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Das Banner der Rhetos-Website: zwei griechische Denker betrachten ein physikalisches Universum um sie herum.

Wahrheitskriterium

Definition

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Basiswissen


Auf der Suche nach Erkenntnis, Sicherheit und Wahrheit sucht der Mensch immer wieder nach einem einzigen stärksten Kriterium oder Prinzip für wahr und falsch. In der Mathematik beispielsweise ist dieses Kriterium die Widerspruchsfreiheit, in der Physik die Übereinstimmung mit der Naturbeobachtung und im Rechtswesen ein gültiges Urteil.

Beispiele


Unterschiedliche Wissenschaftsdisziplinen verwenden verschiedene Kriterien um die Brauchbarkeit einer Theorie zu bewerten. Hier stehen einige Beispiele dazu.

Wissenschaft allgemein


  • Die innere Widerspruchsfreiheit des Gedankengebäudes

Aussagenklogik


  • Aus einer Aussage folgt zwingend eine andere.
  • Es ist uneherblich, ob die erste Aussage wahr ist.

Gleichungslehre


  • Bei Gleichungen heißt wahr: links und rechts steht derselbe Zahlenwert ↗

Physik


  • Aussagen müssen zukünftige Ereignisse vorhersagen können.[1][2][3]
  • Zu zukünftigen Ereignissen zählen auch Messerergebnisse.

Chemie


  • Wie die Physik ist die Chemie auch eine Erfahrungswissenschaft.
  • Wahrheitskriterium ist also auch hier: die Vorhersagbarkeit

Jura


  • Widerspruchsfreiheit zu bestehenden Gesetzen
  • Zum Teil auch: Sitte und Gewohnheit

Ingenieurwissenschaften


  • Die Bewährung im Alltag des Nützlichen.
  • Was funktioniert wird akzeptiert.

Demokratie


  • Mehrheitsentscheidungen oder ...
  • geregelte institutionelle Abläufe

Theologie


  • Zumindest in der katholischen Theologie:
  • Übereinstimmung mit der Bibel und dem Dogma.

Aufklärung


  • Mit der Vernunft lässt sich alles bestens regeln.
  • Das gilt vor allem für soziale, gesellschaftliche Fragen.

Pragmatismus


  • Nur was nützlich ist, kann auch wahr oder interessant sein.

Fußnoten


  • [1] Der Physiker und Nobelpreisträger Richard Feynman (1918 bis 1988) betonte immer wieder, dass die Vorhersagbarkeit das wesentliche Wahrheitskriterium der Physik ist: "Wir Physiker müssen uns mit diesem Problem herumschlagen, daß es nicht darauf ankommt, ob uns eine Theorie paßt oder nicht. Sondern darauf ob die Theorie Vorhersagen erlaubt, die mit dem Experiment übereinstimmen. Es geht nicht darum, ob eine Theorie philosophisch bestrickend oder leicht zu verstehen ist oder dem gesunden Menschenverstand von A bis Z einleuchtet." In: QED: Die seltsame Theorie des Lichts und der Materie. Piper Verlag. 1. Auflage 1992. ISBN: 3-492-21562-9. Siehe auch QED (Feynman) ↗
  • [2] Die Schrödingergleichung verdankt ihr hohes Ansehen nur den Umstand, dass man mit ihr gut etwas vorhersagen kann: "Sie (die Schrödingergleichung) lässt sich nicht aus Bekanntem herleiten, vielmehr wollen wir sie als eine der Grundgleichungen der Quantenmechanik betrachten, deren Gültigkeit durch ihre Fähigkeit erwiesen ist, die richtigen Vorhersagen zu machen." In: Theo Mayer-Kuckuk: Atomphysik. Eine Einführung. 2. durchgesehene Auflage. B. G. Teubner. Stuttgart, 1980 (erste Auflage 1977). ISBN: 3-519-13042-4. Dort im Kapitel "2.3 Die Schrödinger-Gleichung", Seite 40. Siehe auch Schrödingergleichung ↗
  • [3] Vorhersagbarkeit und nicht Erklärung ist das einzige Ziel der Physik: "The only object of theoretical physics is to calculate results that can be compared with experiment... it is quite unnecessary that any satisfactory description of the whole course of the phenomena should be given." In: Paul Dirac: The Principles of Quantum Mechanics (1930).