Solipsismus
Naturphilosophisch
Basiswissen
Das Metzler Philosophie Lexikon[1] unterscheidet zwei Varianten von Solipsismus. Als starken oder metaphysischen Solipsismus bezeichnet man die Position, dass nur das dem Bewusstsein unmittelbar Gegebene real ist. Eine abgeschwächte Position, der epistemologische Solipsismus geht davon, dass Wissen über Dinge außerhalb des eigenen Selbst nur über das dem Bewusstsein unmittelbar Gegebene erlangt werden kann. Dazu stehen hier einige Beispiele
Beispiele für solipsistische Positionen
- Nur mein eigenes Ich ist Gewissheit cogito ergo sum ↗
- Ist das Leben in Wirklichkeit traumartig Berkeley-Frage ↗
- Ein böser Geist täuscht die Welt nur vor Genius malignus ↗
- Die reale Welt ist nur eine Hypothese Außenwelthypothese ↗
- Die reale Welt ist Computersimulation Simulationshypothese ↗
- Die Objekte der Wirklich sind unbegreifbar Ding an sich ↗
- Das technologische Gedankenspiel vom Gehirn im Tank ↗
- Nur das Geistige ist real, Materie nicht Idealismus ↗
- Unsere Bewusstseine sind getrennt Bewusstseinsinsel ↗
- Objektives Wissen ist verdächtig Subjektivismus ↗
Der Solipsismus und das So-Sein der Welt
Ist die Welt noch da, wenn ich die Augen zumache? Diese Frage äußern oft Kinder im Alter von 5 bis vielleicht 10 Jahren. Es ist ein Gefühl, eine Anwandlung, ähnlich dem Deja-vu, das auch manche Erwachsene zuweilen für einige Sekunden überkommt. Die äußere Wirklichkeit verflüchtigt sich dann für kurze Zeit wie hinter einem Schleier zu etwas Irrealem. Hält man dieses Gefühl fest und verbindet man es mit sprachlich-rationalen Gedanken, so gelangt man damit zu einem persönlich gefassten Solipsismus. Es ist nun wohl eine Frage der Veranlagung oder der momentanen Gemütslage, ob man die Anwandlung für eine interessante aber bedeutungslose psychologische Kuriosität hält, oder ob man in ihr einen bedeutungsvollen Blick auf eine tiefere, fundamentalere Wirklichkeit sieht. Philosophisch bedeutsam wird die Frage, ob es eine reale Welt außerhalb des eigenen Ichs gibt, wenn man nach Gewissheit sucht. Könnte man sich einen Versuch ausdenken, dessen Ausgang am Ende sicher entscheiden lässt, ob es eine Welt außerhalb des eigenen Ichs gibt oder nicht? Einen solchen Versuch gibt es nicht. Wir sind als Menschen unentrinnbar an unser eigenes Ich gebunden, wie auf einer Bewusstseinsinsel gefangen. Wir können unser individuelles Bewusstsein nicht unmittelbar mit dem Bewusstsein anderer Menschen oder Lebewesen verbinden. Diese Isoliertheit, eine Trennung des Geistes in Inselseelen, ist möglicherweise eine in die Welt mit hineingelegte Eigenschaft, die sich mit keinem technischen Mittel umgehen lässt. Wozu aber soll das gut sein? Warum ist das Empfindsame in der Welt in Einzelwesen zerlegt? Warum sind wir nicht jederzeit klar spürbar Teil eines Weltgeistes, sondern eben solipsistisch voneinander getrennt? Solche Gedanken führen letztlich zur Frage nach dem So-Sein der Welt ↗
Fußnoten
- [1] Solipsismus. In: Metzeler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Seite 549.