Psychokinese
Physik
Definition
Psychokinese bezeichnet die Fähigkeit, durch psychische Zustände direkten Einfluss auf Geschehnisse in der materiellen Welt zu nehmen. Dabei unterscheidet man verschieden Fälle, die hier kurz vorgestellt sind.
Telekinese als Beispiel
Alleine durch Konzentration bewegen Teilnehmer einer spiritistischen Sitzung einen Tisch: als Telekinese bezeichnet man die Fähigkeit, Dinge der materiellen Welt ohne physikalische Verbindung bewegen zu können. Lies mehr dazu unter Telekinese ↗
Eine psychokinetische Grundkraft?
In der Physik versucht man die Fülle der Erscheinen der Welt auf die Wirkung von möglichst wenigen Grundkräften zurückzuführen[2]. Dabei schließt man aber das Psychische als Quelle einer möglichen Kraft ganz aus, was durchaus verwunderlich sein darf[3], denn es widerspricht unserem Gefühl, mit einem Freien Willen den Gang der Dinge, mindestens aber unseren eigenen Körper, nach hier oder dort bewegen zu können. Dieser Widerspruch wird durchaus auch von Physiker diskutiert[4]. Zur Idee physikalisch fundamentaler Kräfte siehe auch den Artikel Grundkräfte ↗
Quanten-Verschränkung und Psychokinese
Man kann zwei Lichtteilchen (Photonen) erzeugen und diese anschließend räumlich weit voneinander trennen. Weit heißt hier zum Beispiel mehrere Kilometer. Durch die willkürliche Messung an einem der zwei Teilchen kann man direkt und ohne Zeitverzug Eigenschaften an dem zweiten Teilchen festlegen, das heißt verändern. Da hier ein psychischer Vorgang, nämlich die Wahl der Art der ersten Messung, einen weit entfernten physikalischen Vorgang unmittelbar beeinflusst, kann man vom Effekt her von Psychokinese sprechen[5]. In der Physik ist das Phänomen bekannt als Verschränkung, die Theorie dazu nennt man auch das Einstein-Podolsky-Rosen-Paradoxon. Das Phänomen ist empirisch gut belegt, also durch Versuche bewiesen. Dass die quantenphysikalische Verschränkung sozusagen als Scharnier zwischen dem Geistig-Seelischem und dem Materiellen wirken könnte, diskutierte unter anderem der Mathematiker Günter Ewald im Zusammenhang mit Nahtoderfahrungen[5]. Siehe mehr zur phosophischen Bedeutung der Verschränkung im Artikel zu Einsteins Spuk ↗
Psychokinese und Dualismus
Der erkenntnistheoretischen Position des Dualismus zufolge besteht die Welt aus zwei voneinander zunächst unabhängigen Substanzen: etwas Geistartigem und etwas Materiellen. Weder erzeugt oder ist Geist Materie. Noch erzeugt oder ist Materie Geist. Diese Psition muss erklären, in welcher Verbindung Geist und Materie dann stehen. Kann der Geist Materie beeinflussen (Psychokinese). Oder bestimmt die Materie ganz geistige Vorgänge (Geist als Epiphänomen)? Klassische Versuche der Neurobiologie laufen oft auf den Gedanken hinaus, dass psychische Zustände quantenphysikalische Zustände an den Synapsen der Nervenzellen beeinflussen[1]. Vom reinen Effekt her, muss ein Dualismus der dem Geistartigen einen Einfluss auf das Materielle zugesteht letztendlich von der Möglichkeit einer Psychokinese ausgehen. Siehe auch Geist-Materie-Dualismus ↗
Fußnoten
- [1] John Carew Eccles, Karl Raimund Popper: Das Ich und sein Gehirn. Piper Verlag, München 1997.
- [2] Grund- oder Fundamentalkräfte: Das Spektrum Lexikon der Physik schreibt zur Gravitationskraft: "Diese Kraft ist von allen vier Grundkräften diejenige, die uns besonders vertraut ist. Die anderen Kräfte sind die elektromagnetische Kraft, starke und schwache Kraft – die beiden letztgenannten spielen eine besondere Rolle im subatomaren Bereich und sind wichtig, um den Zusammenhalt der uns umgebenden Materie zu verstehen." Einen Satz weiter werden die vier Grundkräfte auch als "Fundamentalkräfte" bezeichnet. In: Spektrum Lexikon der Astronomie. Abgerufen am 19. Januar 2024. Online. Siehe auch Grundkräfte [Physik] ↗
- [3] Erwin Schrödinger hält den Ausschluss des Subjektiven, des Psychischen aus der Physik für etwas Verdächtiges: "Damit [mit dem Begriff der Objektivierung] meine ich genau dasselbe, was auch oftmals die Hypothese der realen Außenwelt genannt wird. Ich behaupte, es handelt sich dabei um eine gewisse Vereinfachung, die wir einführen, um das unerhört verwickelte Probleme der Natur zu meistern. Ohne es uns ganz klarzumachen und ohne dabei immer ganz streng folgerichtig zu sein, schließen wir das Subjekt der Erkenntnis aus aus dem Bereich dessen, was wir an der Natur verstehen wollen. Wir treten mit unserer Person zurück in die Rolle eines Zuschauers, der nicht zur Welt gehört, welch letztere eben dadurch zu einer objektiven Welt wird." Quelle: Erwin Schrödinger. Geist und Materie. Friedrich Vieweg und Sohn, Braunschweig. 1961. Deutsche Übersetzung der Tarner Lectures abgehalten am Trinity College, Cambridge, England, im Oktober 1956. Dort die Seite 28. Siehe auch Objektivierung ↗
- [4] Max Planck: Vom Wesen der Willensfreiheit. 1. Auflage 1936, 11. Auflage 1967. Verlag Johann Ambrosius Barth, Leipzig. Siehe auch Freier Wille ↗
- [5] Günter Ewald: Auf den Spuren der Nahtoderfahrungen. Gibt es eine unsterbliche Seele? Verlag Butzon & Bercker. 2011. ISBN: 978-3-76666-1544-2. Dort zum Beispiel die Kapitel "Schafft Bewusstsein das Sein?" (Seite 105), "Verschränkung und Nichtlokalität" (Seite 108), "Nachweis der 'spukhaften Fernwirkung'" (Seite 115). Siehe auch Günter Ewald ↗
- [6] Schmidt, Helmut (June 1982). "Collapse of the state vector and psychokinetic effect". Foundations of Physics. 12 (6): 565–581. DOI: doi:10.1007/bf00731929. Siehe auch Helmut Schmidt ↗