Materialismus
Wesentlich ist das Materielle
Charakterisierung
Der Materialismus ist eine Denkhaltung, die davon ausgeht, dass alle wichtigen Dinge letztendlich durch das Spiel der Materie bestimmt werden. Insbesondere verneint der Materialismus eine besondere Rolle von geistigen oder immateriellen Realitäten oder ordnet diesen eine nur untergeordnete Rolle zu[1][2][3].
Abgrenzung
Eine besondere Form des Materialismus ist der Mechanismus. Hier stellt man sie die Welt der Materie reduziert auf mechanisch beschreibbare Objekte vor. Während man im Materialismus etwa von elektrischen oder magnetischen Feldern sprechen kann, dürfen diese in einem strikten Mechanismus nicht vorkommen. Weiter gefasst als der Materialismus ist der Determinismus. Deterministische Weltsichten sind oft materialistisch, es gibt auch Varianten eines eher geistigen Determinismus. Als Beispiel möge hier der Buddhismus genügen: seine Karma-Lehre stellt einen strikten Determinismus im Sinne von Ursache und Wirkung her. Indem aber die seelischen Realitäten dem Budhhismus wichtiger sind als tote Materie ist er zwar deterministisch aber nicht materialistisch.
Fußnoten
- [1] Materialismus, jenes philosophische System, nach welchem Geist und Körper identisch, d. h. einer Natur sind; sich nicht bloß gegenseitig bedingen, sondern wirklich eins sind, ein Leben führen und zugleich sterben. Materialist ist demnach ein solcher, der nach diesem Systeme die Materie als das Grundprincip alles Lebens ansieht und hiernach an eine stete Körperwandlung, thierische Seelenwanderung, glaubt." In: Damen Conversations Lexikon, Band 7. [o.O.] 1836, S. 142. Online: http://www.zeno.org/nid/20001749722
- [2] "Materialismus heißt diejenige philosophische Ansicht, welche die Materie oder das Körperliche als die Grundursache alles Vorhandenen betrachtet und daher auch die geistige Natur der Seele leugnet. Die Anhänger dieser Meinung, welche übrigens auf einer blos willkürlichen Voraussetzung beruht, heißen im philosophischen Sinne Materialisten, und zu ihnen gehören viele Philosophen des Alterthums, allein auch neuere und besonders franz. Schriftsteller des 18. Jahrh. sind als Vertheidiger derselben aufgetreten." Brockhaus Bilder-Conversations-Lexikon, Band 3. Leipzig 1839., S. 80. Online: http://www.zeno.org/nid/20000843814
- [3] "Materialismus, nennt man nach dem gewöhnlichsten Sprachgebrauche diejenige Denk- u. Gesinnungsweise, welche die M. über den Geist setzt, gleichviel ob dies im Gebiete der Wissenschaft (philosophischer, theoretischer M.) od. des Lebens (praktischer M., Genußsucht, Eigennutz) geschieht, ferner ob das Materielle mehr oder minder vergeistiget und verfeinert gedacht und genossen (seiner M.) oder ob das Geistige lediglich als Blüte der M. betrachtet und demgemäß behandelt werde. Materialist, der Anhänger einer materialistischen Weltanschauung. Handlungsweise; dann der Verkäufer von Materialwaaren (s.d.), der Droguist. Materiell, was zur M., zur Sache gehört; finanziell; sinnlich, genußsüchtig, eigennützig." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 121-122. Online: http://www.zeno.org/nid/20003427935
- [4] Wie der Materialismus auch auf die Biologie ausgedehnt werden sollte, zeigt schön ein Zitat des Physiologen Emil du Bois-Reymond (1818 bis 1896). In einem Brief an Eduard Hallmann schrieb der junge du Bois-Reymond im Jahr 1842: "Brücke und ich, wir haben uns verschworen, die Wahrheit geltend zu machen, daß im Organismus keine anderen Kräfte wirksam sind, als die gemeinen physikalisch-chemischen; daß, wo diese bislang nicht zur Erklärung ausreichen, mittels der physikalisch-mathematischen Methode entweder nach ihrer Art und Weise der Wirksamkeit im konkreten Fall gesucht werden muß, oder daß neue Kräfte angenommen werden müssen, welche, von gleicher Dignität mit den physikalisch-chemischen, der Materie inhärent, stets auf nur abstoßende oder anziehende Componenten zurückzuführen sind.“ Siehe auch Emil du Bois-Reymond ↗