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Itertalviadukt

Physikalisch

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Basiswissen


Das Itertalviadukt am südöstlichen Ortsrand von Kornelimünster bei Aachen überspann den Iterbach. Erbaut wurde die Brücke um 1885[1]. Ende des zweiten Weltkrieges wurde sie von den sich zurückziehenden deutschen Truppen teilweise gesprengt.[2]



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Das Itertalviadukt: mit einer maximalen Höhe über Grund von vielleicht 22 Metern überspannt das Viadukt hier den Iterbach bei Kornelimünster nahe Aachen. © Sebastian Schieferdecker ☛


Daten


  • Lage: Südlich des Bahnhofes Kornelimünster, auf Streckenkilometer 9,8 der ehemaligen Vennbahn
  • Koordinaten nach Google Maps: 50.72471926416676, 6.1867663352495
  • Koordinaten: 50 °43′34″ N, 6 °11′14″ E
  • Länge: etwa 120 m, gemessen über Google Maps.
  • Höhe: etwa 20 bis 22 Meter über Grund (siehe unten)
  • Baujahr: Errichtet im Jahr 1885[1] im Zuge des Baus der Vennbahn (Rothe Erde–Monschau).
  • Inbetriebnahme der Gesamtstrecke: 30. Juni 1885
  • Ab 10/11. Sept. 1944 keine Personenbeförderung mehr[2]
  • Gegen Kriegsende Sprengung durch deutsche Truppen[3][4][5]
  • Wiedereröffnung für den Bahnverkehr: 1959[5]
  • Überquert den Iterbach[6]

Höhenmessung


Die Rundbogenbrücke hat beiderseitig der Fahrbahn oben eine leichte in Stein gefasste Erhöhung. Die Oberkante dieser Steinfassung ist der obere Bezugspunkt der Höhenmessung. Die mittleren und damit im Iterbachtal auch die längsten Säulen hatten alle einen unteren Vorsprung ähnlich einer Fensterbank als Sockel. Je nach Gelände lag die Oberkante dieses Sockels in der Gegend von 1,50 Meter über der Grasnarbe. Die Oberkante des Socklevorsprungs diente als unterer Bezugspunkt.

Bandmaß


Von der Oberkante der Brücke bis zur Oberkante des unteren Sockels plus noch einmal die Länge eines dort herausgeschlagenen Steinblocks von vielleicht 20 cm Höhe wurde die Höhe mit einem herabhängenden Bandmaß gemessen. Um das Bandmaß straff zu halten, war am unteren Messpunkt eine Person, die Seil nach unten zog, ohne es aber zu längen. Die so gemessene Höhe lag bei 19,43 Metern. Bis zur Oberkante des unbeschädigten unteren Sockelvorsprungs wäre die Höhe dann etwa 19,2 Meter. Die Höhe von der Oberkante des unbeschädigten Sockelvorsprung bis zur Grasnarbe war dann etwa 1,6 Meter. Die Angaben beziehen sich auf den vierten Pfeiler von Osten aus gesehen. Ergebnis: 19,2 Meter

Freier Fall


Mehrere Holzstücke wurden im freien Fall von oben herab fallen gelassen. Der Fall begann an der Oberkante der Brücke oben. Er endete je nach Flugbahn auf der Oberkante des unteren Sockels oder auf der umliegenden Wiese. Über s=½at² und a=9,81 m/s² kann man die Fallhöhe berechnen.

Pendelmethode


Aus einer Höhe von 1,25 Metern oberhalb der Steinkante der Brücke, etwa auf Höhe des Geländers, wurde eine Pendel so herabgehängt, dass sein unteres Bleigewicht genau auf Höhe der Oberkante des unteren Sockelvorsprungs war. Insgesamt 10 vollständige Schwingungen dauerten 91 Sekunden, eine Schwingung also 9,1 Sekunde. Damit kommt man über das Pendelgesetz T=2·pi·Wurzel(l/g) auf eine Länge von 20,6 Metern. Zieht man davon die 1,25 Meter Höhe des Geländers ab, kommt man auf eine Höhe zwischen den zwei oben beschriebenen Bezugspunkten von 19,35 oder rund 19,4 Metern. Ergebnis: 19,4 Meter Siehe mehr unter Höhenmessung (Pendelmethode) ↗

