Fossiles Watt
Nordsee
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- 2025
Kurzinfo|
Einführung|
Rezent fossiles Watt?|
Juist|
Wangerooge|
Mellum|
Fossiles Watt oder fossiles Moor?|
Bilder|
Fußnoten
Kurzinfo
Jahrhunderte alter Wattboden taucht am Sandstrand mancher Nordseeinseln wieder an der Oberfläche auf: diese Wattvorkommen werden vor allem auf den Insel auch als fossiles Watt bezeichnet. In der Wissenschaft spricht man auch von subfossilen oder subrezenten Ablagerungen.
Einführung
Als Watt bezeichnet man Böden und Bereiche, die täglich bei Hochwasser ganz mit Salzwasser überspült werden und anschließend bei Niedrigwasser wieder trocken fallen. Die Böden sind oft schlickig weich oder mit mehr Sandanteil auch etwas fester.
In den Watten, wie man die Flächen nennt, werden oft mächtige, das heißt dicke Lagen von Sanden, Schlicken und organischen Stoffen abgelagert. Sinkt der Boden über geologisch lange Zeiten in die Tiefe, und wird er von immer neuen Sedimentschichten überlagert, wird zunächst das Wasser ausgepresst. Es kommt dann zu einer Gesteinsbildung, einer sogenannten Diagenese. So kann aus dem ursprünglichen weichen Wattboden am Ende ein festes Gestein entstehen. Je nachdem wie das ursprüngliche Watt beschaffen war[8], können aus dem ursprünglichen Wattboden so verschiedene Steine wie etwa Sandstein[9], verschiedene stark kalkhaltige Gesteine[10] oder auch Tonstein[11] entstehen. Rippelmarken[12] oder die typischen Kriech- und Grabspuren[13] von ehemaligen Wattbewohnern verraten uns heute, dass der Ausgangsboden einmal Watt gewesen sein muss. In Deutschland findet man solche Ablagerungen ehemaliger Wattböden unter anderem im küstenfernen Sauerland.[14]
Rezent fossiles Watt?
Als rezent bezeichnet man in der Geologie Dinge die es noch gibt, die also noch nicht ausgestorben. Rezent und fossil sind eigentlich so widersprüchlich wie die Idee von einem lebenden Fossil. Aber der Begriff hat sich auf manchen Nordseeinseln für Wattflächen eingebürgert. Diese Wattflächen oder auch der Untergrund von Salzwiesen, sind vor vielen Jahrhunderten entstanden. Dann ist die Insel sozusagen über diese Wattfläche hinübergewandert[15][16], und zwar hin zur Küste[19]. Das Watt war dann über Jahrhunderte verschwunden unter Dünen, Siedlungen und Stränden. Und dann ist es auf der anderen Seite der Insel, der Seeseite wieder aufgetaucht. Dort wird es heute vom Meer wieder freigespült. Diese jahrhunderte alten Wattflächen[23] kann man dann mit einiger Berechtigung als fossiles Watt[20] oder auch subfossiles[27] Watt[21] bezeichnen. Man kann das glitschige gräuliche Watt sehr gut vom eigentlich hellen und lockeren Strand der normalen Seeseite der ostfriesischen Inseln unterscheiden.
Juist
Am seeseitigen Strand im Westen der Insel findet man wattartige Böden, die sehr wahrscheinlich aus jahrhundertealten bis jahrtausendealten[35] Watt- oder Salzwiesenflächen auf der Landseite der Insel entstanden sind.
