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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Ex nihilo nihil fit

Naturphilosophie

Grundidee


Aus Nichts entsteht Nichts - oder umgekehrt: alles hat eine Ursache oder einen vorherigen Grund. Der Gedanke wurde bereits in der Antike formuliert. In der modernen Quantenphysik hat er wieder an Aktualität gewonnen. Das wird hier kurz dargelegt.

Antike Ursprünge


Die Idee, dass das Universum nur aus etwas bereits vorhandenem enstehen könne, hatte bereits Aristoteles (384 bis 322 v. Chr.) festgehalten. Aristoteles zufolge war der Urheber des Gedankens Parmenides (etwa 520 bis 460 v. Chr.).[1] Der Römer Lukrez (99 bis 55 v. Chr.) formulierte den Gedanken später ausführlicher aus.

Nichts wird aus Nichts


Nichts kann je aus dem Nichts entstehn durch göttliche Schöpfung.
Denn nur darum beherrschet die Furcht die Sterblichen alle,
Weil sie am Himmel und hier auf Erden gar vieles geschehen
Sehen, von dem sie den Grund durchaus nicht zu fassen vermögen.
Darum schreiben sie solches Geschehn wohl der göttlichen Macht zu.
Haben wir also gesehen, daß nichts aus dem Nichts wild geschaffen,
Dann wird richtiger auch die Folgerung draus sich ergeben,
Woraus füglich ein jegliches Ding zu entstehen im Stand ist
Und wie alles sich bildet auch ohne die Hilfe der Götter.[2]

Nichts wird zu Nichts


Dazu kommt, daß Mutter Natur in die Urelemente
Wiederum alles zerstreut und Nichts in das Nichts wird vernichtet.
Denn wär' irgendein Wesen in allen Teilen zerstörbar,
Würd' es den Augen entschwinden im Nu, sobald es der Tod trifft.
Denn dann braucht es ja keiner Gewalt, die Teile desselben
Auseinanderzuscheiden und ihre Verbände zu lösen.[4]

Nichts wird durch übernatürliche Kräfte aus dem Nichts heraus geschaffen. Der Glaube der Menschen an übernatürliche Kräfte ist ein Ersatz für mangelnde Erkenntnis. Hat man aber einmal (an)erkannt, dass nichts aus dem Nichts ensteht, befinde man sich schon auf dem Weg zur Erkenntnis. Man kann in diesem Gedanken von Lukrez schon einen Keim späteren naturwissenschaftlichen Denkens erkennen.

Wie ist das Nichts definiert?


Unterschiedlich: in der Philosophie ist das Nichts üblicherweise ohne jede Eigenschaft und ohne jede Gesetzmäßigkeit. In der heutigen Physik wird das Wort Nichts eher nicht gebraucht, man spricht stattdessen von einem Vakuum. Das physikalisch definierte Vakuum ist aber kein Nichts im philosophischen Sinn. Im physikalisch definierten Vakuum können nach bekannten statistischen Regeln aus dem Nichts heraus Teilchenpaare entstehen. Je nach Definition von Nichts kann dann aus dem Nichts doch Materie entstehen. Lies dazu zum Beispiel unter Hawking-Strahlung ↗

Das Nichts als eines der Sieben Welträtsel


Emil du Bois-Reymond (1818-1888) war ein berühmter deutscher Physiologe. Im 19ten Jahrhundert verfasste er zwei Schriften, in denen er einige Fragen darlegte, auf die es niemals einen Antwort wird geben können. Einige der Fragen sind Spielarten des ex nihilo nihil fit: was war der erste Beweger, die erste Ursache? Und was aber hat diese wiederum versursacht? Man gerät in einen unendliche Regress. Mehr dazu unter Die Sieben Welträtsel ↗

Ex nihilo nihil fit und Erhaltungsgrößen


In der Physik geht man davon aus, dass einige sogenannte Erhaltungsgrößen gibt: Energie[5], elektrische Ladung, Impuls und der Drehimpuls. Die durch diese Menge nausgedrückten Mengen (z. B. Joule, Coulomb) dürfen niemals ab- oder zunehmen. Das Verbot der Zunahme ist ausgedrückt in dem Satz ex nihilo nihil fit. Siehe mehr dazu unter Erhaltungssätze ↗

Fußnoten