Entwicklung von Einzellern zu Vielzellern
Evolution
Basiswissen
Vielzellige Lebensformen sind während der Evolution immer wieder neu und unabhängig voneinander entstanden. Dabei mussten evolutionäre Hürden genommen werden, denn Vielzelligkeit bedeutet nicht immer nur einen Vorteil. Das ist hier kurz vorgestellt.
Beispiel für den Übergangsbereich
Schwämme sind Lebensformen im Wasser, die als echte Tiere gelten. Man kann aber manche Schwammarten komplett durch ein enges Sieb drücken und ihren Körper damit völlig zerstören. Die dann einzelnen Zellen können für sich alleine weiterleben und bilden später wieder einen neuen Schwamm-Organismus. Auch die Kugelalge Volvox und der Schleimpil Dictyostelium discoideum sind ein Lebewesen im Übergangsbereich von Ein- und Viellzellern. Siehe als klassisches Beispiel die Schwämme ↗
Viellzelligkeit als evolutiver Trend?
Vielzellige Lebensformen sind auf der Erde immer wieder und voneinander unabhängig entstanden. Auch heute noch gibt es viele einzellige Lebewesen, die unter gewissen Umständen vielzellige Überorganismen ausbilden. Diese Beobachtung legt nahe, dass es in der Evolution einen dauerhaften Trend hin zur Vielzelligkeit gibt. Eine Fortsetzung dieses Gedankens bis hin in die politische Sphäre wird betrachtet im Artikel Holismus und Evolution ↗
Vorteile einer Vielzelligkeit
Vielzeller können - je nach Umgebungsbedingungen - Vorteile gegenüber Einzellern haben. Als erstes bietet die Größe einen Vorteil gegenüber manchen Fressfeinden, zum Beispiel Filtrieren. Vielzeller können auch größere Räume für eine Speicherung von Vorratsstoffen ausbilden. Interessant ist die Frage, inwiefern das mit der Größe sinkende Verhältnis von Oberfläche zu Volumen (bei einigermaßen kompakten Körperformen) einen Vorteil bietet (Bergmannsche Regel?). Zudem können Vielzeller eine komplexere und aufgrund der räumlichen Kompaktheit auch schnellere Informationsverarbeitung ausbilden, etwa über ein Nervensystem.
Nachteile einer Vielzelligkeit
Vielzelligkeit kann auch Nachteile bringen: der interne Transport von Stoffen (Nahrung, Atemgase, Ausscheidungen) kann sehr aufwändig werden. Desweiteren müssen Vielzeller ein interenes Kommunikationssystem aufbauen, das wiederum Ressourcen benötigt. Die Viezelligkeit kann sich evolutiv nur dann ausbilden, wenn die Vorteil in Summe größer sind als die Nachteile.
Fußnoten
- [1] John Maynard Smith, Eörs Szathmáry: The Major Transitions in Evolution. Oxford University Press, New York 1995, ISBN 0-19-850294-X.
- [2] How do groups become individuals? So lautet die zentrale Fragestellung von: Richard E. Michod (2007): Evolution of individuality during the transition from unicellular to multicellular life. Proceedings of the National Academy of Sciences USA vol. 104, suppl. 1: 8613–8618. doi:10.1073/pnas.0701489104
- [3] Bernardes, J.P., John, U., Woltermann, N. et al.: The evolution of convex trade-offs enables the transition towards multicellularity. In: Nat Commun 12, 4222 (2021). https://doi.org/10.1038/s41467-021-24503-z
- [4] Bachmann, K. (1982). Die Entwicklung der Tiere. In: Biologie für Mediziner. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-642-96713-9_19
- [5] Fisher, R. M., Cornwallis, C. K., and West, S. A: Group formation, relatedness, and the evolution of multicellularity. Curr. Biol. 23, 1120–1125. 2013. doi: 10.1016/j.cub.2013.05.004