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Postindustrielle Gesellschaft


Definition


Basiswissen


Noch als Platzhalter für mögliche Szenarien: als post- oder auch nachindustriell bezeichnet man eine Gesellschaft nach der Industriegesellschaft. Seit den 1970er Jahren beobachtet man, dass die Durchsetzungskraft und Erfolgsbeständigkeit einer Gesellschaft anteilsmäßig immer weniger von ihrer industriellen Leistungsfähigkeit und gleichzeitig immer mehr Informations- und Kommunikationsstrukturen abhängt. Das ist hier näher erklärt.

Herkunft des Wortes


1969 veröffentlichte der französische Soziologe Alain Tourain das Buch „Die postindustrielle Gesellschaft“[1]. 1973 griff der US-Amerikaner Daniel Bell das Konzept auf und entwickelte es als Theorie weiter. Das Wort hat sich seitdem als Platzhalter für eine Gesellschaftsform erhalten, die die Bedeutung von Wissen und Information gegenüber rein industrieller Maschinenkraft betont.

Ursprüngliche Charakterisierung nach Touraine


Tourain schrieb 1969: „Vor unseren Augen entstehen Gesellschaften eines neuen Typs. Man wird sie postindustrielle Gesellschaften nennen, wenn man die Entfernung kennzeichnen möchte, die sie von den Industriegesellschaften trennen, die ihnen vorausgegangen sind […]. Man wird sie technokratische Gesellschaften nennen, wenn man ihnen den Namen der Macht geben möchte, der sie beherrscht. Man wird sie programmierte Gesellschaften nennen, wenn man versucht, sie zunächst durch die Natur ihrer Produktionsweise und ihrer Wirtschaftsorganisation zu definieren.“

Touraine verdichtet hier Beobachtungen und konzeptionelle Strömungen, die in seiner Zeit sozusagen in der Luft lagen. Der Soziologe Herbert Marcuse sprach zu der Zeit vom eindimensionalen Menschen und der Biologe Hans Hass entwarf das Bild von Unternehmen und Staaten in enger Analogie zu sein Lebewesen, bei denen die Art der Informationsverarbeitung eine zentrale Rolle einnimmt. Siehe auch Der eindimensionale Mensch ↗

Postindustriell als Landschaftsform


In der Geographie steht postindustriell auch für Landschaften nach einer intensiven industriellen Nutzung. So werden zum Beispiel Bergwerksanlagen nach Erschöpfung der Lagerstätte in naturnahe Erholungsräume umgewandelt: eine nach- oder postindustrielle Nutzung. Ein Beispiel ist der ehemalige Braunkohlentagebau Zukunft West im Rheinland, der heutige Blausteinsee ↗

Fußnoten