Außenwelt
Physik
Basiswissen
Als Außenwelt bezeichnet man in der Physik eine angenommene, objektiv existierende Welt außerhalb unseres Bewusstseins.[1][2] Offen diskutiert wird die Frage, ob es eine solche reale Außenwelt überhaupt gibt[3], falls ja, welche Kenntnisse darüber möglich sind[4], ob die Außenwelt als Modellvorstellung für die Physik sinnvoll ist[5] und ob sie vollständig alle Eigenschaften hat, die uns wichtig erscheinen.[11] Siehe mehr dazu unter Außenwelthypothese ↗
Fußnoten
- [1] Franz Serafin Exner: Vorlesungen über die physikalischen Grundlagen der Naturwissenschaften. Deuticke, Wien 1919, OBV. Hier speziell die Kapitel 37: Realität der Außenwelt. Summe der Materie in der Welt. Seite 287 bis 293 sowie die 82. bis 84. Vorlesung zum Farbempfinden, Seite 614 bis 645.
- [2] Albert Einstein über die Außenwelt als Grundbedingung der Physik: "Fragt man, was unabhängig von der Quanten-Theorie für die physikalische Ideenwelt charakteristisch ist, so fällt zunächst folgendes auf: die Begriffe der Physik beziehen sich auf eine reale Außenwelt, d. h. es sind Ideen von Dingen gesetzt, die eine von wahrnehmenden Subjekten unabhängige ›reale Existenz‹ beanspruchen (Körper, Felder etc.), welche Ideen anderseits zu Sinneseindrücken in möglichst sichere Beziehung gebracht sind. In: ein Brief von Einstein an Max Born vom 5. April 1948. Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 231. Siehe auch Außenwelthypothese ↗
- [3] Entgegen der vorherrschenden Ansicht vieler seiner Kollegen, hielt Albert Einstein (1879 bis 1955) auch entgegen einer zweifelhaften Faktenlage an der Existenz einer streng objektiven Wirklichkeit fest. Den von ihm abgelehnten Subjektivismus spitzte er mit seiner provokativen Mond-Frage zu: "We [Einstein und Bohr] often discussed his notions on objective reality. I recall that during one walk Einstein suddenly stopped, turned to me and asked whether I really believed that the moon exists only when I look at it." Auf Deutsch: glauben Sie, dass der Mond nur dann existiert, wenn ich ihn ansehen? In: Abraham Pais: Einstein and the quantum theory. In: Rev. Mod. Phys. 51, 863–914 (1979), p. 907. DOI: https://doi.org/10.1103/RevModPhys.51.863
- [4] Der Physiker Max Born zweifelt die Erkennbarkeit der Außenwelt an. Im Rückblick auf seinen Briefwechsel mit Albert Einstein schrieb Born: "Einstein war fest überzeugt, daß uns die Physik Kenntnisse von der objektiv existierenden Außenwelt liefere. Mit vielen anderen Physikern bin ich langsam durch die Erfahrungen im Gebiete der atomaren Quantenerscheinungen dazu bekehrt worden, daß das nicht so ist, da wir nur in jedem Zeitpunkt eine rohe, angenäherte Kenntnis der objektiven Welt haben und aus dieser nach bestimmten Regeln, den Wahrscheinlichkeitsgesetzen der Quantenmechanik, auf unbekannte (z. B. zukünftige) Zustände schließen können." In: Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort über einen Brief Einsteins an Born vom 29. April 1924, Seite 119.
- [5] Ernst Mach: Die Analyse der Empfindungen und das Verhältnis des Physischen zum Psychischen. Ersterscheinung: 1886. Mach zeigt, dass die Idee einer objektiv existierenden Außenwelt zu schwer oder gar nicht lösbaren Problemen führt. Er schlägt vor, auf die Hypothese einer Außenwelt besser zu verzichten.
- [6] Roberto Horácio de Sá Pereira: Außenwelt-Skeptizismus. Eine sprachanalytische Behandlung. 1993. 256 Seiten. ISBN: 3-89191-722-8.
- [7] Katrin Grünepütt: Realität der Außenwelt. In: Historisches Wörterbuch der Philosophie. Schwabe Veralg, Basel. DOI: 10.24894/HWPh.3448
- [8] Konrad Zuse: Rechnender Raum. Braunschweig: Friedrich Vieweg & Sohn. 1969. 70 Seiten. Siehe auch rechnender Raum ↗
- [9] G. E. Moore: Proof of the External World. 1959
- [10] Bertrand Russell: Our Knowledge of the External World. 1914.
- [11] Dem Astrophysiker Arthur Stanley Eddington zufolge trägt die Außenwelt (external world) in sich keinen Sinn, keine Bedeutung. Diese kommen erst durch den menschlichen Betrachter hinzu: "I am not trying to argue that there is in the external world an objective entity which is the picture as distinct from the myriads of particles into which science has analysed it. I doubt if the statement has any meaning; nor, if it were true, would it particularly enhance my esteem of the picture. What I would say is this: There is a side of our personality which impels us to dwell on beauty and other aesthetic significances in Nature, and in the work of man, so that our environment means to us much that is not warranted by anything found in the scientific inventory of its structure. An overwhelming feeling tells us that this is right and indispensable to the purpose of our existence. But is it rational?