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Verdunstung

Phasenumwandlung

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Basiswissen


Verdunsten nennt man den langsamen Übergäng einer Flüssigkeit in ein Gas, ohne dass dabei aber die Siedetemperatur erreicht wird.[1] Lässt man ein Glas Wasser an der offenen Luft stehen, so wird es nach einigen Tagen völlig verdunstet sein. Dabei verdunsten verschiedene Flüssigkeiten deutlich unterschiedlich schnell. Die Geschwindigkeit hängt auch von Faktoren wie der Temperatur[2] und der Öffnungsweite von Gefäßen ab.



Bildbeschreibung und Urheberrecht
Nasse Wassertropfen von der Rückseite dieses Schildes werden von der frühen morgendlichen Wintersonne beschienen und verdunsten. Sofort danach kondensiert das Wasser als Nebel aus und wird dadurch sichtbar.☛


Was ist die Siedetemperatur?


  • Die Temperatur, bei der eine Flüssigkeit immer in einen gasförmigen Zustand übergeht.
  • Die Siedetemperatur hängt vom Umgebungsdruck ab.
  • Bei hohem Luftdruck etwa kocht Wasser später, bei niedrigen früher.
  • Auf dem Mount Everest etwa siedet Wasser schon bei 70° C.

Beispiele


Tafeltrocknung


Es gibt einige einfache Versuche, bei denen man der Verdunstung sozusagen zusehen kann. Wenn man mit einem Tafelschwamm eine Schiefertafel abwischt sind die mit Wasser noch bedeckten Teile der Tafel deutlich dunkler als die schon trockenen Teile. Man kann dabei zusehen, wie innerhalb von Sekunden bis wenigen Minuten die dunklen Flächen verschwinden und die Tafel langsam an immer mehr Bereichen wieder hell wird. Der dünne Film aus Wasser auf der Tafeloberfläche verdunstet mit sichtbarer Geschwindigkeit.

Unterarm


Statt eine Tafel zu befeuchten, kann man aber auch mit der Hand Wasser über die eigene Haut streichen, etwa am Unterarm. Auch dort kann man dann beobachtet, wie das Wasser in wenigen Zehnersekunden oder Minuten vollständig verdunstet und die Haut danach wieder trocken ist.

Kontrollversuch


Um sicher zu sein, dass das Wasser nicht etwa in das Material selbst eindringt (was je nach Material auch möglich ist[4]), kann man die Verdunstungsversuch in Verbindung mit einer möglichst genauen Wägung durchführen. Wenn sich bei der scheinbaren Trocknung die Masse nicht verringert, ist das Wasser wahrscheinlich nicht verdunstet sondern vom Körper aufgesogen worden.

Verdunstungsrate


Wie schnell eine Flüssigkeit verdunstet hängt von verschiedenen Einflussfaktoren ab. Spiritus zum Beispiel verdunstet deutlich schneller als Wasser. Auch nimmt die Geschwindigkeit, mit der eine Flüssigkeit verdunstet, mit der Temperatur zu.[2] Erste Versuche deuten auch an, dass bei einer Verdunstung aus zylinderförmigen und oben offenen Gefäße der Gefäßdurchmesser eine wichtige Rolle spielen könnte.[3] Die Rate der Verdunstung, das heißt die Änderung über die Zeit, gibt man oft als Höhenverlust des Wassers in Millimetern pro Tag oder sonst einer bequemen Zeitspanne. Siehe mehr dazu unter Verdunstungsrate ↗

Verdunstungskühle


Befeuchtet man seine Haut etwas und bläst dann etwas darüber, fühlt sich die Haut sofort kühler an. Das Gefühl ist keine Täuschung: die Wasserteilchen auf der Haut sind alle unterschiedlich schnell. Die langsamen Teilchen bleiben als Flüssigkeit auf der Haut. Die schnellen Teilchen aber sind so schnell, dass sie die Haut verlassen können und als Gas in die Luft entweichen. Nach dem Teilchenmodell sind aber gerade die schnellen Teilchen für die Wärme eines Stoffes verantwortlich. Verlassen vorrangig die schnellen Teilchen einen Stoff oder ein Gemisch, dann wird es alleine dadurch kühler. Siehe auch Teilchenmodell ↗

Versuche


In verschiedenen Versuche wurde die Verdunstungsrate für verschiedene Flüssigkeiten abgeschätzt. Ziel der Versuche ist es, grobe Richtwerte für die Planung von anderen Versuchen zu bekommen: wie viele Millimeter Flüssigkeit gehen in etwa pro Tag verloren, wenn man diese oder jene Flüssigkeit unter bestimmten Bedingungen irgendwo stehen lässt. Die Abkürzung mm/d steht für Millimeter pro Tag (millimetres per day).


Fußnoten


  • [1] Als Verdunstung bezeichnet man einen "Prozeß, bei dem Wasser bei Temperaturen unter dem Siedepunkt vom flüssigen in den gasförmigen Zustand übergeht. Wassermoleküle lösen sich aus dem Molekülverband und entweichen durch die Flüssigkeitsoberfläche in die Atmosphäre." In: der Artikel "Verdunstungprozeß". Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 19. Oktober 2025. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/verdunstungsprozess/17474
  • [2] Zum Einfluss der Temperatur der Luft: "Die Zahl der austretenden Moleküle nimmt mit steigender Temperatur zu. Sie leisten dabei Arbeit gegen die Oberflächenspannung. Hierzu ist Energie erforderlich, die im natürlichen Wasserkreislauf hauptsächlich der Strahlung, aber auch der Körper- (Wasser-, Bodenwärme) und der Luftwärme entnommen wird." In: der Artikel "Verdunstungprozeß". Spektrum Lexikon der Physik. Abgerufen am 19. Oktober 2025. Online: https://www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaften/verdunstungsprozess/17474
  • [4] Ein normaler Ziegelstein hat in einem eigens durchgeführten Versuch innerhalb einer Woche über 80 Gramm Wasser aufgesogen. Das ist die Menge, die man aus einem kleinen Glas Tee trinken würde, also nicht gerade wenig. Siehe dazu Ziegelstein-Wässerungs-Versuch ↗