Vis viva
Physik
Basiswissen
Als Vis viva oder auch lebendige Kraft bezeichnete man in der Physik die Energie in der Bewegung. Der Begriff wurde unter anderem verwendet von Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716)[1], der auch die formelmäßige Fassung mit mv² ähnlich dem heutigen Term für die kinetische Energie (½mv²) angab. Die Idee einer Vis viva hatte sich über fast zwei Jahrtausende aus der antiken Idee entwickelt, dass bei einer Bewegung dauernd etwas verbraucht werde, was letztlich zum Stillstand führt. Siehe zur Geschichte dieser Idee, bis hin zum Term mv² den Artikel Impetustheorie ↗
Fußnoten
- [1] Leibniz: Brevis demonstration erroris memorabilis Cartesii. Acta Eruditorum, 1686.
- [2] Der Physiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887 bis 1961) betrachtet die vis viva, andere sprechen hier von vis vitalis, als eine Besonderheit von Leben. "Ein Organismus erscheint deswegen so rätselhaft, weil er sich dem raschen Verfall in einen unbewegten »Gleichgewichtszustand« entzieht, und dieses Rätsel hat der Menschheit so viel zu schaffen gemacht, daß sie seit den frühesten Zeiten des philosophischen Denkens und teilweise auch heute noch behauptet, im Organismus sei eine unkörperliche, übernatürliche Kraft wirksam (vis viva, Entelechie). Wie entzieht sich der lebende Organismus dem Zerfall? Die Antwort lautet offenbar: Durch Essen, Trinken, Atmen und (im Falle der Pflanzen) durch Assimilation." Schrödinger fragt dann, was ausgetauscht wird. Er verwirft die Ideen, dass das Wesentliche des Austausches Stoffliches oder Energie seien. Worum es geht, so Schrödinger, ist die Entropie: "Das, wovon ein Organismus sich ernährt, ist negative Entropie. Oder, um es etwas weniger paradox auszudrücken, das Wesentliche am Stoffwechsel ist, daß es dem Organismus gelingt, sich von der Entropie zu befreien, die er, solange er lebt, erzeugen muß." In: Erwin Schrödinger: Was ist Leben?: Die lebende Zelle mit den Augen des Physikers betrachtet. R. Piper GmbH & Co. KG, München 1987. ISBN: 3-492-11134-3. Dort die Seite 102 und 103. Siehe auch vis vitalis ↗