Intelligente Organisation
Definition
Basiswissen
Eine intelligente Organisation ist eine arbeitsteilig vorgehende Einrichtung, die zweckmäßig auch auf unvorhergesehene Anforderungen reagieren kann und dabei besser abschneidet, als mit rein zufallsgesteuerten Reaktionen.
Beispiele
Typische Organisationen sind Unternehmen, Behörden oder militärische Einrichtungen. Sie verfolgen Ziele wie etwa Gewinnmaximierung, Steuern einnehmen oder gewaltsame Auseinandersetzungen erfolgreich bestehen. Üblicherweise treten bei dieser Tätigkeit Handlungsalternativen auf. Organisationale Intelligenz ist dann die Fähigkeit, aus allen Handlungsalternativen die bestmögliche für die eigenen Zwecke auszuwählen. Eine beispielhafte Ausprägung einer modellhaften intelligenten Organisation ist die neuronale Organisation ↗
Abgrenzung zur Schwarmintelligenz
Intelligenten Organisationen und Schwarmintelligenz ist gemeinsam, dass sie beide aus einer größeren Anzahl einzelner, oft ähnlicher Individuen bestehen. Es gibt drei wesentliche Unterschiede: a) bei einer Schwarmintelligenz bilden die Individuen üblicherweise keine organ-ähnlichen Strukturen aus, eine Organisation ist aber gerade darüber definiert. Und b) bei einer Schwarmintelligenz sind alle Individuen untereinander sehr ähnlich und prinzipiell austauschbar. Bei einer Organisation mit Organen aber hat ein Individuum eine feste Rolle in einem Organ und kann diese Rolle nicht leicht wechseln. Und zuletzt c) können die Individuen einer Schwarmintelligenz oft auch alleine längere Zeit erfolgreich überleben und sinnvolle Zwecke erfüllen, bei einer Organisation eher nicht. Hier sind die Übergänge aber fließen. Siehe auch Schwarmintelligenz ↗
Kollektive Intelligenz als Überbegriff
Intelligente Organisationen und Schwarmintelligenzen sind zwei konkrete Ausprägungen einer übergeordneten kollektiven Intelligenz. Kollektiv heißt so viel wie gemeinsam oder gemeinschaftlich. Ob die Individuen schwarmartig oder eher organisational miteinander kooperieren ist nicht wesentlich. Lies mehr unter kollektive Intelligenz ↗
Die Evolution von Organisationen
Der Soziologie Peter Kappelhoff (geboren 1944) untersuchte in verschiedenen Schriften, inwiefern sich darwinistische Konzepte auf Kultur und Wirtschaft übertragen lassen. Kappelhoff betrachtete kulturelle und wirtschaftliche Prozesse aus Sicht eines universellen Darwinismus.[7]. In "Wirtschaftsunternehmen", "Bildungsorganisationen und Medienagenturen" sieht Kappelhoff "Gebilde eigener Art mit einer eigenen, im Vergleich zu den individuellen Akteuren erweiterten Handlungsfähigkeit, die ihre eigenen Ziele verfolgen und der Kontrolle ihrer Schöpfer weitgehend entglitten sind" und in eigenen "Selektionsarenen"[8] evoluiereren. Kappellhoff möchte, dass diese Gebilde auch im Kontext "bedeutsamer evolutionärer Übergänge", das heißt auch biologistisch evolutionär, betrachtet werden. Denn, so Kappelhoff, nur so könne die "soziobiologische Emergenz neuer Organisationsformen und das Erreichen neuer Ebenen der sozialen Integration mit der damit verbundenen Dynamik von erweiterter Handlungsfähigkeit und der Eroberung und Gestaltung einer neuen ökologischen Nische einerseits und dem damit notwendig einhergehenden Autonomieverlust der konstituierenden Einheiten andererseits in einer auch allgemein sozialtheoretisch relevanten Form in den Blick genommen werden". Siehe auch Evolutionsökonomik ↗
Fußnoten
- [1] Daniel Kahneman, Olivier Sibony and Cass R Sunstein: Noise: A Flaw in Human Judgment. HarperCollins
- [2] Dirk Palmpring, Paul Alpar (Philipps-Universität Marburg): Stossrichtungen eines Controllings organisationaler Intelligenz. In: Proceedings der Multikonferenz Wirtschaftsinformatik (MKWI), Essen 2004.
- [3] Hans Hass: Energon. Das verborgene Gemeinsame. Fritz Molden (Verlag). 1970. Siehe auch Energon ↗
- [4] Spencer, Herbert: Principles of sociology. MacMillan, London 1969. Erstveröffentlichung im Jahr 1873.
- [5] William H. Whyte: The Organization Man. First published by Simon and Schuster in 1956. New edition by University of Pennsylvania Press in 2002. ISBN: 0-8122-1819-1. Eine Art Gegenteil einer intelligenten Organisation.
- [6] Robert E. Lane: The Decline of Politics and Ideology in a Knowledgeable Society. In: American Sociological Review Vol. 31, No. 5 (Oktober 1966), Seiten 649-662. Herausgegeben von: American Sociological Association.
- [7] In Anwendung auf Organisation der Wirtschaft und Kultur spricht der Wirtschaftswissenschaftler Peter Kappelhoff auch von "bedeutsamen evolutionärer Übergängen". In: Peter Kappelhoff: Selektionsmodi der Organisationsgesellschaft: Gruppenselektion und Memselektion. In: Duschek, S., Gaitanides, M., Matiaske, W., Ortmann, G. (eds) Organisationen regeln. VS Verlag für Sozialwissenschaften. 2012. Online: https://doi.org/10.1007/978-3-531-94050-2_7
- [8] Peter Kappelhoff: Selektionsmodi in der Organisationsgesellschaft: Zur Evolution von Verhaltenssystemen. Vorlesungsskript. Oktober 2010. Schumpeter School of Business and Economics. Bergische Universität Wuppertal.