Strahlensatz


Die verschiedenen Brückenpfeiler im Tal des Iterbaches hatten unten einen Sockel, dessen Oberkante für alle Pfeiler auf derselben Höhe zu liegen schien. Ein Meterstab wurde dann auf einem Sockel so platziert, dass bei einer Peilung mit einem Auge über den Rand der Sockelkante das obere Ende des Meterstabes mit der Oberkante der eins weiter liegenden Säule zur Deckung gebracht wurde. Dann wurde der Abstand des Auges zum Fußpunkt des Meterstabes bestimmt. Mit einer angelegten Wasserwaage wurde dabei sichergestellt, dass der Meterstab mehr oder minder senkrecht stand. Der Fußpunkt des Meterstabes lag dann 1,06 Meter vom Auge entfernt. Der Fußpunkt der Höhenlinie der benachbarten Säule lag 21,2 Meter vom Auge entfernt. Diese Entfernung wurde mit einem Maßband gemessen. Über den Strahlensatz kommt man so zu einer Höhe von genau 20 Metern. Anzumerken ist, dass die Oberfläche des unteren Sockels als Standfläche für den Meterstab recht uneben war. Hier würde eine angelegte längere Wasserwaage als Standfläche zu möglicherweise zuverlässigeren Ergebnissen führen: Ergebnis: 20,0 Meter

Pendelquadrant


Von der Tahlsohle aus wurde in Höhe des von Osten aus gesehen fünften Pfeilers die Höhe gemessen: Aus einer lotrechnen Entfernung von 18 Metern wurde die Oberkante der Brücke unter einem 46° bis 47° aus einer Standhöhe von etwa 1,8 Metern angepeilt (Heim). Über den Tangens kommt man so auf eine Höhe der Oberkante der Brücke bis zur Augenhöhe der Messperson von rund 18,97 Metern. Diese Augenhöhe von 1,8 Metern über der Grasnarbe liegt auch gut 30 cm über der Höhe der oberen Kante des unteren Sockels, weshalb diese 0,3 Meter noch zum Messergebnis hinzuaddiert werden müssen. Damit kommt man auf eine Höhe zwischen den zwei Bezugspunkten von rund 19,2 Metern. Dieselbe Messmethode wurde auch noch einmal auf dem Rücken liegend durchgeführt. Dabei wurde dieselbe Oberkante der Brücke unter einem Winkel von 48° anvisiert. Das ergibt eine Höhe der Brücke über der Grasnarbe von fast genau 20 Metern. Zieht man davon die Höhe bis zum unteren Bezugspunkt von etwa 1,5 Metern, kommt man so auf eine Höhe zwichen den zwei Bezungspunkten von 18,5 Metern. Von den zwei etwas voneinander abweichenden Messergebnissen nehmen wir dann das arithmetische Mittel. Ergebnis: 18,9 Meter

Jakobsstab


Mathematisch ähnlich wie die Messung mit einem Pendelquadranten verlief die Höhenmessung mit einem selbst gebauten Jakobsstab aus Karton. Auf dem Rücken liegend von einer Entfernung von 18 Metern zum nächsten Brückepfeiler (am Aufschlagort der Bleikugel, siehe unten), wurde der Winkel zwischen der Grasnarbe und der Oberkante der Brücke als oberem Bezugspunkt einmal zu 49° (Sebastian) und einmal zu 51° (Heim) Grad bestimmt. Über den Tangens gelant man so zu einer Höhe der Brücke von 20,7 m bis 22,2 m. Zieht man davon wieder jeweils 1,5 Meter als Höhe der Vorsprung am unteren Pfeilersockel ab, kommt man zu einer Höhe von 19,2 bis 20,7 Metern zwischen den Bezugspunkten. Davon nehmen wir wieder das arithmetische Mittel. Ergebnis: 20 Meter

