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Algenmatte

Biologie

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Basiswissen


An der Nordseeküste kann man auf Wattflächen oft feste mattenartige und sehr rutschige Oberflächen beobachten. Diese Algenmatten sind ein klassisches Beispiel für eine sogenannte Aggregation[4] von Organismen.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Algenmatten: diese mattenartigen flächigen Gebilde kann man mühelos mit der Hand vom Wattboden aufnehmen. Die Matte ist fest. Die Matte wird gebildet von verschiedenen Diatomeenarten, also Kieselalgen. Diese Kieselalgen gibt es in rundlichen wie auch eher länglichen Formen. Die Matten werden von den eher länglichen Formen gebildet. Man beachte auch die Schnecke, die wahrscheinlich den Rasen abgrast. Vorne im Bild ist die dunkle Unterseite der Matte erkennbar. Der grüne Teil lag nach oben auf dem Watt.☛


Erscheinung und Name


Auf der Oberfläche von trockengefallenem Nordseewatt erkennt man oft einen dunkelbraunen schmierigen und sehr glatten Oberflächenbelag. Er lässt sich leicht mit der Hand abziehen und hochheben. Oft liegt er auch in lockeren Flatschen vom Wellengang zerrissen umher. Diese Matten haben oft das Aussehen und die Konsistenz von dünnen Fußmatten, daher die Bezeichnung. Man spricht von Algen-, Diatomeen- oder Mikrobenmatten[1]. Das Spektrum Lexikon der Biologie[2] beschränkt den Begriff auf Matten, die auf dem Wasser treiben. Die Schutzstation Wattenmeer spricht passend auch von Algenrasen[3].

Wo findet man die Matten im Watt?


Man findet sie oft landseitig dort, wo das Watt langsam ins feste Ufer geht, also im Verlandungsbereich. Möglicherweise hängt das damit zusammen, dass die Diatomeen hier besonders viel Sonnenlicht einfangen können, da die ufernahen Bereiche selten tief unter Wasser liegen und damit oft gut sonnendurchflutet sind. Algenmatten findet man im deutschen Nordseewatt oft in der Nähe vom Queller ↗

Entstehung der Matten


Die Matten werden von sogenannten Kieselalgen - wissenschaftlich Diatomeen genannt - aufgebaut. Diese einzelligen Pflanzen treiben vor allem im Frühjahr und Sommer stark Photosynthese und erzeugen dadurch große Mengen Sauerstoff und Pflanzenmaterial. Durch eine Schleimbildung tragen sie zum Aufwachsen des Watttbodens bei. Siehe auch Kieselalge ↗

Schwarzer Untergrund


Die Unterseite der Matten ist oft auffällig schwarz. Das deutet auf ein sogenanntes reduzierendes Milieu hin. Damit bezeichnet man in der Chemie eine Umgebung mit sehr wenig Sauerstoff: Pflanzenmaterial kann dort nicht Hilfe von sauerstoffatmenden Organismen zersetzt werden. Das Ergebnis ist eine dunkle Färbung des Wattbodens. Die Zersetzung durch Kleinstlebewesen erfolgt dann ohne Sauerstoff, das heißt anaerob ↗

Beweglichkeit der Algen


Die Kieselalgen, Diatomeen, bewegen sich bei trockengefallenem Watt an die Oberläche, um dort Photosynthese zu treiben. Sie benutzen dabei ein Rückstoßprinzip und werden bis zu 10 Zentimeter pro Stunde schnell[3]. Bei Überspülung mit Wasser wandern sie zum Schutz vor Fressfeinden wieder in tiefere Schichten. Ein Fressfeind ist zum Beispiel die Strandschnecke ↗

Abgrenzung


Algenmatten sollte man von Algenrasen oder Algenteppichen begrifflich unterscheiden. Zu Algenrasen gibt es einen fließenden Übergang bis hin zur Bedeutungsgleichheit: wo die Algen den Untergrund großflächig bedecken, etwa auf dem Watt oder auf Steinen, kann man auch von Rasen sprechen[3]. Als Algenteppich hingegen bezeichnet man meist großflächig auf dem Meer sichtbar treibende Ansammlungen von Anlagen, siehe dazu unter Algenblüte ↗

Fußnoten


  • [1] Holger Freund: Kieselalgen - Unsichtbare Schönheiten aus Glas. In: Natur- und Umweltschutz. Zeitschrift der Naturschutz- Forschungsgemeinschaft Der Mellumrat e. V. Band 20 - Heft 1 2021. ISSN: 16198565. Populärwissenschaftlicher Fachartikel.
  • [2] Spektrum Lexikon der Biologie. Artikel Algenmatte. Online. 24. Juli 2022.
  • [4] Algenmatte sind ein Beispiel für eine Aggregation: "Im Sinne der Mathematischen Biologie ist Aggregation der Zusammenschluß von Organismen, i.a. derselben Art, beispielsweise (Bakterien-)Rasen oder Bänder, Schwärme, oder Herden." In: der Artikel "Aggregation". Guido Walz: Spektrum Lexikon der Mathematik. Band 1. A bis Eif; 2000; ISBN: 3-8274-0303-0. Dort die Seiten 31 und 32. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/mathematik/aggregation/59