Rolleftal-Viadukt
Physik unterwegs
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Einführung|
Das Viadukt|
Ortsbeschreibung|
Geschichte|
Die Konstruktion|
Messung der Höhe|
1: direkt über die Seillänge|
2: Freifall-Messung|
3: Pendel-Messung|
4: über den Strahlensatz|
5: über den Tangens|
6: über die Schattenlänge|
7: Mit einem Laserentfernungsmesser|
8: Geodaten von Google Earth|
Über Photoauswertung|
Allgemein Notizen zur Messung|
Fußnoten
Einführung
Das Rolleftal-Viadukt, auch Rolleftalbrücke genannt, liegt etwa 8 Kilometer vom Aachener Dom aus in südöstlicher Richtung. Das Viadukt wurde im Jahr 1885 als Eisenbahnbrücke für die sogenannte Vennbahn gebaut. Im zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, dient sie heute als Brücke für Radfahrer und Fußgänger. Für diese Brücke sind hier einige Höhenmessungen mit einfachsten physikalischen Mitteln geplant.
Das Viadukt
Ortsbeschreibung
- Koordinate WGS84 50° 44′ 25,53″ N: 6° 10′ 6,27″ O 50,74042°N: 6,16841°O
- Koordinate UTM 32.300.217,94 m: 5.624.783,58 m
- Koordinate Gauss/Krüger 2.511.931,80 m: 5.622.783,47 m
- Die Brücke liegt etwa 8 Kilometer südöstlich der Aachener Innenstadt zwischen Brand und Breinig.
- Der Rollefbach ist ein Zusammenfluss des Oberforstbacher Bach(Quelle zwischen Oberforstbach und Schleckheim) und dem Holzbach (Quelle Autobahnraststätte Lichtenbusch).
- Der Rollefbach selbst ist rund 4,6 Kilometer lang.
- Wenige hundert Meter bachabwärts mündet der Rollefbach in die Inde, die wiederum in die Rur fließt.
- Die Hänge fällen beide sehr steil hin zum Rollefbach ab.
Geschichte
- Das Viadukt wurde im Jahr 1885 fertiggestellt.[1 ] Es war Teil der Vennbahnstrecke von Stolberg nach Monschau. Am Ende des Zweiten Weltkriegs, zerstörten deutsche Sprengkommandons viele Brücken der damaligen Vennbahn: "Als sich die deutschen Truppen, vor den stetig vorrückenden alliierten Verbänden, hinter den Westwall zurückziehen mußten, jagten motorisierte Sprengkommandos der deutschen Pioniere die halbe Vennbahn in die Luft. Lediglich das abseits gelegene Viadukt über das Rolleftal zwischen Aachen-Brand und Kornelimünster blieb verschont."[6] Das Viadukt über den Rollefbach kam als weitgehend unversehrt aus dem Krieg heraus. Nach dem Krieg wurde der Zugverkehr von Stolberg nach Monschau wieder aufgenommen. 1959 schließlich wurde der Personenverkehr eingestellt.[6] Um 1982 fuhren dann keine Züge mehr zwischen Stolberg und Kornelimünster, also auch nicht mehr über das Rolleftal-Viadukt.[1]
Die Konstruktion
"Auf dem Vennbahn-Abschnitt zwischen dem Aachener Stadtbezirk Brand und der Ortschaft Kornelimünster erstreckt sich das Rollefbach-Viadukt mit seinen 25 Metern Höhe über das gleichnamige Tal. In seiner Länge von 128 Metern wurde es im Jahre 1885 im Zuge des Ausbaus der Vennbahn als typische Pfeiler- und Bogenkonstruktion fertiggestellt; für den Bau verwendete man Kalkstein aus der umliegenden Gegend.[2][3] Noch bis 1982 befuhr die Vennbahn das Bauwerk, das heute denkmalgeschützt und ein Teil des Vennbahnradwegs ist."[1]
Messung der Höhe
Für die Höhe der Brücke über der Talsohle gibt es unterschiedliche Angaben: zwei Mal werden 25 Meter genannt[1][2] sowie mehrmals auch 30 Meter[4]. Keine der Quellen präzisiert aber, ob die Höhe etwa von der Fahrbahn bis zur Bachwasseroberfläche oder von der Geländerbrüstung bis zum festen Fußweg auf der Talsohle gemessen wurde.
