Wärmetod
Physik-Dystopie
Basiswissen
Der Wärmetod[8], seltener auch Kältetod[9] oder Big Freeze[15], ist ein hypothetischer aber denkbarer Endzustand des Universums: die Materie siecht in einer leblosen, breiigen Eintönigkeit gleichtemperierter Ereignislosigkeit daher. Die Grundidee ist, dass ohne Temperaturunterschied keine mechanische Arbeit mehr möglich ist, und damit auch kein sinnvolles Leben mehr. Dazu stehen hier historische Zitate.
Im Zustand überall gleicher Temperatur findet im Universum kein sinnvolles Leben mehr statt. Was noch lebt, befindet sich in einem siechen Zustand fortschreitender Degeneration. Diese Dystopie war Ende des 19ten Jahrhunderts populär.
Gedankengang hin zum Wärmetod
Bei jeder Energieumwandlung entsteht etwas mehr Wärmeenergie im Kosmos. Durch diesen Umstand gleichen sich Temperaturunterschiede im Kosmos immer mehr aus. Am Ende ist die Temperatur überall im Kosmos dieselbe. Diesen Zustand nennt man thermisches Gleichgewicht. Aus einem thermischen Gleichgewicht kann aber keine mechanische Arbeit mehr gewonnen werden. Für Leben in uns bekannter Form ist aber Arbeit im physikalischen Sinne unbedingt notwendig. Fazit: der Kosmos strebt einem unausweichlichen Zustand kompromissloser Lebensfeindlichkeit zu, dem Wärmetod.
Wärmetod in einem einem abgeschlossenen System
In einem abgeschlossenen System kann die Entropie gleich bleiben oder Zunehmen, aber nie abnehmen. Durch ständige makroskopische Prozesse nimmt die Entropie zu, wodurch sich das System dem thermischen Gleichgewicht annähert. Das thermische Gleichgewicht entspricht dem Wärmetod. Siehe auch thermisches Gleichgewicht ↗
Der Wärmetod in der Geschichte
Nachdem der thermodynamische Tod des Universums einmal als unausweichlicher Endzustand ins Leben gerufen war, wirkte die Idee über Jahrzehnte unter Naturwissenschaftlern, Literaturen und Philosophen. Bemerkenswert ist, dass aber schon der biblische Glaube an eine Apokalypse und das Jüngste Gericht von einer endlichen Welt ausgegangen waren, ohne dass die Endlichkeit unseres Irdischen Treibens dabei Unruhe erzeugt hätte.[14] Doch anders als in der biblischen Heilsverheißung, war der thermodynamische Tod eine hoffnungsloser Endzustand ohne Paradies dahinter.
William Thomson (1857)
Der englische Physiker William Thomson, der spätere Lord Kelvin, schrieb über den Prozess des sich ständig fortsetzenden Ausgleiches von Temperatur:
ZITAT:
"The result would inevitably be a state of universal rest and death, if the universe were finite and left to obey existing laws. But it is impossible to conceive a limit to the extent of matter in the universe; and therefore science points rather to an endless progress, through an endless space, of action involving the transformation of potential energy into palpable motion and hence into heat, than to a single finite mechanism, running down like a clock, and stopping for ever."[1]
"The result would inevitably be a state of universal rest and death, if the universe were finite and left to obey existing laws. But it is impossible to conceive a limit to the extent of matter in the universe; and therefore science points rather to an endless progress, through an endless space, of action involving the transformation of potential energy into palpable motion and hence into heat, than to a single finite mechanism, running down like a clock, and stopping for ever."[1]
Spätestens damit war der Wärmetod als Gedankenmöglichkeit in die Welt gesetzt. Die Idee eines für immer nutzlosen Universums erregte großen Unmut und Widerstand.
