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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Unterbewusstsein

Definition

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Basiswissen


Als Unterbewusstsein bezeichnet man seelische und körperliche Prozesse, die unser Handeln als Menschen beeinflussen können, uns aber nicht bewusst werden. Im 20ten Jahrhundert galt das Unterbewusstsein oft als Wirkstätte unerlaubter Triebe und Phantasien, erkennt man in ihm nun zunehmend mächtige und wertvolle Denkprozesse, die einen wesentlichen Teil menschlichen Erfolges ausmachen. Dazu stehen hier einige Beispiele.

Das Unterbewusstsein denkt rational


Man liest das Wort Elektronenbeugungsöhre - und merkt vielleicht zunächst unbewusst, dass dort etwas falsch geschrieben. Man geht dann bewusst alle Buchstaben des Wortes einzeln durch und findet den Fehler: es fehlt ein kleines r vor "öhr". Bemerkenswert ist hier, dass das Unterbewusstsein den Fehler erkannt haben muss. Im Bewusstsein kam aber nicht an, wo genau der Fehler ist sondern nur das vage Gefühl, dass etwas nicht stimmt.[2] Tatsächlich scheint das Unberbewusst durchaus rational denken zu können, etwa mit den Methoden der Induktion und Deduktion.[3 ]

Das Unterbewusstsein und die Inkubationszeit


Viele kennen den Effekt: man frisst sich tief und lange in ein Problem hinein, etwa eine schwere geometrische Fragestellung. Man sieht irgendwann keine Lösungsmöglichkeit und hat keinerlei neue Idee. Einige Tage später hat man plötzlich eine gute neue Idee, die dann oft auch funktioniert: das Unterbewusstsein hat in dieser Zeit offensichtlich weiter an dem Problem gearbeitet. Man spricht von einer sogenannten Inkubation (Psychologie) ↗

Fußnoten


  • [1] Vance Packard: Die geheimen Verführer. Der Griff nach dem Unterbewussten in jedermann. (The Hidden Persuaders). Econ Verlag, Düsseldorf 1958, ISBN 3-548-34032-6.
  • [2] Das Beispiel stammt aus dem eigenen Erleben, April 2024.
  • [3] War es ein rational arbeitendes Unterbewusstsein, das den Astronomen Johannes Kepler zur Erkenntnis seiner mathematischen Gesetze brachte? Ist Intuition hier tatsächlich nur ein Ausdruck unser Unwissenheit über die wahren gedanklichen Prozesse außerhalb unseres Bewusstsein? So frug schon 1848 der Schriftsteller Edgar Allan Poe (1809 bis 1849): "Could not any metaphysician have told him [Johannes Kepler] that what he called ‘intuition’ was but the conviction resulting from deductions or inductions of which the processes were so shadowy as to have escaped his consciousness, eluded his reason, or bidden defiance to his capacity of expression? How great a pity it is that some ‘moral philosopher’ had not enlightened him about all this! How it would have comforted him on his death-bed to know that, instead of having gone intuitively and thus unbecomingly, he had, in fact, proceeded decorously and legitimately — that is to say Hog-ishly [Anspiel auf Roger Bacons induktive Methode, Hog = Schwein -> Bacon = Schweinefleisch], or at least Ram-ishly [Anspielung auf die deduktive von Aristoteles, Aris = Ares = Ram = Widder] — into the vast halls where lay gleaming, untended, and hitherto untouched by mortal hand — unseen by mortal eye — the imperishable and priceless secrets of the Universe!" Edgar Allan Poe: Eureka: An Essay on the Material and Spiritual Universe. 1848. Übersetzt ins Deutsche von: Heinz Janisch als Eureka. Ein Prosagedicht. Insel Verlag 1994. Siehe auch Intuition ↗