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Schrödinger-Welle

Quantenphysik

Basiswissen


Im Jahr 1926 veröffentlichte Erwin Schrödinger in vier Mitteilungen seine Vorstellung einer mathematischen Wellenfunktion zur Beschreibung der Zustände von Elektronen in[1] und außerhalb von Atomen[3]. Dabei versuchte er die Wellenfunktion als reale Beschreibung der Form oder Ausdehnung einzelner Elektronen zu deuten[4]. Diese Deutung wurde schon früh von seinen Kollegen angezweifelt[9][10] und gilt heute als überholt. Schrödingers mathematischer Formalismus hingegen hat bis heute Gültigkeit.

Die Schrödinger-Welle als historischer Deutungsversuch


Erwin Schrödinger suchte nach der materiellen, realen Grundlage seiner abstrakt-mathematischen Wellenfunktion. Etwas "greifbar Reales" sah er in den "elektrodynamisch wirksamen Fluktuation der elektrischen Raumdichte"[4]. Dem Höfling Lehrbuch der Physik[5] zufolge habe Schrödinger die Idee vom Elektron als "nahezu punktförmigen Teilchen" aufgegeben zugunsten der Idee, dass "die Masse und die Ladung des Elektrons nicht auf engem Raum konzentriert seien, sondern […] über einen größeren Raum verteilt gedacht werden müssen". Dort wo die de-Broglie-Welle die größte Amplitude habe sei "die Masse und die Ladung dichter", und wo die Amplitude Null ist sei "keine Masse und keine Ladung vorhanden". Schrödinger war mit dieser Sicht nicht alleine. Auch der Physiker Louis de Broglie deute die Wellen als materiell real[8].

Schrödingers Vorstellung von der Elektronenwelle könne die Frage beantworten, wie "ein Elektron beim Durchgang durch ein Kristallgitter die Inforamtion erhält, daß in einiger Entfernung von seiner Bahn in regelmäßiger Anordnung viel Kristallatome vorhanden sind. Ohne eine solche Information wäre es kaum verständlich, daß die Anordnung dieser Atome die Gestalt der Beugungsfigur […] bestimmen könne"[5]. Schrödinger zufolge würde dieses Problem dadurch gelöst, dass das Elektron "wie eine räumlich ausgedehnte Wolke durch das Kristallgitter hindurchfliegt." Der Kontakt mit den so berührten Gitterpunkten bestimmt dann den weiteren Verlauf[5].

Schrödingers Deutung ließ sich jedoch nicht aufrecht erhalten, da Elektronen eindeutig Teilchencharakter zeigen[6][7]. Ein weiteres Problem war das Auseinanderlaufen von Wellen: um ein Teilchen eng begrenzt auf einen Raumbereich mathematisch zu modellieren, benutzt man sogenannte Wellenpakete. Diese Wellenpakete, so zum Beispiel der Physiker Max Born, würden aber mit der Zeit ihre Form verändern, insbesondere "auseinander laufen"[10]. Das bemerkte auch Werner Heisenberg[13]. Denn damit würde sich das Elektron über immer größere Raumbereiche ausbreiten, was aber für individuelle Elektronen nicht zutrifft. Hier muss gefragt werden, ob Born Einwand gegenüber Schrödinger die Idee von sogenannten Solitonen mit einschloss. Solitone sind Wellenpakete, die gerade nicht auseinander laufen. Das Soliton könnte Schrödingers Auffassungen zumindest für räumlich begrenzte Wellen stützen. Schrödinger selbst äußerte sich noch 1952 eindeutig so, dass er die Teilchen nur "als ob" existierten, als vorübergehende Phänome, die tatsächlich erzeugt werden von den realeren Wellen. Über Teilchen wie "Atome" oder "Moleküle" schreibt er:

ZITAT:

"am ehesten darf man sie sich vielleicht als mehr oder weniger vorübergehende Gebilde innerhalb des Wellenfeldes denken, deren Gestalt aber, und strukturelle Mannigfaltigkeit im weitesten Sinne des Wortes, so klar und scharf und stets in derselben Weise wiederkehren durch die Wellengesetze bestimmt ist, daß vieles sich so abspielt, als ob es substantielle Dauerwesen wäre."[12]

Das Zitat zeigt deutlich, dass Schrödinger den Wellen die fundamentalere Wirklichkeit zuschreibt, die Teilchen sind nur "vorübergehende Gebilde".

Die heutige Interpretation


Schrödingers Kollege, Max Born, hatte sich schon früh gegen Schrödingers Deutung ausgesprochen.[9] Born legte dann eine alternative Deutung vor, indem er die Elektronen als Teilchen betrachtete. Die Wellenfunktion beschreibt dann nicht die Form oder Bewegung dieser Teilchen, sondern ausschließlich die Wahrscheinlichkeit, an einem bestimmten Ort und zu einer bestimmten Zeit ein Teilchen zu messen. Siehe auch Bornsche Wahrscheinlichkeitsinterpretation ↗

Fußnoten