Strandversetzung
Küsten
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Basiswissen|
Strandversetzung infolge von Westwind|
Buhnen bilden Stufen im Strand|
Weltrekordschwimmen auf der Stelle|
Wandernde Inseln als Effekt|
Fußnoten
Basiswissen
Gibt es parallel entlang eines Strandes eine vorherrschende Wind- oder Strömunsrichtung, werden Sand oder anderes Lockermaterial vorwiegend in die entsprechende Richtung transportiert. Dadurch entstehen verschiedene Formen und Effekte. Das ist hier kurz am Beispiel der ostfriesischen Inseln vorgestellt.
Strandversetzung infolge von Westwind
An der deutschen Nordseeküste im Bereich vom Dollart im Westen bis zur deutschen Bucht im Osten wehen meist mehr oder minder starke Winde aus westlichen Richtungen. Diese Winde bewirken oft auch eine starke Wasserströmung an der Oberfläche, die von West nach Ost geht.
Buhnen bilden Stufen im Strand
Auf vielen der ostfriesischen Inseln gibt es sogenannte Buhnen am Strand. Die Buhnen sehen oft auf wie Stege oder Dämme, die senkrecht zur Küste, also mit 90° ins offene Meer hinausführen. Sie sollen unter anderem die Wasserströmung in Nähe der Küsten bremsen. Wandert der Sand infolge von Strandversetzung von West nach Ost und kommt er dann an eine Buhne, so lagert er sich vor der Buhne an. Dort ist der Strand höher. In Bewegungsrichtung jenseits der Buhne fällt der Strand dann stufenartig - oft so hoch wie ein Mensch lang ist - nach unten ab.
An einer Buhne, hier auf der Nordseeinsel Wangerooge, ist der Strand deutlich von links nach rechts versetzt. Die vorherrschende Meeresströmung zeigt in Blickrichtung.
Den Effekt kann man beim Wandern am Strand sehr gut selbst erkennen. Wo die Strömung auf die Buhne trifft, wird Sand abgelagert, in Strömungsrichtung dahinter nicht. Siehe auch Buhne ↗
Weltrekordschwimmen auf der Stelle
Nur an bewachten Badestränden probieren: wer bei starkem Wind parallel zum Ufer schwimmt, wird oft sehr schnell in Windrichtung abgetrieben. Der Autor dieser Zeilen hier ist in dern 2010er Jahren auf Juist einmal bei starkem Westwind im sehr flachen Wasser (brusthoch) schwimmen gegangen. Ist man mit dem Wind und damit auch mit der Wasserströmung geschwommen, ist man sehr schnell voran gekommen. Gegen die Strömung, gegen den Wind schwimmend hingegen gab es auch mit Kraul und voller Anstrengung kein vorankommen: absolut zum Strand bewegte man sich als Schwimmer rückwärts. Wird man von einer solchen Wasserbewegung von Strand Richtung offenes Meer getrieben, entsteht schnell eine lebensgefährliche Situation.
Wandernde Inseln als Effekt
Alle Ostfriesischen Inseln würden ohne eine starke Uferbefestigung mehr oder minder schnell von West nach Ost wandern: im Westen tragen Wind und Strömung Sand ab und lagern ihn im Osten wieder an. Um das zu verhindern müssen vor allem im Westteil der Inseln starke Deiche, oft mit Beton oder Asphalt bewehrt errichtet werden. Sehr ausgeprägt ist dieser Effekt zum Beispiel bei den Inseln Borkum, Norderney, Baltrum und Wangerooge: dort ist der Westen mit starken Deckwerken gesichert, während der Osten aus neu gebildetem Land besteht. Früher nahm man an, dass die Inseln so weite Strecken nach Osten wanderten[1], was neuere Untersuchungen aber eher anzweifeln[2].
Fußnoten
- [1] Dass es eine beständige Ostwanderung gibt, wird angenommen in: Pratje, O. Das Verhalten der Dünen beim Ostwärtswandern der ostfriesischen Inseln. Geol Rundsch 33, 8–15 (1942). Online: https://doi.org/10.1007/BF01805639
- [2] Ob es eine beständige West-Ost-Wanderung der ostfriesischen Inseln gibt, wird kritisch hinterfragt: "Die heutige Tiefe (im Durchschnitt 15 m) de Seegate zwischen den Inseln, die auch für die Vergangenheit angenommen werden kann, würde bei einer gleichmäßigen Verlagerung dazu geführt haben, daß das teilweise bis oberhalb NN - 8 m ansteigende Pleistozän abgetragen worden wäre. Das Vorhandensein dieser pleistozänen Erhöhungen zeigt, daß die Annahme einer stetig westostwärts gerichteten "Wanderung" der ostfriesischen Inseln nicht haltbar ist. Die Westenden der Inseln unterliegen dem Abbruch durch Brandung und Strömung. Zugeführt dagegen wird Sand aus dem Riffgürtel, einer Kette von Sandbänken, die sich jeweils von Ostende der westwärtigen bis zum Westende der ostwärtigen, durch das Seegat getrennten Inseln hinüberzieht." In: J. Kramer: Zur frage der Wanderung der ostfriesischen Inseln auf Grund neuerer geologischer Befunde. Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesellschaft Band 112 (1960), p. 515 - 532.