Rudolf Clausius (1864)
ZITAT:
"Man hört häufig sagen, in der Welt sei Alles Kreislauf. Während an Einem Orte und zu Einer Zeit Veränderungen in Einem Sinne stattfinden, gehen an anderen Orten und zu anderen Zeiten auch Veränderungen im entgegengesetzten Sinne vor sich, so daß dieselben Zustände immer wiederkehren, und im Grossen und Ganzen der Zustand der Welt unverändert bleibe. Die Welt könne daher ewig in gleicher Weise fortbestehen ... Der zweite Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie widerspricht dieser Ansicht auf das Bestimmteste ... Man muß also schliessen, dass bei allen Naturerscheinungen der Gesammtwerth der Entropie immer nur zunehmen und nie abnehmen kann ... Die Entropie der Welt strebt einem Maximum zu. Je mehr die Welt sich diesem Grenzzustande, wo die Entropie ein Maximum ist, nähert, desto mehr nehmen die Veranlassungen zu weiteren Veränderungen ab, und wenn dieser Zustand endlich ganz erreicht wäre, so würden auch keine weiteren Veränderungen mehr vorkommen, und die Welt würde sich zu einem todten Beharrungszustande befinden."[2]
"Man hört häufig sagen, in der Welt sei Alles Kreislauf. Während an Einem Orte und zu Einer Zeit Veränderungen in Einem Sinne stattfinden, gehen an anderen Orten und zu anderen Zeiten auch Veränderungen im entgegengesetzten Sinne vor sich, so daß dieselben Zustände immer wiederkehren, und im Grossen und Ganzen der Zustand der Welt unverändert bleibe. Die Welt könne daher ewig in gleicher Weise fortbestehen ... Der zweite Hauptsatz der mechanischen Wärmetheorie widerspricht dieser Ansicht auf das Bestimmteste ... Man muß also schliessen, dass bei allen Naturerscheinungen der Gesammtwerth der Entropie immer nur zunehmen und nie abnehmen kann ... Die Entropie der Welt strebt einem Maximum zu. Je mehr die Welt sich diesem Grenzzustande, wo die Entropie ein Maximum ist, nähert, desto mehr nehmen die Veranlassungen zu weiteren Veränderungen ab, und wenn dieser Zustand endlich ganz erreicht wäre, so würden auch keine weiteren Veränderungen mehr vorkommen, und die Welt würde sich zu einem todten Beharrungszustande befinden."[2]
Emil du Bois-Reymond (1872)
Das folgende Zitat beschreibt den hypothetischen Laplaceschen Dämons, der die Zeit t in seiner Weltformel mit dem Wert unendlich einsetzen könnte: "Liesse er t im positiven Sinn unbegrenzt wachsen, so erführe er, ob Carnot's Satz erst nach unendlicher oder schon nach endlicher Zeit das Weltall mit eisigem Stillstande bedroht. Solchem Geiste wären die Haare auf unserem Haupte gezählt, und ohne sein Wissen fiele kein Sperling zur Erde. Ein vor- und rückwärts gewandter Prophet, wäre ihm, wie schon d'Alembert in der Einleitung zur Encyklopaedie, Laplace's Gedanken im Keime hegend, es ausdrückte, „das Weltganze nur „eine einzige Thatsache und Eine grosse Wahrheit.“[5]
Emil du Prels ewiger Kreislauf als Ausweg (1874)
Der bayrische Philosoph und Schriftsteller Carl Freiherr du Prel (1839 bis 1899) sah in einer Art kosmischen Recyclings die Möglichkeit, dem letztendlichen Siechtum des Universums zu entgehen. Seiner Hoffnung baute er aber weniger auf physikalische Argumente als vielmehr auf die Beimischung mythologischer Ideen:
ZITAT:
"Die Ansicht, daß die Entwicklung der Sternenwelt dahin ihren Abschluß finden werde, daß die todten Massen der Sonnen in gespensterhaftem Laufe durch das Weltall ziehen werden, um schließlich, vom Widerstande des Aethers besiegt, in Bewegungslosigkeit überzugehen oder mit einem stillstehenden Centralsysteme sich zu vereinigen, entspricht nicht mehr der heutigen Wissenschaft. Wenn wir vielmehr in unseren Rückschlüssen auf die Vergangenheit des Kosmos selbst bei jenen Urnebeln nicht stehen bleiben können, aus welchen sich die Sternhaufen bilden, wenn wir diese Nebel selbst nur wiederum auffassen können als das Produkt einer Vereinigung von Weltkörpern, deren Bewegung, in Licht und Wärme umgesetzt, eine Temperatur erzeugte, bei der die gesammte Materie in nebelige Zustände verflüchtigt wurde, aus welchen erst durch Verdichtung die Gasform und endlich die Ballung zu geschiedenen Sternen resultirte, so werden wir dahin geführt, eine ferne Zukunft anzunehmen, in der die Vereinigung erstarrter Firsterne wiederum jene kosmischen Nebel erzeugen wird, von welchen wir ausgegangen sind."[7]
