Tropentheorie
Physik
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Basiswissen
Gibt es in der Welt real so etwas wie das „Rote“ oder auch „das Gute“? Und falls es "das Rote" gäbe, wäre dann die Röte einzelner Gegenstände nur eine Teilhabe ein und derselben Röte an sich? Diese Position bezeichnet man auch als Universalismus. Die Gegenposition geht davon aus, dass es keine solche Universalien wie „das Rote“ an sich gibt. Jedes Rot von einem bestimmten Gegenstand hat als sogenannte Trope eine eigene Existenz. In einer Deutung geht die Tropentheorie dahin, dass sie gar keine substantiellen, materiellen und ausgedehnten Träger von Eigenschaften, von Tropen mehr unterstellt. Was wir als Dinge oder Gegenstände bezeichnen wären dann nur flüchtige Verbindungen von Eigenschaften. Dieser Ansatz soll unter anderem einige grundlegende Probleme der modernen Physik[7] lösen helfen, etwa der Natur des Elektrons[8].
Fußnoten
- [1] Der Begriff Tropentheorie wurde 1953 in die Philosophie eingeführt. In: D.C. Williams: On the Elements of Being, Review of Metaphysics 7: 3-18 & 171-192 (1953).
- [2] P. Simons: Particulars in Particular Clothing. Three Tropes Theories of Substance, Philos. Phenom. Res. 54 (1994), 553–575.
- [3] C. Daly, Tropes, Proceedings of the Aristotelian Society 94 (1994), 253–261.
- [4] A. Fuhrmann: Tropes and Laws, Philos. Stud. 63 (1991), 57–82.
- [5] August W. Sladek: Aus Sand bauen - Tropentheorie auf schmaler relationaler Basis. Ontologische, epistemologische, darstellungstechnische Möglichkeiten und Grenzen der Tropenanalyse. Logische Philosophie, Bd. 19. 2009. ISBN 978-3-8325-2506-4. 4 Bände, 2506 Seiten.
- [6] Busse, R. (2017). Universalien-Realismus, Nominalismus und Tropen-Theorie. In: Schrenk, M. (eds) Handbuch Metaphysik. J.B. Metzler, Stuttgart. https://doi.org/10.1007/978-3-476-05365-7_9
- [7] Die Physik stößt mit ihren beiden grundlegenden Konzepten "der Grundbestandteile der Welt" an vielleicht unüberwindbare Grenzen: "Die Teilchenphysik handelt von Teilchen – sollte man meinen. Üblicherweise stellt man sich dabei kleine Kugeln vor, die im Raum umherschwirren. Doch bei genauer Betrachtung erweist sich der Teilchenbegriff als nicht sinnvoll anwendbar." Und: Für viele Physiker sind Teilchen keine Dinge, sondern Anregungen eines Quantenfelds – des modernen Gegenstücks zu klassischen Feldern wie dem Magnetfeld. Doch auch Felder haben paradoxe Eigenschaften." Die Lösung sind dann vielleicht "weder Teilchen noch Felder, sondern bestimmte Strukturen oder Bündel von Eigenschaften." In: Meinhard Kuhlmann: Spektrum der Wissenschaft. 20.06.2014. Online: https://www.spektrum.de/magazin/was-ist-real/1286309
- [8] Speziell im Bezug auf die Physik des Elektrons wird die Tropentheorie diskutiert in: Thomas Brückner: Was ist ein Elektron? Die grundlegende Frage nach der Beschreibung und dem Wesen von Elementarteilchen eröffnet neben der physikalischen auch eine philosophische Perspektive. Physik Journal 23 (2024) Nr. 11. Dort die Seiten 40 bis 45.
- [9] Substrat als Träge von Eigenschaften: "Als Substrat definiert Aristoteles (Met. 1028b 36 ff.) das, von dem alles übrige ausgesagt wird, welches aber selbst nicht von einem anderen ausgesagt wird (z B. Mensch)." Und: "Das Zugrundeliegende ist also das eigentliche Wesen einer jeden Substanz, es selbst ist daher ohne jede weitere Bestimmung und da alle Bestimmungen an ihm wie an einem Träger nur haften, frei von Akzidentien." In: Metzler Philosophie Lexikon. Herausgegeben von Peter Prechtl und Franz-Peter Burkard. 2. überarbeitete Auflage. Stuttgart, Weimar, 1999. ISBN: 3-476-01679-X. Dort der Artikel "Substrat" auf Seite 575. Siehe auch Substrat ↗