Realität
Erkenntnistheoretisch
Basiswissen
Als Realität bezeichnet man die Gesamtheit aller Dinge, die nicht bloß als Illusion oder, Wunsch- oder Gedankenbild existieren sondern für sich alleine sind, unabhängig von einem Beobachter.[2] Das ist hier näher ausgeführt.
Realität in der klassischen Physik
Als klassisch bezeichnet man das Weltbild der Physik, welches in der Zeit zwischen etwa 1600 bis 1910 in sich geschlossen ausgearbeitet und zu hoher theoretischer Stimmigkeit entwickelt wurde. Es gilt heute als überholt. Stellvertretend für dieses Weltbild wird oft die Theorie der Mechanik Isaac Newtons genannt: aus wenigen Naturgesetzen, den Prinzipien, lässt sich der Ablauf der Welt mit beliebiger Detailtreue vorhersagen. Die Grundidee dieses Weltbildes war die Trennung von Geist (res cogitans) und Materie (res extensa). Methodisch schloss man für physikalische Gesetze jedwede Einflussnahme eines Geistes auf die Materie aus. Wenn es etwas Geistartiges gab, dann war dies auf eine wirkungslose Zuschauerrolle beschränkt. Die Realität wurde zu einer Wirklichkeit ohne Wirkender. Realität in diesem verengten Sinn war ausschließlich eine für sich existierende Materie die sich nach starren Naturgesetzen abspult. Siehe auch klassische Physik ↗
Realität in der Quantenphysik
In der klassischen Physik nahm man an, dass Beobachter und beobachtete Dinge streng voneinander trennbar waren: die Farbe einer Rosenblüte ändert sich nicht damit, wer die Blüte gerade betrachtet. Seit etwa 1920 mehrten sich aber Versuchsergebnisse, die eine für sich unabhängig vom Beobachter seiende Realität zunehmend schwer vorstellbar machten.
Insbesondere ist sind hier das Phänomen der Verschränkung und das sogenannte Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon zu nennen: möglicherweise nimmt die Realität erst dann ihre endgültige Gestalt an, wenn sie von einem Beobachter wahrgenommen wird. Lies mehr unter Quantenphysik ↗
Realität in der Außenwelthypothese
Als Außenwelthypothese bezeichnete der österreichische Physiker Ernst Mach die Annahme, dass es außerhalb unseres Bewusstseins existierende Objekte gibt. Unsere Wahrnehmung sei dann eine mehr oder minder gute Wahrnehmung dieser Objekte. Ein jedes solcher Objekte nannte der Philosoph Immanuel Kant ein Ding an sich. Der Österreichische Physiker Ernst Mach fasste gegen Ende des 19ten Jahrhhunderts dann eine Reihe von theoretischen Problemen zusammen, die sich aus der Annahme einer existierenden Außenwelt ergeben. Als Alternative schlug er eine Physik vor, die ganz auf die Annahme materiell in der Außenwelt existierender Dinge verzichten kann und als Gegenstand ausschließlich Sinneswahrnehmungen betrachtet. Die Realität im Sinne von Machs Außenwelthypothese sind nur unsere sinnlichen Wahrnehmungen, alles andere sind Theorien und Gedankenkonstrukte. Lies mehr unter Außenwelthypothese ↗
Realität als etwas mit Bestand
Der katholische Philosoph Josef Piper charakterisiert Realität als etwas, das "begegnet", was heißt, "etwas kommt auf solche Weise zu Gesicht, daß es Widerstand leistet. Strenggenommmen, das ist wahr, kann mir überaupt nicht wirklich etwas zu Gesicht kommen, das nicht auch Widerstand leistet. Zwar kann ich mir etwas ausdenken, ich kann Phantasien produzieren; aber ihre Unwirklichkeit zeigt sich eben darin: sie leisten keinen Widerstand, sie halten nicht stand ..."[2, Seite 18]
Fußnoten
- [1] Josef Piper: Verteidigungsrede für die Philosophie. Kösel-Verlag. 1966. ISBN: 3-466-40143-7.
- [2] "Die Realität ist das, was nicht weggeht, wenn du nicht dran glaubst". Philipp Kindred Dick: VALIS. 1981
- [3] Im englischen Original heißt es: "reality is a child which cannot survive without its nurse illusion." Sowie etwas weiter im Original: " In the world of physics we watch a shadowgraph performance of the drama of familiar life. The shadow of my elbow rests on the shadow table as the shadow ink flows over the shadow paper. It is all symbolic, and as a symbol the physicist leaves it. Then comes the alchemist Mind who transmutes the symbols. The sparsely spread nuclei of electric force become a tangible solid; their restless agitation becomes the warmth of summer; the octave of aethereal vibrations becomes a gorgeous rainbow. Nor does the alchemy stop here. In the transmuted world new significances arise which are scarcely to be traced in the world of symbols; so that it becomes a world of beauty and purpose—and, alas, suffering and evil." Die Zitate aus dem Jahr 1928 beschreiben den Umstand, dass die Objekte der Physik, Elektronen, der Äther, Hamiltonsche Funktionen und Potentiale keine wirklich befriediende Entsprechung in der Welt der uns vertrauten Dinge des Alltas haben. Eddington hat das ausführlich beschrieben in der Einführung zu: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort in der Einführung: "Introduction". Dort die Seite xv bis xvii. Die Physik beschreibt die Welt nach dem Gebot der Objektivät, unser Erleben ist reine Subjektivität ↗