Schon im Jahr 1739 soll fossiles Watt auf Juist beschrieben worden sein.[30] Ein Luftbild vom Oktober 1981 zeigt solche Schichten sehr gut erkennbar am seeseitigen Strand der Insel. In der Bildbeschreibung heißt es: "Die durch Erosion am Strand freigelegten subrezenten Hellerschichten sind deutlich sichtbar".[30] Ein weiteres Photo stammt aus dem Jahr 1998 vom "Gebiet westlich des Hammersees im November 1998.[30] Am Strand streichen mehrere übereinander liegende, durch niedrige Kliffs gegeneinander abgesetzte subrezente Salzwiesenhorizonte aus".[30] Das Phänomen wurde sehr ausgeprägt mit dezimeterdicken Schichten auch im Jahr 2001 beobachtet. Aber auch im Jahr 2025 scheinen solche Böden am seeseitigen Strand noch anzustehen. Die Mitarbeiter des Nationalparkhauses bezeichnen diese sehr alten Böden umgangssprachlich als fossiles Watt.[17]
In einer wissenschaftlichen Veröffentlichung speziell zur Insel Juist heißt es: "Subrezente[28] Watt- und Salzwiesenhorizonte, die in einem Höhenbereich von ca. NN –0,20 bis +2,50 m am seeseitigen Strand der Insel Juist erosiv freigelegt wurden, ermöglichen die nahezu lückenlose Rekonstruktion der MThw-Entwicklung[29] im Umfeld der Insel."
ZITAT:
"Durch Erosion werden am seeseitigen Strand der Ostfriesischen Inseln zeitweilig subrezente Wattsedimente, Mikrobenmatten und Salzwiesenhorizonte aus den letzten 2000 Jahren freigelegt."[30]
"Durch Erosion werden am seeseitigen Strand der Ostfriesischen Inseln zeitweilig subrezente Wattsedimente, Mikrobenmatten und Salzwiesenhorizonte aus den letzten 2000 Jahren freigelegt."[30]
Die Freilegung kommt dabei durch eine Wanderung der Insel zustande: " Grundsätzlich existieren zwei Bewegungsrichtungen, die getrennt betrachtet werden müssen: eine westöstlich gerichtete Verlagerung, wobei ein generelles Durchwandern der Inseln aufgrund des alten Reliefs im Untergrund auszuschließen ist, sowie eine nordsüdlich gerichtete Verlagerung."[30] Nordsüdlich heißt, dass die Insel vom Meer kommend Richtung ostfriesisches Festlandsküste wandert. Mehrere wissenschaftliche Untersuchen haben dann ergeben, "dass die Dünenfront der Inseln in den letzten 2000 Jahren um mindestens 500 m nach Süden auf den Inselheller vorgerückt sein muss."[30] Und das wiederum hatte zur Folge, dass die "im landwärtigen Teil der Inseln entstandenen Salzwiesen beim weiteren Verlagern der Inseln schließlich am seeseitigen Strand erosiv freigelegt werden" konnten.[30] Durch die Erosion traten dann "mehrere, treppenartig übereinander liegende Horizonte zu Tage, die durch niedrige Kliffs gegeneinander abgesetzt sind".[30] Die einzelnen erkennbaren Lagen werden unter anderem als "humose bis torfige Horizonte" charakterisiert.[30] Das fossile oder subrezente Watt auf Juist wurde schon im 18ten Jahrhundert beschrieben:
ZITAT:
"Eine kartographische Dokumentation durch HORST aus dem Jahre 1739 (Staatsarchiv Aurich, Kartensammlung) belegt, dass schon vor 260 Jahren Relikte älterer Entwicklungszustände der Insel bei Stranderniedrigungen erosiv freigelegt wurden."[30]
"Eine kartographische Dokumentation durch HORST aus dem Jahre 1739 (Staatsarchiv Aurich, Kartensammlung) belegt, dass schon vor 260 Jahren Relikte älterer Entwicklungszustände der Insel bei Stranderniedrigungen erosiv freigelegt wurden."[30]
In den fossilen Wattflächen auf Juist fand man die Spuren von "Grabensysteme[n]" und "Trittsiegel von Paarhufern". Im Jahr 1628 soll der Graf von Ostfriesland ein Gestüt mit über 100 Pferden auf Juist unterhalten haben.[30] Und im Jahr 1655 soll auf Juist eine Familie gelebt haben, die gut 30 Kühe unterhielt. Sowohl Pferde wie auch Kühe finden in den Salzwiesen eine ideal Weidefläche. Im Jahr 1651 kam es zum Hammerdurchbruch. Damit zusammenhängend wurde "Backsteine im Klosterformat" ein "Werkstein aus Gildehauser Sandstein, Bleireste und Keramikscherben" gefunden. Eine Datierung einer der Scherben verwies eindeutig auf das Jahr 1609 als deren Erschaffungsjahr.
