Astrologie
Wahrsagerei
Basiswissen
Als Astrologie bezeichnet man Methoden, mit denen man Aussagen über das persönliche Schicksal von Menschen auf Grundlage der Position der Gestirne machen möchte. Seit mindestens 1809[2] wird die Astrologie skeptisch betrachtet. Nach astrologischer Vorstellung haben die Gestirne einen Einfluss auf das Schicksal der Menschen[3], nicht aber Gewalt über den freien Willen[4]. Was aber ein Freier Wille innerhalb eines vorbestimmten Schicksals aussehen soll ist eine sicherlich schwer zu beantwortende Frage. Die Astrologie gilt aufgrund der fehlenden empirischen Überprüfungen oft als eine Pseudowissenschaft ↗
Fußnoten
- [1] Astrologie 1793, rein sachlich: "Die Astrologīe, (viersylbig,) plur. die -n, (fünfsylbig,) aus dem Griech. αστρολογεια die Kunst, aus dem Stande der Gestirne und ihrem Einflusse auf die Erdkugel künftige Dinge vorher zu sagen, ohne Plural, und ein Lehrbuch dieser Asterkunst mit demselben; die Sterndeutung. Daher der Astrolōg, des -en, plur. die en, der Sterndeuter; astrolōgisch, in dieser Kunst gegründet." In: Adelung, Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart, Band 1. Leipzig 1793, S. 456. Online: http://www.zeno.org/nid/20000031933
- [2] Astrologie 1809, als Wahn bezeichnet: " Die Astrologie, a. d. Griech. die Wissenschaft, aus den Stellungen der Gestirne zukünftige Dinge vorher zu sagen, welche sich von den Chaldäern über die Nationen der folgenden Zeiten verbreitet hat; die Sterndeuter heißen daher auch bei den ältern Schriftstellern Chaldäi, in der Folge gaben sie sich den Namen Mathematici. Der Wahn von dem Einflusse der Gestirne auf die menschlichen Schicksale ist so alt als die Welt und so menschlich, daß die Astrologen zu allen Zeiten wichtige Rollen gespielt haben. Noch in dem vorigen Jahrhundert hingen selbst große Astronomen an der Sterndeuterei. Keppler selbst stellte Nativitäten, wenn es verlangt wurde; er soll sich Wallenstein, der ihn 1629 nach Sagan berief, durch Vorhersagung seines Glücks zum Gönner gemacht haben. Morin (Astrologia Gallica. Hag. Com. 1661) suchte diese Kunst aus physischen und mathematischen Gründen zu erweisen." In: Brockhaus Conversations-Lexikon Bd. 1. Amsterdam 1809, S. 92-93. Online: http://www.zeno.org/nid/20000741795
- [3] Astrologie 1837. eher neutral: "Astrologie. Der Mensch, das vernünftige Wesen der Natur, fand bei genauerer Betrachtung der ihn umgebenden Welt, daß dieselben Gesetze, die er selbst als Gesetze des Verstandes und der Vernunft in sich trägt, sich auch in der Welt außer ihm wiederfinden, daß darin Alles nach ihnen geordnet und namentlich die Bewegung der Himmelskörper, die scheinbare und die wirkliche, nach diesen Gesetzen gerichtet sei. Dieß gab ihm unter allen Geschöpfen in der Welt die höchste Stellung, und so ist es wohl erklärlich, wie ihm der Gedanke kam, daß die großartigsten Bewegungen der Natur mit ihm, dem einzelnen Menschen, seinen Schicksalen, seiner Geburt und seinem Tode auf das Innigste zusammenhingen. Die Wenigen, die in alten Zeiten in die Tiefe der Wissenschaften einzudringen angefangen hatten, benutzten zu ihrem Vortheil diese Ansicht, daß das Leben und die Begegnisse des Menschen aus den Erscheinungen des Himmels zu lesen und zu ergründen seien, und nannten ihre Kunst, jenen Zusammenhang der Gestirne mit den Ereignissen unter denselben zu finden und zu deuten, Astrologie." In: Damen Conversations Lexikon, Band 1. Leipzig 1834, S. 336. Online: http://www.zeno.org/nid/20001712675
- [4] Astrologie, 1854, sehr kritisch gesehen: "Astrologie, eigentlich die Lehre von den Gestirnen, gebräuchlich indessen nur von der sog. Kunst, aus den Gestirnen die Zukunft vorauszusagen. Im Orient war die A., scheint es, seit undenklichen Zeiten einheimisch, wurde von den Griechen nicht besonders beachtet, um so mehr aber von den Römern, bei denen die Chaldäer und andere Astrologen sehr gute Geschäfte machten. Einen neuen Aufschwung erhielt sie durch die Araber, und von diesen ging sie auch auf das christl. Mittelalter über, jedoch nicht in der Weise, daß sie zum Fatalismus führte; so bemerkt z.B. der berühmte Prediger Bruder Berchthold wiederholt: die Sterne haben Kraft über Wetter, über Gewächse, über die Gesundheit der Menschen und Thiere, aber nicht über den