Intelligent Design
Pseudowissenschaft
Basiswissen
Die Welt ist mehr oder minder abschließend von ihrem Schöfper geformt worden. Was wir heute antreffen war von Anfang an geplant und gewollt. Das ist die Grundidee des Intelligent Design, oft auch Kreationismus genannt.
Diue Grundidee des Intelligent design
Dem Intelligent Design zufolge ist die Welt in ihrem heutigen Zustand mehr oder minder geplant[7]. Insbesondere auch das Aussehen heutiger Tiere und Pflanzen war geplant und gewollt. Seit der Schöfpung hat sich die Welt kaum oder gar nicht verändert. Dass die Welt von einem Schöpfer geschaffen wurde nennt man auch Kreationismus. Der Begriff vom Intelligent design fügt dem noch hinzu, dass die Welt in ihrer jetzigen Form nicht nur irgendwie erschaffen wurde (etwa als Akt des Zorns) sondern intelligent und zielbewusst.
Abgrenzung
Die Idee des Intelligent Design grenzt sich ab gegenüber der Evolutionstheorie sowie auch Vorstellungen kosmologischer Entwicklungen. Die Evolutionstheorie sowie auch die Kosmologie als Ganzes betrachten den Menschen in seiner konkreten Ausprägung mehr oder mindes als Zufallsprodukt. Im Intelligent Design hingegen ist der Mensch in seine konkreten Ausprägung ein gewolltes Geschöpf eines göttlichen Schöpfers. Siehe auch Anthropismus ↗
Was ist ein Argumentum ad ignorantiam?
Ein Argument, das seine Gültigkeit aus dem Nichtwissen beziehen möchte: Vertreter der Idee eines Intelligent Design argumentieren oft, dass die Evolutionstheorie wesentliche Zwischenschritte beim Wandel von einer Art zu einer anderen Art nicht vorweisen könne: wo sind die Zwischenstufen von einem Landwirbeltier hin zu einem Wal? Wo sind die Zwischenstufen von affenähnlichen Vorfahren zum Menschen? Wo sind die Zwischenstufen von einzelligen Lebewesen hin zu echten Tieren? Es ist hier unwichtig, ob die Zwischenstufen tatsächlich existieren oder nicht: in den Naturwissenschaften gilt das Argumentum ad ignorantiam als logische Fehlschluss. Es kann zwar zutreffend sein, hat aber keinerlei Beweiskraft im argumentativ-logischen Sinn. Mehr unter Argumentum ad ignorantiam ↗
Warum ist Intelligent Design eine Pseudowissenschaft?
Die Existenz oder Nichtexistenz eines Schöpfergottes ist mit empirischen Mitteln weder beweisbar noch widerlegbar. Die empirische Überprüfbarkeit ist aber eine notwendige Voraussetzung zumindest für Naturwissenschaftlichkeit. Damit kann das Intelligent Design zumindest niemals eine Naturwissenschaftliche Theorie sein. Siehe auch Naturwissenschaft ↗
Probleme des Intelligent Design
Es gibt drei Hauptangriffspunkte denen sich jede Theorie eines Intelligent Design stellen muss. Zum ersten a) die oft deutlich erkennbare "stümperhafte" Ausführung vieler aktueller Lebensformen, b) der fließende Fossilbefund mit vielen Zwischenstufen über eine große Anzahl längst ausgestorbener Lebensformen und c) die Existenz des Bösen auf der Erde.
ZITAT:
Carl Sagan: "Der Befund der Fossile zeugt von Versuch und Irrtum, eine Unfähigkeit, die Zukunft zu erahnen, was mit einem Großen Planer unvereinbar ist."[9]
Carl Sagan: "Der Befund der Fossile zeugt von Versuch und Irrtum, eine Unfähigkeit, die Zukunft zu erahnen, was mit einem Großen Planer unvereinbar ist."[9]
Tatsächlich könnte der Befund der Fossilien, das tastende, blinde und kurzsichtige Suchen der Evolution mit einer Erklärung des Bösen in der Welt verbinden. Denn wo blinde Evolution die Akteure zum ständigen Erfolg verdammt, wollen sie nicht aussterben, dort müssen alle Mittel Recht sein und das Böse wird geradezu zum Gebot. Diesem Denken folgten etwa der heute sehr umstrittene Verhaltensforscher Konrad Lorenz[10] sowie überhaupt die gesamte Strömung des Sozialdarwinismus ↗
Fußnoten
- [1] Richard Dawkins: Der Gotteswahn. Ullstein, Berlin 2007, ISBN 978-3-550-08688-5 (Originaltitel: The God Delusion. Übersetzt von Sebastian Vogel).
- [2] Richard Dawkins: Die Schöpfungslüge: Warum Darwin recht hat. Ullstein, Berlin 2010, ISBN 978-3-550-08765-3 (Originaltitel: The Greatest Show on Earth: The Evidence for Evolution. Übersetzt von Sebastian Vogel).
- [3] Stephen Law. Believing Bullshit: How Not to Get Sucked into an Intellectual Black Hole. Prometheus Books. 2011. ISBN 978-1616144111.
- [4] Kenneth R. Miller: Only a Theory : Evolution and the Battle for America's Soul. 2008, Penguin Group, ISBN 978-0-670-01883-3. Das Buch beleuchtet die Szene der Intelligent Design-Bewegung und beschreibt detailliert einen Gerichtsprozess zu diesem Thema.
- [5] Frank J. Sulloway: Why Darwin Rejected Intelligent Design. In Brockman, John (ed.), Intelligent Thought: Science versus the Intelligent Design Movement, New York: Vintage. 2006. Seiten 107–126.
