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Bodysurfing

Physik

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Definition


Als Bodysurfing bezeichnet man ein Surfen aus steilen oder sich brechenden Wellen ganz ohne die Verwendung von Auftriebskörpern.[1] Als Geburtstunde des systematisch betriebenen Bodysurfens gilt das Jahr 1931.[2] Heute hat sich das Bodysurfing als Sport etabliert. Es gibt eigene Filme dazu[3][4] und seit 1977 auch eigener Weltmeisterschaft[5].

Video


Schon mit Wellen ab etwa 50 cm Höhe und Geschwindigkeiten von um die 3 m/s kann man ganz gute Ritts von vielleicht 20 Metern Länge hin bekommen.



Am (bewachten) Badestrand der Nordseeinsel Wangerooge: viele Badende versuche sich im Bodysurfing. 10 bis 20 Meter weit kann man dabei ohne Weiteres kommen.

Die Aufnahmen wurden mit einer wasserfesten DJ Osmo Action 4 gemacht. Die Kamera hat sich gerade für Filme mit viel Geschwindigkeit, vor allem im Wasser und bei Nässe, gut bewährt.

Bodysurfing und der Impuls von Wellen


Echte Wasserwellen sind physikalisch äußerst kompliziert zu behandelnde Gebilde. Vieles ist noch unklar dazu, wie Wellen entstehen, wie sie Monsterwellen bilden können und wie sie sich gegenseitig beeinflussen können. Aus der Fülle der Fragen ist hier die Frage nach dem Impuls von Wellen herausgegriffen.

Impuls


Der Impuls mit der Formel m·v eines Körpers ist gefühlt so etwas wie die Wucht, die in ihm und seiner Bewegung steckt. Das kann man auch von der kinetischen Energie, der Bewegungsenergie mit der Formel ½·m·v² behaupten. In beiden Fällen ist m die Masse des Körpers, etwas in Kilogramm angeben. Und v ist seine Geschwindigkeit. In der Physik gibt man diese oft mit Metern pro Sekunde (m/s) an. Aber während die kinetische Energie nur proportional zur Masse ist, aber nicht zur Geschwindigkeit, ist der Impuls proportional zu beidem:

  • Wenn ein Körper bei gleicher Masse doppelt so schnell wird, dann hat er hinterher auch doppelt so viel Impuls wie vorher.
  • Wenn ein Körper bei gleicher Geschwindigkeit seine Masse verdoppelt (wie immer auch das gehen soll), dann hat er hinterher doppelt so viel Impuls wie vorher.

Mathematisch ist diese doppelte Proportionalität des Impulses in dem Term m·v für die Größe oder Menge des Impulses enthalten.

Surf-Impuls


Wenn man nun als Mann von 80 kg im etwa bauchtiefen Wasser steht und sich nicht bewegt, dann hat man mit m = 80 kg und v = 0 m/s einen Impuls von 80·0 Ns, also 0 oder keinen wirklichen Impuls. Dann kommt die Welle, man legt sich mit dem Körper leicht nach unten geneigt auf die steile Flanke und kurz darauf hat man 3 m/s Geschwindigkeit und damit einen Impuls von 80·3 Ns oder 240 Ns. Wenn man davon ausgeht, dass man sich nicht beim Starten aktiv in die Richtung der Bewegung vom Boden abgestoßen hat, dann kommt der gesamt Impuls von der Welle.

Wellenimpuls


Beim Bodysurfing überträgt also die Welle einen Teil ihres eigenen Impulses auf den Körper des Surfers. Und hier wird es interessant. Der Impuls gehört zu den sogenannten Erhaltungsgrößen: wenn irgendwo Impuls dazu kommt, muss woanders genauso viel Impuls weggegangen sein. Wenn man als Bodysurfer also 240 Ns Impuls aufnimmt, muss die Welle genau so viel Impuls verloren.

Wellenmasse


Jetzt wird es interessant. Man kann zum Beispiel fragen, welche Bedeutung der Term m·v für die Welle haben soll. Das v ist offensichtlich die Geschwindigkeit der Welle.[13] Aber was soll man sich unter der Masse m einer Welle vorstellen? Wie viele Kilogramm soll man einer bestimmten Welle zuordnen? Oder gilt der Term m·v für Wellen nicht? Falls nein, warum nicht? Woran soll man das erkennen?

