Mind uploading
Transhumanismus
Basiswissen
Als Mind uploading, mind transfer oder mind copying bezeichnet man technische Verfahren, den Geist eines Menschen, seine Psyche, sein Ich, seine mentale Identität, auf eine technisches Objekt zu übertragen[3]. Die Grundidee ist, dass nicht die spezielle Materie sondern deren Organisation wesentlich für einen individuellen Geist ist[6]. Man kann mindestens drei Möglichkeiten eines Mind uploading unterscheiden.
Sukzessive Prothetisierung
Tauscht man nach und nach (sukzessiv) einzelne kleine Teile eines menschlichen Gehirn durch technische Gebilde aus, etwa kleine siliziumbasierte Schaltkreise im Sinne künstlicher Neuronen, so wird die betroffene Person davon an keiner Stelle eine Veränderung ihres eigenen Ichs feststellen. Am Ende eines so gedachten Prozesses könnte ein vollkommen künstliches Gehirn stehen, dass das ursprüngliche Gehirn funktional ersetzt. Das Ich der ursprünglichen Person wäre damit auf eine technische Plattform migriert, hätte ihren Geist sozusagen hochgeladen auf Technik[4]. Tatsächlich werden schon seit den 1990er Jahren zunehmend kleine Teile des Gehirns erfolgreich durch Technik ersetzt (künstliche Netzhaut, Cochlea-Implantante, Hirnschrittmacher). Die Idee der sukzessiven Prothetisierung ist eng verwandet mit der Vorstellung von einem Gehirn im Tank ↗
Gehirnscan
Diese Methode beruht auf dem Gedanken, dass man sozusagen den momentanen Zustand des Gehirns mit einem Lesegerät, einem Hirnscanner, beliebig genau auslesen kann. Die so erfassten Daten dienen dann als Grundlage, das Gehirn auf einer technischen Grundlage nachzubilden. Diese spekulative Technik berührt fundamentale ungeklärte Fragen der Quantenphysik und der Bewusstseinsforschung. Sollten Bewusstseinszustände wesentlich mit Zuständen von Quantenobjekten gekoppelt sein, dann gilt für diese Objekte die Heisenbergsche Unschärferelation. Diese wiederum stellt eine grundsätzliche Barriere für die Genauigkeit von Messungen an Quantenobjekten dar. Siehe auch Unschärferelation ↗
Avatarisierung
Die dritte Methode ist eng verwandt mit dem Gehirnscan: man versucht die Verhaltensmuster einer Person vollständig in einem anderen Medium nachzustellen, etwa als Avatar in einer virtuellen Realität. Hier stellt sich noch mehr als bei den beiden anderen Methoden die Frage, inwiefern etwas Psychisches von der Vorlage tatsächlich auf das neugeschaffene Wesen übergeht. Denkbar ist auch, dass die Nachbildung zwar nach außen ununterscheidbar vom Original ist (Turingtest), aber im inneren keine Psyche aufweist sondern rein mechanisch abläuft (philosophischer Zombie). Sofern die neugeschaffene Person nur eine Stellvertreterfunktion für ihre „echte“ Vorlage hat, ist sie ein Avatar ↗
Fußnoten
- [1] Génova, G., Moreno, V. & Parra, E. A free mind cannot be digitally transferred. AI & Soc (2022). https://doi.org/10.1007/s00146-022-01519-7
- [2] Hauskeller, Michael. (2012). My Brain, My Mind, and I: Some Philosophical Problems of Mind-Uploading. International Journal of Machine Consciousness. 04. 187-200. 10.1142/S1793843012400100.
- [3] Zur Definition von mind uploading: "Mind uploads, or “uploads” for short (also known as brain uploads, whole brain emulations, emulations or ems) are hypothetical human minds that have been moved into a digital format and run as software programs on computers." In: Sotala, Kaj, and Harri Valpola. 2012. “Coalescing Minds: Brain Uploading-Related Group Mind Scenarios.” International Journal of Machine Consciousness 4 (1): 293–312. DOI: doi:10.1142/S1793843012400173. Online: https://intelligence.org/files/CoalescingMinds.pdf
- [4] Zur Idee des Mind uploaden, des langsamens Hochladens von Bewusstsein: "An exocortex may also prove to be the easiest route for mind uploading, as a person’s personality gradually moves away from the aging biological brain and onto the exocortex." In: Sotala, Kaj, and Harri Valpola. 2012. “Coalescing Minds: Brain Uploading-Related Group Mind
- [5] Ein früher Visionär des Mind uploading war der US-Amerikaner Ray Kurzweil (geboren 1948): Homo S@piens. Econ Tb., 1999, ISBN 3-462-02741-7 (englisch: The Age of Spiritual Machines.).
- [6] Wenn die Grundlage unserer Seele die Art der Organisation von Materie ist, dann müsste es eine Art kybernetischer Unsterblichkeit (cybernetic immortality) geben, so der Systemtheoretiker Valentin Turchin (1931 bis 2010): For the time being we fnd it only in science fction. The idea of cybernetic immortality is that the human being is, in the last analysis, a certain form of organization of matter. This form is distinguished by a very sophisticated organization, which includes a high multilevel hierarchy of control. What we call our soul, or our consciousness, is associated with the highest level of this control hierarchy. This organization, which we associate with our `I' can survive a partially perhaps, even a complete change of the material from which