Sternzeit
Astronomie
Basiswissen
Als Sternzeit bezeichnet man eine Einteilung der Zeit, die sich nicht nach dem täglichen Gang der Sonne über den Himmel richtet, sondern nach den Fixsternen[1]. Die Sternzeit spielt im Alltagsleben keine Rolle, sie wird nur in Fachgebieten wie der Astronomie oder Geodäsie verwendet. Die grundlegende Zeiteinheit der Sternzeit ist der Sterntag ↗
Fußnoten
- [1] 1857: "Sternzeit, nennt man im Gegensatz zu der Sonnenzeit (s. d.) die durch den scheinbaren täglichen Umlauf der Fixsterne gemessene Zeit mit ihren Eintheilungen, und die Zeit, innerhalb der dieser Umlauf einmal geschieht, oder die Zeit zwischen 2 auf einander folgenden Durchgängen eines Fixsterns durch den Meridian (obern Culminationen) heißt ein Sterntag (vgl. Sonnenzeit und Tag). Der Sterntag beginnt mit der Culmination des Frühlingspunktes und wird in 24 Sternstunden, die Sternstunde in 60 Sternminuten etc. eingetheilt. Da die tägliche Axendrehung der Erde (welche den scheinbaren Umlauf der Fixsterne bedingt) sich stets genau gleich bleibt, so sind auch alle Sterntage einander gleich, was bei den Sonnentagen nicht der Fall ist. Der Sterntag ist ferner etwas kürzer als der Sonnentag, weil die Sonne in Folge ihres scheinbaren jährlichen Umlaufs jeden Sonnentag um etwas weiter nach Osten fortgerückt ist, und daher die Zeit zwischen 2 Sonnenculminationen etwas länger ausfallen muß als die Zeit zwischen 2 Culminationen eines Fixsterns, der stets an der gleichen Stelle bleibt. Dieser Unterschied zwischen Sterntag und mittlerem Sonnentag beträgt beinahe 4 Minuten. – Die Zeitbestimmung nach S. ist nur astronomisch, nicht aber für das bürgerliche Leben brauchbar." In: Herders Conversations-Lexikon. Freiburg im Breisgau 1857, Band 5, S. 331-332. Online: http://www.zeno.org/nid/20003527735
- [2] 1863: "Sternzeit, im Gegensatz der Sonnenzeit die Zeit, welche durch Beobachtung der täglichen Umdrehung des Fixsternhimmels bestimmt wird. Beobachtet man einen bestimmten Punkt des Himmels bei seiner obern Culmination u. mißt die Zeit, bis er an demselben Orte wieder culminirt, so hat man die Länge eines Sterntags, dessen, 1/24 eine Sternstunde genannt wird etc. Der Sterntag ist ungefähr 4 Minuten kürzer als der Sonnentag, weil die Sonne täglich etwa 1 Grad von West nach Ost fortschreitet, also später culminirt. Während eines Umlaufs der Sonne durch die Ekliptik rechnet man also einen Sterntag mehr als Sonnentage. Da alle astronomischen Ortsbestimmungen auf den Frühlingsnachtgleichenpunkt bezogen werden, so setzt man überall nach S. Mittag 12 Uhr, wenn dieser Punkt culminirt, u. nennt die Zwischenzeit zwischen zwei oberen Culminationen desselben einen Sterntag; also ist auch nicht einmal die Zeit zwischen zwei Culminationen desselben Fixsterns genau gleich einem Sterntag, weil der Frühlingspunkt selbst in einer wenn auch sehr langsamen Bewegung gegen West begriffen ist. Auch geht hieraus hervor, daß nicht ein siderisches, sondern ein tropisches Jahr gerade einen Sterntag mehr hat als Sonnentage. Wenn nun irgend ein Stern zu einer gewissen Zeit culminirt, so zeigt die Sternenuhr die Zeit an, welche seit der Culmination des Frühlingspunkts verstrichen ist. Verwandelt man diese Zeit in einen Kreisbogen, indem man 360° auf 24 Stunden rechnet, so hat man denjenigen Bogen des Äquators von Abend nach Morgen gerechnet, um welchen der culminirende Stern von dem Frühlingspunkte absteht, d.h. man hat dessen gerade Aufsteigung, s.d. a)." In: Pierer's Universal-Lexikon, Band 16. Altenburg 1863, S. 794. Online: http://www.zeno.org/nid/20011008563
- [3] 1909: "Sternzeit, die durch die scheinbare tägliche Bewegung der Fixsterne bestimmte Zeit; vgl. Sonnenzeit und Tag." In: Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 7. Online: http://www.zeno.org/nid/20007525753
- [4] 1910: "Sternzeit heißt der Stundenwinkel eines bestimmten, fest gedachten Punkts auf dem Himmelsäquator, des sogenannten Sternzeit- (Widder-) oder Frühlingspunkts, d.h. desjenigen der beiden Durchschnittspunkte des Aequators mit der Ekliptik, in dem die Sonne bei ihrem Uebergang von der südlichen nach der nördlichen Halbkugel, also zwischen dem 20. und 22. März steht; vgl. Koordinaten am Himmel und Zeitbestimmung." In: Lueger, Otto: Lexikon der gesamten Technik und ihrer Hilfswissenschaften, Bd. 8 Stuttgart, Leipzig 1910., S. 312. Online: http://www.zeno.org/nid/20006134688