Wilhelm von Ockham
1288 bis 1347
Basiswissen
Wilhelm von Ockham war ein englischer Scholastiker, das heißt Kirchengelehrter. Er lebte von 1288 bis 1347. Er starb in München, im politischen Exil. Als Nominalist ging Occkham davon aus, dass Begriffe wie "Das Gute" nur Worte seien und nicht für sich alleine existieren[5]. Für die Geschichte der Naturwissenschaften wichtig ist ein Ockham zugeschriebenes Erkenntnisprinzip: wenn es zwei verschiedene Theorien von einer Sache gibt, dann wähle immer die einfachere. Diese Grundhaltung bezeichnet man heute als Ockhams Rasiermesser ↗
Fußnoten
- [1] S. Müller: Logik der Freiheit. Die Prädestinationslehre Wilhelms von Ockham im Rahmen seiner Theologie. Archa Verbi, [s. l.], v. 17, p. 194–197, 2020. Siehe auch Prädestinationslehre ↗
- [2] "Occam, Ocham, Wilhelm von, berühmter Scholastiker, geb. in der engl. Grafschaft Surrey, Schüler des Duns Scotus, gest. zwischen 1343–50 zu München. Man nannte ihn als den Begründer der Schule der nominalistischen O. isten den inceptor venerabilis (verehrungswürdigen Anfänger), jedoch mit großem Unrecht, insofern er durch seine sensualistische Erkenntnißtheorie nicht nur den Allgemeinbegriffen, sondern der mittelalterlichen Scholastik überhaupt einen tödtlichen Stoß versetzte. Als Politiker stand O. entschieden auf der Seite des Staates gegen die Kirche, so im Streite Bonifacius VIII. mit Philipp dem Schönen, Ludwigs des Bayers mit Johann XXII.; nicht minder stellte er sich gegen den Papst auf die Seite der Franciskaner-Spiritualen, die behaupteten, Christus u. die Apostel hätten weder einzeln noch in Gemeinschaft Eigenthum besessen. Hauptwerke: ein Dialogus und opus nonaginta dierum, beide kirchenpolitischen Inhaltes u. beide im Index; Summa totius logicae (Par. 1488. Oxf. 1675) u.a.m." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 373. Online: http://www.zeno.org/nid/2000345259X
- [3] "Occam (spr. Okkäm), Wilhelm von O., geb. in Occam, einem Dorfe in Surreyshire, zu Ende des 13. Jahrh., wurde Franciscaner u. Archidiakon in Stowe, ging dann nach Paris, wo er Schüler von Duns Scotus wurde, lehrte zu Anfang des 14. Jahrh. Theologie in Paris, vertheidigte die Rechte des Königs Philipp von Frankreich u. des Kaisers Ludwig des Baiern gegen die Päpste Bonifacius VIII. u. Johannes XXII., welcher Letztere ihn deshalb in den Bann that; er st. 1347 in München, nach der kirchlichen Sage später, nachdem er Widerruf u. Buße gethan hatte. Er machte in der Geschichte der Philosophie dadurch Epoche, daß er dem Nominalismus den Sieg über den Realismus verschaffte, s.u. Nominalismus, daher wurde er Princeps nominalium, Singularis venerabilis incoeptor, Doctor invincibilis genannt; er schr.: Disputatio super potestate ecclesiastica praelatis atque principibus terrarum commissa; Dialog. adversus haereticos, nebst Tract. de dogmatibus Johannis XXII., o. O. (Par. 1476), Fol.; Opus XC dierum, Leyd. 1495, Fol.; Compendium errorum Johannis XXII., ebd. 1496, Fol.; Summa totius logicae, Bologna 1498, Fol., Oxf. 1675, u.a." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 197. Online: http://www.zeno.org/nid/20010540911
- [4] "Occam (Ockham), Wilhelm von, berühmter Scholastiker, mit dem Beinamen Doctor invincibilis und singularis, geb. 1270 zu Occam in der englischen Grafschaft Surrey, gest. 7. April 1347 in München, ward frühzeitig Franziskaner, ging nach Paris, hatte hier Duns Scotus zum Lehrer in der Theologie und Philosophie und trat selbst als Lehrer auf. Da er die Rechte des Königs Philipp des Schönen von Frankreich und des Kaisers Ludwig des Bayern gegen die Päpste Bonifatius VIII. und Johann XXII. verteidigte, ward er von letzterm in den Bann getan, fand aber Aufnahme am Hofe Ludwigs des Bayern. O. verschaffte dem Nominalismus den Sieg über den Realismus, daher er auch Princeps nominalium genannt wurde; er arbeitete so auf die Erforschung des Einzelnen, d.h. auf die Induktion hin und bereitete den Empirismus mit vor. Unter seinen in rauhem Stil geschriebenen Werken sind viele, die sich auf kirchen- und staatsrechtliche Fragen beziehen. Sein Hauptwerk ist die »Summa totius logices« oder »Tractatus logices in tres partes divisus« (zuerst Par. 1483). Val. Riezler, Die literarischen Widersacher der Päpste zur Zeit Ludwigs des Bayers (Leipz. 1874)." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 14. Leipzig 1908, S. 891. Online: http://www.zeno.org/nid/20007174276
- [5] In der mittelalterlichen Scholastik, das heißt der christlich geprägten Wissenschaft, standen die Nominalisten für die Idee, dass Worte nur menschgemachte Worte seien, während die sogenannten Realisten davon ausgingen, dass manchen Worten auch reale Dinge wie "Das Gute" entspreche. In der Denkweise der heutigen Wissenschaft ähnelt diese Frage nach der realen Existenz von Denkinhalten der Frage nach der realen Existenz von zum Beispiel physikalischen Feldern oder Quantenobjekten. Zum mittelalterlichen Streit zwischen Nominalisten und Realisten siehe auch den Artikel zum Universalienstreit ↗