Schattenlänge


Um 13.54 Uhr war die Länge zweier senkrecht übereinander gestellten Meterstäbe (also eine 2-Meter-Stabes) 1,09 Meter. Die Länge des Schattens eines erkennbaren Vorsprungs der Oberkante der Brücke auf dem Grasboden im Tal war 11,3 Meter. Damit kommt man auf eine Höhe (Geländeunebenheite unberücksichtigt) von 20,73 Metern. Die Oberkante des unteres Sockels war etwa 1,3 Meter über dem Grasboden. Zieht man diese 1,3 Meter vom vorherigen Messwert ab, erhält man die Höhe zwischen den zwei Bezugspunkten: 19,4 Meter

Drohnenflug


Eine Flugdrohne wurde aus der Höhe der Oberkante des unteren Sockels gestartet. Diese Starthöhe hatte den Bezugswert 0 Meter. Die Oberkante oben auf der Brücke lag in der Anzeige der Drohne dann 19 bis 20 Meter höher. Wieder wurde das arithmetische Mittel gebildet. Ergebnis: 19,5 Meter

Barometrische Messung


Über die App Phyphox der RWTH Aachen wurde um etwa 14.07 bis 14.10 der Luftdruck am unteren und am oberen Bezugspunkt gemessen: unten waren es 999,31 mbar und oben waren es 996,9 mbar. Hier steht die Auswertung über die barometrische Höhenformel noch aus.

Bunkerbrecher-Kugel


Zum Abschluss warf einer von uns eine Bleikugel mit 6,4 cm Durchmesser und einer Masse von 1505 Gramm von gut 1,8 Metern oberhalb der Brückenoberkante in einer nach oben geführten Parabel ins Tal. Dort schlug die Bleikugel in einer lotrechten Entfernung von ziemlich genau 18 Metern (Maßband) in den lehmigen Untergrund ein. Die Eindringtiefe lag bei rund 5 cm, der Kraterdurchmesser bei gut 6 cm. Das Herauslösen der Bleikugel aus dem Boden erforderte viel Kraft. Die Wucht beim Impakt (Aufschlag) muss recht groß gewesen sein. Geht man von einer Fallhöhe von vielleicht 23 Metern aus, so lag die potentielle Höhenenergie im höchsten Punkt des Fluges nach dem Term mgh bei etwa 338 Joule. Damit kommt über Gleichsetzen mit dem Term für die kinetische Energie ½mv² auf eine Geschwindigkeit im Moment des Impakts von etwa 21 m/s oder gut 76 km/h. Interessant war, dass die Bleikugel einer Fallhöhe von etwa 2 Metern von der Grasfläche ein kleines Stück an Höhe zurückfederte. Der Wurf wurde von einer Drohne und mit einem Handy gefilmt. Was man mit diesen Daten sonst noch anfangen kann, ist noch unklar. Siehe mehr unter Wurfparabel (Bleikugelflug) ↗

Fazit zur Höhe


Von der Oberkante der beidseitigen Steineinfassung der Fahrbahn bis zur Oberkante eines unteren Sockelvorsprungs an den höchsten Pfeiler liegt das das Minimum bei 18,9 und das Maximun bei 20,0 Metern. Als sehr zuverlässig gilt die Messung mit dem Maßband mit 19,2 Metern. Es soll daher eine Wert von etwa 19,2 Metern als Höhe zwischen den Bezugspunkten angenommen werden. Zu dieser bauwerksinternen Höhe kommen dann je nach Höhe des Geländes noch 1,3 oder 1,5 Meter am Talhang bis vielleicht (geschätzt) 3 Meter bis zur Gewässeroberfläche des Iterbachs hinzu. Damit kommt man auf eine Höhe der Brückenfahrbahn über dem tiefst gelegenen Punkt der Talsohle von etwa 22 Metern.

  • Höhe zwischen den Bezugspunkten innerhalb des Bauwerks: 19,2 Meter
  • Höhe über Grund, maximal vielleicht: 22 Meter

Ausblick


Nicht genutzt wurde die Möglichkeit, die Höhe der Pfeiler über die Höhe der einzelnen Bauquader abzuschätzen. Diese scheinen aus einem Material ähnlich wie Condroz-Sandstein zu bestehen und eine Höhe von vielleicht 20 cm zu haben. Auch könnte noch die Höhe der Fahrbahn über der Gewässeroberfläche näher bestimmt werden. Die obige Schätzung kann aus Erfahrung sehr täuschen, da Höhenunterschiede aufgrund von Gefälle schwer einzuschätzen sind.

