Weltanschauung
Als Orientierung
Basiswissen
Wie man glaubt, dass die Welt ist und was man glaubt, wie sie sein sollte: eine Weltanschauung verbindet meist ein Vermutungen oder Überzeugungen wie die Welt zu sein scheint mit wertenden, man sagt normativen, Vorstellungen, wie sie sein sollte. Das ist hier kurz vorgestellt.
Das Subjektive in der Weltanschauung
Eine Weltanschauung verbindet Ideen darüber wie die Welt ist mit starken persönlichen Überzeugungen, wie die Welt sein sollte. Eine Weltanschauung ist damit immer auch eine entschieden subjektive Sache, das heißt, an eine individuelle Person gebunden. Das kommt sehr gut zum Ausdruck in einer Formulierung des Psychologen Sigmund Freud: "Ich meine also, eine Weltanschauung ist eine intellektuelle Konstruktion, die alle Probleme unseres Daseins aus einer übergeordneten Annahme einheitlich löst, in der demnach keine Frage offen bleibt und alles, was unser Interesse hat, seinen bestimmten Platz findet. Es ist leicht zu verstehen, daß der Besitz einer solchen Weltanschauung zu den Idealwünschen der Menschen gehört. Im Glauben an sie kann man sich im Leben sicher fühlen, wissen, was man anstreben soll, wie man seine Affekte und Interessen am zweckmäßigsten unterbringen kann."[5]
Abgrenzung der Weltanschauung vom Weltbild
Oft werden Weltanschauung und Weltbild, teilweise auch Weltsicht, als Synonyme benutzt[1]. Das Metzeler Philosophie Lexikon aber grenzt Weltanschauung darüber vom Welbbild ab, dass es zwar mehrere gleichberechtigte Weltbilder (Vermutungen wie die Welt ist) geben kann, aber aus der Sicht einer Weltanschauung immer nur eine richtig sein kann[2]. Weltbilder sind Annahmen, wie die Welt sein könnte, egal ob einem das so gefällt oder nicht. Eine Weltanschauung aber steht oft im Einklang mit dem subjektiven Gefühl, dass die Welt so auch sein sollte. Bei einem Weltbild kann auch eine Ablehnung der erkannt geglaubten Welt das Ergebnis sein. Siehe auch Weltbild ↗
Weltanschauung und Ideologie
Die Worte Weltanschauung und Ideologie werden oft synonym, das heißt mit gleicher Bedeutung, verwendet. Das Wort Ideologie deutet dabei oft einen höheren intellektuellen Anspruch an. Siehe auch Ideologie ↗
Fußnoten
- [1] Die Religion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft. Herausgegeben von Hermann Gunkel und Leopold Tscharnack. Fünfter Band. S-Z. Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen, 1931. Seite 1826 ff.
- [2] Artikel Weltanschauung. In: Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Seite 655.
- [3] Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften. (Erstm.: Berlin 1911). 6. Auflage. Teil 8: Weltanschauungslehre. Abhandlungen zur Philosophie der Philosophie. Teubner u. a., Stuttgart 1991, ISBN 3-525-30309-2.
- [4] Karl Jaspers: Psychologie der Weltanschauungen. (Erstm.: Berlin 1919). Frankfurt a. M. 1994, ISBN 3-492-11988-3.
- [5] Sigmund Freund: Neue Folge der Vorlesungen zur Einführung in die Psychoanalyse. Leipzig, Vienna, and Zurich: Internationaler Psychoanalytischer Verlag. 1933. Hier die XXXV. Vorlesung: Über eine Weltanschauung.
- [6] Rudolf Steiner: Die Philosophie der Freiheit. Grundzüge einer modernen Weltanschauung. Verlag von Emil Felber. Berlin 1894. [gute Darlegung von Fragestellungen]
- [7] Meyers Konversationslexikon schreibt 1905: "Weltanschauung, der Inbegriff der Ansichten, die man über Wesen und Bedeutung des Weltganzen (die Menschheit inbegriffen) hegt. Im einzelnen kommt dabei in erster Linie in Betracht, wie man sich die substantielle Grundlage oder Ursache alles Seins und Geschehens denkt; ob man mit dem Nihilismus alles für Schein erklärt, oder mit dem Idealismus das Bewußtsein oder mit dem Realismus das Sein als das Ursprünglichere ansieht. Ob man ferner mit dem Akosmismus die Welt (das endliche, bedingte Sein) für Schein, Gott (das Unendliche, unbedingte Wesen) für allein wirklich erklärt, oder mit dem Atheismus das Gegenteil behauptet. Erkennt man Gott und Welt als real an, so fragt sich wieder, ob man mit dem Theismus und Deismus der Gottheit eine geschaffene Welt gegenüberstellt, oder mit dem Pantheismus Gott in (nicht neben) der Welt existieren läßt. Hinsichtlich der Auffassung der Welt unterscheiden sich der Monismus, der sie als eine Einheit ansieht, vom Pluralismus, der sie auf eine Vielheit von Einzelwesen zurückführt, der Materialismus, der das Geistige aus dem Materiellen ableitet, vom Spiritualismus, der umgekehrt verfährt." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 523-524. Online: http://www.zeno.org/nid/20007686528
- [8] Eduard von Hartmann (1842 bis 1906): Die Weltanschauung der modernen Physik. 1902.
- [9] Zu einem Weltbild passt eher eine Denkart, zu einer Weltanschauung eine Denkungsart: "Denkart und Denkungsart sind zwei Ausdrücke, die häufig miteinander vertauscht worden sind, so daß ihre Unterscheidung eine unsichere ist; sie ließen sich vielleicht so unterscheiden, daß man mit dem ersten Ausdruck die Art und Weise bezeichnete, wie jemand die Denkgesetze (s. d.) anwendet, mit dem zweiten dagegen die Auffassung, welche man von den Lebensverhältnissen hat. Die beiden Ausdrücke schlössen dann die Begriffe Form und Inhalt in sich ein. Hegel und Haeckel hätten eine verschiedene Denkart, ein Agrarier und ein Gewerbetreibender hätten eine verschiedene Denkungsart. Die Methode des Denkens bestimmte dann die Denkart, Umstände (wie Erziehung, Umgang, Beschäftigung) beeinflußten die Denkungsart. Es gäbe z.B. eine fromme und unfromme Denkungsart, aber keine fromme Denkart (doch sagt gerade Schiller: die Milch der frommen Denkart, Teil IV, 3). Die Denkart wäre rationalistisch oder empirisch, deduktiv oder induktiv, dogmatisch oder kritisch oder skeptisch. Die Denkart wäre eine Seite der Intelligenz, die Denkungsart eine Seite des Charakters des Menschen. – Im allgemeinen ist der Ausdruck Denkart jetzt wenig gebräuchlich, und geläufig nur der Ausdruck Denkungsart und zwar in der Bedeutung Lebensauffassung. Die Unterscheidung beider Ausdrücke hat also etwa Künstliches an sich. Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 139. Online: http://www.zeno.org/nid/20003580652