Mit einfachsten physikalischen Mitteln, ohne elektronische Messgeräte, soll die Höhe nun abgeschätzt werden. Dazu sollen drei Methoden angewendet und die Ergebnisse verglichen werden.
1: direkt über die Seillänge
Man lässt ein Seil über die gesamte Strecke der Brückenhöhe senkrecht nach unten herab hängen. Dass das Seil ausreichend straff und damit gerade bleibt, beschwert man es am unteren Ende mit einem Gewicht, etwa einer Kugel aus Blei. Man markiert dann, etwa mit einem Klebeband am Seil den oberen Anfang der Messstrecke. Anschließend kann man das Seil längs entlang auf der Brücke gestreckt auslegen und mit einem Maßband die Höhenstrecke messen.
Das aber bringt ein Problem mit sich: unter Last dehnen sich die meisten Seile und Schnüre stark aus. Dieser Effekt muss nach der Messung wieder herausgerechnet werden. Die ohne Last horizontale auf der Brücke ausgelegte Seilstrecke ist tatsächlich etwas kürzer als die tatsächlich zu messende Höhe. Siehe dazu auch WH54 20250325 Inventar Nautik-Seil ↗
Material
- Geeignetes Seil, z. B. WH54 20250325 Inventar Nautik-Seil ↗
- Gewicht, z. B. 1,5 kg Kugel aus Blei ↗
2: Freifall-Messung
Ein kleiner und möglichst schwerer Gegenstand, etwa ein kompakter rundlicher Stein, wird vom Brückengeländer aus nach unten fallen gelassen. Dabei wird die Falldauer, also die Zeit vom Loslassen bis zum Aufschlag auf dem Boden, gemessen. Das soll einmal mit einer Stoppuhr und einmal über die Auswertung eines Films passieren.
Über die Formel für einen sogenannten Freien Fall s = ½·g·t² kann man dann bei bekannter Erdfallbeschleunigung g = 9,81 m/s² und der gemessenen Falldauer t die Höhe abschätzen. Wenn der Gegenstand zum Beispiel genau zwei Sekunden fällt, erhält man durch Einsetzen den Term: ½·9,81·2². Das gibt ausgerechnet rund 20. Also wäre die Fallstrecke s dann 20 Meter. Eine ähnliche Messung wurde mit einigermaßen zufrieden stellender Genauigkeit an einer Schleuse am Main durchgeführt. Siehe dazu Freier Fall (Staustufe Mühlheim) ↗
Material
- Eine für Filme geeignete Kamera ↗
- Kleiner schwerer Stein ↗
- Eine Stoppuhr ↗
3: Pendel-Messung
Eine zweite Möglichkeit die Höhe über einfachste physikalische Prinzipien abzuschätzen verwendet die Formel für die Periodendauer eines einfachen Fadenpendels. Man hängt ein schweres kleines Gewicht an das untere Ende einer langen stabilen und wenig dehnbaren Schnur. Dann versetzt man das Gewicht in eine Hin- und Herbewegung. Die Periodendauer ist die Zeit (z. B. in Sekunden), die das Gewicht für eine ganze Hin- und Herbewegung benötigt.
Die Formel T = 2·π·√(l/g) bezeichnet man auch als das sogenannte Pendelgesetz. Das große T steht hier für die Periodendauer in Sekunden, das π ist das kleine griechische Pi und steht für die Kreiszahl, etwa 3,14. Das kleine l steht für die Länge des Fadenpendels in Metern. Und g ist wieder die Erdfallbeschleunigung von etwa 9,81 m/s². Siehe auch Pendelgesetz ↗
Stellt man die Formel um nach l und misst man dann die Zeit eine komplette Periode, so kann man dann durch Einsetzen der bekannten Werte die gesuchte Länge l berechnen:
- T = 2·π·√(l/g) | umstellen nach der Länge l
- l = (T/(2·π)²·g
- Mit T = 9 s, π ≈ 3,14 und g = 9,81 m/s²:
- l ≈ (9/6,28)²·9,81
- l ≈ 20 Meter
Material
- Seil, mindestens 30 Meter lang[7] WH54 20250325 Inventar Nautik-Seil ↗
- Schweres Gewicht mit Öse, z. B. aus Blei ↗
- Stoppuhr