- [6] Bob Schadewald: 2008 Worlds of Their Own; A Brief History of Misguided Ideas: Creationism, Flat-Earthism, Energy Scams, and the Velikovsky Affair. (A collection of Schadewald's writings, edited and published posthumously). Schadewald gilt als Spezialist zu Pseudowissenschaften. ISBN 978-1-4363-0435-1.
- [7] Isaac Newton sah die Welt als gewolltes Werk eines göttlichen Schöpfers: "Now by the help of these Principles, all material Things seem to have been composed of the hard and solid Particles above-mention'd, variously associated in the first Creation by the Counsel of an intelligent Agent. For it became him who created them to set them in order. And if he did so, it's unphilosophical to seek for any other Origin of the World, or to pretend that it might arise out of a Chaos by the mere Laws of Nature; though being once form'd, it may continue by those Laws for many Ages. For while Comets move in very excentrick Orbs in all manner of Positions, blind Fate could never make all the Planets move one and the same way in Orbs concentrick, some inconsiderable Irregularities excepted, which may have risen from the mutual Actions of Comets and Planets upon one another, and which will be apt to increase, till this System wants a Reformation. Such a wonderful Uniformity in the Planetary System must be allowed the Effect of Choice. And so must the Uniformity in the Bodies of Animals, they having generally a right and a left side shaped alike, and on either side of their Bodies two Legs behind, and either two Arms, or two Legs, or two Wings before upon their Shoulders, and between their Shoulders a Neck running down into a Back-bone, and a Head upon it; and in the Head two[Pg 403] Ears, two Eyes, a Nose, a Mouth, and a Tongue, alike situated. Also the first Contrivance of those very artificial Parts of Animals, the Eyes, Ears, Brain, Muscles, Heart, Lungs, Midriff, Glands, Larynx, Hands, Wings, swimming Bladders, natural Spectacles, and other Organs of Sense and Motion; and the Instinct of Brutes and Insects, can be the effect of nothing else than the Wisdom and Skill of a powerful ever-living Agent, who being in all Places, is more able by his Will to move the Bodies within his boundless uniform Sensorium, and thereby to form and reform the Parts of the Universe, than we are by our Will to move the Parts of our own Bodies." In: Isaac Newton: OPTICKS: OR, A TREATISE OF THE Reflections, Refractions, Inflections and colours OF LIGHT. The FOURTH EDITION, corrected. By Sir ISAAC NEWTON, Knt. LONDON: Printed for WILLIAM INNYS at the West-End of St. Paul's. MDCCXXX (1730). Dort die Seiten 402 und 403.
- [8] Der Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887 bis 1961) hat zunächst die Zuverlässigkeit der Erbsubstanz in lebenden Zellen mit der mechanischen Zuverlässigkeit einer Pendeluhr vergleichen. Damit verglich er tote und lebende Materie. Den wesentlichen Unterschied zwischen lebender und toter Materie sieht Schrödering in der Art ihrer Entstehung. Über die organischen Moleküle in Zellen schreibt er: "Die kennzeichnendsten Wesensmerkmale sind: Erstens die merkwürdige Verteilung der »Zahnräder« in einem vielzelligen Organismus, die ich im Abschnitt 64 etwas poetisch dargestellt habe, und zweitens die Tatsache, daß das einzelne Zahnrad nicht ein plumpes Menschenwerk ist, sondern das feinste Meisterstück, das jemals nach den Leitprinzipien von Gottes Quantenmechanik vollendet wurde." In: Erwin Schrödinger: Was ist Leben?: Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987. ISBN: 3-492-11134-3. Dort die Seite 120. Siehe auch Uhrwerk ↗
- [9] Carl Sagan: "The fossil record implies trial and error, an inability to anticipate the future, features inconsistent with an efficient Great Designer." In: Carl Sagan: Cosmos. New York: Random House. 1980. ISBN 0394502949. Dort die Seite 29. Siehe auch Carl Sagan ↗
- [10] Passend zur Idee eines evolutionären Zwangs zum Bösen ist ein Buch von Konrad Lorenz: Das sogenannte Böse. Zuerst veröffentlicht 1963 im Dr. G. Borotha-Schoeler-Verlag. Wien Später auch mit den Untertitel: Zur Naturgeschichte der Aggression.
- [11] Das intelligente Design ist von einem schlechten Handwerker: "You see, the religious people — most of them — really think this planet is an experiment. That's what their beliefs come down to. Some god or other is always fixing and poking, messing around with tradesmen's wives, giving tablets on mountains, commanding you to mutilate your children, telling people what words they can say and what words they can't say, making people feel guilty about enjoying themselves, and like that. Why can't the gods leave well enough alone? All this intervention speaks of incompetence. If God didn't want Lot's wife to look back, why didn't he make her obedient, so she'd do what her husband told her? Or if he hadn't made Lot such a shithead, maybe she would've listened to him more. If God is omnipotent and omniscient, why didn't he start the universe out in the first place so it would come out the way he wants? Why's he constantly repairing and complaining? No, there's one thing the Bible makes clear: The biblical God is a sloppy manufacturer. He's not good at design, he's not good at execution. He'd be out of business if there was any competition. " In: Carl Sagan: Contact: a novel. New York: Simon and Schuster. 1985. ISBN 0671434004. Das Kapitel 16. Dort die Seite 285. Das Zitat stammt aus dem Buch "Contact", in dem der Autor einen überzeugten Christen und eine atheistische Astronomin debattieren lässt. Siehe auch Contact ↗