Der "fossile Wattsockel [...] konnte nördlich der Billdünen in einer Tiefe von ca. NN –0,20 cm [sic!] ergraben und beprobt werden". Diese sehr alten Wattflächen sind in der Zeit um die Geburt Christi, also vor etwas über 2000 Jahren entstanden.[30] Der Fund von möglicherweise "echte[n] Mikrobenmatten[31] [...] die in den heutigen Nordseewatten immer in unmittelbarer Nähe der Hochwassermarke auftreten" sowie von Resten von Quellerpflanzen helfen bei der Abschätzung, in welcher Tiefe im Bezug auf die Hochwasserlinie die damaligen Wattflächen entstanden sind.
Wangerooge
Um die Jahr 2020 bis 2023 wurden im Osten der Insel Wangerooge vereinzelt Klumpen Wattboden (sehr wahrscheinlich) gefunden. Diese Klumpen bildeten aber keine erkennbaren Lagen oder Schichten sondern waren nur wenige Dezimeter groß oder kleiner. Da an oder in Nähe dieses Ortes über die letzten Jahre auch immer wieder Sand zum Auffüllen der weggespülten Badestrände gewonnen wurde, ist vielleicht dadurch die natürliche Schichtung gestört wurden. Diese Deutung ist aber nicht abgesichert.
Mellum
Die an sich unbewohnte Insel Mellum entstand als dauerhafte Insel erst im letzten Viertel des 19ten Jahrhunderts.[24] Zwischen den Bereichen Hochdünkirchen und Alte Mellum findet sich heute das fossile Watt im Gebiet der "Mellumplate". Dort, "am Nordende der Insel auf der sogenannten Mellumplate zwischen Nordstrand und dem Wrack der Balmoral, wird im gleichen Artikel [Wunderlich, 1987] von einem fossilen Wattboden gesprochen".[25]
Das besondere an diesem fossilen Watt ist, dass man dort die sogenannten Sandklaffmuscheln in Lebendstellung, das heißt aufrecht mit noch verbundenen Schalen fand. Wegen der Historie der Sandklaffmuschel, können die Wattschichten damit höchstens so weit in der Vergangenheit entstanden sein, wie die Fahrten der Wikinger nach Nordamerika zurück liegen.[26] Eine Datierung mit der Radiokarbonmethode legt nahe, das die "Wattablagerungen am Nordende der Insel aus dem 18. Jahrhundert stammen".[23]
Fossiles Watt oder fossiles Moor?
Watt ist ein marines Sediment, das heißt, es ist auf dem Boden des Meeres und unter dem starken Einfluss der Gezeiten (Ebbe und Flut) abgelagert. Moore hingegen bilden sich am Festland ohne den Einfluss von Gezeiten und Salzwasser. Dass die seltsamen Funde schlickigen Bodens an der Seeseite der Inseln vielleicht auch ehemaliger Moorboden sein könnte, legt eine Betrachtung aus den Niederlanden nahe:
ZITAT:
"Das Bemerkenswerte ist, dass die westliche Waddenzee, die in ihrer Weite viel mehr einer offenen See ähnelt als die östliche, gerade der Teil ist, der in historischen Zeiten sehr wahrscheinlich (Moor-)Land war. Dies ist schwer vorstellbar, da vom Moorland so gut wie nichts zurückzufinden ist. Gleichzeitig bilden Moorbrocken an unseren Nordseestränden den täglichen Beweis dafür, dass sich Moor sogar außerhalb der heutigen Küstenlinie befand. Darüber hinaus sind bei Niedrigwasser gelegentlich Reste von Entwässerungsgräben auf den Stränden von beispielsweise Vlieland, Schiermonnikoog und Juist sichtbar."[2]
"Das Bemerkenswerte ist, dass die westliche Waddenzee, die in ihrer Weite viel mehr einer offenen See ähnelt als die östliche, gerade der Teil ist, der in historischen Zeiten sehr wahrscheinlich (Moor-)Land war. Dies ist schwer vorstellbar, da vom Moorland so gut wie nichts zurückzufinden ist. Gleichzeitig bilden Moorbrocken an unseren Nordseestränden den täglichen Beweis dafür, dass sich Moor sogar außerhalb der heutigen Küstenlinie befand. Darüber hinaus sind bei Niedrigwasser gelegentlich Reste von Entwässerungsgräben auf den Stränden von beispielsweise Vlieland, Schiermonnikoog und Juist sichtbar."[2]