"Die Ansicht, daß die Entwicklung der Sternenwelt dahin ihren Abschluß finden werde, daß die todten Massen der Sonnen in gespensterhaftem Laufe durch das Weltall ziehen werden, um schließlich, vom Widerstande des Aethers besiegt, in Bewegungslosigkeit überzugehen oder mit einem stillstehenden Centralsysteme sich zu vereinigen, entspricht nicht mehr der heutigen Wissenschaft. Wenn wir vielmehr in unseren Rückschlüssen auf die Vergangenheit des Kosmos selbst bei jenen Urnebeln nicht stehen bleiben können, aus welchen sich die Sternhaufen bilden, wenn wir diese Nebel selbst nur wiederum auffassen können als das Produkt einer Vereinigung von Weltkörpern, deren Bewegung, in Licht und Wärme umgesetzt, eine Temperatur erzeugte, bei der die gesammte Materie in nebelige Zustände verflüchtigt wurde, aus welchen erst durch Verdichtung die Gasform und endlich die Ballung zu geschiedenen Sternen resultirte, so werden wir dahin geführt, eine ferne Zukunft anzunehmen, in der die Vereinigung erstarrter Firsterne wiederum jene kosmischen Nebel erzeugen wird, von welchen wir ausgegangen sind."[7]
Mit diesem Zitat sind wir bei einem ewigen Kreislauf der Welten. Du Prel glaubte, der Wärmetod sei überkommene Wissenschaft und er kenne den Ausweg. Interessanterweise wird 53 Jahre später, im Jahr 1927, ein Engländer wiederum du Prels Ansichten als überkommene Wissenschaft charakterisieren.[12] Solche über Jahrzehnte und durch Jahrhunderte gehende Gedankenstränge mahnen uns stets, die Sichten unserers eigenen Jahrhunderts stets als nur vorübergehend zu handeln.
Balfour und Tate (1875)
ZITAT:
“The tendency of heat is towards equalisation; heat is par excellence the communist of our universe, and it will no doubt ultimately bring the system to an end.”[6]
“The tendency of heat is towards equalisation; heat is par excellence the communist of our universe, and it will no doubt ultimately bring the system to an end.”[6]
Der Wärmetod als Ende des Lebens (1875
Zwei schottische Autoren, Balfour und Tate, versuchten in einem 1875 herausgegebenen Buch die physikalischen Erkenntnisse ihrer Zeit mit dem christlichen Glauben zu vereinbaren. Zu der Zeit wurden die zwei Glaubenssysteme als zunehmend unvereinbar wahrgenommen. Balfour und Tate gingen ausführlich auf die Thermodynamik ein. Sie verbanden die Idee des thermodynamischen Wärmetods direkt mit den Lebensvorgängen:
ZITAT:
"… it is obvious that all the physical changes which take place, including those which are inseparably associated with the thoughts as well as the actions of living beings, are merely transformations of energy."[6, Seite]
"… it is obvious that all the physical changes which take place, including those which are inseparably associated with the thoughts as well as the actions of living beings, are merely transformations of energy."[6, Seite]
Der Zeitpfeil als tiefere Ursache
Ein einfaches Experiment an einem Billardtisch kann anschaulich verdeutlichen, was die Kernaussage des zweiten Hauptsatzes der Thermodynamik ist. Wenn man zwei Holzkugeln aufeinander stoßen lässt, so kann ein Film davon vorwärts wie rückwärts gezeigt gleich realistisch erscheinen:
Der Stoß zweier Kugeln sieht vorwärts wie rückwärts gezeigt gleich realistisch aus.
Die Einschätzung ändert sich aber dramatisch, wenn man ein Spiel mit mehreren Kugeln betrachtet. Beim Poolbillard stößt man am Anfang des Spiels mit einer weißen Kugel 15 andere bunte Kugeln an, die zuvor zu einem Dreieck zusammengelegt wurden. Nach dem Stoß stieben diese 15 bunten Kugeln in alle möglichen Richtungen davon. Rückwärts gezeigt wirkt ein Film von diesem Vorgang aber durch und durch unrealistisch: niemals würden 16 Kugeln aus scheinbar zufälliger Richtung aufeinander zu laufen, sich zu einem dann stilliegenden Dreieck zusammenfügen, von dessen Spitze eine einzelne weißt Kugel mit hoher Geschwindigkeit weggeschossen wird.