Übertragungsmechanismus


Und auch der Mechanismus, mit dem die Welle den Impuls überträgt ist nicht ohne Weiteres offensichtlich. Die klassische Art der Übertragung von Impuls ist so etwas wie Schubsen, Stoßen, Stoßen, Schlagen, Ziehen, Drücken, Werfen oder derlei mehr. Wird man als Bodysurfer auf eine solche Art von der Welle in Bewegung gesetzt? Doch wohl eher nicht. Siehe dazu mehr im Artikel zum Wellenimpuls ↗

Praktische Tipps zum Bodysurfing


Sicherheit


  • Idealerweise an einem bewachten Badestrand[2]
  • Idealerweise mit einer Begleitperson[2]
  • Immer (mindestens) einen Arm nach vorne strecken, als Schutz[2]

ZITAT:

"Wenn die Wellen zum Fürchten aussehen, dann wahrscheinlich, weil sie es sind."[2]

  • Auf andere Badegäste oder Wassersportler achten[2]
  • Mach dich vertraut mit dem Untergrund.[2] Sind da zum Beispiel Steine oder Eisentangen?
  • Achte auf deine Kräfte, vermeide Erschöpfung[2], Wetsuits geben Auftrieb und halten die Wärme.

Technik


  • Für Anfänger: wo man noch stehen kann, damit kann man sich springend in die Welle katapultieren[2]
  • In den Curl der Welle springen, die steilste Stelle[2]
  • Körper möglichst steif halten[1]
  • Vor dem Start Luft holen, für mehr Auftrieb[2]
  • Flossen verwenden, für mehr Geschwindigkeit beim Start, speziell für höhere Wellen[1]

Quaestiones


  • 1) Kann man einer Wasserwelle sinnvoll eine Masse im Sinn des Termes m·v für den Impuls zuordnen?

Fußnoten


  • [1] Luca Brück: Bodysurfing: Ein umfassender Guide. Milchplus. Magazin für Surfer und Camper. DeGiN mbH. Stand 6. Januar 2025. Dort sind neben einem Abriss der Geschichte aus viele praktische Tipps zu finden. Online: https://milchplus.de/bodysurfing-umfassender-guide/
  • [2] Zum ersten Mal systematisch sei das Bodysurfen von Ron Drummond (1907 bis 1996) aus Kalifornien beschrieben worden. Drummond gab im Jahr 1931 ein kleines Pamphlet von 26 Seiten zum Surfen heraus. Darin ist auch das Bodysurfing beschrieben. Ron Drummond: The Art of Wave Riding. Cloister Press. 1931. Das Buch soll inzwischen Kult-Status erlangt haben und Preise von bis zu 4000 $ (US) erzielen. (Stand 2025). Darin gibt Drummond Tipps wie etwa: vorher Luft holen für mehr Auftrieb, Körper steif halten. Das Reiten erfolgt immer mit einer Bewegung "downward", also nach unten.
  • [3] Keith Malloy's: Come Hell or High Water - A Body Surfing Film. ASIN: B006M6F3JO.
  • [4] Rémi Blanc et Antoine Justes. Les Palmes & Le Couteau. Dokumentarfilm auf Französisch. 2016.
  • [5] Bei der Weltmeisterschaft an der Oceanside Pier in Kalifornien wird vor allem Stilistisches, ähnlich wie beim Eiskunftlauf oder Tanzen bewertet: "Contestants will be judged on how well they bodysurf during their heat. Judges will consider wave selection, quality of takeoff, position in the wave, style, length of the ride (face of the wave), maneuvers, and originality." In: Oceanside World Body Surfing Championships. Online: https://worldbodysurfing.org
  • [6] Zumindest für Wasserwellen ist die Geschwindigkeit recht einfach zu verstehen: es ist die Geschwindigkeit, mit der die Welle sich im Wasser fortpflanzt. Bei typischen Wellen am Badestrand sind Werte um die 3 m/s oder etwa darüber durchaus häufig. Siehe mehr unter Wellengeschwindigkeit ↗