Aber Moor- und Wattreste müsste man eigentlich optisch gut unterscheiden können. In Resten von Mooren sollte man keine eingelagerten Muscheln finden. In fossilem Watt hingegen sollte man keine Reste von Landpflanzen finden. Eine Landschaft, die beide Möglichkeiten auf engem Raum miteinander verbindet findet man am Jadebusen. Siehe mehr dazu im Artikel schwimmendes Moor [Sehestedter Moor] ↗
Bilder
- Wangerooge, 2023: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Fossiles_Watt_(aufgebrochen,_Wangerooge).jpg
Fußnoten
- [1] Richard Pott: Die Nordsee. Eine Natur- und Kulturgeschichte. Verlag C. H. Beck. 2003. ISBN: 3-406-510302. Das Phänomen des fossilen Watts ist beschrieben auf Seite 53.
- [2] Dass an der Seeseite manchen west- und ostfriesischer Inseln der Boden früher moorartig war wird aus Holland und auch für Juist berichtet: "Het opmerkelijke is dat de westelijke Waddenzee, die qua weidsheid veel meer op een open zee lijkt dan de oostelijke, juist het gedeelte is dat in historische tijden zeer waarschijnlijk (veen)land is geweest. Dit is moeilijk voor te stellen, omdat van het veenland zo goed als niets terug te vinden is. Tegelijkertijd vormen veenbrokken op onze Noordzeestranden het dagelijkse bewijs dat tot zelfs buiten de huidige kustlijn veen heeft gelegen. Bovendien zijn bij laag water zo nu en dan slootrestanten zichtbaar op de stranden van bijvoorbeeld Vlieland, Schiermonnikoog en Juist." In: Meindert Schroor: De westelijke Waddenzee heeft een terrestrisch verleden. Erschienen in der niederländischen Zeitschrift: Geografie. October 2020. Online: https://geografie.nl/artikel/de-westelijke-waddenzee-heeft-een-terrestrisch-verleden
- [3] Oszillation von Wattflächen und deren fossils Erhaltungspotential (Spiekerooger Rückseitenwatt, südliche Nordsee). Berichte, Fachbereich Geowissenschaften, Universität Bremen, 222, 1–137. Online: https://media.suub.uni-bremen.de/portals/02/docs/berdatt/2003/b222.pdf
- [4] van der Spek, A. J. F. (1996): Holocene depositional sequences in the Dutch Wadden Sea south of the island of Ameland. Mededelingen Rijks Geologische Dienst, 57, 41–68. Online: https://publicaties.nitg.tno.nl/product/TS-1996-057-1/pdf?download=TS-1996-057-1.pdf
- [5] Vos, P. C. & van Kesteren, W. P. (2000). The long‑term evolution of intertidal mudflats in the northern Netherlands during the Holocene: natural and anthropogenic processes. Continental Shelf Research, 20(10), 1687–1710. Online: https://doi.org/10.1016/S0278-4343(00)00045-1
- [6] Streif, H. (1989). Barrier islands, tidal flats, and coastal marshes resulting from a relative rise of sea level in East Frisia on the German North Sea coast. In W. J. M. van der Linden, S. A. P. L. Cloetingh, J. P. K. Kaasschieter, W. J. E. van de Graaff, J. Vandenberghe & J. A. M. van der Gun (Hrsg.), Coastal Lowlands (pp. 273–294). Dordrecht: Springer. Online: https://doi.org/10.1007/978-94-017-1064-0_14
- [7] Chang, T. S., Flemming, B. W., Tilch, E., Bartholomä, A. & Wöstmann, R. (2006). Late Holocene stratigraphic evolution of a back‑barrier tidal basin in the East Frisian Wadden Sea, southern North Sea: transgressive deposition and its preservation potential. Facies, 52(3), 329–340. https://link.springer.com/article/10.1007/s10347-006-0080-2" target="_new">https://doi.org/10.1007/s10347-006-0080-2. Online: https://link.springer.com/article/10.1007/s10347-006-0080-2
- [8] "„Wattablagerungen“ wird als Ober- bzw. Sammelbegriff für die verschiedenen Watttypen verwendet. Wattablagerungen bestehen aus Ton, Schluff und Sand in stark wechselnden Anteilen, selten enthalten sie Kies. Aufgrund von Molluskenschalen, die teils umgelagert, teils in LebendsteIlung auftreten, sowie von Molluskenschill sind die Ablagerungen karbonatisch." In: Geologische Kartieranleitung, Wattablagerungen der ARBEITSGRUPPE GEOLOGIE des Direktorenkreises der Staatlichen Geologischen Dienste und des Bund-Länder-Ausschusses Bodenforschung (BLA-GEO). Online zur Verfügung gestellter Ausdruck vom 18. Juni 2025.