freien Willen des Menschen. Der freigeisterische Hohenstaufe Friedrich II., der gewissenlose Politiker Ludwig XI. von Frankreich, Zwingli, Luther und Melanchton glaubten so gut als Wallenstein, Gustav Adolf, Tycho de Brahe, Kepler u.s.w. an die A.; auch heutzutage hat sie noch ihre Anhänger. Bei dem unveränderlichen Stande der Fixsterne (wenigstens waren sie es für die alten Beobachter) konnte nur der Stand der Planeten von Bedeutung sein; demgemäß war der Himmel in sog. Häuser eingetheilt, die ominöse Namen trugen, z.B. des Todes, der Würden u.s.w. Bei der Geburt eines Menschen wurde der Stand des Planeten zu diesen Häusern beobachtet, besonders der Stand der minder günstigen und ganz ungünstigen Planeten zu den günstigen; dies hieß man einem das Horoskop oder die Nativität stellen; die Vorhersagungen waren aber mit so viel »wenn« und »aber« verclausulirt, daß man die Sternenorakel nach jeder Seite drehen und wenden konnte." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1854, Band 1, S. 301. Online: http://www.zeno.org/nid/20003211738
- [5] Astrologie, 1857, verhalten skeptisch: "Astrolŏgie (v. gr.), 1) früher die Sternkunde im Allgemeinen, später 2) Sterndeutung, der Theil der Sternkunde, welcher sich mit dem vermeintlichen Einfluß der Gestirne auf die Erde u. deren Bewohner beschäftigt, u. die Weissagung der menschlichen daraus. Nach der Meinung der Astrologen sollen nämlich die Gestirne nicht nur auf Witterungs- u. andere physikalische Verhältnisse der Erde (was bei Sonne u. Mond augenscheinlich u. unbezweifelt, von den anderen Weltkörpern unseres Sonnensystems wahrscheinlich ist) einwirken, sondern dieser Einfluß sich auch auf das Schicksal von Völkern, Familien u. einzelnen Personen ausdehnen, u. man soll nach dem Stande der Planeten bei der Geburt eines Menschen dessen Schicksal, u. nach den gegenseitigen Verhältnissen derselben zu einer bestimmten Zeit, den Ausgang einer sich in dieser zutragenden Begebenheit vorher bestimmen können (s. Constellation, [856] Horoskop, Nativitätstellen). " Es folgt eine noch längere Ausführung. In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 856-857. Online: http://www.zeno.org/nid/20009420401
- [6] Astrologie 1905, skeptisch: "Astrologie (»Sternlehre«), bei Griechen und Römern die Astronomie, nach jetzigem Sprachgebrauch die Kunst, aus dem Lauf und der Stellung der Gestirne das Zukünftige, besonders das Schicksal der Menschen, vorherzusagen." Es folgt ein langer Abriss der Historie sowie eine Erklärung verschiedener astrologischer Denkfiguren. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 2. Leipzig 1905, S. 4-5. http://www.zeno.org/nid/20006261434
- [7] Astrologie, 1907, gilt als erledigt: "Astrologie (gr. astrologia), ursprünglich von gleicher Bedeutung wie Astronomie, heißt später die angebliche Wissenschaft oder Kunst, aus den Sternen das Geschick der Menschen zu deuten. Dieser uralte, noch heute nicht vollständig überwundene Aberglaube blühte vom 14. – 16. Jahrh., empfing aber durch das kopernikanische System den Todesstoß, durch welches die Erde zum Planeten unter Planeten herabsank. Vgl. Mensinger, Über ältere und neuere Astrologie. Berlin 1872. Häbler, Astrologie im Altertum 1879." In: Kirchner, Friedrich / Michaëlis, Carl: Wörterbuch der Philosophischen Grundbegriffe. Leipzig 1907, S. 69. Online: http://www.zeno.org/nid/20003578313
- [8] Astrologie 1911, sachlich: "Astrologīe (grch.), Sternkunde, bes. Sterndeutekunst, die vermeintliche Kunst, aus der Stellung der Gestirne (Konstellation, s.d.) zukünftige Ereignisse, bes. das Schicksal der Menschen vorherzusagen, wurde nach den Keilinschriften schon von den Sumeriern, den ältesten Bewohnern Mesopotamiens, geübt und ging von diesen auf die spätern semit. Völker dieser Gegenden über. Eine ausgebildete A. besaßen auch die ägypt. Priester. Von Ägypten aus verbreitete sie sich über Griechenland und Rom nach dem Abendlande. Vom 7. bis 13. Jahrh. wurde sie von den Arabern mit Eifer betrieben, in den nächstfolgenden Jahrhunderten selbst von den größten Gelehrten und Astronomen (Paracelsus, Cardanus, Tycho Brahe, Kepler u.a.). Vgl. – Mayer (1891), Förster (1901)." In: Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 113. Online: http://www.zeno.org/nid/20000921955