ZITAT:
"die newtonsche Physik (primary physcis) kennt keinen Zeitpfeil [...] sie verläuft vorwärts betrachtet gleich wie rückwärts."[13]
"die newtonsche Physik (primary physcis) kennt keinen Zeitpfeil [...] sie verläuft vorwärts betrachtet gleich wie rückwärts."[13]
Eddington nutzten nicht das Beispiel des Billardspiels, das tat später ein ander Naturwissenschaftler. Was Eddington aber 1927 unterschrich, war die seltsame Tatsache, dass eine große Anzahl von Objekten weg von Ordnung und hin zu Unordnung (randomness). Eddington führte diesen Gedanken aus rund um seine Überlegungen zum Zeitpfeil ↗
Der zweite Haupsatz muss umgestoßen werden (1927)
Im Jahr beschäftigte sich der englische Astrophysiker Arthur Eddington in seiner berühmten Gifford Lecture ausführlich mit der Idee eines siechen Endzustand, eines Ausleierns des Universums. Nur wenn man den zweiten Hauptsatz bezwingen könnte, ließe sich dieser trübliche Endzustand des Universmus vermeiden:
ZITAT:
"Wer sich ein Universum wünscht, das auf ewig aktiv sein kann, muss einen Kreuzzeug gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik anführen."[12]
Eddington wies ausdrüchklich jene Ideen zurück, die einen irgendwie gearteten Kreislauf, ein Recyling der Materie hin zu weniger Entropie annahmen. Einen genau solchen Gedanken fanden wir ja im Jahr 1874 bei Carl Freiherr du Prel.[7] Eddington zufolge kommt man nicht am zweiten Hauptsatz vorbei.
Der Wärmetod als Teil der klassischen Physik
Als klassisch bezeichnet man die Physik wie sich bis etwa zur Jahrhundertwende um 1900 herausgebildet hatte. Man nahm an, dass alle Abläufe in der Welt letztendlich durch exakte mathematische Gesetze beschrieben werden können (Laplacescher Dämon). Die außerordentlich erfolgreichen Konzepte der Physik wurden dabei oft auf den gesamten Kosmos und alle Zeiten hin extrapoliert. So wurde aus einer erfoglreichen Methodik letztendlich ein Weltbild. Was im 18ten Jahrhundert noch ein ketzerisches Programm war, schien um 1900 dann ein unumstößlicher Rahmen kosmischen Geschehens zu sein: am Ende wird der Kosmos im Wärmetod enden. Tatsächlich zweifelt man heute aber die Unumstößlichkeit des Wärmetods als kosmisches Endschicksal wieder an.[9] Siehe dazu den Artikel Klassische Physik ↗
Einwände gegen den Wärmetod
- Dunkle Energie als ewige Energiequelle[10] Dunkle Energie ↗
- Ungerichtete wird zu gerichteter Bewegung Quantenratsche ↗
- Entropie ist keine gute Eigenschaft für das Universum[44]
Eschatologien als kosmische kosmische Sinnfrage
Aussagen über den Endzustand des Lebens oder des Universums verbunden mit der Sinnfrage nennt man in der christlichen Theologie eine Eschatologie. Stellt man sich die Frage nach dem Sinn eines endlichen oder unendlichen Universmus, könnte man also in Anlehnung an die Theologie auch von kosmischen Eschatologien sprechen. Siehe dazu Eschatologien ↗
Fußnoten
- [1] William Thomson: On a Universal Tendency in Nature to the Dissipation of Mechanical Energy. Proceedings of the Royal Society of Edinburgh, 3. 1857. Seiten 139-142. doi:10.1017/S0370164600027541
- [2] Rudolf Clausius: Abhandlungen über die mechanische Wärmetheorie, 2 Bände, Vieweg 1864.
- [3] S. G. Brush: Der Wärmetod. In: Die Temperatur der Geschichte. Facetten der Physik. Band 24. Vieweg+Teubner Verlag, Wiesbaden. 1987. https://doi.org/10.1007/978-3-322-88803-7_5
- [4] John Bellamy Foster, Paul Burkett: Classcial Marxism and the Second Law of Thermodynamics: Marx/Engels, the Heat Death of the Universe Hypothesis, and the Origins of Ecological Economics. In: Organization & Environment. Band 21, Nummer 1. März 2008. Seiten 3-37. Herausgeber: Sage Publications, Inc.