- [9] Zu Sandstein fossiliertes Watt findet man zum Beispiel tief im Untergrund der heutigen Nordsee: "heterolithic deposits with wave ripples and intraclasts derived from marine-influenced distributaries; thin, heterolithic sandstones that formed in lagoon bays; and dark mudstones and siltstones with wave ripples and bioturbation, that were deposited in lagoon-bay/tidal flats." Und: "they range in age from Carnian to Norian", was die Entstehung des ursprünglichen Watts in die ferne Zeit des spätes Trias verlegt. In: The geology of the central North Sea. United Kingdom offshore regional report. British Geological Survey. Abgerufen am 18. Juni 2025. Online: https://webapps.bgs.ac.uk/memoirs/docs/B01846.html
- [10] Zu Kalkstein fossiliertes Watt wird beschrieben in: "Tidal-flat and shoal deposits of carbonate fades in the Qiziqiao Formation are widely distributed over the vast areas of Guangxi, Guangdong and Hunan provinces [...] The typical sequence of tidal-flat deposits consists mainly of three units: Amphipora limestone, laminated limestone and dolostone [...] This sequence represents a complete process of sedimentation from low-tideflat through intertidal to high-tideflat or supratidal. The sequence of shoal deposits of carbonate facies consists chiefly of grainstone and algal oösparite." In: ang, Z., Yang, W. Tidal deposits of carbonate facies and their microfacies types in the Qiziqiao Formation of Middle Devonian, South China. Geochemistry 3, 364–376 (1984). https://doi.org/10.1007/BF03179310
- [11] Zu Tonstein fossiliertes Watt wird erwähnt: "Die Remscheid-Schichten dokumentieren einen Meeresvorstoß nach Nordwesten in einen Raum, der zuvor stark festländisch geprägt war. Tonsteindominanz, häufige Anreicherungen von Muschelschalen und Pflanzenresten deuten nunmehr auf einen sehr flachen, zeitweise trocken fallenden Meeresraum vergleichbar dem heutigen Wattenmeer hin." In:
- [12] Verschiedene Gesteinsarten mit Rippelmarken von Wattböden werden beschrieben in: Anderton R. Tidal flat and shallow marine sediments from the Craignish Phyllites, Middle Dalradian, Argyll, Scotland. Geological Magazine. 1975;112(4):337-348. doi:10.1017/S0016756800046732
- [13] G. Hertweck: Die Bewohner des Wattenmeers in ihre Auswirkungen auf das Sediment. In: Hans-Erich Reineck: Das Watt. Ablagerungs- und Lebensraum. Verlag von Waldemar Kramer. Frankfurt am Main. Dritte Auflage. 1982. ISBN: 3-7829-1067-2. Ein Fachbuch für geologisch interessierte Leser. Dort sehr ausführlich die Seiten 145 bis 172.
