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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Leben

Definitionen

Basiswissen


Tiere leben, Steine eher nicht, das erscheint zunächst offensichtlich. Eine Definition von Leben muss aber auch eine Entscheidung für Grenzfälle fließender Übergänge ermöglichen. Es ist bisher noch nicht gelungen, eine allgemein befriedigende Definition von Leben zu formulieren. Stattdessen gibt es je nach Fachgebiet und Fragestellung unterschiedliche pragmatische Handhabungen.

Erstes Leben auf der Erde


Die Erde ist rund 4,54 Milliarden Jahre alt. Zellenartiges Leben gibt es auf der Erde seit vielleicht 4 Milliarden Jahren. Erst vor rund 0,5 Milliarden Jahren entstanden die heute sichtbaren echten Tiere und Pflanzen. Erforscht wird diese Geschichte des Lebens auf der Erde von der Paläontologie. Siehe auch erstes Leben ↗

Leben als mechanische Ordnung


In einem kleinen Büchlein mit dem Titel "Was ist Leben" argumentiert der Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887 bis 1961), dass es in Organismen eine Tendenz hin zu mechanischer Ordnung im Gegensatz zu thermodynamischer Unordnung gebe[14]. Schrödinger vermtuet, dass die physikalischen Gesetze in Verbindung mit Lebewesen anders aussehen könnten als in Verbindung mit toter Materie. Die besondere Rolle der Entropie betrachtet in den 2020er Jahren später auch der Anthropologe Terrence Deacon.[21] Die Position, dass es eine dem Leben eigene Kraft oder Gesetzmäßigkeit gebe, bezeichnet man auch als Vitalismus ↗

Leben als Bewegung


Frühe Definitionen von Leben[7][8] charakterisieren es meist darüber, dass etwas Lebendiges Bewegung von sich selbst aus hervorbringen kann oder längere Zeit von sich aus in Bewegung bleiben kann[16]. Ein Mensch, der sich dazu entscheidet, jetzt Spazieren zu gehen lebt. Aber auch Pflanzen kommt nach dieser Sicht Leben zu, genauso wie auch den anorganischen Dingen[8], aber in geringerem Maße. Siehe auch Bewegung ↗

Leben als Stoffwechsel


In der Biologie ist der Stoffwechsel eine unabdingbare Eigenschaft von Leben: ein Lebewesen muss Materie aus seiner Umwelt aufnehmen und dann auch wieder abgeben. Spätestens seit 1855 wird das als Eigenschaft von Leben genannt[9][11][12]. Tiere nehmen Sauerstoff auf und geben Kohlendioxid ab, Pflanzen nehmen Nährstoffe aus dem Boden auf und geben verschiedene Gase an die Umwelt ab. Als Stoff gilt dabei alles, was Masse hat, also theoretisch in Kilogramm gewogen werden könnte. Reine Energie und Licht etwa zählen aber nicht dazu. Könnte man sich aber nicht auch ein Wesen vorstellen, das frei schwebend im leeren Weltraum existiert und dabei weder Stoffe aufnimmt noch abgibt? In der Physik wäre das ein geschlossenes System ↗

Leben als Energiefluss


Lebewesen müssen Energie mit ihrer Umwelt austauschen: Pflanzen nehmen Sonnenergie über die Photosynthese auf, Tiere nehmen die in Nahrung chemisch gespeicherte Energie uf. Beide Lebensformen strahlen Wärme ab. Auch hier das Problem: könnte ein Lebewesen nicht "energiedicht" im Weltraum existieren (zumindest eine zeitlang)? Dass Energie für Leben zentral ist, ist die Kernidee der Energon [Theorie] ↗

Leben als Reproduktion


Auf der Erde beobachten wir, dass alle Lebensformen Nachkommen erzeugen können: Zellen teilen sich, Pflanzen vermehren sich über Wurzeln oder Samen und Tiere bekommen Nachwuchs. Probleme entstehen aber bei konkreten Einzelfallbetrachtungen: Fordert man Reproduzierbarkeit aber als notwendige Bedingung für Leben[11] treten Probeleme auf: sollen unfruchtbare Lebensformen wie Maultiere oder nicht mehr zeugungsfähige ältere Menschen dann als tot gelten?