- [5] Emil du Bois-Reymond: Über die Grenzen des Naturerkennens. Ein Vortrag in der zweiten öffentlichen Sitzung der 45. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte. von Veit & Co., Leipzig 1872. S. 4 ff. Siehe mehr zu diesem Dämon unter Laplacescher Dämon ↗
- [6] Balfour Stewart and Peter Tait: The Unseen Universe. Or Physical Speculations on a Future State. Macmillan and Company. London. 1875.
- [7] Einen Ausweg sieht du Prel in einem ewigen kosmischen Kreislauf: "Es würde jenem Princip der Entwicklung, das uns zu so weit gehenden Folgerungen genöthigt hat, widersprechen, wenn wir das Schicksal jener Systeme, die sich mit ihrer erkalteten Sonne wieder vereinigt haben, als ein definitiv abgeschlossenes ansehen wollten. Die Ansicht, daß die Entwicklung der Sternenwelt dahin ihren Abschluß finden werde, daß die todten Massen der Sonnen in gespensterhaftem Laufe durch das Weltall ziehen werden, um schließlich, vom Widerstande des Aethers besiegt, in Bewegungslosigkeit überzugehen oder mit einem stillstehenden Centralsysteme sich zu vereinigen, entspricht nicht mehr der heutigen Wissenschaft. Wenn wir vielmehr in unseren Rückschlüssen auf die Vergangenheit des Kosmos selbst bei jenen Urnebeln nicht stehen bleiben können, aus welchen sich die Sternhaufen bilden, wenn wir diese Nebel selbst nur wiederum auffassen können als das Produkt einer Vereinigung von Weltkörpern, deren Bewegung, in Licht und Wärme umgesetzt, eine Temperatur erzeugte, bei der die gesammte Materie in nebelige Zustände verflüchtigt wurde, aus welchen erst durch Verdichtung die Gasform und endlich die Ballung zu geschiedenen Sternen resultirte, so werden wir dahin geführt, eine ferne Zukunft anzunehmen, in der die Vereinigung erstarrter Firsterne wiederum jene kosmischen Nebel erzeugen wird, von welchen wir ausgegangen sind. Unwillkürlich werden wir hier an jene Kalpas erinnert, mit welchen die Buddhisten die nach Myriaden von Jahresmillionen zählenden Weltperioden bezeichnen, die in unendlicher Reihe durch jeweilige Vernichtung des Weltalls getrennt, einander folgen. Die Frage freilich, ob diese Kalpas so gedacht werden müssen, daß gleichzeitig die ganze Schöpfung im Zustande der Verödung weilt, oder nur Theile von ihr in räumlichem Nebeneinander mit anderen Theilen, für welche andere Phasen der Entwicklung anzunehmen wären, diese Frage zu erledigen, ist der Wissenschaft noch nicht gegeben." In: Karl Freiher du Prel: Der Kampf ums Dasein am Himmel: Die Darwin'sche Formel nachgewiesen in der Mechanik der Sternenwelt von Karl Freiherr du Prel. Denicke's Verlag. Berlin. 1874. 110 Seiten. Dort die Seite 97.
- [8] Der Wärmetod in einem Schulbuch: "Die Energie des Universums ist nach dem ersten Hauptsatz konstant, also wird ein immer größerer Anteil durch die ablaufenden Prozese entwertet, weil er nicht mehr in Arbeit umgewandelt werden kann." Da sich mit der Zeit auch Temperaturunterschiede ausgleichen hat man am Ende überall dieselbe Temperatur. Nun kommt die düstere Konsequenz: "Damit kann auch keine Wärme mehr von einem Körper höherer Temperatur auf einen mit tieferer Temperatur übergehen […] Dieser Zustand wurde der „Wärmetod des Weltalls“ genannt." In: Dorn.Bader. Physik SII Gesamtband Gymnasium. Westermann Bildungsmedien. Braunschweig. 2023. ISBN: 978-3-14-152376-8. Dort das Kapitel "3.4 Zweiter Hauptsatz der Thermodynamik". Seite 115.
- [9] Der Wärmetod ist ein "hypothetischer Endzustand des Weltalls […] bei dem keine Energieumwandlungen mehr stattfinden." Ein Synonym ist auch "Kältetod". Aber: "Nach heutiger Erkenntnis ist diese einfache Anwendung der Thermodynamik auf das Weltall als Ganzes nicht statthaft." In: Brockhaus in Achtzehn Bänden. F. A. Brockhaus. Leipzig, Mannheim. 2002. ISBN für alle Achtzehn Bände gemeinsam: 3-7653-9320-7. Band 15. Dort der Artikel "Wärmetod". Seite 98.
