Akademisch
Denkstil
Basiswissen
Akademisch heißt zunächst a) so viel wie mit Bezug auf eine Universität[1] oder eine Hochschule allgemein[6]. Im Sinne eines Lerns- oder Denkstiles heißt es abwertend auch so viel wie pedantisch oder nur schulgemäß[3], gelehrt[4] oder auch weltfremd[6]. Hier wird der Begriff als Denk- und Arbeitsstil betrachtet.
Akademische Bildung als Befähigung zur wissenschaftlichen Team-Arbeit
Die wertfreie Bedeutung von akademisch heißt zunächst nur, dass etwas in Bezug steht zu einer Hochschule, spezielle einer Universität. Man käme aber nicht auf die Idee, jemandem akademisch gebildet zu nennen, weil er eine Ausbildung zum Elektriker an einem wissenschaftlichen Institut gemacht hat. Für eine akademische Bildung ist es wichtig, dass man breit angelegte Fertigkeiten hat, die zur Mitarbeit an wissenschaftlichen Forschungen mit ähnlich ausgebildeten Personen befähigen[6]. Neben einen Grundstock an Wissen sind damit auch verschiedene Fertigkeiten gemeint.
Merkmale akademischen Denkens
- Die bewusste Vernachlässigung von Konkretem zugunsten des Allgemeinen Abstraktion ↗
- Nicht der Einzelfall interessiert sondern die Verallgemeinerung ↗
- Das Ableiten konkreter Einzelfälle aus allgemeinen Aussagen Deduktion ↗
- Die Formulierung von Vermutungen aufgrund von Beobachtungen Induktion ↗
- Das letztendliche Ziel ist eine gute Theorie ↗
- Definition von Worten im Rahme einer Theorie Konstrukt ↗
- Bestätigung an der Wirklichkeit Empirismus ↗
- Worte messbar machen Operationalisierung ↗
- Präzisierung von Intuitionen Explikation ↗
- Zunehmende Verwendung der Mathematik ↗
- Man benutzt eine anerkannte Fachsprache ↗
- Ausbildung einer Bildungssprache ↗
- Menschen werden zu Objekten, Agenten, Dingen Objektivierung ↗
- Man teilt sich mit über eine wissenschaftliche Publikation ↗
- Die strenge Einhaltung einer Aussagenlogik ↗
- Man belegt Aussagen durch zitieren ↗
- Man ist Teil von einem Denkkollektiv ↗
Fußnoten
- [1] 1854, akademisch "bezeichnet alles, was sich auf Universität bezieht; es gibt z.B. akademische Freiheiten, Bürger, Lehrer, Grade u.s.w." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 85-86. Online: http://www.zeno.org/nid/20003187586
- [2] 1857, akademisch nennt man, "was Bezug auf eine Akademie (s.d. 6)–8), bes. aber auf eine Universität hat, so Akademischer Senat, die aus dem Rector (Prorector) u. den ordentlichen Professoren od. im engern Sinne den Decanen der Universität zusammengesetzte Verwaltungsbehörde einer Universität". Und so weiter. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 241. Online: http://www.zeno.org/nid/20009322124
- [3] 1904, akademisch auch abwertend: "Akademisch, in den bildenden Künsten Bezeichnung für das Hergebrachte, Regelrechte, häufig mit dem Nebensinne des Pedantischen; in der Technik das Schulgemäße, aus Büchern Erlernte, im Gegensatz zum Wissen aus Erfahrung." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 1 Stuttgart, Leipzig 1904., S. 107. Online: http://www.zeno.org/nid/20005950708
- [4] 1905, mit Bezug auf eine Universität, auch pedantisch: "Akadēmisch, auf eine Akademie (Universität) bezüglich; z. B. akademischer Senat, akademischer Bürger, akademische Studien, Würden, akademische Freiheit, akademische Gerichtsbarkeit (s. Universitäten). Auch allgemein: gelehrt, schulmäßig. Daher parlamentarisch Gegensatz von praktisch oder aktuell. In der Kunstkritik: schulgerecht, regelmäßig, mit dem Nebensinn: steif, pedantisch." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 1. Leipzig 1905, S. 221. Online: http://www.zeno.org/nid/20006203418
- [5] 1911, in Bezug auf Universitäten, in Tradition erstarrt: "Akadēmisch, was sich auf die Akademie bezieht; gewöhnlich aber von Universitäten gebraucht, so akademische Bürger, die Studierenden, weil sie unter den akademischen Gesetzen und der akademischen Gerichtsbarkeit (jetzt auf Handhabung der Disziplin beschränkt) stehen. Akademische Freiheit, der Inbegriff der besondern Rechte und Immunitäten der Studierenden, sowie die Lehr- und Lernfreiheit. In der bildenden Kunst heißt A., oft mit dem Nebenbegriff des Pedantischen, diejenige Richtung, welche das Hauptgewicht mehr auf die Beobachtung der überlieferten Kunstformen und Regeln legt, als auf eine selbständige Weiterbildung derselben." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 28. Online: http://www.zeno.org/nid/20000890642
- [6] 2024: mit Bezug zu Hochschulen, lebensfern: "2) Universitäts-, Hochschul- ⟨das akademische Viertel⟩ 2) [übertragen] allzu gelehrt, lebensfern". Der Artikel "akademisch". In: DWDS – Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Abgerufen am 6. Januar 2024. Online: https://www.dwds.de/wb/akademisch
- [7] Der polnische Arzt und Wissenssoziologe Ludwik Fleck nannte die Gruppe gemeinsam Wissenschaft treibender Personen treffend ein Denkkollektiv ↗