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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Priel

Nordsee

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Basiswissen


Ein Priel ist eine Wattrinne, die bei Niedrigwasser weniger als 1 m Wasser führt und schmaler als 20 höchstens aber 30 m ist.[1]



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Ein tiefer Priel bei Niedrigwasser, dahinter über 8 Kilometer Wattfläche: läuft ein solcher Priel bei Flut voll, hat man kaum eine Chance, ihn gefahrlos zu durchqueren. Die weißen und schwarzen Punkte auf der Wattfläche sind Vögel.☛


Was ist ein Priel?


An der deutschen Nordseeküste gibt es die Wattlandschaften und Sandbänke. Das sind große und flache Bereiche, die bei Flut ganz unter Wasser stehen und bei Ebbe trocken fallen. In diesen Landschaften gibt es natürliche Wasserrinnen. Durch sie fließt das Wasser bei Flut hinein und bei Ebbe wieder besonders stark ab. Zum Höhenunterschied des Wassers bei Ebbe und Flut siehe unter Tidenhub ↗

Sind Priele gefährlich?


Ja. So ist zum Beispiel im Jahr 2014 ein 49-jähriger Mann bei St. Peter-Ording (ein Urlaubsort an der Nordsee) von einem Priel ins Meer gespült worden und ums Leben gekommen. Priele können für Wattwanderer schnell lebensbedrohlich werden.

Warum sind Priele im Watt gefährlich?


Wattwanderer gehen bei Ebbe oft weit auf die Wattflächen hinaus. Die Priele liegen dann entweder ganz trocken oder sie führen nur knöcheltief Wasser. Wenn bei Flut aber das Wasser wieder ins Watt zurückkehrt, dann laufen zuerst die Priele voll. Sie werden dann sehr schnell zu starken Flüssen mit Fließgeschwindigkeiten bis zu 3 Metern pro Sekunde.



Das Video zeigt an einem ungefährlichen Priel nahe am Strand wie schnell dort reißende Strömungen und tiefe Wasserstände entstehen können. Wäre der Priel etwas weiter auf dem Watt und geringfügig tiefer, könnte er schnell zu einer tödlichen Falle werden. Vor allem ist der sichere Wege zurück zum Festland dann abgeschnitten.

So schnell kann niemand schwimmen (Weltrekordschwimmer sind etwa 2 Meter pro Sekunde schnell). Muss man dann auf dem Rückweg zum Land einen großen Priel durchqueren, kann es gut sein, dass man vom Wasserstrom mitgerissen wird.

Gibt es auch Gefahren nahe am Strand?


Ja, an vielen Küsten gibt es Rinnen oder Vertiefungen, die ähnlich geformt sind wie ein Priel. Sie verlaufen oft parallel entlang am Ufer. Trägt die Brandung Wasser in diese Rinnen, dann laufen sie gleichzeitig oft wie ein schnell fließender Bach wieder leer: das Wasser fließt schnell als schmale Strömung ins Meer zurück. Wird ein Mensch davon erfasst, kann er im schlimmsten Fall aufs offene Meer oder sogar unter die Wasseroberfläche gezogen werden. In Florida und Südfrankreich kommen dadurch immer wieder Menschen ums Leben. Siehe dazu auch Brandungsrückstrom [Rippstrom] ↗

Wie vermeidet man Gefahren


Das sichersten ist es, an der Nordseeküste nur unter fachkundiger Führung auf das Watt oder auf Sandbänke hinauszugehen. Man sollte immer einen prielfreien Weg von sich zum sicheren Festland gut sehen können. Auf gar keinen Fall sollte man bei Nebel oder drohender Dunkelheit am Ufer entlangwandern. Hier stehen noch einige Tipps für Wanderungen im Watt:

  • Gummistiefel schützen vor scharfen Schalen von Muscheln ↗
  • Ein Funkttelefon ermöglicht einen Notruf unter 112 ↗

Was sind Priggen?


Wer an der deutschen Nordseeküste einen Boots- oder Schiffsausflug macht, kann oft im Wasser steckende dünne Baumstämme erkennen. Diese markieren den Verlauf der Priele, die von Seeleuten als Fahrrinne genutzt werden können. Zwischen den Priggen verläuft der tiefere Priel, links und rechts davon ist das Wattenmeer dann oft zu flach für Schiffe und Boote. Sie würden dort auf Grund laufen. Siehe auch Prigge ↗

Fußnoten


  • [1] "Priele heißen die kleinen Rinnen, die bei Niedrigwasser weniger als 1 m Wasser führen und schmaler als 20 höchsten s30 m sind."
In: Hans-Erich Reineck: Das Watt. Ablagerungs- und Lebensraum. Dritte Auflage. Senckenberg-Buch 50. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main. 1982. ISBN: 3-7829-1067-2. Dort im Watten-ABC auf Seite 183.
  • [2] "Baljen nennt man mittelgroße verzweigte Rinnen, deren Einzugsgebiet auf den Watten liegt." Und: "Baljen […] sind 20 bis 200 m breit und führen auch bei Niedrigwasser vielfach mehr als 1 m Wasser." In: Hans-Erich Reineck: Das Watt. Ablagerungs- und Lebensraum. Dritte Auflage. Senckenberg-Buch 50. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main. 1982. ISBN: 3-7829-1067-2. Dort im Watten-ABC auf Seite 183.
  • [3] "Tiefs heißen diejenigen Rinnen, die Süßwasser aus dem Binnenland bringen. Wo ein Tief durch die Deichlinie fließt, ist eine Schleuse (Siel) angelegt, die sich bei steigendem Wasser selbständig schließt.
Baljen und Tiefs sind 20 bis 200 m breit und führen auch bei Niedrigwasser vielfach mehr als 1 m Wasser." In: Hans-Erich Reineck: Das Watt. Ablagerungs- und Lebensraum. Dritte Auflage. Senckenberg-Buch 50. Verlag Waldemar Kramer. Frankfurt am Main. 1982. ISBN: 3-7829-1067-2. Dort im Watten-ABC auf Seite 183.
  • [4] Das Video zu dem voll laufenden Priel entstand im Juli 2024 auf der Nordseeinsel Wangerooge. Die Strömung, wenn auch vergleichsweise gering, war kurzfristig doch so stark, dass sie dem Photographen im knietiefen Wasser schon sehr deutlich auf die Beine drückte. Das Video ist weiter beschrieben auf: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Todes-Priel_(Gefahr_bei_Flut).webm