Brandungsrückstrom
Geographie
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Basiswissen|
Wo treten Brandungsrückströme auf?|
Beobachtungstipps|
Wie gefährlich sind Brandungsrückströme?|
Welche ähnlichen Gefährdungen gibt es Flachküsten|
Fußnoten
Basiswissen
Ein Brandungsrückstrom, auch Ripstrom[3] oder Trecker genannt, entsteht durch verschiedene Ursachen. Typisch sind diese oft sehr starken Strömungen für Flachküsten: das anlaufende Wasser der Brandung strömt nicht gleichmäßig zur offenen See zurück. Stattdessen fließt es durch die Bodenform oder Bauwerke gebündelt an einer Stelle eng begrenzt und schnell ins offene Meer zurück. Solche Ripströme sind für Schwimmer an Küsten eine oft tödliche Gefahr.
Wo treten Brandungsrückströme auf?
Das Phänomen des Brandungsrückstroms tritt vor allem an Flachküsten mit einem ausgeprägten Strandwall mit landseitig anschließender Strandrinne (Strandlagune) auf. Das trifft zum Beispiel auf die Atlantikküste Frankreichs sowie sehr ausgeprägt auch in Belgien un d den Niederlanden[7] und über die deutsche Nordseeküste[3][6] bis Dänemark zu.
Neben den direkt nahe der Hochwasserlinie verlaufenden strandparallelen Prielen[3] gibt es aber auch Sandwälle die unterhalb der Niedrigwasserlinie liegen. Solche Wälle, man spricht auch von Vorstrandriffen[6] und Sägezahn-Riffen, sollen auf einigen der ostfriesischen Inseln in enger Verbindung mit Ripströmen stehen.[6] Wo das Relief des Meeresbodens unterhalb der Niedrigwasserlinie liegt, kann man es mit dem Auge nicht erkennen. Entsprechend hat man zunächst auch keine Hinweise, wo Ripströmungen auftreten könnten. Hier gibt eine Rettungswacht aus den Niederlanden den Tipp, dass man vor allem bei Westwind auf Lücken in der Brandung achtet: dort wo die Brandung eines Riffs unterbrochen ist, kann sich ein gefährlicher Brandungsrückstrom befinden.[5]
Beobachtungstipps
An flachen Sandstränden der Nordseeküsten lässt sich die Entstehung von einem Brandungsrückstrom gefahrlos beobachten, etwa auf den ostfriesischen Inseln von Borkum bis Wangerooge. Dort sind die Rinnen oft so flach und schmal, dass man als Strandwanderer gefahrlos in dem Rückstrom stehen kann.
Stellt man sich mit den Beinen in diesen eher harmlosen Rückstrom, kann man leicht erahnen, welche Kraft bei tieferen Rinnen entstehen kann. Der Rückstrom setzt sich auch im Meer fort und kann Schwimmer dort viele hunderte Meter vom rettenden Strand wegziehen.
Auch wenn die Strömungsgeschwindigkeiten bis über 140 cm/s[3] erreichen, sind die Strömungen für Wanderer nicht gefährlich. Zum einen ist das Wasser so flach, dass man einen meist sicheren Stand hat. Zum anderen ist die Strömung pulsierend[3]: bei ankommenden Wellenbergen fließt Wasser Richtung Land. Nur in der Zeit zwischen dem Auflaufen von zwei Wellenbergen fließt das Wasser ausschließlich seewärts.
Um bei einer Strandwanderung eine eigene Gefährdung auszuschließen sollte man in der Nähe solcher Strömungen zunächst anderere Strandwanderer beobachten. Der sicherste Ort ist immer das landseitige Ufer der Strandrinne.
Wie gefährlich sind Brandungsrückströme?
Sehr gefährlich: der Effekt ist für viele tödliche Unfälle verantwortlich. Werden Menschen davon erfasst, zieht es sie oft aufs offene Meer oder unter die Wasseroberfläche. In Australien wurde ein Schwimmer in einem dokumentierten Selbstversuch über einen halben Kilometer weit auf das offene Meer gezogen, mit Geschwindigkeiten eines Weltrekordschwimmers.[1] In den Niederlanden wird immer wieder von Unfällen im Zusammenhang mit dort so genannte muistroomen berichtet[4] und eindringlich vor den Gefahren gewarnt[5]. Im Englischen spricht man von einer rip current, im Französischen auch von einem Baine. Tödliche Unfälle kommen zum Beispiel an der französischen Atlantikküste sowie in Florida vor.