- [10] Robert J. Nemiroff, David Russell, Matipon Tangmatitham: In Theory: Dark Energy as a Power Source. In: American Astronomical Society Meeting Abstracts #229. January 2017. Bibcode: 2017AAS...22924805N
- [11] Sabine Hossenfelder (geboren 1976) glaubt nicht, dass "die Entropie von großem Nutzen ist, wenn es darum geht, das Universum als Ganzes zu beschreiben." Diese Skepsis begründet sie dann ausführlich auf in: Sabine Hossenfelder: Mehr als nur Atome. Was die Physik über das Leben verrät. Englisches Original: Existential Physics: A Scientist's Guide to Life's Biggest Questions. Viking, New York. Deutsche im Pantheon Verlag, 2024. ISBN: 978-3-570-53500-2. Dort im "Kapitel 3 Warum wird niemals jemand jünger". Dort ab Seite 86.
- [12] Jeder Ausweg aus dem engültigen Wärmetod, würde einen erfolgreichen Kreuzzug gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamic voraussetzen: "there is one school of thought which finds very repugnant the idea of a wearing out of the world. This school is attracted by various theories of rejuvenescence. Its mascot is the Phoenix. Stars grow cold and die out. May not two dead stars collide, and be turned bythe energy of the shock into fiery vapour from which a new sun—with planets and with life—isborn? This theory very prevalent in the last century is no longer contemplated seriously byastronomers. There is evidence that the present stars at any rate are products of one evolutionaryprocess which swept across primordial matter and caused it to aggregate; they were not formedindividually by haphazard collisions having no particular time connection with one another. But thePhoenix complex is still active. Matter, we believe, is gradually destroyed and its energy set free in radiation. Is there no counter-process by which radiation collects in space, evolves into electrons andprotons, and begins star-building all over again? This is pure speculation and there is not much to be said on one side or the other as to its truth. But I would mildly criticise the mental outlook which wishes it to be true. However much we eliminate the minor extravagances of Nature, we do not by these theories stop the inexorable running-down of the world by loss of organisation and increase ofthe random element; the possibility of re-formation of matter from radiation is not crucial and we can await conclusions with some indifference." In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort die Seiten 85 und 86.
- [13] Dass man einen Film vorwärts wie rückwärts betrachtet aus Sicht der (newtonschen) Physik für gleich realistisch halten muss, hatte sinngemäß schon 1927 der Astrophysiker Arthur Stanley Eddington beschrieben: "in primary physics, which knows nothing of time's arrow, there is no discrimination of cause and effect; but events are connected by a symmetrical causal relation which is the same viewed from either end." In: Arthur Stanley Eddington: The Nature of the Physical World. MacMillan, 1928 (Gifford Lectures). Dort die Seite 295. Siehe auch Zeitpfeil
- [14] Nach dem biblischen Glauben wird die irdische Welt nach der Zeit der Apokalypse dem Ende zu gehen. Es kommt dann das Jüngste Gericht, in dem alle jemals Geborenen gerichtet werden. Seltsamerweise hat diese dem christlichen Glauben zentrale Vorstellung von einer Zeitlichkeit unserer irdischen Welt Menschen - auch gläubige - niemals ernsthaft davon abgehalten, nach kurzlebigen irdischen Gütern zu streben, Reiche erbauen zu wollen oder sich in der Erinnerung ihrer Mitmenschen mit Ruhm verewigen zu wollen.
- [15] Der Wärmetod als Big Freeze"According to current cosmological theory, the universe will continue to expand indefinitely. If so, it should cool eventually reaching temperatures too cold to sustain life. This theory is commonly referred to as heat-death or the big freeze." In: Gale, Robert & Ruiz-Argüelles, Guillermo. (2018). The big freeze may be over: a contracting universe for cryopreservation?. Bone Marrow Transplantation. 53. 10.1038/s41409-018-0119-3. Siehe auch Big Freeze ↗
ZITAT:
"Wer sich ein Universum wünscht, das auf ewig aktiv sein kann, muss einen Kreuzzeug gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik anführen."[12]
"Wer sich ein Universum wünscht, das auf ewig aktiv sein kann, muss einen Kreuzzeug gegen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik anführen."[12]