- [14] "Im küstenfernen Nordrhein-Westfalen gibt es keine rezenten, heute vorkommenden Wattböden. Fossile Wattböden in NRW entstanden lange bevor Menschen die Erde bevölkerten und im Sommerurlaub Sandburgen bauten. Aber als Zeugen der erdgeschichtlichen Entwicklung finden wir diese besondere Bodenform in zahlreichen Gesteinen als fossile Sedimentstruktur wieder. So zum Beispiel an geologisch bedeutsamen Aufschlüssen im Rheinischen Schiefergebirge, hier besonders im Sauerland. Dort können wir fossile Wellenrippeln und ähnliche Wattbodenstrukturen studieren, teilweise sind diese mehr als 350 Millionen Jahre alt." In: Boden des Jahres 2020. Poster des Geologischen Dienstes Nordrhein-Westfalen. Online: https://www.gd.nrw.de/bo_boden-des-jahres-2020.htm
- [15] Dass es eine beständige Ostwanderung gibt, wird angenommen in: Pratje, O. Das Verhalten der Dünen beim Ostwärtswandern der ostfriesischen Inseln. Geol Rundsch 33, 8–15 (1942). Online: https://doi.org/10.1007/BF01805639
- [16] Ob es eine beständige West-Ost-Wanderung der ostfriesischen Inseln gibt, wird kritisch hinterfragt: "Die heutige Tiefe (im Durchschnitt 15 m) der Seegate zwischen den Inseln, die auch für die Vergangenheit angenommen werden kann, würde bei einer gleichmäßigen Verlagerung dazu geführt haben, daß das teilweise bis oberhalb NN - 8 m ansteigende Pleistozän abgetragen worden wäre. Das Vorhandensein dieser pleistozänen Erhöhungen zeigt, daß die Annahme einer stetig westostwärts gerichteten "Wanderung" der ostfriesischen Inseln nicht haltbar ist. Die Westenden der Inseln unterliegen dem Abbruch durch Brandung und Strömung. Zugeführt dagegen wird Sand aus dem Riffgürtel, einer Kette von Sandbänken, die sich jeweils von Ostende der westwärtigen bis zum Westende der ostwärtigen, durch das Seegat getrennten Inseln hinüberzieht." In: J. Kramer: Zur frage der Wanderung der ostfriesischen Inseln auf Grund neuerer geologischer Befunde. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 112 (1960), p. 515 - 532.
- [17] Auskunft des Nationalparkhauses Juist, Frau Iris Frambach. Per Mail, 19. Juni 2025.
- [18] Holger Freund: Alte Wattschichten am Nordstrand von Mellum – Gab es ein Mellum vor Mellum? In: Mellumrat, Natur- und Umweltschutz 22 (2) S. 15-18. 2023.
- [19] Die Inseln lagen früher weiter seewärts. Zur Nordseeküste vor der Küste Ostfrieslands bis zur Jademündung heißt es: "Der gesamte küstentypische morphologische Formenschatz ist allerdings nicht stabil, sondern unterliegt dauerhaften Veränderungen, die u. a. durch Wellenenergie, Tidenhub, Sedimentangebot aber auch durch den sich verändernden Meeresspiegel angetrieben werden. Die heutige Lage der Barriereinseln und Sandbänke ist demnach nur eine geologische Momentaufnahme, die Vorläufer lagen tiefer und deutlich seewärts und sind mit ihren Ablagerungen nicht mehr oder nur sehr schwer nachweisbar." In: Holger Freund: Alte Wattschichten am Nordstrand von Mellum – Gab es ein Mellum vor Mellum? In: Mellumrat, Natur- und Umweltschutz 22 (2) S. 15-18. 2023.
- [20] Subfossiles Watt: "Strände und Dünen erhalten sich bei der ständigen Umbildung der Landschaft auf den Barriereinseln der Nordseeküste nur schlecht. "Besser erhalten bleiben hingegen die aus bindigerem Ton und Schluff bestehenden Watt- und Salzwiesenablagerungen, die zudem noch datierbares Material beinhalten." Solch Ablagerungen werden als "subfossile, also alte Wattablagefrungen" bezeichnet. In: Holger Freund: Alte Wattschichten am Nordstrand von Mellum – Gab es ein Mellum vor Mellum? In: Mellumrat, Natur- und Umweltschutz 22 (2) S. 15-18. 2023.
