Seelengrund
Mystik
Basisiwssen
Als Seelengrund, oder auch als Seelenfunke[1] bezeichnete der mittelalterliche Mystiker Meister Eckehart (1260 bis 1328) einen Bereich der Seele, in dem diese unmittelbar Kontakt aufnehmen könne mit einem überweltlichen und überzeitlichen Seinsbereich, dem Göttlichen. Diese Bereich ist „unerschaffen“ und „unerschaffbar“, eine causa sui[1]. Dieses Göttliche selbst stehe noch über dem personal gedachten Gott. Der Weg zu der Erfahrung einer Einheit[3] des Weltganzen im Seelengrund führt Eckehart zufolge darüber, dass die menschliche Seele sich in völliger Abgeschiedenheit von allen irdischen Belangen übe. Eckeharts Konzept vom Seelengrund und der meditative Weg dorthin ähneln in wesentlichen Zügen auch der Kernidee des Nirvana im Buddhismus ↗
Fußnoten
- [1] Seelengrund. In: Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Dort die Seiten 527 bis 528.
- [2] Raum und Zeit sind eins: "Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes als Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke und Gott ist eins. Soll darum die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn über der Zeit und über dem Raum erkennen; denn Gott ist weder dies noch das, wie diese Dinge der Mannigfaltigkeit; denn Gott ist eins." In: Meister Eckhart: Vom Wunder der Seele, Seite 60. Reclam. 1984. ISBN: 3-15-007319-7.
- [3] Die Einheit mit Gott beschrieb Eckehart so: "Manche einfältige Leute meinen, sie sollten Gott vorstellen, als stünde er dort und sie hier. So ist es nicht. Gott und ich wir sind eins. Mit dem Erkennen nehme ich Gott in mich auf, mit der Liebe gehe ich in Gott auf." In: Meister Eckehart: Deutsche Predigten und Traktate, herausgegeben und übersetzt von Josef Quint, S. 99-115. Das mittelhochdeutsche Original war: "Sumlîche einveltige liute wænent, sie süln got sehen, als er dâ stande und sie hie. Des enist niht. Got und ich wir sîn ein. Mit bekennenne nime ich got in mich, mit minnenne gân ich in got." Siehe auch Geistverschmelzung ↗