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Postindustrielle Gesellschaften


Definition


Basiswissen


Die post, das heiß nachindustrielle Gesellschaft: Das Vereinigte Königreich war bis in die 1980er Jahre ein bedeutender Industriestandort. Bergbau, die Auto- oder Metallindustrie waren wichtige Zweige.. Seitdem hat es sich drastisch verändert, alte Industrien sind gestorben und der Dienstleistungssektor, das Finanzwesen oder Informationstechnologien wurden anteilig wichtiger. Damit ist die britische Gesellschaft postindustriell. Hier stehen einige mögliche Fern-Szenarien, welche Wege eine Gesellschaft nach Überwindung der industriellen Phase nehmen könnte.

Postindustrielle Gesellschaft in der Soziologie


In der Soziologie wurde der Begriff spätestens seit 1969[3] verwendet. Damit ist eine Gesellschaftsform gemeint, deren Aktivitäten nicht mehr überwiegend industrieller Natur sind. Stattdessen werden vor allem Wissen[2] und Information[4] zunehmend wichtiger. Zur Definition siehe unter postindustrielle Gesellschaft ↗

Die Wissensgesellschaft als Nachfolger einer postindustriellen Gesellschaft


Im Jahr 1966 schlug der Politologe Robert E. Lane den Begriff der Wissensgesellschaft vor[2]. Darin skizzierte er eine Gesellschaftsform, in der die Produktion, Bearbeitung, Bewertung und Nutzung von Wissen star professionalisiert ist. Lane zielt dabei stark auf Denkweisen individueller Menschen ab und weniger auch technologische Mittel. Lane zufolge fördert eine Wissensgesellschaft das Denken in mehreren Perspektiven, in Widersprüchen und Spekulationen. Gleichzeitig hinterfragen einzelne Menschen ihre Denkprozesse und sind selbstkritisch. Lanes Wissensgesellschaft ist kein technische sonder eher eine philosophisch-soziologische Vision. Siehe dazu unter Wissensgesellschaft ↗

Die Informationsgesellschaft als Nachfolger einer postindustriellen Gesellschaft


Bei der Informationsgesellschaft ist die umfangreiche Verwendung informationsverarbeitender Technologien der wesentliche Aspekt und nicht so sehr die Denkweisen konkreter Menschen. Der Begriff wurde erstmals 1966 verwendet[1]. Aber erst in den 1980er und 1990er Jahren wurde er dann zu einem Synonym für eine Computer- und IT-zentrierte Lebensweise. Siehe dazu im Artikel zur Informationsgesellschaft ↗

Metaman als positive Vision einer postindustriellen Gesellschaft


Schwere körperliche Arbeit wird genauso überflüssig wie monotone und damit sinntötende Bürotätigkeit: in der postindustriellen Gesellschaft werden Wissen und Information zum überragend wichtigen Produktionsfaktor. Entsprechend aufgewertet werden Bildung und Intellektualität mit einer Befreiung menschlicher Potentiale. Ein Beispiel für eine derart positive Zukunftssicht zeichnet Gregory Stock von seiner Zukunftsvision Metaman [Übermensch] ↗

Dystopische Ängste zu postindustriellen Gesellschaften


Computer und Maschinen verbinden sich zu einem beseelten Überwesen, das sich kaum für unser Wohlbefinden interessieren dürfte: der Mensch als bedeutungslose Zelle in einem Überorganismus ist die Urangst des Arztes und Autoren Kazem Sadegh-Zadeh[8]. Ähnlich düster sieht der polnische Science-Fiction Pionier Stanislaw mögliche Zukunftsverläufe. Die künstliche Intelligenz wird uns immer mehr den Rang ablaufen und unser letztendliches Schicksal ist die soziointegrative Degeneration ↗

Planetare Überorganismen als postindustrielle Lebensform


Etwa zeitgleich mit den Theorien Touraines und Bells begannen zunehmend viele Naturwissenschaftler Visionen und Dystopien eines entstehenden planetaren Überorganismus zu veröffentlichen[5][6]: ein Grundtenor aller Veröffentlichungen war die Idee, dass die Mechanismen der Effizienz aus dem Reich der Lebewesen sich auch auf menschliche Gesellschaften übertragen lassen. Als materieller Träger der Information wurden zunächst Kommunikationsnetzwerke und später das Internet gesehen: Computer und Menschen bilden darin ein symbiotisches Geflecht ähnlich wie Neuronen ein Nervennetz bilden. Der Engländer John-Maynard Smith sah solche Wandlungen als Teil einer Jahrmilliarden überspannenden Entwicklung[7] und sprach stark abstrahierend von Metasystem-Transitionen ↗

Fußnoten


Vol. 31, No. 5 (Oktober 1966), Seiten 649-662. Herausgegeben von: American Sociological Association.