- [21] Von fossilem Watt wird gesprochen in: Wunderlich, F. (1987): Oberflächenform und Gefüge – Ein aktuogeologischer Streifzug. – In: Gerdes, G., Krumbein, W. E. & H.-E. Reineck (1987): Mellum – Portrait einer Insel: 100–122; Frankfurt (Verlag W. Kramer).
- [22] Im Bezug zum Nordufer der heutigen Insel Mellum wird von "einem fossilen Wattboden gesprochen, in dem [...] Sandklaffmuscheln in Lebendstellung sichtbar werden". Mit Hilfe der Sandklaffmuscheln konnte dann das Alter der Wattflächen abgeschätzt werden. In: Holger Freund: Alte Wattschichten am Nordstrand von Mellum – Gab es ein Mellum vor Mellum? In: Mellumrat, Natur- und Umweltschutz 22 (2) S. 15-18. 2023.
- [23] Zum Alter des fossilen Watt auf Mellum: "Sowohl die Schalen der Sandklaffmuschel als auch die der Herzmuschel deuten darauf hin, dass die Wattablagerungen am Nordende der Insel aus dem 18. Jahrhundert stammen. Dies deckt sich auch mit der schon bei Wunderlich [siehe Fußnote 21] aufgrund der geochemischen Signatur und einer aufgefundenen Keramik vorgenommenen Einstufung in das 18. – 19. Jahrhundert. Zwei in einer etwas tieferen Wattschicht entnommene Schalen [dazu gibt es im Original eine Abbildung] zeigen ein etwas älteres Datum (1689 und 1695 AD), so dass zumindest von einem mehr oder weniger kontinuierlichen Aufwachsen der Wattschichten über mehrere Jahrzehnte ausgegangen werden kann." In: Holger Freund: Alte Wattschichten am Nordstrand von Mellum – Gab es ein Mellum vor Mellum? In: Mellumrat, Natur- und Umweltschutz 22 (2) S. 15-18. 2023.
- [24] "Mellum ist eine relativ junge Düneninsel an der Nordspitze des Hohe-Weg-Wattrückens. Sie ist erst im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts auf der Wattwasserscheide zwischen Jade und Weser entstanden. Der Flutstrom, der von Nordwesten aufläuft, transportiert Sand heran, aus dem sich Strandriffe aufbauen. Die Brandung schiebt den Sand hoch und bildet einen Strandwall, der auf alten Seekarten als „Hochdünkirchen“ bezeichnet ist." In: Der Mellumrat e. V.: Mellum - Geschichte. Kurze Informationen. Abgerufen am 21. Juni 2025. Siehe auch Mellum ↗
- [25] "Der Fundort der alten Wattschichten liegt auf der Mellumplate." In: Holger Freund: Alte Wattschichten am Nordstrand von Mellum – Gab es ein Mellum vor Mellum? In: Mellumrat, Natur- und Umweltschutz 22 (2) S. 15-18. 2023.
