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Dunning-Kruger-Effekt

Psychologie

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Basisiwssen


Als Dunning-Kruger-Effekt bezeichnet man die (fachgebietsbezogene) Selbstüberschätzung inkompetenter Personen: je weniger eine Person über ein bestimmtes Thema oder Fachgebiet weiß, desto weniger merkt diese Person das. Der Dunning-Kruger-Effekt wird hier kurz erklärt und abgegrenzt gegenüber der Hochstaplerei und der Scharlatenerie.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
In seinen Argumenten greift der NRW-Wirtschaftsminister wenig oder kaum auf klimawissenschaftliche Fakten und Argumente zurück. Eine entsprechende Kompetenz - falls vorhanden - wird so nicht erkennbar. Gleichwohl vertritt er recht kompromisslos und selbstbewusst Positionen, die sich kompetente Wissenschaftler so nicht zutrauen würden: ein Beispiel für den Dunning-Kruger-Effekt? © HHL Leipzig Graduate School of Management ☛


Der Dunning-Kruger-Effekt


  • Inkompetente Personen neigen dazu, ihre eigenen Fähigkeiten zu überschätzen.
  • Inkompetente Personen neigen dazu, überlegene Fähigkeiten bei anderen nicht zu erkennen.
  • Inkompetente Personen neigen dazu, das Ausmaß ihrer Inkompetenz nicht richtig einschätzen.[3]

Beispiel Erderwärmung


Politiker wie etwa Andreas Pinkwart (NRW-Wirtschaftsminister, 2021) fordern mit überzeugender Selbstsicherheit, dass der Wohlstand unserer Industrienation nicht durch Stromknappheit gefährdet werden darf. Sie kommen damit zu kontraproduktiven Forderungen. Das Element der Inkompetenz tritt durch die Einseitigkeit ihrer Argumentation auf: sie benutzen oft keinerlei Fakten der Klimaforschung. Man hat den Eindruck, dass sie unangenehme Wahrheiten bewusst oder halbbewusst ausblenden können und gerade dadurch ihr sicheres Auftreten in den restlichen Themen verstärken können[5]. Viele Beispiele dazu stehen unter Erderwärmung (Zitate) ↗

Typisches Argumentationsmuster


Man hat bisher noch keine Anzeichen für Außerirdische gefunden, also gibt es sie nicht. Oder: Sozialismus hat noch nie funktioniert. Also geht es nicht: das eigene Unwissenwissen wird als Beweis für eine Behauptung genutzt. In der Logik spricht man hier von einem Argumentum ad Ignorantiam ↗

Dunning-Kruger und Scharlatenerie oder Hochstaplerei


Das Wesentliche beim Dunning-Kruger-Effekt ist es, dass die betroffenen ihre eigene Inkompetenz selbst nicht erkennen. Das grenzt sie ab gegenüber Scharlatenen und Hochstaplern. Ein Hochstapler täuscht großen Besitz (reiche Tochter eines russischen Oligarchen) oder eine hohen sozialen Rang vor. Ein Scharlatan hingegen täuscht nicht Besitz oder Status sondern Wissen, oft medizinisches vor, über das er aber nicht wirklich verfügt. Siehe dazu auch Scharlatan ↗

Gibt es auch das Gegenteil?


Ja, es gibt auch Menschen, die sich trotz real vorhandener Fähigkeiten und Kenntnisse selbst für wenig kompetent halten. Sie unterschätzen sich damit oft massiv. Lies mehr dazu unter Hochstapler-Syndrom ↗

Originalzitat


„Wenn man inkompetent ist, kann man nicht wissen, dass man inkompetent ist […]. Die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um eine richtige Antwort zu geben, sind genau die Fähigkeiten, die Sie benötigen, um zu erkennen, was eine richtige Antwort ist.“[1]

Zitat 1920


William Butler Yeats: „The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.“ (Zu Deutsch etwa: „Den Besten fehlt jede Überzeugung, die Schlechtesten sind voller leidenschaftlicher Ausstrahlung.“[2]

Zitat 1933


Bertrand Russel (Mathematiker und Philosoph): „The fundamental cause of the trouble is that in the modern world the stupid are cocksure while the intelligent are full of doubt“ (übersetzt: „Der Hauptgrund für die Schwierigkeiten liegt darin, dass in der modernen Welt die Dummen vollkommen sicher sind, während die Intelligenten voller Zweifel sind“).[3]

Was hat der Dunning-Kruger-Effekt mit Fingerlängen zu tun?


Rein statistisch kann man einen Zusammenhang herstellen zwischen den Längen der Finger einer Person und ihrer Neigung, starkes Selbstbewusstsein zu haben. Lies mehr dazu unter 2D:4D-Verhältnis ↗

Fußnoten


  • [1] Nach Errol Morris: The Anosognosic’s Dilemma: Something’s Wrong but You’ll Never Know What It Is (Part 1). (Memento vom 22. Juni 2010 im Internet Archive) In: Opinionator. 20. Juni 2010 (englisch); abgerufen am 26. November 2020.
  • [2] William Butler Yeats: The Second Coming. In: Francis Fisher Browne (Hrsg.): The Dial. Band 69. Jansen/ McClurg, New York 1920, Seite 466.
  • [3] Bertrand Russell: The Triumph of Stupidity. In: Harry Ruja (Hrsg.): Mortals and Others. Volume II: American Essays, 1931–1935. Routledge, London/ New York 1998, ISBN 978-0-415-17867-9, S. 28.
  • [4] Justin Kruger, David Dunning: Unskilled and unaware of it: How difficulties in recognizing one’s own incompetence lead to inflated self-assessments. In: Journal of Personality and Social Psychology. Band 77, Nr. 6, 1999, ISSN 1939-1315, S. 1121–1134, doi:10.1037/0022-3514.77.6.1121
  • [5] Lawrence Torcello: The Ethics of Belief, Cognition, and Climate Change Pseudoskepticism: Implications for Public Discourse. In: Topics in Cognitive Science. Band 8, 2016, S. 19–48, insbes. S. 21–23, doi:10.1111/tops.12179