Mantik
Wahrsagerei
Basiswissen
Als Mantik oder Mantie[1] bezeichnet man ganz allgemein die Wahrsagekunst[2], spezieller auch Techniken zur Deutung der äußeren Welt mit deren Hilfe die Zukunft vorausgesagt werden können (Geomantie, Hydromantie, Pyromantie), im Gegensatz etwa zu einer reinen Innenschau in die eigene Psyche[2]. Historisch sei die Mantik bereits bei den alten Babyloniern nachgewiesen[5], dort in enger Verbindung mit ihrer Vorstellung einer engen, harmonischen[2] Verwobenheit der Gestirne mit dem menschlichen Schicksal. Wo die Mantik den Lauf der Gestirne zur Deutung der Zukunft heranzieht wird sie zur Astrologie ↗
Fußnoten
- [1] 1856: "Mantie, griech., das Wahrsagen, Mantik, die Wahrsagekunst." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1856, Band 4, S. 92. Online: http://www.zeno.org/nid/20003425061
- [2] 1908: "Mantik (Mantie), bei den Griechen die Wahrsagekunst; im heutigen Sprachgebrauch die durch künstliche Mittel angestrebte Entschleierung der Zukunft, im Gegensatz zu der durch inneres Schauen (Prophetie) und göttliche Eingebung bewirkten Weissagung. Zu jenen künstlichen Mitteln gehört sowohl das diesem Zwecke gewidmete Studium der Naturerscheinungen (s. Geomantie, Hydromantie, Pyromantie, Astrologie etc.) als die Auslegung geworfener Stäbe (s. Rhabdomantie), Lose, Würfel, Karten und die Befragung der Toten (s. Nekromantie) und Dämonen. Diese der Zauberei sich nähernden, nicht eine freiwillige Offenbarung der höhern Wesen (Divination), sondern eine gewaltsame Aufdeckung des Schicksals anstrebenden Methoden gründen sich auf die Weltanschauung der alten Babylonier, nach der die Welt in ihrem Gang einer unabänderlichen und gesetzmäßigen, durch die Gestirnstellungen gegebenen Vorherbestimmung folgen sollte. Da nun alle Dinge der Welt untereinander und insbesondere mit dem Menschen in unmittelbarster Harmonie und Wechselwirkung stehen sollten, so durfte man mit Umgehung der Gottheit aus dem Stand und Wechsel der Naturdinge unmittelbar zu ersehen hoffen, welchen Gang das Welt- und Menschenschicksal nehmen würde. Die meisten der vom Altertum bis auf die Neuzeit gekommenen Methoden der M. waren bereits im alten Chaldäa völlig ausgebildet, und die neuern Keilschriftforschungen haben erwiesen, daß die Griechen und Römer mit Recht diese trügerische Wissenschaft als eine spezifisch chaldäische betrachteten. Vgl. Fr. Lenormant, La divination chez les Chaldéens (Par. 1875); Bouché-Leclercq, Histoire de la divination dans l'antiquité (das. 1879–1881, 4 Bde.). Allerdings berühren sich die hierher gehörigen Methoden ziemlich unmittelbar mit der Deutung des Vogelfluges und Hühnerfressens, der Blitze, der Eingeweide geschlachteter Opfertiere, der Befragung heiliger Tempelpferde (s. Augurn, Haruspices, Alektryomantie, Hieroskopie und Hippomantie), in denen man göttliche Fingerzeige voraussetzte, sowie mit der Traumdeutung, die noch unmittelbarer auf der Annahme göttlicher Eingebung fußte. Über die verschiedenen Gattungen der M. hat am eingehendsten Kaspar Peucer, der Schwiegersohn Melanchthons, geschrieben (Wittenb. 1553 u. ö.). Von den unzähligen Methoden der M. sind heute fast nur noch Punktierkunst, Chiromantie (s. d.), vor allem aber Karten- und Kaffeesatz-Wahrsagung im Schwange. Vgl. Weissagung und Orakel. – Die Araber verstehen unter M. (um-ul-mantik) die Wissenschaft der Logik." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 13. Leipzig 1908, S. 252. Online: http://www.zeno.org/nid/20007048378
- [3] 1911: "Mantik (vom grch. mantis, Seher), Wahrsagekunst." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 2. Leipzig 1911., S. 126. Online: http://www.zeno.org/nid/2000133249X
- [4] 1999: Fritz Graf: Divination/Mantik. In: Religion in Geschichte und Gegenwart, 4. Auflage, Band 2, Tübingen 1999, Sp. 883–886, dort die Seiten 883 bis 885.
- [5] Stefan Maul: Divination. I. Mesopotamien. In: Der neue Pauly, Band 3, Stuttgart 1997, Sp. 703–706. Für Einzelheiten der Wahrsagung bei den verschiedenen Völkern siehe Manfried Dietrich, Oswald Loretz: Mantik in Ugarit, Münster 1990; Giovanni Pettinato: Die Ölwahrsagung bei den Babyloniern, 2 Bände, Rom 1966; Annelies Kammenhuber: Orakelpraxis, Träume und Vorzeichenschau bei den Hethitern, Heidelberg 1976; Frederick H. Cryer: Divination in Ancient Israel and its Near Eastern Environment, Sheffield 1994; Ann Jeffers: Magic and divination in ancient Palestine and Syria, Leiden 1996; Willem H. Ph. Römer: Zukunftsdeutungen in sumerischen Texten. In: Otto Kaiser (Hrsg.): Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Bd. 2: Orakel, Rituale, Bau- und Votivinschriften, Lieder und Gebete, Gütersloh 1986–1991, S. 17–55; Rosel Pientka-Hinz: Akkadische Texte des 2. und 1. Jahrtausends v. Chr. 1. Omina und Prophetien. In: Texte aus der Umwelt des Alten Testaments, Neue Folge Band 4: Omina, Orakel, Rituale und Beschwörungen, Gütersloh 2008, S. 16–60.