- [26] Erwachsene Sandklaffmuscheln leben gut 30 cm tief im sandigen Watt vergraben und sind lebeding aufrecht aufgerichtet. Während der letzten Eiszeit ist diese Muschel in der Nordsee komplett ausgestorben. Erst über Fahrten der Wikinger nach Nordamerika, und später, nach Kolumbus, durch den zunehmenden Seeverkehr mit Nordamerika, ist sie in Europa wieder eingeschleppt worden. Das erlaubt eine Datierung des Wattbodens auf eine Zeit nicht früher als die ersten Fahrten der Wikinger nach Nordamerika. Siehe auch Sandklaffmuschel ↗
- [27] Subfossil bezeichnet Fossilien, die noch nicht vollständig fossilisiert sind: "subfossil, ein noch zu historischer Zeit, im jüngeren Holozän lebender Organismus, dessen Hartteile noch nicht durch Prozesse der Fossildiagenese verändert wurde. Es gibt fließende Übergänge einerseits zu fossil (Fossil), andererseits zu subrezent." In: der Artikel "subfossil". Spektrum Lexikon der Geowissenschaften. Abgerufen am 21. Juni 2025. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/subfossil/16004
- [28] Als subrezent bezeichnet man "in jüngster Vergangenheit abgelaufene geologische Prozesse, in jüngster Vergangenheit gelebte Organismen. Es gibt fließende Übergänge einerseits zu rezent, andererseits zu subfossil". In: der Artikel "subrezent". Spektrum Lexikon der Geowissenschaften. Abgerufen am 21. Juni 2025. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/subrezent/16031
- [29] MThw heißt so viel wie mittleres Tidenhochwasser. Siehe dazu mehr im Artikel zu Gezeiten ↗
- [30] Holger Freund, Hansjörg Streif: Natürliche Pegelmarken für Meeresspiegelschwankungen der letzten 2000 Jahre im Bereich der Insel Juist. In: Petermanns Geographische Mitteilungen, 143, 1999/ Pilotheft 2000. Online: https://asset.klett.de/assets/e18adb2f/A053-08070002.pdf
- [31] Mikroben- oder Algenmatten können auch heute noch sehr gut entlang der Hochwasserlinie beobachtet werden. Siehe dazu den Artikel Algenmatte ↗
- [32] Hansjörg Streif: Sammlung Geologischer Führer 57. Das ostfriesische Küstengebiet. Nordsee, Inseln, Watten und Marschen. 2. Auflage. Gebrüder Hornträger. Berlin, Stuttgart. 1990.
- [33] Die Jadeplate findet sich zum Beispiel in einer Karte (Bild 2) auf Seite 262 im Küstenlexikon. Dort ist die "Jade-Plate" in etwa so lang wie die Insel Wangerooge, jedoch etwas breitet. Sie verläuft in etwa pararall zu Wangerooge und zwar so, dass ihr östliches Ende in etwa auf der Mitte der Verbindungslinie zwischen der Blauen Balje (Ostende von Wangerooge) und dem Leuchtturm Roter Sand liegt. Die heutige Insel Minsener Oog ist auf dieser Karte jedoch noch überhaupt nicht zu erkennen. In: HANS-ERICH REINECK, WILHELM SCHÄFER: Kleines Küsten-ABC für Binnenländer an der Nordsee. Sonderdruck aus NATUR UND VOLK. Frankfurt a. M., 1. 7.1956. Bericht der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft zu Frankfurt a. M. Online: https://epic.awi.de/id/eprint/36916/1/kuestenABC.pdf
- [34] Einem Strandführer zufolge stammt fossiler Torf von der Doggerbank, einem untergegangenen Land im Bereich der heutigen Nordsee. In einer Bildunterschrift heißt es: "Braun-schwarze Brocken, die am Strand angespült werden. Die an der Nordseeküste angespülten Stücke stammen häufig von der Doggerbank. Die Hauptentwicklungszeit dieses Torefes fällt in die Zeit von 7.800-5.600 v. Chr." In: Heinz Streble, Annegret Bäuerle: Was finde ich am Strand? Kosmos Naturführer. Franckh-Kosmos Verlag. 2017. ISBN: 978-3-440-15260-7.
- [35] "Pollenanalytische Untersuchungen und Radiocarbon-Alterbestimmungen ergaben zur großen Überraschung, dass […] innerhalb der heutigen Inseln Juist, Langeoog und Wangerooge […] bereits vor 2.000 Jahren weitflächige Salzwiesen existiert haben." Zwei Photographien, eine vom Boden aus aufgenommen und eine Luftaufnahme zeigen "Fossile Salzwiesen am Neuen Kliff in der Höhe der Domäne Bill auf der Insel Juist 2004." In: Jörg Petersen, Richard Pott: Ostfriesische Inseln. Landschaft und Vegetation im Wandel. Herausgegeben vom Niedersächsischen Heimatbund e. V. Schlütersche Verlagsgesellschaft. Hannover. 2005. ISBN: 3-89993-654-X. Dort auf Seite 25. Siehe auch Juist ↗