Leben als Evolvierbarkeit


Als Lebendig gilt alles, das sich vervielfältigen kann, dabei Variation im biologischen Sinn zeigt und Merkmale vererbt, also evolutionsfähig ist[3]: alles Dinge, die diese Eigenschaften haben, werden entsprechend evoluieren und alleine dadurch typische und gemeinsame Merkmale ausbilden, die man als lebendig bezeichnen kann[4][13]. Nach dieser Definition müsste man Viren als Leben betrachten. Siehe auch Evolvierbarkeit ↗

Leben als Individualität


Lebewesen erscheinen oft als klar abgrenzte Körper: Eisbären, ein Löwenzahl oder eine Bakterie. Schwieriger wird das Konzept schon bei Pilzgeflechten: sie bilden unter der Erde oft weitverzeigte filigrane Fadenstrukturen. Die ganze Struktur gilt als ein Pilz. Was nun, wenn zwei Pilzstrukturen sich wachsend durchdringen. Vielleicht bilden Fäden verschiedener Pilze sogar Verbindungen aus. Wo ist dann die Abgrenzung von einer Form zur anderen? Die Kernidee dahinter ist das Konzept der Individualität ↗

Leben als Willen


Leben wird oft über erkennbare Willensregungen definiert, vor allem einen Selbsterhaltungswillen. Unklar ist dabei aber, wie man Willen definieren soll. Die Idee des Willens ist eng verbunden mit Konzepten wie Teleologie (Zielgerichtetheit) und Handeln (Soziologie, Psychologie). Einem treu bettelnden Hund kann man einen Willen unterstellen, damit Futter zu kriegen. Kann man von einem Stein ausschließen, dass er einen Willen zur inneren Ruhe und Unveränderlichkeit hat? Mehr dazu unter Freier Wille ↗

Leben als Bewusstsein


Von sich selbst kann man sicher sagen, dass man einen Bewusstseinsstrom hat. Man merkt, dass man ständig etwas erlebt. Die Forderung, dass Leben notwendigerweise bewusst sein muss ist Teil vieler Definitionen[10]. Ist man dann im unbewussten Zustand nicht wirklich lebendig? Und vor allem: wie könnte man überprüfen, ob zum Beispiel ein Fisch oder sogar eine Bakterie ein Bewusstsein hat? Mehr dazu unter Bewusstsein ↗

Leben als Beseeltheit


In den christlichen Theologien gibt es das Konzept der Seele: Gott pflanzt einem Menschen eine Seele ein. Erst durch diese wird er lebendig. Leben wird also nicht über äußere, messbare Eigenschaften definiert sondern über einen Akt eines anderen Lebewesens. Siehe dazu auch Seele ↗

Außeridisches Leben


Man geht heute von einer sehr großen Anzahl erdähnlicher Planeten im Weltall aus. Unter gewissen Annahmen erscheint es fast zwingend, dass auf vielen von ihnen erdähnliches Leben entstanden sein muss. Mehr dazu unter extraterrestrisches Leben ↗

Künstliches Leben


Roboter, Androide, Computerintelligenzen: technische Systeme die von lebenden Organisme nicht mehr zu unterscheiden sind nennt man künstliches Leben ↗

Der belebte Kosmos: Panpychismus


Verschiedene Denker ziehen die Möglichkeit in Betracht, dass potentiell auch Planeten, Sterne, Gaswolken, Wetterstrukturen und viele Dinge mehr aus der Natur belebt sein könnten. Mehr dazu unter Panpsychismus ↗

Der lebende Kosmos: Kosmopsychismus


Während man beim Panpsychismus davon ausgeht, dass grundsätzlich jede Form von Materie belebt sein kann, sieht der sogenannte Kosmopsychismus den Kosmos als Ganzes als ein Lebewesen an. Siehe auch Kosmopsychismus ↗

Lebende, neuronale Maschinen?


"The main aim of this study is the prediction of new life forms via the extrapolation of the hierarchy of the building block systems." Mit diesen Worten charakterisiert der Niederländer op Akkerhuis seine Betrachtungen zu möglichen neuronalen Intelligenzen, die als nächstes auf der Erde entstehen könnten. Op Akkerhuis sieht sie am ehesten als Maschinenwesen. Siehe auch unter soziotechnisches System ↗

Fußnoten


überphysikalischen Gesetz sprechen?" Nein, muss man Schrödinger zufolge nicht: "Das neue Prinzip ist der Physik nicht fremd Nein, ich glaube nicht! Denn das neue Prinzip ist ein echt physikalisches. Es ist meiner Meinung nach nichts anderes als wiederum das Prinzip der Quantentheorie." In: Erwin Schrödinger: Was ist Leben?: Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987. ISBN: 3-492-11134-3. Dort die Seite 114. Siehe auch Quantenphysik ↗
the system in a low-entropy form, i.e. vested in a few number of agents, and leaves it in a high-entropy thermal form, is essential for preserving organization." In: Valentin Turchin: A Dialogue on Metasystem Transition. The City College of New York. July 12, 1999. Dort die Seite 32. Online: http://cleamc11.vub.ac.be/Papers/Turchin/dialog.pdf