Tao
Philosophie
Basiswissen
Als Taoismus bezeichnet man zusammenfassend verschiedene in China verbreitete volksnahe Kulte[3], mit der Idee eines immateriellen[2] Urseins als Lebensprinzip, dem Tao. Bemerkenswert ist, wie verschiedene Kulturen ähnliche Ideen entwickelten, etwa die antiken Griechen mit dem Apeiron[6], die Inder mit dem Brahman[7] oder auch die christliche Mystik mit der Erfahrung im Seelengrund[8]. Möglicherweise inspirierten taoistische Gedanken den Physiker Niels Bohr zu seinem Konzept der quantenphysikalischen Komplementarität[9]. Siehe mehr zu verschiedenen Vorstellungen eines nicht-benennbaren Urprinzips im Artikel zu einem hypothetischen Urgrund ↗
Fußnoten
- [1] Das Tao als Unvernunft, in einem Lexikon aus dem Jahr 1863: "Tao, die Urvernunft nach der Religion der Ta-osse." In demselben Lexikon werden die "Ta-osse" bezeichnet als die Bekenner der Religion des Lao-tse. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 17. Altenburg 1863, S. 244. Online: http://www.zeno.org/nid/20011067160
- [2] Das Tao als immaterielles Ursein, in einem Lexikon aus dem Jahr 1904: "Tao heißt nach der Lehre des chinesischen Philosophen LAO-TSZE das qualitätslose, immaterielle, vollkommene, absolute Ursein, aus dem alles emanierte (vgl. M. v. Brandt, Die chines. Philos. S. 53)." In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 2. Berlin 1904, S. 480. Online: http://www.zeno.org/nid/20001805797
- [3] Taoismus als volksnaher Naturkult, in einem Lexikon aus dem Jahr 1909: Taoismus (Tauismus, von dem chines. Tao, »Vernunft«), die Religion der chinesischen Sekte der Taosse, die den Weisen Laotse als ihren Stifter verehrt, ohne ihn jedoch zu verstehen. Der besonders in den niedern Klassen der Bevölkerung verbreitete, als Staatsreligion anerkannte T. ist jetzt ein stark mit buddhistischen Elementen, so besonders mit dem Glauben an Seelenwanderung, durchsetzter roher Naturkultus, bei dem Geisterbeschwörungen durch die Priester, Taotse, eine große Rolle spielen. Das Haupt der zahllosen Götter und Genien ist der Jüwangschangti (der »Jadekaiser, erhabene Monarch«), unter den Genien stehen die Pasien (»acht Genien«) mit dem Scheusing (»Gott des langen Lebens«) obenan. An der Spitze der Priester, die in Weltgeistliche und Klostergeistliche, letztere mit dem Gelübde der Ehelosigkeit, zerfallen, steht der Thientse (»Himmelsmeister«), eine Inkarnation des Jüwangschangti, der an der Nordgrenze von Fukien auf dem Lungfuschan residiert, ohne jedoch irgendwelchen entscheidenden Einfluß auszuüben. Der. T. war früher am Hofe der chinesischen Kaiser sehr angesehen und besitzt aus früherer Zeit eine auch von Andersgläubigen geschätzte, teilweise großartige Literatur, ist indes im Laufe der Zeit sehr herabgekommen und jetzt wenig geachtet (s. Laotse). Vgl. unter andern de Rosny, Le Taoïsme (Par. 1892)." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 316. Online: http://www.zeno.org/nid/20007562179
- [4] Das Tao als unveränderlicher Urgrund, in einem Lexikon aus dem Jahr 1912: "Nach Lao Tse ist der Urgrund der Dinge das »Tao« (Weg, Vernunft), zugleich Weg und Ziel des Handelns. Anfangs war es allein, die Welt ist aus ihm emaniert, wobei es selbst unwandelbar und unvergänglich bleibt, immateriell, eigentlich nicht-seiend, unerkennbar. Außer dem Tao ist alles nichtig, die Sinnenwelt als solche ist wertlos, die ewige Ruhe im Tao ist das höchste Ziel. SCHRIFTEN: Taòte-king; deutsch von V. v. Strauß, 1870; von C. W. Noack, 1888." In: Eisler, Rudolf: Philosophen-Lexikon. Berlin 1912, S. 384. Online: http://www.zeno.org/nid/20001826549
- [5] Der Taoismus als Mode-Philosophie des Westen: "In der Sehnsucht nach einer von christlichen Zutaten freien Mystik haben uns feine Menschen seit einigen Jahrzehnten den Taoismus angepriesen." Der ausführliche Artikel geht dann auf den Taoismus selbst weiter ein. In: Mauthner, Fritz: Wörterbuch der Philosophie. Leipzig 2 1923, Band 3, S. 267-270. Online: http://www.zeno.org/nid/20006181643
- [6] In einem Lexikon, 1907: "Apeiron (gr. apeiron = das Unermeßliche), das Unendliche, Unbegrenzte, nannte Anaximandros aus Milet (geb. 611 v. Chr.) den Grundstoff, aus dem alles andere entstanden sei. Er dachte sich diesen quantitativ unendlich und der Qualität nach wahrscheinlich nicht als Mischung verschiedener Stoffe, sondern als eigenschaftslosen Stoff, aus dem die jetzige Welt durch Ausscheiden der Gegensätze entstanden ist." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 53. Online: http://www.zeno.org/nid/20003577856
- [7] Brahman in einem Lexikon aus dem Jahr 1904: "Bráhman: das schöpferische, erhaltende Princip, das Absolute, das Weltwesen (Veden) (vgl. DEUSSEN, Allg. Gesch. d. Philos. I 1, S. 242, 261)." In: Eisler, Rudolf: Wörterbuch der philosophischen Begriffe, Band 1. Berlin 1904, S. 159. Online: http://www.zeno.org/nid/20001783157
- [8] Raum und Zeit sind eins: "Nichts hindert die Seele so sehr an der Erkenntnis Gottes als Zeit und Raum. Zeit und Raum sind Stücke und Gott ist eins. Soll darum die Seele Gott erkennen, so muss sie ihn über der Zeit und über dem Raum erkennen; denn Gott ist weder dies noch das, wie diese Dinge der Mannigfaltigkeit; denn Gott ist eins." In: Meister Eckhart: Vom Wunder der Seele, Seite 60. Reclam. 1984. ISBN: 3-15-007319-7. Siehe auch Seelengrund ↗
- [9] Keekok Lee: Bohr, Quantum Physics and the Laozi. In: Australasian Philosophical Review 1(3):298-304. July 2017. DOI:10.1080/24740500.2017.1379877