Sonstiges


Das Baumaterial der Pfeiler sieht nach Augenschein aus wie der sogenannte Condroz-Sandstein, der in der Region an verschiedenen Stellen abgebaut wurde. Dieser Stein entstand vor rund 376 bis 360 Millionen Jahren in der erdgeschichtlichen Zeit des Devon. Es wurden Sande in flachen Meeresbereichen abgelagert, die später zu Stein wurden (Diagenese). Siehe auch Condroz-Sandstein ↗

Fußnoten


  • [2] Am 10/11. September 1944 wurde kriegsbedingt der Personenverkehr auf der Strecke eingestellt. In: Reinhard Gessen (Baesweiler): Rothe Erde - Brand - Kornelimünster - Walheim. Abgerufen am 18. Juni 2025. Online: https://www.gessen.de/str/rothewal.html
  • [3] Auf einer schwarz-weiß Aufnahme sieht man mehrere Personen mit Fahrrädern, die eine zerstörte Eisenbahnbrücke betrachten. Im Bildvordergrund hängen die Schienen gebogen vom unversehrten in den weggesprengten Teil der Brücke herab. In: Gesprengtes Viadukt. Westdeutscher Rundfunk Köln. In der Bildbeschreibung heißt es, die Brücke befinde sich an der Straße "Iternberg". Online: https://digit.wdr.de/entries/50886
  • [4] "Durch Sprengkommandos der sich zurückziehenden deutschen Wehrmacht wurden große Schäden an den Gleisanlagen angerichtet, um den Einmarsch der gegnerischen Truppen zu Erschweren. Das Viadukt über das Iterbachtal bei Kornelimünster wurde kurzerhand gesprengt. Das Viadukt über das Rollefbachtal bei Brand wurde allerdings verschont." In: Reinhard Gessen (Baesweiler): Rothe Erde - Brand - Kornelimünster - Walheim. Abgerufen am 18. Juni 2025. Online: https://www.gessen.de/str/rothewal.html
  • [5] "Die Reichsbahndirektion Köln verzeichnete am Ende des Zweiten Weltkrieges verheerende Zerstörungen an ihren Bahnanlagen. Schon die zurückweichenden Einheiten der deutschen Wehrmacht hatten in der Region Aachen an der Strecke Stolberg – Walheim am 11. September 1944 die Falkenbachbrücke und den Rüstbachviadukt sowie am 13. September 1944 an der Strecke Aachen-Rothe Erde – Walheim den Iterbachviadukt und eine Straßenbrücke am Bahnhof Kornelimünster gesprengt." Man sieht auch ein schwarz-weiß-Bild der gesprengten Brücke aus der Sammlung von Harald Kurowski. Nach dem Krieg und nach der Währungsreform wurden "für die Wiederherstellung des gesprengten Iterbachviadukts [...] in diesem Zusammenhang bspw. Gesamtkosten von 130.000 DM veranschlagt." Am 20. August 1950 wurde die Bahnstrecke mit dem Itertalviadkukt wieder neu eröffnet. Man sieht, wie ein Zug gezogener von einer Dampflok die Brücke befährt. Ein 1959 aufgenommenes Bild zeigt die Brücke auf einer Luftaufnahme. In: Roland Keller: Wiedereröffnung des Eisenbahnverkehrs von Kornelimünster nach Walheim am 20. August 1950. 19. August 2010. Online: https://www.eisenbahn-stolberg.de/wiedereroffnung-des-eisenbahnverkehrs-von-kornelimunster-nach-walheim-am-20-august-1950
  • [6] Der Iterbach entspringt im Osthertogenwald, südlich von Raeren in Belgien bei 50° 38′ 19″ N, 6° 7′ 17″ O. Am Grenzstein 927, nahe der Ortschaft Sief, überschreitet er die Grenze nach Deutschland und mündet nach 15,4 Kilometern in Kornelimünster bei 50° 43′ 34″ N, 6° 11′ 14″ O in die Inde, die wiederum über die Ruhr und die Maas in die Nordsee entwässert. Siehe auch Inde ↗