Welche ähnlichen Gefährdungen gibt es Flachküsten
Langgezogene Vertiefungen am Strand oder im Wattenmeer, sogenannte Priele, können bei auflaufendem Wasser, auch Flut genannt, in wenigen Minuten mit Wasser voll laufen. Sie können Wanderern dadurch oft den sicheren Rückweg zum Festland abschneiden. Siehe auch Priel ↗
Fußnoten
- [1] Rob Branders: Rivers of the sea’: how far from shore can rips really take you? In: The Guardian online. 1. Oktober 2023. Online: https://www.theguardian.com/lifeandstyle/2023/oct/02/rivers-of-the-sea-how-far-from-shore-can-rips-really-take-you
- [2] Das Video entstand im Juli 2023 auf der Nordseeinsel Wangerooge, etwas östlich des Hauptstrandes. Eine Beschreibung dazu steht auch auf: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/c/cb/Brandungsrückstrom_(Wangerooge).webm
- [3] Zu Ripströmen: "Das in die Strandpriele eingeschwappte Wasser folgt diesen strandparallel über einige zehner bis hundert Meter und strömt dann, an den Durchbruchstellen in den Riffen wieder seewärts zurück. Hier erreichen die pulsierend verlaufenden, seewärts gerichteten Ripströme Strömungsgeschwindigkeiten von über 140 cm/s." In: Hans-Erich Reineck: Das Watt. Ablagerungs- und Lebensraum. Dritte Auflage. Senckenberg-Buch 50. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main. 1982. ISBN: 3-7829-1067-2. Dort auf Seite 128.
- [4] Ungewöhnlich starke Brandungsrückströme (muistroom) wurden von der niederländischen Küste gemeldet. Dabei mussten mehrere Menschen aus Not gerettet werden. In: Kind en drie volwassenen gered uit 'ongekend sterke muistroom' Wijk aan Zee. NOS nieuws. Mittwoch, 22 Juli 2020. Online: https://nos.nl/regio/noord-holland/artikel/21026
- [5] Eine niederländische Rettungswacht weist darauf hin, dass Brandungsrückströmungen nicht nur an Prieldurchlässen unmittelbar am Strand auftreten. Auch Sandwälle weiter hin zur offenen See, seeseitig der Niedrigwasserlinie, können mit ihren Durchlässen (gaten) Brandungsrückströme (muien) erzeugen. "Muien zijn de onderbrekingen in zandbanken, die bij laagwater te herkennen zijn aan geulen of stroomgaten, waardoor het water uit het zwin - de verdieping in het zand van het strand evenwijdig aan de kust - naar open zee stroomt. Muien zitten echter ook in de banken die bij laagwater niet zichtbaar zijn; de zogenaamde tweede en derde banken. Die muien zijn vaak alleen te herkennen bij westenwind, aan de lagere of ontbrekende branding." In: Waarschuwing voor muien en andere stroming in zee. Reddingsbrigade Nederland. https://www.reddingsbrigade.nl/wij/actueel/nieuws/i/11129/waarschuwing-voor-muien-en-andere-stroming-in-zee/
- [6] "Vorstrandriffe entstehen in einer Zone, in der die vom Seegang erzeugten Wellen den Seegrund berühren, sich aufsteilen und brechen (Brecherzone). Dabei überströmen die eingetragenen Wasermassen die Riffe in Querrichtung." Und weiter: "Als Sägezahn-Riff bezeichnet Reineck Strukturen, die im unteren Vorstrandbereich von Norderney, Langeoog und Spiekeroog zwischen SKN [Seekartennull] -3 und -6 m vorkommen. [...] Möglicherweise ist die Entstehung der Sägezahn-Riffe auf Ripströme zurückzuführen." In: Hans-Erich Reineck: Das Watt. Ablagerungs- und Lebensraum. Dritte Auflage. Senckenberg-Buch 50. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main. 1982. ISBN: 3-7829-1067-2. Dort auf den Seiten 126 und 127.
- [7] Dass Sandrücken und Rinnen typisch für Belgien und die Niederlande sind, wird kurz behandelt in dem Niederländischen Wikipedia-Artikel ohne deutsche Entsprechung (Stand 2025): "Een zwin of een priel is een natuurlijke geul of kreek in buitendijkse gronden, onderhevig aan het getij. Het woord wordt ook gebruikt voor de lineaire depressies die parallel met de kustlijn lopen aan stranden met een zachte helling (dissipatieve stranden). De tussenliggende ruggen (accumulaties van sediment op het strand) worden als strandbanken aangeduid. Een strandbank verdwijnt bij vloed telkens geheel onder water. Het diepe gedeelte van een zwin noemt men een zwinkuil. Op de stranden aan de Belgische en Nederlandse kust ziet men vaak zwinnen. 's Zomers zijn ze bij laagwater zeer geschikt voor kleine kinderen vanwege de geringe diepte en het relatief warme water (in vergelijking tot het zeewater). Bij opkomend en afgaand getij kunnen zwinnen echter gevaarlijk zijn omdat het water er soms langs muiden kan 'trekken'." In: der Artikel "Zwin (zee)". Niederländische Wikipedia. Abgerufen am 29. Juli 2025. Online: https://nl.wikipedia.org/wiki/Zwin_(zee)