So-Sein der Welt
Naturphilosophisch
Basiswissen
Warum ist die Welt genau so, wie sie ist und nicht etwas anders? Warum legt Licht im Vakuum rund 300 Tausend Kilometer in jeder Sekunde zurück und nicht etwa nur 100 Kilometer pro Sekunde? Hat das einen tieferen Sinn? In der Philosophie wird die Frage nach dem Sinn unserer konkreten Weltausprägung auch mit dem Begriff der Kontingenz bezeichnet. Das ist hier kurz angesprochen.
Wesentliche Eigenschaften unserer Welt?
- Eine maximal erreichbare Geschwindigkeit Lichtgeschwindigkeit ↗
- Es gibt echten Zufall Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation ↗
- Die Untrennbarkeit von Subjekt und Objekt Subjektivismus ↗
- Die Isoliertheit von Bewusstsein Bewusstseinsinsel ↗
- Die Unausweichlichkeit des Todes Vergänglichkeit ↗
- Die Existenz physikalischer Erhaltungsgrößen ↗
- Die quantenphysikalische Verschränkung ↗
- Die Stückelung vieler Größen Quant ↗
- Die Gerichtetheit von Entropie ↗
Wesentliches und Unwesentliches trennen
Ist es eine wesentliche, unverzichtbare Eigenschaft unserer Welt, dass Pflanzen grün sind? Oder ist das eine Zufälligkeit, eine Nebensächlichkeit, die auch ganz anders sein könnte, ohne das eigentliche Wesen oder den eigentlichen Sinn der Welt zu schmälern? Gehört das individuelle Lebensglück zum Wesentlichen oder ist es zufällig flüchtig? Wenn man von einem So-Sein der Welt sprechen möchte, und damit nicht alle Details und alle Abstraktion gleichrangig bewerten möchte, dann braucht man Kriterien, um Eigenschaften in Wesentliche und Unwesentliche zu trennen. Dazu gibt es verschiedene Vorschläge:
- Das Allgemeine hat Vorrang vor dem Besonderen Abstraktion ↗
- Nur für das Ganze Wesentliches ist wichtig Whiteheadsche Kohärenz ↗
- Nur das ewiglich Unvergängliche ist wesentlich Unendlichkeit ↗
- Denkwiderstände sind Wesentlich Aporien ↗
Die anthropische Physik als mögliche Erklärung?
Die sogenannte Gravitationskonstante der Physik hat den Wert 0,00000000006743 m³/(kg·s²). Stünden hinter dem Komma nicht zehn Nullen sondern nur 9 Nullen, wären in unserem Kosmos wahrscheinlich niemals Sterne, niemals Planeten und damit niemals Lebenformen ähnlich uns Menschen entstanden. Als Gedankenspiel verlockend ist die Umkehrung des Gedankens, dass nämlich der Kosmos mit seinen Naturgesetzen bewusst so geschaffen wurde, dass in ihm menschenähnliches Leben entstehen kann. Siehe dazu unter anthropisches Prinzip ↗
Die kollaborative Physik als mögliche Erklärung?
Warum scheint im Universum die Lichtgeschwindigkeit (etwa 300 Tausend km/h) die Schnelligkeit zu begrenzen, mit der sich Licht oder Information ausbreiten können? Warum sind Masse und Energie möglicherweise sogenannte Erhaltungsgrößen? Die Idee, dass die Gesetze der Physik gezielt so gestaltet wurden, dass ein gemeinschaftliches Miteinander freier Wesen möglich ist, wird hier behandelt im Artikel kollaborative Physik ↗
Die Frage als Aporie
Die Frage nach dem So-Sein der Welt gehört zur Gruppe der Aporien, also zu jenen Fragen, von denen man nicht so recht weiß, wie man sie angehen soll. Lies mehr unter Aporien ↗
Fußnoten
- [1] Ernst Häckel. Welträthsel. 1899. Siehe auch Welträthsel ↗
- [2] Martin Heidegger: Sein und Zeit. Verlag Max Niemeyer, Halle, 1927.
- [3] Brandon Carter: Large Number Coincidences and the Anthropic Principle in Cosmology. In: Confrontation of cosmological theories with observational data; Proceedings of the Symposium, Krakow, Poland, September 10-12, 1973. (A75-21826 08-90) Dordrecht, D. Reidel Publishing Co., 1974, p. 291-298.
- [4] Albert Einstein über das So-Sein der Welt aus Sicht der Physik: "Fragt man, was unabhängig von der Quanten-Theorie für die physikalische Ideenwelt charakteristisch ist, so fällt zunächst folgendes auf: die Begriffe der Physik beziehen sich auf eine reale Außenwelt, d. h. es sind Ideen von Dingen gesetzt, die eine von wahrnehmenden Subjekten unabhängige ›reale Existenz‹ beanspruchen (Körper, Felder etc.), welche Ideen anderrseits zu Sinneseindrücken in möglichst sichere Beziehung gebracht sind. Charakteristisch für diese Dinge ist ferner, daß sie in ein raum-zeitliches Kontinuum eingeordnet gedacht sind. Wesentlich für diese Einordnung der in der Physik eingeführten Dinge erscheint ferner, daß zu einer bestimmten Zeit diese Dinge eine voneinander unabhängige Existenz beanspruchen, soweit diese Dinge ›in verschiedenen Teilen des Raum liegen‹ Ohne die Annahme einer solchen Unabhängigkeit der Existenzs (des ›So-Seins‹) der räumlich distanten Dinge voneinander, die zunächst dam alltags-Denken entstammt, wäre physikalisches Denken in dem uns geläufigen Sinne nicht möglich." In: ein Brief von Einstein an Max Born vom 5. April 1948. Albert Einstein Max Born Briefwechsel 1916-1955. Geleitworte von Bertrand Russell und Werner Heisenberg. Ullstein Buch, Frankfurt am Main, 1986. ISBN: 3-548-3445-7. Dort die Seite 231.