion erscheint der P. in seiner rohesten Form als Fetischismus und steigerte sich geschichtlich bis zum Anthropomorphismus der Hellenen […] der P. mag sogar mit christlichen Redensarten austapeziert werden, er wird stets auf Welt- und Selbstvergötterung hinauslaufen. Jedenfalls steht fest: 1) daß es in der Philosophie nur zwei folgerichtige Anschauungen gibt, nämlich Atheismus und Theismus; 2) daß sich der P. namentlich in Hinsicht auf seine praktische Consequenzen gerade so wenig mit dem Christenthum verträgt, wie der krasseste Atheismus; 3) daß P. u. Atheismus der glaubenslosen Vernunft hinsichtlich aller höhern Fragen des Seins und Lebens ein Krankheits- u. Armuthszeugniß von jeher ausgestellt haben und stets ausstellen werden." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 450-451. Online: http://www.zeno.org/nid/20003460460
- [6] 1861, Ideengeschichte: "Pantheïsmus (v. gr.), die Ansicht, nach welcher Gott u. das All der Dinge od. die Welt dem Sein nach für identisch erklärt werden. Das Wort P. ist seit Anfang des 18. Jahrh. in Aufnahme gekommen (u. zwar von J. Toland [s.d.] zuerst gebraucht worden), während man jene Ansicht früher als Atheismus bezeichnete. In der That kann die Veranlassung pantheistischer Denkweise religiöser Art sein, wenn die Ableitung des Ursprunges aller Dinge aus Gott die Welt als eine Selbstdarstellung Gottes erscheinen läßt, u. so liegt eine pantheistische Weltansicht, wenn auch mehr in phantasirender, als begriffsmäßiger Form, manchen Religionen des Orients, namentlich den indischen, zu Grunde; eben so nähern sich ihr manche Formen des religiösen Mysticismus". Es folgt eine detaillierte Schilderung der weiteren Geistesgeschichte, vor allem Europas. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 604-605. Online: http://www.zeno.org/nid/20010586202
- [7] 1904: "Pantheismus (pan, theos) ist die Lehre, daß Gott (s. d.) und Welt nicht zwei wahrhaft voneinander geschiedene, außereinander bestehende Wesenheiten sind, sondern daß Gott selbst die Alleinheit, das All selbst Gott, alle Dinge Modi (s. d.), Participationen der Gottheit, diese den Dingen (als deren substantiale Wesenheit) immanent, einwohnend ist, so daß alles zwar nicht selbst Gott, aber doch (sub specie aeternitatis betrachtet) von göttlicher Natur ist. Der naturalistische Pantheismus nähert sich dem Atheismus, indem er Gott und Natur (s. d.) identificiert, der idealistische (speculative) Pantheismus bestimmt die Alleinheit als Identität (s. d.) von Geist und Natur oder als Geist (Vernunft, Wille)" Und so weiter mit verschiedenen Positionen dazu. In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 70-71. Online: http://www.zeno.org/nid/20001798340
- [8] 1911: "Pantheïsmus (grch.), Bezeichnung derjenigen philos. Lehren, welche die Identität Gottes mit dem Weltall annehmen. Pantheíst, Anhänger des P. – Vgl. Weißenborn (1859)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 347. Online: http://www.zeno.org/nid/20001422111
- [9] Hans Christian Oersted als Pantheist: "Oersted, Hans Christian, 1777-1851, der Entdecker des Elektromagnetismus (Däne), Prof. in Kopenhagen. Oersted gehört zu den Anhängern der Schellingschen Naturphilosophie. Die Körper sind nach ihm krafterfüllte Räume. Nirgends gibt es absolute Ruhe, alles ist wirksam und entwickelt sich. Die verschiedenen Kräfte sind Modifikationen einer einheitlichen Kraft. Zeit und Raum sind notwendige Formen der Sinnlichkeit, »Endlichkeitstheorien«. Die Welt und der Menschengeist sind nach denselben Gesetzen hervorgebracht. »Wären unsere Vernunftgesetze nicht in der Natur, würden wir vergebens streben, sie ihr aufzudringen; wären die Naturgesetze nicht in unserer Vernunft, würden wir sie nicht fassen.« Wir sind »selbstlebende, selbstbewußte Gottesgedanken«. Naturgesetze sind »Naturgedanken«, »Gottesgedanken«. Das Wesen eines Dinges ist dessen lebende, verwirklichte Idee; jedes Individuum ist eine eigentümliche Ausführung der Grundidee des Gegenstandes. Die Unendlichkeit der Idee ist inbegriffen in einer wirkenden Idee, einer unendlich lebenden Vernunft. »Das Körperliche und das Geistige sind ungetrennt vereint in dem wirksamen Gottesgedanken, dessen Werk jedes Ding ist.« Durch sein Selbstbewußtsein ist der Mensch frei. Schriften (deutsch): Der Geist in der Natur, 1850 (dänisch 1849-50); 6. A. 1874. – Neue Beiträge zu dem Geist in der Natur, 1851. – Die Naturwissenschaft in ihrem Verhältnis zur Dichtkunst und Religion, 1850. – Die Naturwissenschaft und die Geistesbildung, 1850, u. a. – Gesammelte Schriften, deutsch von Kannegießer, 6 Bde., 1851-53." In: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 512. Online: http://www.zeno.org/nid/20001829793
- [10] Die Idee, dass Gott seine Schöpfung in irgendeiner Form als Körper oder Sinnesorgan benötigt, wurde klar zurückgewiesen von Isaac Newton (1642 bis 1727). In seinem berühmten Buch Opticks schrieb Newton: "And yet we are not to consider the World as the Body of God, or the several Parts thereof, as the Parts of God. He is an uniform Being, void of Organs, Members or Parts, and they are his Creatures subordinate to him, and subservient to his Will; and he is no more the Soul of them, than the Soul of Man is the Soul of the Species of Things carried through the Organs of Sense into the place of its Sensation, where it perceives them by means of its immediate Presence, without the Intervention of any third thing. The Organs of Sense are not for enabling the Soul to perceive the Species of Things in its Sensorium, but only for conveying them thither; and God has no need of such Organs, he being every where present to the Things themselves. And since Space is divisible in infinitum, and Matter is not necessarily in all places, it may be also allow'd that God is able to create Particles of Matter of several Sizes and[Pg 404] Figures, and in several Proportions to Space, and perhaps of different Densities and Forces, and thereby to vary the Laws of Nature, and make Worlds of several sorts in several Parts of the Universe. At least, I see nothing of Contradiction in all this." In: Isaac Newton: OPTICKS: OR, A TREATISE OF THE Reflections, Refractions, Inflections and colours OF LIGHT. The FOURTH EDITION, corrected. By Sir ISAAC NEWTON, Knt. LONDON: Printed for WILLIAM INNYS at the West-End of St. Paul's. MDCCXXX (1730). Dort die Seiten 403 und 404. Siehe auch intelligent design [Gott schuf die Welt willentlich] ↗